Anfangs Oktober 1982 wurde Helmut Kohl durch ein konstruktives Misstrauensvotum zum Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Ich erinnere mich noch gut daran, wie sehr mich dieses Ereignis schockierte und ärgerte. Als leicht politisierter Schüler hasste ich Helmut Kohl noch mehr als andere Politiker.
Ich schrieb zu der Zeit ein »Gedicht« nach dem anderen, die meisten davon in einem Stil, der eindeutig von Charles Bukowski und anderen amerikanischen Autoren beeinflusst war. Die Texte waren schroff und großmäulig, handwerklich meist grottenschlecht und von großem Sendungseifer erfüllt.
Und so schrieb ich eben auch einen Text unter dem Titel »No future?«, den ich in diesem Blog zitiere. Wer ihn lesen mag, gucke in den Kommentaren nach ... Fast dreißig Jahre danach kann ich mich gut an die Zeit entsinnen und mir vorstellen, wie ich mich anno 1982 fühlte – die Textzeilen passen somit gut zu der damaligen Zeit.
Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
30 April 2010
29 April 2010
Fußball aus zweiter Hand
Dienstag abend, 27. April 2010: Wir sitzen auf dem Gutenbergplatz in Karlsruhe, trinken Wein, futtern Oliven und anderen Kleinkram, reden Unfug und freuen uns über das schöne Frühlingwetter. Auf den Gutenbergplatz, der angeblich guten Stube der Weststadt, lässt es sich um diese Jahreszeit wie auch im Sommer bombig aushalten.
Neben dran liegt das »Carrée«, eine Kneipe, in die ich eher selten gehe. Dort läuft der Fernseher, dort ist richtig voll. Immer wieder ertönen ein Stöhnen im Gleichklang oder ein gemeinsamer Jubel, so sind wir auf dem Laufenden.
»Die Bayern haben wieder ein Tor geschossen« oder »knapp daneben« konstatieren wir als Fußballexperten aus zweiter Hand. Und bekommen so ein Spiel mit – Bayern München gegen Lyon –, das offensichtlich sehr spannend ist, das wir aber aufgrund der Akustik nicht anzugucken brauchen.
Keine schlechte Taktik. Vielleicht kann ich mir so das öffentliche Gucken bei der diesjährigen Fußball-Weltmeisterschaft sparen.
Neben dran liegt das »Carrée«, eine Kneipe, in die ich eher selten gehe. Dort läuft der Fernseher, dort ist richtig voll. Immer wieder ertönen ein Stöhnen im Gleichklang oder ein gemeinsamer Jubel, so sind wir auf dem Laufenden.
»Die Bayern haben wieder ein Tor geschossen« oder »knapp daneben« konstatieren wir als Fußballexperten aus zweiter Hand. Und bekommen so ein Spiel mit – Bayern München gegen Lyon –, das offensichtlich sehr spannend ist, das wir aber aufgrund der Akustik nicht anzugucken brauchen.
Keine schlechte Taktik. Vielleicht kann ich mir so das öffentliche Gucken bei der diesjährigen Fußball-Weltmeisterschaft sparen.
28 April 2010
Kollege bespricht Roman
Ich habe ihn nicht dazu gezwungen, aber er veröffentlichte die Besprechung in seinen letzten Arbeitstagen in der Abteilung: Björn Berenz schrieb eine Rezension zu »Sardev - Der Schatten des Friedens«, und die wurde heute auf der PERRY RHODAN-Homepage veröffentlicht.
Er zieht interessante Vergleiche zu Western-Filmen, denen ich nicht widersprechen kann, und lobt sehr: Das Büchlein zeige »eindrucksvoll, dass ein guter Fantasy-Roman nicht zwingend umfangreich sein muss«.
Und, sehr schmeichelhaft: »Jeder Satz sitzt und ist dazu da, die Geschichte voranzutreiben. Auf unnötigen Schnickschnack in Form von ausschweifenden Beschreibungen, die nur dazu dienen, eine dünne Geschichte aufzublähen, wurde dankenswerterweise verzichtet.«
Er zieht interessante Vergleiche zu Western-Filmen, denen ich nicht widersprechen kann, und lobt sehr: Das Büchlein zeige »eindrucksvoll, dass ein guter Fantasy-Roman nicht zwingend umfangreich sein muss«.
Und, sehr schmeichelhaft: »Jeder Satz sitzt und ist dazu da, die Geschichte voranzutreiben. Auf unnötigen Schnickschnack in Form von ausschweifenden Beschreibungen, die nur dazu dienen, eine dünne Geschichte aufzublähen, wurde dankenswerterweise verzichtet.«
27 April 2010
Balls & Boobs reizen zum Stirnrunzeln
Was in den Köpfen mancher Leute vorgeht, muss ich nicht verstehen. Und warum sich eine Münchener Band, bestehend aus drei Männern und zwei Frauen, ausgerechnet Balls & Boobs nennt, muss ich auch nicht kommentieren. »Eier und Titten« ... na gut.
Musikalisch gibt es eine volle Breitseite aus Psychobilly-Sound, gemixt mit rotzigem Punk und vielen Rock-Klischees; das ist klasse gemacht, geht gut ins Ohr und auch in die Beine. Da kann man nicht meckern.
Inhaltlich surft die Band im Horror-Meer, singt über Geisterhäuser und Leichen, die im Kerzenlicht tanzen, oder bringt gleich Rock-Klischees wie »Burning Wheels«. Ich weiß, das gehört dazu, aber ich finde es dennoch albern.
So fahre ich mit der CD durch die Gegend, die Musik bollert aus den Lautsprechern, und solange ich keine Sekunde über den Inhalt nachdenkt, finde ich alles ziemlich klasse. Nachdenken führt zum Stirnrunzeln, also sollte ich es lassen. Seltsam ...
Musikalisch gibt es eine volle Breitseite aus Psychobilly-Sound, gemixt mit rotzigem Punk und vielen Rock-Klischees; das ist klasse gemacht, geht gut ins Ohr und auch in die Beine. Da kann man nicht meckern.
Inhaltlich surft die Band im Horror-Meer, singt über Geisterhäuser und Leichen, die im Kerzenlicht tanzen, oder bringt gleich Rock-Klischees wie »Burning Wheels«. Ich weiß, das gehört dazu, aber ich finde es dennoch albern.
So fahre ich mit der CD durch die Gegend, die Musik bollert aus den Lautsprechern, und solange ich keine Sekunde über den Inhalt nachdenkt, finde ich alles ziemlich klasse. Nachdenken führt zum Stirnrunzeln, also sollte ich es lassen. Seltsam ...
Im Club-Fanzine
Ich bin seit gefühlten tausend Jahren Mitglied in diversen Vereinen, die sich im weitesten Sinne mit Science Fiction und Fantasy beschäftigen. Dazu zählt auch der ATLAN-Club Deutschland, der das Fanzine »Intravenös« herausgibt.
In der aktuellen Ausgabe 192 bin ich mit drei Texten vertreten, von denen zwei im Prinzip nichts anderes sind als Artikelfassungen meines ENPUNKT-Blogs: In »Zwischen Fujairah und Dubai« geht es um den Urlaub im Herbst 2009, in »Die Leipziger Buchmesse« behandle ich die Messe im Frühjahr 2010. Dazu kommt die sehr kurze Kurzgeschichte »Mein Freund, der Pashtune«, die auf einer Straße durch die arabische Wüste spielt.
Warum ich für Fanzines solche Beiträge verfasse, obwohl diese Fanzines eine so kleine Auflage haben und dafür kein Geld bekomme? Solche Fragen bekomme ich immer wieder gestellt.
Die Antwort ist einfach: Wo bitte sonst könnte ich solche Texte publizieren? Und den einen oder die andere im ATLAN-Club interessieren schließlich auch solche »Randthemen«.
In der aktuellen Ausgabe 192 bin ich mit drei Texten vertreten, von denen zwei im Prinzip nichts anderes sind als Artikelfassungen meines ENPUNKT-Blogs: In »Zwischen Fujairah und Dubai« geht es um den Urlaub im Herbst 2009, in »Die Leipziger Buchmesse« behandle ich die Messe im Frühjahr 2010. Dazu kommt die sehr kurze Kurzgeschichte »Mein Freund, der Pashtune«, die auf einer Straße durch die arabische Wüste spielt.
Warum ich für Fanzines solche Beiträge verfasse, obwohl diese Fanzines eine so kleine Auflage haben und dafür kein Geld bekomme? Solche Fragen bekomme ich immer wieder gestellt.
Die Antwort ist einfach: Wo bitte sonst könnte ich solche Texte publizieren? Und den einen oder die andere im ATLAN-Club interessieren schließlich auch solche »Randthemen«.
26 April 2010
Improvisiert ins Studio
Mit der ENPUNKT-Radiosendung ist es eigentlich ganz einfach: Im Verlauf der Woche bereite ich mein Programm vor, und am Sonntag abend sammle ich die Platten ein, bevor ich ins Studio radle. Aus Gründen, die hier nichts zur Sache tun, kam ich am Sonntag, 26. April, auf einmal in fürchterlichen Zeitdruck.
Und bevor es komplett hektisch wurde, packte ich einfach eine Ladung an Sampler-CDs zusammen und fuhr mit diesem im Gepäck los. Die Firmen Rookie Records (schöne Sampler-CD), OX und Plastic Bomb haben mich da auf einen Schlag gerettet ...
Die Sendung wurde trotzdem ganz gut, denke ich. Das lag sicher an der abwechslungsreichen Musik: Aus deutschen Landen gab's klassischen Funpunk von Walter Elf, neuen Rotzepunk von Steakknife, schlauen Deutschpunk von Bitume oder Irokesen-Punkrock von Daisy Chain und Scattergun.
Aus der britischen Klassiker-Kiste zauberte ich A.B.H. und The Insane, und aus Amerika bollerte ich den Hörerinnen und Hörern Sachen von Anti-Flag und US-Bombs, von Inquisition und The Unseen um die Ohren. Und zum Schluss gab's noch Geträller von Deadline.
Ein sehr punkrockiges Programm also, metal- und emo-frei, praktisch ohne Hardcore oder Ska, dafür aber mit viel Melodie und Schmackes. Wenn ich es mir recht überlege, war's eigentlich optimal für das warme Wetter. Da störte es mich auch kaum, dass es im Kühlschrank kein Bier gab ...
Und bevor es komplett hektisch wurde, packte ich einfach eine Ladung an Sampler-CDs zusammen und fuhr mit diesem im Gepäck los. Die Firmen Rookie Records (schöne Sampler-CD), OX und Plastic Bomb haben mich da auf einen Schlag gerettet ...
Die Sendung wurde trotzdem ganz gut, denke ich. Das lag sicher an der abwechslungsreichen Musik: Aus deutschen Landen gab's klassischen Funpunk von Walter Elf, neuen Rotzepunk von Steakknife, schlauen Deutschpunk von Bitume oder Irokesen-Punkrock von Daisy Chain und Scattergun.
Aus der britischen Klassiker-Kiste zauberte ich A.B.H. und The Insane, und aus Amerika bollerte ich den Hörerinnen und Hörern Sachen von Anti-Flag und US-Bombs, von Inquisition und The Unseen um die Ohren. Und zum Schluss gab's noch Geträller von Deadline.
Ein sehr punkrockiges Programm also, metal- und emo-frei, praktisch ohne Hardcore oder Ska, dafür aber mit viel Melodie und Schmackes. Wenn ich es mir recht überlege, war's eigentlich optimal für das warme Wetter. Da störte es mich auch kaum, dass es im Kühlschrank kein Bier gab ...
25 April 2010
Kein Spannungs-Western
Es gilt ja als ein bisschen uncool, Western-Romane und Western-Filme gut zu finden. Da es mir aber recht egal ist, ob ich cool bin, gebe ich offen zu, dass »Spiel mir das Lied vom Tod« einer meiner Lieblingsfilme ist und dass ich »Die Söhne der Großen Bärin« mehrmals gelesen habe. So. Wer durch Winnetou und Old Shatterhand sozialisiert wurde, darf auch mit über vierzig Jahren noch auf den Wilden Westen stehen.
Deshalb schnappte ich mir den Roman »Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford«, als mir dieser preisgünstig in die Finger fiel. Verantwortlich für den Roman ist der amerikanische Autor Ron Hansen; das Ding erschien im Original bereits 1983, kam 1996 beim deutschen S. Fischer Verlag als Hardcover raus und wurde vor einigen Jahren verramscht. Dass der Roman mit Brad Pitt in der Hauptrolle verfilmt wurde, ging an mir vorüber – der Streifen war wohl auch ein Flop.
Kein Wunder, denn schon die literarische Vorlage liest sich recht zäh. Ron Hansen wollte nämlich keinen Western schreiben und schielte deshalb nicht auf das Wildwest-Publikum. Er versuchte, die Ermordung des Westernhelden Jesse James durch seinen jungen Gefolgsmann Bob Ford, als historisches Ereignis darzustellen.
Ich mochte den Roman dennoch. Hansen führt haufenweise Personal auf, nennt wirklich jeden Banditen, der in den Jahren 1865 bis 1882 in der James-Bande mitmischte, und erwähnt buchstäblich jeden Überfall. Zwischen all den sauber recherchierten Fakten gibt es Szenen, in denen sich der Bandit in seinem bürgerlichen Leben bewegt und immer schneller auf seinen Untergang zusteuert. Das ist nicht unbedingt spannend, liest sich aber unterhaltsam und interessant.
Auffallend ist, wie sehr sich der Westen in Hansens Roman von klassischen Filmen und Büchern unterscheidet. Die Polizei und die Pinkerton-Detektive erscheinen ordentlich, sie tragen Uniformen; die Städte sind meist geordnete Gemeinwesen, und dank der Eisenbahn lassen sich auch weite Entfernungen rasch zurücklegen. 1882 scheint der sogenannte Wilde Westen nicht halb so wild gewesen zu sein, wie man es ansonsten glaubt ...
Kein Knaller-Roman, wirklich nicht. Aber ein gutes Buch – zumindest für Leute, die sich fürs Thema interessieren und Spaß an einer romanhaften Umsetzung eines historischen Stoffes haben.
Deshalb schnappte ich mir den Roman »Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford«, als mir dieser preisgünstig in die Finger fiel. Verantwortlich für den Roman ist der amerikanische Autor Ron Hansen; das Ding erschien im Original bereits 1983, kam 1996 beim deutschen S. Fischer Verlag als Hardcover raus und wurde vor einigen Jahren verramscht. Dass der Roman mit Brad Pitt in der Hauptrolle verfilmt wurde, ging an mir vorüber – der Streifen war wohl auch ein Flop.
Kein Wunder, denn schon die literarische Vorlage liest sich recht zäh. Ron Hansen wollte nämlich keinen Western schreiben und schielte deshalb nicht auf das Wildwest-Publikum. Er versuchte, die Ermordung des Westernhelden Jesse James durch seinen jungen Gefolgsmann Bob Ford, als historisches Ereignis darzustellen.
Ich mochte den Roman dennoch. Hansen führt haufenweise Personal auf, nennt wirklich jeden Banditen, der in den Jahren 1865 bis 1882 in der James-Bande mitmischte, und erwähnt buchstäblich jeden Überfall. Zwischen all den sauber recherchierten Fakten gibt es Szenen, in denen sich der Bandit in seinem bürgerlichen Leben bewegt und immer schneller auf seinen Untergang zusteuert. Das ist nicht unbedingt spannend, liest sich aber unterhaltsam und interessant.
Auffallend ist, wie sehr sich der Westen in Hansens Roman von klassischen Filmen und Büchern unterscheidet. Die Polizei und die Pinkerton-Detektive erscheinen ordentlich, sie tragen Uniformen; die Städte sind meist geordnete Gemeinwesen, und dank der Eisenbahn lassen sich auch weite Entfernungen rasch zurücklegen. 1882 scheint der sogenannte Wilde Westen nicht halb so wild gewesen zu sein, wie man es ansonsten glaubt ...
Kein Knaller-Roman, wirklich nicht. Aber ein gutes Buch – zumindest für Leute, die sich fürs Thema interessieren und Spaß an einer romanhaften Umsetzung eines historischen Stoffes haben.
23 April 2010
Dadaismus von 1984
Gegen Ende meiner Schulzeit entdeckte ich die Dadaisten für mich. Völlig verblüfft las ich über Autoren und Bildende Künstler, die ausgerechnet in der Zeit des Ersten Weltkriegs eine Kunst entwickelten, die häufig nichts anderes war als blühender Blödsinn.
Ich war völlig begeistert. Und selbstverständlich versuchte ich, Dadaismus ebenso nachzuahmen und mir anzueignen, wie ich zu der Zeit alles andere ausprobierte. Und so schrieb ich am 17. August 1984 das Gedicht »Neue Paras«, das nie veröffentlicht wurde und das ich erst im April 2010 wieder in der Hand hielt.
Bei vielen Sätzen kann ich mich nicht mehr erinnern, was sie sollen oder bedeuten. Das »komplette Eruieren« ist eine Anspielung auf das klugscheißerische Reden mancher Mitschüler, und »siech« statt »sich« zu sagen, war damals ein eher schlichter Witz einiger Freunde und mir.
Alles in allem ein kryptischer Text, bei dem ich mir sicher bin, dass es zwar sehr schwachsinnig klingt, ich mir damals aber sehr wohl etwas dabei gedacht habe – und wenn's nur mein Versuch war, mich über anspruchsvolle Lyrik lustig zu machen. (Wer sich auf das Ding einlassen möge, muss im Kommentar nachgucken ...)
Ich war völlig begeistert. Und selbstverständlich versuchte ich, Dadaismus ebenso nachzuahmen und mir anzueignen, wie ich zu der Zeit alles andere ausprobierte. Und so schrieb ich am 17. August 1984 das Gedicht »Neue Paras«, das nie veröffentlicht wurde und das ich erst im April 2010 wieder in der Hand hielt.
Bei vielen Sätzen kann ich mich nicht mehr erinnern, was sie sollen oder bedeuten. Das »komplette Eruieren« ist eine Anspielung auf das klugscheißerische Reden mancher Mitschüler, und »siech« statt »sich« zu sagen, war damals ein eher schlichter Witz einiger Freunde und mir.
Alles in allem ein kryptischer Text, bei dem ich mir sicher bin, dass es zwar sehr schwachsinnig klingt, ich mir damals aber sehr wohl etwas dabei gedacht habe – und wenn's nur mein Versuch war, mich über anspruchsvolle Lyrik lustig zu machen. (Wer sich auf das Ding einlassen möge, muss im Kommentar nachgucken ...)
22 April 2010
Zehn mal Zen im Zug
Dienstreise mit einem Kollegen; der Mann ist ebenfalls Abteilungsleiter. Der Name tut ebenso wenig etwas zur Sache wie das Ziel. Wir waren insgesamt elf Stunden unterwegs, fünfeinhalb hin und fünfeinhalb zurück – ohne die Umsteigepausen und den Aufenthalt.
Ich hatte einiges zum Lesen dabei: zwei aktuelle Roman-Manuskripte, ein Arbeitspapier, Exposés, Fachzeitschriften und die Tageszeitung. Er hatte nichts dabei: nichts zu lesen, keinen Laptop, keinen Notizblock. Das fand ich stark.
Wir saßen uns gegenüber, und ich las. Er schaute zum Fenster hinaus und betrachtete die Landschaft. Zu reden gab es nicht viel; wir haben außer der Arbeit kein gemeinsames Thema, und ich finde ihn langweilig.
Irgendwann fragte ich ihn, ob er meine Zeitung haben wollte. Er nickte, ich reichte sie ihm, und er blätterte sie fünf Minuten lang durch. Dann schaute er wieder zum Fenster hinaus.
Er schaute auf der Hinfahrt wie auf der Rückfahrt zum Fenster hinaus, ohne auch nur ein Zeichen von Langeweile zu zeigen. Er schien völlig entspannt, und er machte nicht den Eindruck, als hätte er ein Büro, in dem sich die Arbeit in der Abwesenheit langsam stapele. Er schaute ruhig und gelassen zum Fenster hinaus, alles in allem zehn Stunden lang.
Ich war beeindruckt. So viel Gelassenheit hätte ich auch gern, dachte ich. Und überlegte, ob ich Zen-Kurse oder so etwas nehmen sollte ...
Ich hatte einiges zum Lesen dabei: zwei aktuelle Roman-Manuskripte, ein Arbeitspapier, Exposés, Fachzeitschriften und die Tageszeitung. Er hatte nichts dabei: nichts zu lesen, keinen Laptop, keinen Notizblock. Das fand ich stark.
Wir saßen uns gegenüber, und ich las. Er schaute zum Fenster hinaus und betrachtete die Landschaft. Zu reden gab es nicht viel; wir haben außer der Arbeit kein gemeinsames Thema, und ich finde ihn langweilig.
Irgendwann fragte ich ihn, ob er meine Zeitung haben wollte. Er nickte, ich reichte sie ihm, und er blätterte sie fünf Minuten lang durch. Dann schaute er wieder zum Fenster hinaus.
Er schaute auf der Hinfahrt wie auf der Rückfahrt zum Fenster hinaus, ohne auch nur ein Zeichen von Langeweile zu zeigen. Er schien völlig entspannt, und er machte nicht den Eindruck, als hätte er ein Büro, in dem sich die Arbeit in der Abwesenheit langsam stapele. Er schaute ruhig und gelassen zum Fenster hinaus, alles in allem zehn Stunden lang.
Ich war beeindruckt. So viel Gelassenheit hätte ich auch gern, dachte ich. Und überlegte, ob ich Zen-Kurse oder so etwas nehmen sollte ...
Samiam rockt auch nach Jahren
Wenn meine Erinnerung nicht trügt, habe ich Samiam zweimal gesehen: einmal im kleinen Jugendzentrum in der Schwarzwaldstadt Nagold und einmal in Köln, vor einem euphorischen Publikum, das die Band abfeierte. Samiam gelten als eine der Vorreiter der heutigen Emocore- oder Emopunk-Welle, was insofern Unfug ist, weil sie das anno 1988 garantiert nicht im Sinn hatten: Die aus der Gegend von San Francisco stammenden Burschen wollten melodischen Punkrock spielen, und gut war.
Ich will jetzt nicht auf das Auf und Ab in der langen Geschichte der Band eingehen. 2006 kam auf jeden Fall die Platte »Whatever's Got You Down« raus, auf der sich gerade mal elf Stücke finden – die aber sind länger als der normale Punkrock-Kracher. Aber es ist eindeutig Punkrock, kein Emo-Gejammer und weit entfernt von modischen Tönen.
Die modischen Töne spielen längst die Bands, die früher mal bei Samiam gelernt haben und heute richtig viel Geld verdienen. Dabei zeigt gerade die 2006 erschienene Platte, was die Band drauf hat: Jedes Stück ist eine kleine Hymne, schwungvoll und flott und mit Herzschmerz gesungen, mit gut klingenden Gitarren und einer spielerischen Wucht, bei der ich automatisch anfange, mich zu bewegen.
Pogo-Kracher sind das nicht, das wollte die Band 2006 sicher auch nicht mehr spielen, aber es ist intelligenter Punkrock, den man jederzeit hören kann. So was liebe ich einfach, und so was kann ich mir 2010 immer wieder anhören.
Ich will jetzt nicht auf das Auf und Ab in der langen Geschichte der Band eingehen. 2006 kam auf jeden Fall die Platte »Whatever's Got You Down« raus, auf der sich gerade mal elf Stücke finden – die aber sind länger als der normale Punkrock-Kracher. Aber es ist eindeutig Punkrock, kein Emo-Gejammer und weit entfernt von modischen Tönen.
Die modischen Töne spielen längst die Bands, die früher mal bei Samiam gelernt haben und heute richtig viel Geld verdienen. Dabei zeigt gerade die 2006 erschienene Platte, was die Band drauf hat: Jedes Stück ist eine kleine Hymne, schwungvoll und flott und mit Herzschmerz gesungen, mit gut klingenden Gitarren und einer spielerischen Wucht, bei der ich automatisch anfange, mich zu bewegen.
Pogo-Kracher sind das nicht, das wollte die Band 2006 sicher auch nicht mehr spielen, aber es ist intelligenter Punkrock, den man jederzeit hören kann. So was liebe ich einfach, und so was kann ich mir 2010 immer wieder anhören.
21 April 2010
Camp der Schreiberlinge
Die Autorenkollegen Frank Borsch und Michael Marcus Thurner heckten gemeinsam eine Idee aus, auf die ich kurz verweisen möchte: Vom 10. bis zum 17. Oktober 2010 wollen sie ein sogenanntes Schreibcamp starten, in dem ein Dutzend Autorinnen und Autoren für eine Woche in einem Hotel zusammen arbeiten und schreiben soll.
Klingt vielleicht überzogen, ist aber meiner Ansicht nach ein kluger Ansatz. Ich zitiere aus der Information: »Schreiben ist Handwerk. Schreiben ist Leidenschaft. Schreiben ist Leben.«
Wer sich auf das Abenteuer der Schriftstellerei einlässt, hat ein Hobby oder einen Beruf gewählt, der vielseitig und faszinierend ist. Der Nachteil ist, dass man so oft so lang allein am Computer sitzt. Und genau da setzt die Schreibcamp-Idee an.
»Stell dir vor, du gehst deine Wege nicht länger alleine« heißt es im Text. »Stell dir einen Ort vor, an dem du Gleichgesinnte triffst, Gemeinschaft findest.« Thurner und Borsch werden als Dozenten wirken, andere Dozenten als Lektorat oder Agentur zu ihnen stoßen.
Als Ort haben sich die beiden Hinterzarten ausgesucht, einen schönen Ort im Südschwarzwald; der Erholungswert soll ja ebenfalls stimmen. Der Ansatz ist auch von dieser Seite her richtig: Schreiben kann man nicht stur lernen, einen Funken Talent braucht der Autor. Unter Anleitung kann man aber sein Talent verbessern, und da ist es hilfreich, wenn auch die Umgebung stimmt.
Ich kann beiden Kollegen nur die Daumen drücken, dass aus dem Schreibcamp etwas wird. Die Idee ist es wert.
Klingt vielleicht überzogen, ist aber meiner Ansicht nach ein kluger Ansatz. Ich zitiere aus der Information: »Schreiben ist Handwerk. Schreiben ist Leidenschaft. Schreiben ist Leben.«
Wer sich auf das Abenteuer der Schriftstellerei einlässt, hat ein Hobby oder einen Beruf gewählt, der vielseitig und faszinierend ist. Der Nachteil ist, dass man so oft so lang allein am Computer sitzt. Und genau da setzt die Schreibcamp-Idee an.
»Stell dir vor, du gehst deine Wege nicht länger alleine« heißt es im Text. »Stell dir einen Ort vor, an dem du Gleichgesinnte triffst, Gemeinschaft findest.« Thurner und Borsch werden als Dozenten wirken, andere Dozenten als Lektorat oder Agentur zu ihnen stoßen.
Als Ort haben sich die beiden Hinterzarten ausgesucht, einen schönen Ort im Südschwarzwald; der Erholungswert soll ja ebenfalls stimmen. Der Ansatz ist auch von dieser Seite her richtig: Schreiben kann man nicht stur lernen, einen Funken Talent braucht der Autor. Unter Anleitung kann man aber sein Talent verbessern, und da ist es hilfreich, wenn auch die Umgebung stimmt.
Ich kann beiden Kollegen nur die Daumen drücken, dass aus dem Schreibcamp etwas wird. Die Idee ist es wert.
20 April 2010
Auf der Palme
Erinnerung an den Dubai-Trip im November 2009
Jahrelang wurde man buchstäblich mit Meldungen zu Dubai bombardiert. Die Scheichs würden die Wüste in einen Garten Eden verwandeln, sie würden schöne Inseln aufschütten, die wunderbar seien, und sie würden die größten Türme der Welt bauen. Die schicke neue Welt des Kapitalismus am Persischen Golf.
Dass die ganze Herrlichkeit in Dubai ganz schön aufgebläht ist, konnte man sich im voraus schon denken: Irgendjemand muss in diesen Türmen ja schließlich auch leben und arbeiten - wenn die Dinger allein stehen, bringen sie eher wenig. Trotzdem hielten die Jubelmeldungen recht lange an.
Im November 2009 kam ich selbst auf die Palmeninsel. Zwar sind dreik dieser Gebilde geplant, aber fertig geworden ist bis dato nur die Palm Jumeirah, eine künstlich aufgeschüttete Insel, die aus der Luft wie eine gigantische Palmenkrone aussieht. Ein bombastischer Anblick.
Fährt man mit dem Auto auf die künstliche Insel, relativiert sich der Eindruck. Rechts und links der breiten Hauptstraße, die in piekfeinem Zustand ist, erheben sich wuchtige Gebäude, die teilweise unbewohnt wirken. Die schmalen Privatstrände entlang der Häuser fand ich nicht so ansprechend.
Und was besonders auffallend war: Sah man von einigen Arbeitern und Gärtnern ab sowie von den Autos auf der Straße, war kein Mensch unterwegs. Die Insel lag still und tot in grellem Sonnenlicht. Einige bonzig wirkende Hotels durchbrachen die Skyline der modernen Wohnblocks; normale Kneipen oder Restaurants existierten natürlich keine.
Mag ja sein, dass da viele Millionäre wohnen möchten, dachte ich irgendwann. Aber viel Spaß werden die hier nicht haben. Und mittlerweile ist eben ein großer Teil des Spaßes auch wirklich vorbei, weil schlicht und ergreifend das Geld fehlt.
Jahrelang wurde man buchstäblich mit Meldungen zu Dubai bombardiert. Die Scheichs würden die Wüste in einen Garten Eden verwandeln, sie würden schöne Inseln aufschütten, die wunderbar seien, und sie würden die größten Türme der Welt bauen. Die schicke neue Welt des Kapitalismus am Persischen Golf.
Dass die ganze Herrlichkeit in Dubai ganz schön aufgebläht ist, konnte man sich im voraus schon denken: Irgendjemand muss in diesen Türmen ja schließlich auch leben und arbeiten - wenn die Dinger allein stehen, bringen sie eher wenig. Trotzdem hielten die Jubelmeldungen recht lange an.
Im November 2009 kam ich selbst auf die Palmeninsel. Zwar sind dreik dieser Gebilde geplant, aber fertig geworden ist bis dato nur die Palm Jumeirah, eine künstlich aufgeschüttete Insel, die aus der Luft wie eine gigantische Palmenkrone aussieht. Ein bombastischer Anblick.
Fährt man mit dem Auto auf die künstliche Insel, relativiert sich der Eindruck. Rechts und links der breiten Hauptstraße, die in piekfeinem Zustand ist, erheben sich wuchtige Gebäude, die teilweise unbewohnt wirken. Die schmalen Privatstrände entlang der Häuser fand ich nicht so ansprechend.
Und was besonders auffallend war: Sah man von einigen Arbeitern und Gärtnern ab sowie von den Autos auf der Straße, war kein Mensch unterwegs. Die Insel lag still und tot in grellem Sonnenlicht. Einige bonzig wirkende Hotels durchbrachen die Skyline der modernen Wohnblocks; normale Kneipen oder Restaurants existierten natürlich keine.
Mag ja sein, dass da viele Millionäre wohnen möchten, dachte ich irgendwann. Aber viel Spaß werden die hier nicht haben. Und mittlerweile ist eben ein großer Teil des Spaßes auch wirklich vorbei, weil schlicht und ergreifend das Geld fehlt.
19 April 2010
Eine Träne im Auge
Am Sonntag abend, 18. April 2010, war die »Alte Hackerei« richtig gut gefüllt. Kein Wunder, es war wieder mal eine Band aus alten Tagen zu Gast, auf die sich viele Besucher zu Recht schon lange freuten. (Und da ich mit dem Rad da war, konnte ich ausnahmsweise mal wieder dem Bier zusprechen und musste mich nicht zu sehr benehmen.)
Zuerst spielten Norton aus Zürich, lauter alte Bekannte, die teilweise seit über zwanzig Jahren auf den Punkrock-Bühnen dieser Welt unterwegs sind: rockiger, intensiv klingender Punkrock, der nix mit heutigem Emo-Punk zu tun hat, aber auf eine sehr schöne Weise emotional klingt. Eigentlich geht Norton gut in die Füße, die Stimmung war aber verhalten und zurückhaltend.
Bei Leatherface stieg die Stimmung natürlich. Trotz des seltsamen Aussehens des Sängers, der mit Halbglatze, grauen Haaren und Vollbart echt wie ein alter Mann aussah. Tolle Melodien, ein großartiger Gesang und ein sympathisches Auftreten ließen das aber rasch vergessen.
Hinterher sagte jemand, er hätte »Gänsehaus-Feeling« verspürt, und das war komplett richtig. Ich hatte zeitweise das Gefühl, eine Träne im Augenwinkeln zerquetschen zu müssen, und wäre am liebsten am Rand der Bühne niedergekniet.
Ein ganz großes Konzert – diese Band ist auch nach all den Jahren noch richtig stark!
Zuerst spielten Norton aus Zürich, lauter alte Bekannte, die teilweise seit über zwanzig Jahren auf den Punkrock-Bühnen dieser Welt unterwegs sind: rockiger, intensiv klingender Punkrock, der nix mit heutigem Emo-Punk zu tun hat, aber auf eine sehr schöne Weise emotional klingt. Eigentlich geht Norton gut in die Füße, die Stimmung war aber verhalten und zurückhaltend.
Bei Leatherface stieg die Stimmung natürlich. Trotz des seltsamen Aussehens des Sängers, der mit Halbglatze, grauen Haaren und Vollbart echt wie ein alter Mann aussah. Tolle Melodien, ein großartiger Gesang und ein sympathisches Auftreten ließen das aber rasch vergessen.
Hinterher sagte jemand, er hätte »Gänsehaus-Feeling« verspürt, und das war komplett richtig. Ich hatte zeitweise das Gefühl, eine Träne im Augenwinkeln zerquetschen zu müssen, und wäre am liebsten am Rand der Bühne niedergekniet.
Ein ganz großes Konzert – diese Band ist auch nach all den Jahren noch richtig stark!
18 April 2010
Der Druck der belgischen Faust
Mit vielen alten Punk-Bands ist es so eine Sache: Die hatten in den späten 70er oder frühen 80er Jahren einen einzigen Szene-Hit, und mit dem gehen sie dann mal wieder auf Tour, um ein wenig Geld zu verdienen. Bei The Kids aus Belgien scheint das nicht so zu sein: Die hatten einige Szene-Hits, und als ich sie vor über zehn Jahren schon mal sah, merkte man ihnen an, dass sie immer noch genügend Spaß an der Sache hatten.
Das zeigte sich auch am Samstag, 17. April 2010, im »Schlesinger« in Stuttgart. Als Vorgruppe im angenehm gefüllten Club spielten Supermug, ein Trio aus dem Großraum Stuttgart, die schwer nach Kalifornien klangen, ohne dass ich das negativ meine.
Mit viel Spielfreude bolzten die drei Herren – herausragend: der grinsende Skinhead an der Schießbude – ihre Stücke ins Publikum. Sie mussten sich beeilen, weil die Kids zeitig auf die Bühne wollten, und fürchteten »den Druck der belgischen Faust im Nacken«. Das schadete nicht, die Stücke kamen alle druckvoll und mit viel Energie. Klasse, die Band sollte ich mir merken.
Danach die alten Säcke aus Belgien, denen man rein optisch schon anmerkte, dass sie stramm auf die fünfzig zumarschieren. Das hielt sie nicht davon ab, das zu spielen, was sie schon 1977 konnten: stampfenden, herrlich einfachen Punkrock mit hämmernden Gitarren und viel Druck, mal langsamer, wie man es anno dunnemals gern hatte, dann aber auch wieder rasant – von Altersschwachsinn keine Spur.
Wer Stücke wie »Do You Love The Nazis« im festen Repertoire hat und »12XU« von den göttlichen Wire ausgiebig covert, der darf auch in der zweiten Zugabe zu langweiligen Klassikern wie dem »Blitzkrieg Bop« greifen. The Kids waren spitze, ich hüpfte ein wenig und war hinterher gut verschwitzt; im Publikum spritzte das Bier und flogen die Jungs und Mädels durch die Luft – alles ziemlich klasse. Die dürfen gern in zehn Jahren wiederkommen!
Das zeigte sich auch am Samstag, 17. April 2010, im »Schlesinger« in Stuttgart. Als Vorgruppe im angenehm gefüllten Club spielten Supermug, ein Trio aus dem Großraum Stuttgart, die schwer nach Kalifornien klangen, ohne dass ich das negativ meine.
Mit viel Spielfreude bolzten die drei Herren – herausragend: der grinsende Skinhead an der Schießbude – ihre Stücke ins Publikum. Sie mussten sich beeilen, weil die Kids zeitig auf die Bühne wollten, und fürchteten »den Druck der belgischen Faust im Nacken«. Das schadete nicht, die Stücke kamen alle druckvoll und mit viel Energie. Klasse, die Band sollte ich mir merken.
Danach die alten Säcke aus Belgien, denen man rein optisch schon anmerkte, dass sie stramm auf die fünfzig zumarschieren. Das hielt sie nicht davon ab, das zu spielen, was sie schon 1977 konnten: stampfenden, herrlich einfachen Punkrock mit hämmernden Gitarren und viel Druck, mal langsamer, wie man es anno dunnemals gern hatte, dann aber auch wieder rasant – von Altersschwachsinn keine Spur.
Wer Stücke wie »Do You Love The Nazis« im festen Repertoire hat und »12XU« von den göttlichen Wire ausgiebig covert, der darf auch in der zweiten Zugabe zu langweiligen Klassikern wie dem »Blitzkrieg Bop« greifen. The Kids waren spitze, ich hüpfte ein wenig und war hinterher gut verschwitzt; im Publikum spritzte das Bier und flogen die Jungs und Mädels durch die Luft – alles ziemlich klasse. Die dürfen gern in zehn Jahren wiederkommen!
17 April 2010
Bizarre Spionage-Geheimnisse
Von Tim Powers habe ich im Verlauf der Jahre einige Romane gelesen, die allesamt sehr originell und spannend waren, voller überbordener Ideen und ungewöhnlicher Handlungsverläufe. Ich benötigte allerdings einige Zeit, bis ich mich an »Declare« wagte, der als Hardcover hierzulande im Festa-Verlag erschienen ist.
Der Untertitel »Auf dem Berg der Engel« deutet darauf hin, dass es ein phantastisches Thema sein könnte, das Cover zeigt allerdings eine Patrone – eher ein Hinweis auf einen Krimi oder Thriller. Und genau das passt zu dem Roman: »Declare« stellt sich nämlich als Mischung aus Spionage-Thriller und phantastischen Roman heraus, eine verwickelte, ja verzwickte Handlung mit vielen Zeitsprüngen und Wendungen.
Andrew Hale ist ein britischer Wissenschaftler, der schon als Kind für eine Aufgabe auserwählt wurde, über die er lange Jahre nichts erfuhr. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete er unter anderem als Spion und wurde in Paris eingesetzt, am Ende des Krieges war er in Berlin. Weitere Schauplätze des Romans sind Kuwait und der östliche Teil der Türkei, Moskau oder Beirut und die abgelegene Wüste Saudi-Arabiens.
Es geht tatsächlich um Engel – oder Dschinn, wie sie in der arabischen Welt heißen. Dabei handelt es sich um Wesen, offensichtlich um Außerirdische, die große Macht haben und mit den Menschen kaum kommunizieren können. Doch ihre Handlungen nehmen Einfluss auf die Menschen, und es gibt streng geheime Abteilungen innerhalb der Geheimdienste, die sich um die Fremden kümmern.
»Declare« ist kein einfach zu lesendes Buch, ich verlor zeitweise fast den Faden und musste mehrfach zurückblättern. Der Umfang von über 600 eng gesetzten Seiten (nicht die übliche Blindenschrift heutiger Hardcover) benötigt seine Zeit und einiges an Aufmerksamkeit.
Aber das Buch ist – wie bei Tim Powers nicht anders zu erwarten – ziemlich klasse, ja, fast genial. Ein faszinierendes Geheimnis wird stückweise entschlüsselt, und am Ende bleiben immer noch viele Fragen offen.
Das Ding ist ziemlich klasse und scheint hierzulande ziemlich untergegangen zu sein. Wer es irgendwo auf einem Flohmarkt findet oder es sich über amazon bestellt, wird allerdings mit einem Roman belohnt, der richtig Spaß macht. Man muss sich allerdings auf die paranoide Welt der Geheimdienste ebenso einlassen wie auf phantastisches Geschehen ...
Der Untertitel »Auf dem Berg der Engel« deutet darauf hin, dass es ein phantastisches Thema sein könnte, das Cover zeigt allerdings eine Patrone – eher ein Hinweis auf einen Krimi oder Thriller. Und genau das passt zu dem Roman: »Declare« stellt sich nämlich als Mischung aus Spionage-Thriller und phantastischen Roman heraus, eine verwickelte, ja verzwickte Handlung mit vielen Zeitsprüngen und Wendungen.
Andrew Hale ist ein britischer Wissenschaftler, der schon als Kind für eine Aufgabe auserwählt wurde, über die er lange Jahre nichts erfuhr. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete er unter anderem als Spion und wurde in Paris eingesetzt, am Ende des Krieges war er in Berlin. Weitere Schauplätze des Romans sind Kuwait und der östliche Teil der Türkei, Moskau oder Beirut und die abgelegene Wüste Saudi-Arabiens.
Es geht tatsächlich um Engel – oder Dschinn, wie sie in der arabischen Welt heißen. Dabei handelt es sich um Wesen, offensichtlich um Außerirdische, die große Macht haben und mit den Menschen kaum kommunizieren können. Doch ihre Handlungen nehmen Einfluss auf die Menschen, und es gibt streng geheime Abteilungen innerhalb der Geheimdienste, die sich um die Fremden kümmern.
»Declare« ist kein einfach zu lesendes Buch, ich verlor zeitweise fast den Faden und musste mehrfach zurückblättern. Der Umfang von über 600 eng gesetzten Seiten (nicht die übliche Blindenschrift heutiger Hardcover) benötigt seine Zeit und einiges an Aufmerksamkeit.
Aber das Buch ist – wie bei Tim Powers nicht anders zu erwarten – ziemlich klasse, ja, fast genial. Ein faszinierendes Geheimnis wird stückweise entschlüsselt, und am Ende bleiben immer noch viele Fragen offen.
Das Ding ist ziemlich klasse und scheint hierzulande ziemlich untergegangen zu sein. Wer es irgendwo auf einem Flohmarkt findet oder es sich über amazon bestellt, wird allerdings mit einem Roman belohnt, der richtig Spaß macht. Man muss sich allerdings auf die paranoide Welt der Geheimdienste ebenso einlassen wie auf phantastisches Geschehen ...
16 April 2010
Gefräßige Pixels
Den Hinweis auf das wunderbare Filmchen »Pixel« habe ich mittlerweile mehrfach gelesen, und womöglich ist das für die meisten Leser dieses Blogs hier eine blöde Wiederholung. Dennoch möchte ich nicht versäumen, auf den Film hinzuweisen.
Es ist eine Mischung aus Science Fiction und ... ähm ... Zivilisationskritik. Sehr lustig gemacht, sehr klar animiert und mit einem eindeutigen Ende. Wer mag, kann sicher auch etwas in den Film hinein interpretieren. Und wer nicht mag, findet einfach, dass es ein sehr gelungener Kurzfilm ist.
Es ist eine Mischung aus Science Fiction und ... ähm ... Zivilisationskritik. Sehr lustig gemacht, sehr klar animiert und mit einem eindeutigen Ende. Wer mag, kann sicher auch etwas in den Film hinein interpretieren. Und wer nicht mag, findet einfach, dass es ein sehr gelungener Kurzfilm ist.
15 April 2010
CDV ist wohl futsch
Mit der Firma CDV Software Entertainment hatte ich in den frühen Nuller-Jahren auch mal über ein PERRY RHODAN-Computerspiel gesprochen: Jetzt haben die Frankfurter Spielehersteller einen Insolvenzantrag gestellt.
Die Firma wurde schon 1989 gegründet, in den 90er Jahren war sie ziemlich angesagt. Unter anderem wurde »Duke Nukem« von CDV herausgebracht, dazu einige Kriegs-Computerspiele. Mein Gespräch mit CDV fand irgendwann um 2003 in ihren damaligen Büros in Karlsruhe statt – es wurde bekanntlich nichts aus dem gemeinsamen Projekt.
An den Namen CDV hatte ich schon lange nicht mehr gedacht. Das Gebäude in der Karlsruher Nordweststadt ist verwaist. Als ich erfuhr, dass CDV jetzt insolvent ist, war das der erste Grund für mich, wieder mal an die Firma zu denken. Schon hart, wie schnell man Firmen und Menschen vergisst ...
Die Firma wurde schon 1989 gegründet, in den 90er Jahren war sie ziemlich angesagt. Unter anderem wurde »Duke Nukem« von CDV herausgebracht, dazu einige Kriegs-Computerspiele. Mein Gespräch mit CDV fand irgendwann um 2003 in ihren damaligen Büros in Karlsruhe statt – es wurde bekanntlich nichts aus dem gemeinsamen Projekt.
An den Namen CDV hatte ich schon lange nicht mehr gedacht. Das Gebäude in der Karlsruher Nordweststadt ist verwaist. Als ich erfuhr, dass CDV jetzt insolvent ist, war das der erste Grund für mich, wieder mal an die Firma zu denken. Schon hart, wie schnell man Firmen und Menschen vergisst ...
Lucifer Star Machine bollern wüst
Die Band nennt ihren Sound auf ihrer Myspace-Seite schlicht »Violent Rock'n'Roll«, was gar nicht so falsch ist. In Wirklichkeit machen die fünf übelst tätowierten Briten schmutzige Rock-Musik, die streckenweise mit einem Schuss Punk daherkommt und dann auch wieder fieseste Billy-Einflüsse hat. Das bollert und das knallt auf der mir vorliegenden CD »Street Value Zero« zeitweise derart, daß es eine wahre Freude ist.
Die Band nennt sich Lucifer Star Machine, was ein grausiger Name ist, aber irgendwie zur Gesamterscheinung passt. Seien wir ehrlich: Die Hälfte der Stücke ist klasse, vor allem die ersten haben mich bei voller Lautstärke begeistert. Dann aber kommt der übliche Hardrock-Kram durch, dann hängen die Gitarren wieder auf Halbmast, und ich vermeine 80er-Jahre-Töne zu hören, die ich aus meinem Hirn verdrängt habe.
Die Texte habe ich mir nicht angeschaut. Es wird oft »fuck« gebrüllt, es geht um Hauereien, Saufen und Horror – da möchte ich jetzt weder psychoanalysieren noch irgendwie PC-korrekt durch die Gegend schleichen.
Harte Musik für harte Männer also, die nicht sehr ironisch wirkt, sondern so klingt, als sei sie ernst gemeint. Und da muss ich dann doch häufig schmunzeln.
Die Band nennt sich Lucifer Star Machine, was ein grausiger Name ist, aber irgendwie zur Gesamterscheinung passt. Seien wir ehrlich: Die Hälfte der Stücke ist klasse, vor allem die ersten haben mich bei voller Lautstärke begeistert. Dann aber kommt der übliche Hardrock-Kram durch, dann hängen die Gitarren wieder auf Halbmast, und ich vermeine 80er-Jahre-Töne zu hören, die ich aus meinem Hirn verdrängt habe.
Die Texte habe ich mir nicht angeschaut. Es wird oft »fuck« gebrüllt, es geht um Hauereien, Saufen und Horror – da möchte ich jetzt weder psychoanalysieren noch irgendwie PC-korrekt durch die Gegend schleichen.
Harte Musik für harte Männer also, die nicht sehr ironisch wirkt, sondern so klingt, als sei sie ernst gemeint. Und da muss ich dann doch häufig schmunzeln.
14 April 2010
Auf der Grusel-Insel
Die Besprechungen im voraus waren sehr kontrovers. Während manche den Film lobten, verrissen ihn manche Kritiker komplett. Der eigene Eindruck ist immer der beste – also gingen wir gestern abend in »Shutter Island«, den aktuellen Film von Martin Scorcese mit Leonardo Di Caprio in der Hauptrolle. Natürlich in den Filmpalast, weil man da einfach das beste Bild in Verbindung mit den besten Sitzplätzen in Karlsruhe hat.
Der Film ist stark: ein klassischer Psycho-Thriller, bei dem man als Zuschauer die ganze Zeit mitfiebert. Der dauernd gestresst wirkende CIA-Beamte, der auf der geheimnisvollen Insel ermittelt, die merkwürdigen Umtriebe des Gefängnisarztes und seiner Beamten, die Verbindungen zu Nazi-Kriegsverbrechen – das alles erzeugt einen beeindruckenden Sog, dem ich mich nicht entziehen konnte.
Klar fragt man sich, warum die Helden mal wieder in einen dunklen Gang hineingehen müssen, aber alles in allem werden die Gesetze der Logik eingehalten, passt auch im Nachhinein alles gut zusammen. Ich bin allerdings auch nicht der Filmegucker, der sich hinterher jede Szene noch einmal vor Augen führt, um herauszufinden, ob sie stimmig ist.
»Shutter Island« kann ich auf jeden Fall empfehlen. Bitte im Kino angucken: Auf Breitwand wirkt das Ding garantiert eindrucksvoller als hinterher auf DVD ...
Der Film ist stark: ein klassischer Psycho-Thriller, bei dem man als Zuschauer die ganze Zeit mitfiebert. Der dauernd gestresst wirkende CIA-Beamte, der auf der geheimnisvollen Insel ermittelt, die merkwürdigen Umtriebe des Gefängnisarztes und seiner Beamten, die Verbindungen zu Nazi-Kriegsverbrechen – das alles erzeugt einen beeindruckenden Sog, dem ich mich nicht entziehen konnte.
Klar fragt man sich, warum die Helden mal wieder in einen dunklen Gang hineingehen müssen, aber alles in allem werden die Gesetze der Logik eingehalten, passt auch im Nachhinein alles gut zusammen. Ich bin allerdings auch nicht der Filmegucker, der sich hinterher jede Szene noch einmal vor Augen führt, um herauszufinden, ob sie stimmig ist.
»Shutter Island« kann ich auf jeden Fall empfehlen. Bitte im Kino angucken: Auf Breitwand wirkt das Ding garantiert eindrucksvoller als hinterher auf DVD ...
13 April 2010
Dörfliche Punkprobleme
Nach mehr oder weniger aufregenden Abenteuern in der Punkrock-Großstadt Ludwigshafen hat es Peter Pank, den Helden meines Fortsetzungsromans, zurück in die dörflich-schwäbische Einöde geführt. Das zumindest ist der Inhalt des nunmehr fünfundzwanzigsten Teils von »Und: Hardcore!«, der in der aktuellen OX-Ausgabe 89 veröffentlicht worden ist.
Wobei die Geschichte ja eher harmlos anfängt. Es geht um eine kleine Katze namens Mohrle, die verschwunden ist. Unser halbwegs verstrahlter Held und sein Kumpel Jörg suchen die Katze, gehen zwischendurch zum Holzhacken in den Wald und beschließen am Ende, die örtliche Nazi-Szene aufzumischen.
Ein Punk und ein Hippie gegen gefühlte 50 Alt- und Jung-Nazis - das kann ja heiter werden. Aber das wäre ja, wenn es so weit käme, das Thema für die nächste PETER PANK-Folge ...
12 April 2010
Turbostaats zweite Kommerzplatte
Eigentlich gibt es wenig, was eine Punk-Band so richtig falsch machen – außer auf einem kommerziellen Label einen Plattenvertrag zu unterschreiben. Turbostaat aus Flensburg machten das bei einer Tochter von Warner Brothers, und das hat der Band nicht geschadet.
»Das Island Manöver« ist die zweite CD, die bei Same Same But Different, der Warner-Tochter, erschienen ist, und sie ist richtig gut. Okay, ich hätte bei der Band nichts anderes erwartet. Sowohl die ersten zwei Platten, die bei Schiffen Records erschienen ist, als auch die erste Kommerz-Veröffentlichung waren klasse.
Wer mag, darf die Band gerne in die Emo-Ecke stecken. Im Prinzip machen sie Punkrock mit schlauen deutschen Texten, der sich den Deutschpunk-Zwängen weitestgehend entzieht und von daher einfach klasse klingt. Das Gitarrenspiel und die Texte passen zu Emo, also wird die Band in diese Schublade gepackt.
Scheißdrauf: Was die Burschen machen, ist ziemlich großartig, das rockt, das lässt einen mitwippen und aufmerksam zuhören, das ist nicht unbedingt die Musik für die nächste Party, aber auf jeden Fall eine Platte, die man auch in einem Jahr oder in fünf Jahren noch anhören wird. Sehr schön.
»Das Island Manöver« ist die zweite CD, die bei Same Same But Different, der Warner-Tochter, erschienen ist, und sie ist richtig gut. Okay, ich hätte bei der Band nichts anderes erwartet. Sowohl die ersten zwei Platten, die bei Schiffen Records erschienen ist, als auch die erste Kommerz-Veröffentlichung waren klasse.
Wer mag, darf die Band gerne in die Emo-Ecke stecken. Im Prinzip machen sie Punkrock mit schlauen deutschen Texten, der sich den Deutschpunk-Zwängen weitestgehend entzieht und von daher einfach klasse klingt. Das Gitarrenspiel und die Texte passen zu Emo, also wird die Band in diese Schublade gepackt.
Scheißdrauf: Was die Burschen machen, ist ziemlich großartig, das rockt, das lässt einen mitwippen und aufmerksam zuhören, das ist nicht unbedingt die Musik für die nächste Party, aber auf jeden Fall eine Platte, die man auch in einem Jahr oder in fünf Jahren noch anhören wird. Sehr schön.
11 April 2010
Eva ganz unten
Die Frau kann einem leid tun: Eva Herman, ehemals ein prominentes Fernsehgesicht des NDR, muss ihr aktuelles Buch ausgerechnet im Kopp-Verlag veröffentlichen. Das Buch heißt »Die Wahrheit und ihr Preis« und macht mit dem Untertitel »Meinung, Macht und Medien« klar, worum es geht. Die Frau will sich und ihr Ansehen rein waschen.
»Wegen haltloser Pressevorwürfe verlor ich meinen NDR-Job und wurde von zahlreichen Medien monatelang diskreditiert«, schreibt die Autorin auf der Homepage des Kopp-Verlages. Nach eigenen Aussagen erlebte sie »die Fernseh-Hölle bei Kerner« (und das Cover entstammt auch prompt dieser Nachrichtensendung – man braucht die Prominenz eben doch) oder wurde von Alice Schwarzer, laut Herman ist das »Deutschlands Cheffeministin« durch »eine heimliche Kampagne« angegriffen.
Nach der legendären Kerner-Sendung (die ich zufälligerweise auch gesehen hatte und der sich die Dame unglaublich blamiert hatte) hätten sich »Hunderttausende«, und »Millionen haben inzwischen vor dem Fernseher oder im Internet die Kerner-Sendung angesehen und sind nach über zweieinhalb Jahren immer noch wütend«.
Ich will gar nicht ausführlich über das Buch und die ohnehin überbewertete Dame schreiben. Es amüsiert mich, dass sie jetzt beim Kopp-Verlag ist. Dieser arbeitet ohnehin gern mit »Tabubrüchen«, bringt also Bücher, in denen die Gefahr des Islamismus beschrieben oder vor dem Weltfinanzsystem gewarnt wird; zwischendurch bekommen auch Esoteriker und Ufo-Gläubige ihr Forum, kann über Nazi-Ufos aus dem Dritten Reich oder anderen Unfug schwadroniert werden.
Wenn sich die Dame in diesem Umfeld wohlfühlt, ist das schön für sie. Wer solche Verbündete braucht, ist aber in jedem Fall weit rechts angekommen.
»Wegen haltloser Pressevorwürfe verlor ich meinen NDR-Job und wurde von zahlreichen Medien monatelang diskreditiert«, schreibt die Autorin auf der Homepage des Kopp-Verlages. Nach eigenen Aussagen erlebte sie »die Fernseh-Hölle bei Kerner« (und das Cover entstammt auch prompt dieser Nachrichtensendung – man braucht die Prominenz eben doch) oder wurde von Alice Schwarzer, laut Herman ist das »Deutschlands Cheffeministin« durch »eine heimliche Kampagne« angegriffen.
Nach der legendären Kerner-Sendung (die ich zufälligerweise auch gesehen hatte und der sich die Dame unglaublich blamiert hatte) hätten sich »Hunderttausende«, und »Millionen haben inzwischen vor dem Fernseher oder im Internet die Kerner-Sendung angesehen und sind nach über zweieinhalb Jahren immer noch wütend«.
Ich will gar nicht ausführlich über das Buch und die ohnehin überbewertete Dame schreiben. Es amüsiert mich, dass sie jetzt beim Kopp-Verlag ist. Dieser arbeitet ohnehin gern mit »Tabubrüchen«, bringt also Bücher, in denen die Gefahr des Islamismus beschrieben oder vor dem Weltfinanzsystem gewarnt wird; zwischendurch bekommen auch Esoteriker und Ufo-Gläubige ihr Forum, kann über Nazi-Ufos aus dem Dritten Reich oder anderen Unfug schwadroniert werden.
Wenn sich die Dame in diesem Umfeld wohlfühlt, ist das schön für sie. Wer solche Verbündete braucht, ist aber in jedem Fall weit rechts angekommen.
10 April 2010
Unter Witzemachern
Freitag, 9. April 2010: Wir fahren nach Stuttgart ins Theaterhaus, zu einer Veranstaltung namens »Frau Jahnke hat eingeladen ...«. Eine Art Kabarett-Revue, geleitet von Gerburg Jahnke, die ich bislang nur vom Fernsehen her kannte, mit Unterstützung einiger anderer, mir bisher unbekannter Kabarettistinnen.
Also nur Frauen auf der Bühne, viele grauhaarige Menschen im Publikum. Ich lache Tränen, es ist superlustig. Viele Witze über das Mann-Frau-Verhältnis, sehr sarkastisch und nach beiden Seiten austeilend. Die »begleitenden« Kabarettistinnen aus Baden-Baden und dem Sauerland, aus Köln und Berlin sorgen für guten Zündstoff zwischen albern-proletig und knallig-rotzfrech - immer wieder gehen Scherze gut unter die Gürtellinie.
Mein persönliches Highlight sind allerdings die Leute hinter mir, die sich die ganze Zeit die Witze erklären. »Hasch g'hört, was die g'sagt hat?« und »Dees isch jo luschdid. Banana!« Ich habe das Gefühl, in einem Echoprogramm zu sitzen. Sehr schön.
Danach noch lecker essen im Restaurant des Theaterhauses, das gibt einen guten Abschluss. Stuttgart ist gar nicht so schlecht, wie's immer heißt ...
Also nur Frauen auf der Bühne, viele grauhaarige Menschen im Publikum. Ich lache Tränen, es ist superlustig. Viele Witze über das Mann-Frau-Verhältnis, sehr sarkastisch und nach beiden Seiten austeilend. Die »begleitenden« Kabarettistinnen aus Baden-Baden und dem Sauerland, aus Köln und Berlin sorgen für guten Zündstoff zwischen albern-proletig und knallig-rotzfrech - immer wieder gehen Scherze gut unter die Gürtellinie.
Mein persönliches Highlight sind allerdings die Leute hinter mir, die sich die ganze Zeit die Witze erklären. »Hasch g'hört, was die g'sagt hat?« und »Dees isch jo luschdid. Banana!« Ich habe das Gefühl, in einem Echoprogramm zu sitzen. Sehr schön.
Danach noch lecker essen im Restaurant des Theaterhauses, das gibt einen guten Abschluss. Stuttgart ist gar nicht so schlecht, wie's immer heißt ...
09 April 2010
Moderne Hühnerdiebe
Wir saßen an der Theke und unterhielten uns über Ernährungsgewohnheiten, Tierhaltung, Vegetarismus und alles, was damit zusammenhängt. »Wir haben ja mal ein paar Hühner befreit«, erzählte mein Gesprächspartner, »so echte Käfighühner.«
Ich war gespannt. Es hörte sich nach einer richtig packenden Geschichte an, eine von der punkig-autonomen Sorte. Immerhin hatte er früher in einem besetzten Haus gewohnt.
»Wir waren zelten«, erzählte er, »und hatten Hunger. Dann sind abends einige Leute los und haben so Käfighühner geklaut. Boah, waren die zäh.«
»Wie?« Ich war entsetzt. »Ihr habt die einfach geklaut und gegessen?« Ich hatte angenommen, man hätte die armen Tiere ganz beherzt und rebellisch freigelassen, damit sie in Ruhe in freier Wildbahn verrecken könnten.
»Nein, nein. Wir haben die einfach nur gegessen. Aber man schmeckte schon, dass die kein schönes Leben gehabt hatten ...«
Ich war gespannt. Es hörte sich nach einer richtig packenden Geschichte an, eine von der punkig-autonomen Sorte. Immerhin hatte er früher in einem besetzten Haus gewohnt.
»Wir waren zelten«, erzählte er, »und hatten Hunger. Dann sind abends einige Leute los und haben so Käfighühner geklaut. Boah, waren die zäh.«
»Wie?« Ich war entsetzt. »Ihr habt die einfach geklaut und gegessen?« Ich hatte angenommen, man hätte die armen Tiere ganz beherzt und rebellisch freigelassen, damit sie in Ruhe in freier Wildbahn verrecken könnten.
»Nein, nein. Wir haben die einfach nur gegessen. Aber man schmeckte schon, dass die kein schönes Leben gehabt hatten ...«
Wenn die »Road Crew« Musik macht
»Keine Zukunft war gestern« – so heißt eines der besten Bücher über Punk aus Deutschland überhaupt, erschienen im Archiv der Jugendkulturen und zusammengestellt von Leuten, die seit vielen Jahren aktiv in der Punk-Szene mitmachen. Das Buch kam 2009 raus, und es wurde mit einer Ausstellung sowie einer Vortragstour durch Deutschland präsentiert. (Wer's noch nicht hat, verpasst echt was!)
Die Macher des Buches stammten größtenteils aus irgendwelchen Punk-Bands oder klampften mehr aus Spaß mit ihren Gitarren herum. So entstand die Idee einer spontanen Studiosession, und dabei wurden – na klar! – allerlei Punk-Klassiker nachgespielt. Das Ergebnis davon ist wiederum die EP hier.
Vier Klassiker aus den frühen 80er und späten 70er Jahren gibt's: Abwärts und S.Y.P.H., Hans-A-Plast und Slime stehen für die ganz frühen Deutschpunk-Bands, und man hat von diesen Bands auch richtig gute Stücke ausgesucht. Das klingt dann sehr zurückhaltend, ist sehr bescheiden instrumentiert und aufgenommen ... wie 1979 eben.
Wo viele Coverversionen klingen, als wollten die Bands besser als die Originale klingen, ist die Road Crew sehr diszipliniert und stellt sich hinter den Originalen zurück. Es ist eine Würdigung des uralten Deutschpunk, und es ist eine Verneigung vor den Anfängen. Die schöne EP hat übrigens eine Auflage von nur 350 Exemplaren – Sammler sollten sich also beeilen!
Die Macher des Buches stammten größtenteils aus irgendwelchen Punk-Bands oder klampften mehr aus Spaß mit ihren Gitarren herum. So entstand die Idee einer spontanen Studiosession, und dabei wurden – na klar! – allerlei Punk-Klassiker nachgespielt. Das Ergebnis davon ist wiederum die EP hier.
Vier Klassiker aus den frühen 80er und späten 70er Jahren gibt's: Abwärts und S.Y.P.H., Hans-A-Plast und Slime stehen für die ganz frühen Deutschpunk-Bands, und man hat von diesen Bands auch richtig gute Stücke ausgesucht. Das klingt dann sehr zurückhaltend, ist sehr bescheiden instrumentiert und aufgenommen ... wie 1979 eben.
Wo viele Coverversionen klingen, als wollten die Bands besser als die Originale klingen, ist die Road Crew sehr diszipliniert und stellt sich hinter den Originalen zurück. Es ist eine Würdigung des uralten Deutschpunk, und es ist eine Verneigung vor den Anfängen. Die schöne EP hat übrigens eine Auflage von nur 350 Exemplaren – Sammler sollten sich also beeilen!
08 April 2010
Gemütliche Seitenstraßen
Erinnerung an Verona - Juni 2009
Ich mag Verona, und ich mag die Innenstadt, wenngleich sie manchmal von zu vielen Touristen besucht wird. Hält man sich aber einigermaßen vom schlimmsten Getümmel fern und genießt die schönen Seitenstraßen, macht es richtig Spaß, sich Verona anzugucken. Und wenn man ein bisschen erschöpft ist, hält man einfach in einer Gasse an und trinkt einen Kaffee.
Wir taten das am späten Mittag, es war warm, und wir waren schon kreuz und quer durch die Straßen gegondelt. Das von chinesisch wirkenden Menschen betriebene Caffe Le Fogge lag geschickt zwischen zwei größeren Straßen, einige hundet Meter von der Arena entfernt. Wir setzten uns ins Freie, aber selbstverständlich in den Schatten, und blieben dort gut eine Stunde lang.
Das erwies sich als eine gute Idee. Der Kaffee war lecker, mir schmeckte danach noch eine Cola und ein Saft. Wir aßen nichts, weil wir keinen Hunger hatten; die Speisekarte wirkte allerdings ebenso okay wie das, was anderen Leuten auf den Tisch gestellt wurde. In der Nachmittagshitze fühlte ich mich allerdings nicht sonderlich hungrig, weshalb mir der »Verzicht« sehr leicht fiel.
Nettes Café, kein Pflichtbesuch – aber eine schöne Erinnerung an einen herrlichen Sommertag im letzten Jahr.
Ich mag Verona, und ich mag die Innenstadt, wenngleich sie manchmal von zu vielen Touristen besucht wird. Hält man sich aber einigermaßen vom schlimmsten Getümmel fern und genießt die schönen Seitenstraßen, macht es richtig Spaß, sich Verona anzugucken. Und wenn man ein bisschen erschöpft ist, hält man einfach in einer Gasse an und trinkt einen Kaffee.
Wir taten das am späten Mittag, es war warm, und wir waren schon kreuz und quer durch die Straßen gegondelt. Das von chinesisch wirkenden Menschen betriebene Caffe Le Fogge lag geschickt zwischen zwei größeren Straßen, einige hundet Meter von der Arena entfernt. Wir setzten uns ins Freie, aber selbstverständlich in den Schatten, und blieben dort gut eine Stunde lang.
Das erwies sich als eine gute Idee. Der Kaffee war lecker, mir schmeckte danach noch eine Cola und ein Saft. Wir aßen nichts, weil wir keinen Hunger hatten; die Speisekarte wirkte allerdings ebenso okay wie das, was anderen Leuten auf den Tisch gestellt wurde. In der Nachmittagshitze fühlte ich mich allerdings nicht sonderlich hungrig, weshalb mir der »Verzicht« sehr leicht fiel.
Nettes Café, kein Pflichtbesuch – aber eine schöne Erinnerung an einen herrlichen Sommertag im letzten Jahr.
07 April 2010
Words of Darkness zu Sardev
Eine schöne Besprechung zu meinem Fantasy-Kurzroman gibt es im Blog »Words of Darkness«; verfasst wurde sie von Benjamin Kentsch. Unterm Strich ist die Rezension lobend: Der Roman erhält 3,5 von 5 Sternen - das freut.
Der Rezensent bezeichnet »Schatten des Friedens« als »ein Fantasy-Abenteuer in bester Banditen-Manier«, als einen »Roman, der spannend zu lesen ist«. Er freut sich darüber, dass das Buch »kein Kriegsdrama erzählt« und bezeichnet es als »kurzweiligen Roman spannender Unterhaltung«.
Der Rezensent bezeichnet »Schatten des Friedens« als »ein Fantasy-Abenteuer in bester Banditen-Manier«, als einen »Roman, der spannend zu lesen ist«. Er freut sich darüber, dass das Buch »kein Kriegsdrama erzählt« und bezeichnet es als »kurzweiligen Roman spannender Unterhaltung«.
IndieRock von Appaloosa
Mit Punkrock und artverwandten Klängen kenne ich mich ja einigermaßen aus. Sobald ich jedoch die bekannten Gefilde verlasse, wird es schwierig, konkrete Begriffe zu finden. Da sage ich dann halt »gefällt mir« oder »gefällt mir nicht«.
Die italienische Band Appaloosa ist dafür ein gutes Beispiel: Was die vier Typen aus Livorno machen, ist im weitesten Sinn wohl Rockmusik, meinetwegen IndieRock, dazu einige Einsprengsel von Elektro-Sounds und tatsächlich ein Bassgewummer, wie man es in den frühen 80er Jahren bei irgendwelchen Wave-Bands gehört hat. In den letzten Wochen hörte ich die CD der Jungs recht oft.
Tatsächlich zirpt und blubbert es auf der Platte sehr oft, vor allem in solchen Fällen ist sie ganz gut als Hintergrundmusik im Frühjahr geeignet. Gesungen wird selten, dann eher in englischer Sprache – das ganze ist sehr geschmeidig, geht gut ins Ohr und nervt nicht. Irgendwie sogar ziemlich cool, wenn ich es mir richtig überlege ...
Die italienische Band Appaloosa ist dafür ein gutes Beispiel: Was die vier Typen aus Livorno machen, ist im weitesten Sinn wohl Rockmusik, meinetwegen IndieRock, dazu einige Einsprengsel von Elektro-Sounds und tatsächlich ein Bassgewummer, wie man es in den frühen 80er Jahren bei irgendwelchen Wave-Bands gehört hat. In den letzten Wochen hörte ich die CD der Jungs recht oft.
Tatsächlich zirpt und blubbert es auf der Platte sehr oft, vor allem in solchen Fällen ist sie ganz gut als Hintergrundmusik im Frühjahr geeignet. Gesungen wird selten, dann eher in englischer Sprache – das ganze ist sehr geschmeidig, geht gut ins Ohr und nervt nicht. Irgendwie sogar ziemlich cool, wenn ich es mir richtig überlege ...
06 April 2010
Knalliger Debüt-Film
Ein Bankangestellter, der sich in seinem grundsoliden Dasein nur noch langweilt. Ein Lagerarbeiter, der seinen Traum von einer Kneipe verwirklichen möchte. Das sind die zwei Figuren, die in dem neuen Kinofilm »Schwerkraft« aufeinandertreffen.
Über Ostern haben wir uns den Streifen angeschaut, und ich war ziemlich begeistert. Das Ding ist tatsächlich eine Debüt-Arbeit, und das glaubt man kaum: Die Kameraführung, die Storygestaltung, die Führung der Schauspieler – das ist alles höchst professionell und besser als vieles, was ich in den letzten Jahren so gesehen habe.
Was sicher an der Story liegt: Der Bankangestellte (gespielt von Fabian Hinrichs, den ich vorher nie bewusst wahrnahm) rebelliert nach einem Schock gegen sein System, und sein alter Psychobilly-Kumpel (dargestellt von Jürgen Vogel) hilft ihm mit seinen Erfahrungen als Einbrecher. Das sieht superlustig aus, geht auf Dauer aber nicht gut.
Der Film hat mehrere Preise kassiert – und das zu Recht. Es handelt sich weder um einen stumpfen Action-Knaller noch um intellektuelle Langeweile. Wer mag, kann in dem Film einen Kommentar zur Bankenkrise sehen. Wer aber einfach nur einen klasse gemachten Unterhaltungsfilm mit einer Bande gut gelaunter Schauspieler gucken möchte, kommt im April um diesen Streifen wohl kaum rum.
Über Ostern haben wir uns den Streifen angeschaut, und ich war ziemlich begeistert. Das Ding ist tatsächlich eine Debüt-Arbeit, und das glaubt man kaum: Die Kameraführung, die Storygestaltung, die Führung der Schauspieler – das ist alles höchst professionell und besser als vieles, was ich in den letzten Jahren so gesehen habe.
Was sicher an der Story liegt: Der Bankangestellte (gespielt von Fabian Hinrichs, den ich vorher nie bewusst wahrnahm) rebelliert nach einem Schock gegen sein System, und sein alter Psychobilly-Kumpel (dargestellt von Jürgen Vogel) hilft ihm mit seinen Erfahrungen als Einbrecher. Das sieht superlustig aus, geht auf Dauer aber nicht gut.
Der Film hat mehrere Preise kassiert – und das zu Recht. Es handelt sich weder um einen stumpfen Action-Knaller noch um intellektuelle Langeweile. Wer mag, kann in dem Film einen Kommentar zur Bankenkrise sehen. Wer aber einfach nur einen klasse gemachten Unterhaltungsfilm mit einer Bande gut gelaunter Schauspieler gucken möchte, kommt im April um diesen Streifen wohl kaum rum.
02 April 2010
Die Aeronauten schmeicheln
Vom Namen her sind mir die Aeronauten schon lange bekannt; bewusst gehört habe ich die Band aus der Schweiz bislang nicht. Mit »Wir wollen immer dasselbe« gibt es eine EP auf Rookie Records, die neuerdings häufig im Auto läuft – kein Wunder, der lässige Sound schmeichelt sich mir geradezu ins Ohr.
Was die Band macht, ist weit weg vom Punkrock und könnte fast schon als »IndiePop« bezeichnet werden. Bei den Stücken ohne Texte passt die Bezeichnung ja; anders sieht es bei den echten »Songs« aus. Die sind dann nämlich entweder in lupenreinem Hochdeutsch oder eben im Schwyzerdütsch – beides ziemlich klasse, beides ziemlich intensiv.
»Wir wollen immer dasselbe« ist ein echter Hit, der theoretisch im Radio laufen könnte; die anderen Stücke auf der Platte sind schlau und klasse, vielleicht zu schlau für den Massengeschmack. Mir gefallen sie sehr gut, und ich werde mir dann doch irgendwann mal eine »richtige« Platte der Band kaufen müssen.
Was die Band macht, ist weit weg vom Punkrock und könnte fast schon als »IndiePop« bezeichnet werden. Bei den Stücken ohne Texte passt die Bezeichnung ja; anders sieht es bei den echten »Songs« aus. Die sind dann nämlich entweder in lupenreinem Hochdeutsch oder eben im Schwyzerdütsch – beides ziemlich klasse, beides ziemlich intensiv.
»Wir wollen immer dasselbe« ist ein echter Hit, der theoretisch im Radio laufen könnte; die anderen Stücke auf der Platte sind schlau und klasse, vielleicht zu schlau für den Massengeschmack. Mir gefallen sie sehr gut, und ich werde mir dann doch irgendwann mal eine »richtige« Platte der Band kaufen müssen.
Der Horror vom Innern des Sarges
Eine der schrecklichsten Vorstellungen überhaupt ist, lebendig begraben zu werden. Wohl jeder Mensch verspürt allein beim Gedanken an eine solche Situation eine kreatürliche Angst. Von daher ist es nachvollziehbar, dass Horror-Schriftsteller ein solches Szenario gern heraufbeschwören.
So erging es wohl auch Kurt Luif alias Neal Davenport, als er in den 70er Jahren seine »Dämonenkiller«-Romane verfasste. Die werden bekanntlich jetzt von Zaubermond unter andere m als supergut gemachte »Dorian Hunter«-Hörspiele herausgegeben, und die aktuelle Nummer 9 hat das Lebendig-begraben-werden als ein Thema. Wobei der Titel »Im Labyrinth des Todes« nicht das wahre Ausmaß des Schreckens wiedergibt.
Dorian Hunter, der Titelheld der Story, muss diesmal nach Hongkong reisen, wo Coco Zamis – die Hexe, die sich mit ihm im Kampf gegen die Dämonen verbündet hat – angeblich gestorben ist. Hunter ermittelt auf eigene Faust, durchwühlt Friedhöfe, trifft leichenfressende Ghuls und andere Schrecknisse und wird zuletzt lebendig begraben.
Selbstverständlich geht die Story gut aus, wir haben es hier schließlich mit einer Serie zu tun. Aber bis es so weit ist, bekomme ich als Hörer in 76 Minuten voller Action und Spannung eine packende Handlung geboten. Regisseur Mario Göllner und Produzent Dennis Ehrhardt haben zum wiederholten Mal eine hervorragende Arbeit geleistet; es ist mir fast schon unangenehm, das Duo erneut zu loben.
Kein Schmarrn: Wer sich mal an Hörspielen versuchen mag, sollte »Dorian Hunter« hören. Die neunte Ausgabe der Reihe ist in punkto Technik mindestens so gut wie die vorherigen und setzt in punkto Horror noch eines drauf. Da stört es keine Sekunde lang, dass es keinerlei Lokalkolorit gibt und die asiatische Metropole Hongkong seltsam gesichtlos bleibt, als habe man es mit einem Vorort von London oder eben Wien zu tun.
Ein tolles Hörspiel – gibt's als haptische Version bei allen einschlägigen Händlern und ebenso als MP3-Download. Legal natürlich. Den Vertrieb hat jetzt Folgenreich übernommen.
So erging es wohl auch Kurt Luif alias Neal Davenport, als er in den 70er Jahren seine »Dämonenkiller«-Romane verfasste. Die werden bekanntlich jetzt von Zaubermond unter andere m als supergut gemachte »Dorian Hunter«-Hörspiele herausgegeben, und die aktuelle Nummer 9 hat das Lebendig-begraben-werden als ein Thema. Wobei der Titel »Im Labyrinth des Todes« nicht das wahre Ausmaß des Schreckens wiedergibt.
Dorian Hunter, der Titelheld der Story, muss diesmal nach Hongkong reisen, wo Coco Zamis – die Hexe, die sich mit ihm im Kampf gegen die Dämonen verbündet hat – angeblich gestorben ist. Hunter ermittelt auf eigene Faust, durchwühlt Friedhöfe, trifft leichenfressende Ghuls und andere Schrecknisse und wird zuletzt lebendig begraben.
Selbstverständlich geht die Story gut aus, wir haben es hier schließlich mit einer Serie zu tun. Aber bis es so weit ist, bekomme ich als Hörer in 76 Minuten voller Action und Spannung eine packende Handlung geboten. Regisseur Mario Göllner und Produzent Dennis Ehrhardt haben zum wiederholten Mal eine hervorragende Arbeit geleistet; es ist mir fast schon unangenehm, das Duo erneut zu loben.
Kein Schmarrn: Wer sich mal an Hörspielen versuchen mag, sollte »Dorian Hunter« hören. Die neunte Ausgabe der Reihe ist in punkto Technik mindestens so gut wie die vorherigen und setzt in punkto Horror noch eines drauf. Da stört es keine Sekunde lang, dass es keinerlei Lokalkolorit gibt und die asiatische Metropole Hongkong seltsam gesichtlos bleibt, als habe man es mit einem Vorort von London oder eben Wien zu tun.
Ein tolles Hörspiel – gibt's als haptische Version bei allen einschlägigen Händlern und ebenso als MP3-Download. Legal natürlich. Den Vertrieb hat jetzt Folgenreich übernommen.
01 April 2010
Endlich wieder Alpi!
Das erste Bier, das ich trank, war Alpirsbacher Klosterbräu, ein Exportbier der klassischen Sorte. Es war das Bier, das mein Vater mochte, und es wurde praktisch von allen im Dorf getrunken. Ich liebte es, aber es geriet buchstäblich in Geschmacksvergessenheit.
Am Wochenende kaufte ich mir jetzt zum erstenmal seit vielen Jahren wieder »Alpi«, natürlich die Halbliterflasche Export. »Ein Alte-Männer-Bier«, wurde ich verspottet.
Es wunderte mich nicht sonderlich – denn Exportbier hat tatsächlich einen antiquierten Anstrich. Wer etwas auf sich hält, trinkt Pils oder gleich die Exotenbiere im Club oder in der Disco. Wer Export trinkt, trägt auch altmodische Klamotten und hört Volksmusik.
Der erste Schluck war schon ein Genuss. Ich habe keine Ahnung, warum ich in den letzten Jahren auf mein Alpi verzichtet habe. Es schmeckte vollmundig und lief lecker den Hals hinunter, und schon nach einem halben Liter hatte ich das Gefühl, leicht angetrunken zu sein.
Großartig! Ich werde sicher nicht darauf verzichten, in der Kneipe ein Tannenzäpfle oder auch mal ein Hoepfner-Pils zu trinken. Aber künftig werde ich mir wohl für das Zuhause wieder immer ein Sixpack mit Alpi auf Vorrat zulegen.
Am Wochenende kaufte ich mir jetzt zum erstenmal seit vielen Jahren wieder »Alpi«, natürlich die Halbliterflasche Export. »Ein Alte-Männer-Bier«, wurde ich verspottet.
Es wunderte mich nicht sonderlich – denn Exportbier hat tatsächlich einen antiquierten Anstrich. Wer etwas auf sich hält, trinkt Pils oder gleich die Exotenbiere im Club oder in der Disco. Wer Export trinkt, trägt auch altmodische Klamotten und hört Volksmusik.
Der erste Schluck war schon ein Genuss. Ich habe keine Ahnung, warum ich in den letzten Jahren auf mein Alpi verzichtet habe. Es schmeckte vollmundig und lief lecker den Hals hinunter, und schon nach einem halben Liter hatte ich das Gefühl, leicht angetrunken zu sein.
Großartig! Ich werde sicher nicht darauf verzichten, in der Kneipe ein Tannenzäpfle oder auch mal ein Hoepfner-Pils zu trinken. Aber künftig werde ich mir wohl für das Zuhause wieder immer ein Sixpack mit Alpi auf Vorrat zulegen.