In diesen Tagen herrscht viel Medienrummel um ein Buch, mit dem ich – ebenso wie der Autor – mehrere Jahre meines Lebens verbracht habe. »Totengräbers Tagebuch« von Volker Langenbein, erschienen im Hirnkost-Verlag, wurde gleich mehrfach von Journalisten in ihre Arbeit übernommen.
Einen schönen Fernsehbericht brachte beispielsweise der Sender BibelTV, den ich – wie ich zugeben muss – in all den Jahren eher gemieden habe. Aber klar: Das ist eine interessante Zuschauergruppe, die Menschen werden von Themen wie dem Buch sicher angesprochen. Der Bericht über Volker Langenbein und das Buch ist journalistisch sauber, es zeigt den Menschen hinter dem Totengräber-Buch.
Der Beitrag erschien im Rahmen der Reihe »Himmel über Baden« und ist gut zehn Minuten lang. (Wer sich nur für das Buch interessiert, schaue sich die Sendung etwa ab der vierten Minute an.) Lohnenswert!
Richtig gut gefallen hat mir auch der Beitrag im SWR-Aktuell. Der Kollege vom Südwest-Rundfunk traf sich mit Volker und mir auf dem Friedhof: am Mittwoch morgen bei Sonnenschein und zugigen Temperaturen. Wir verquatschten uns ziemlich, und aus der geplanten Viertelstunde eines kurzen Interviews wurde echt eine Stunde. Das Ergebnis kann sich aber echt hören lassen – und ist vor allem noch in der Mediathek zu finden.
Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
31 Oktober 2019
30 Oktober 2019
Ein Grappa, intellektuell am Abend
Aus der Serie »Ein Bild und ein Geschichte«
Wer schon immer mal wissen wollte, wie ich entspannt und extrem locker an Manuskripten sitze und mit viel Papier meine Abende verbringe: Ein halbwegs aktuelles Bild beweist es. Durch ein Grappa-Glas hindurch wurde das Foto geschossen.
Es zeigt mich, wie ich einen Stapel Papier durcharbeite: Mal sind es Manuskripte, mal sind es andere Texte. Meist runzle ich die Stirn dabei, was mir unzweifelhaft ein fürchterlich intellektuelles Aussehen verleiht, und lege zum Ausgleich die Brille ab.
Vor allem in der kühlen Jahreszeit ist ein geistvolles Getränk am Abend eine gute Unterstützung für jegliche Art von Lektüre. Es muss dann sowieso nicht immer gleich ein Grappa sein, ein ordentlicher Rotwein tut's auch ...
Wer schon immer mal wissen wollte, wie ich entspannt und extrem locker an Manuskripten sitze und mit viel Papier meine Abende verbringe: Ein halbwegs aktuelles Bild beweist es. Durch ein Grappa-Glas hindurch wurde das Foto geschossen.
Es zeigt mich, wie ich einen Stapel Papier durcharbeite: Mal sind es Manuskripte, mal sind es andere Texte. Meist runzle ich die Stirn dabei, was mir unzweifelhaft ein fürchterlich intellektuelles Aussehen verleiht, und lege zum Ausgleich die Brille ab.
Vor allem in der kühlen Jahreszeit ist ein geistvolles Getränk am Abend eine gute Unterstützung für jegliche Art von Lektüre. Es muss dann sowieso nicht immer gleich ein Grappa sein, ein ordentlicher Rotwein tut's auch ...
25 Oktober 2019
König der Löwen
Quasi auf dem letzten Drücker kam ich ins Kino und konnte mir »König der Löwen« ansehen. Ich bekenne, dass ich in Hamburg das Musical gesehen habe und es mir – viel schlimmer, ich weiß – auch noch gefallen hat: tolle Kostüme, gelungene Musik, schmissige Inszenierung. Die Geschichte selbst kannte ich schon, und so war ich sehr gespannt darauf, wie der Film auf mich wirken würde.
Um es klar zu sagen: Der Film funktionierte sehr wohl, wenn man sich auf die Prämisse einließ. Es gibt da also eine Gruppe von Löwen, die über das Reich der Tiere gebietet – wo immer das auch sein mag. (Es wird offenbar von einer Wüste umgeben, die man durchqueren kann, um dann in einer anderen Region zu landen, wo niemand etwas von diesem seltsamen Königreich zu wissen scheint.)
Als der alte König im Rahmen einer fiesen Intrige ums Leben kommt, bleibt dem Kronprinzen nichts anderes übrig, als zu fliehen und in der Fremde sein Glück zu finden. Das macht er recht erfolgreich: Er lernt Freunde kennen, er isst Pflanzen und Würmer, lässt also die Finger und Zähne von Antilopen und dergleichen. Währenddessen übernimmt ein Renegat das Königreich und wirtschaftet es mithilfe einer Bande von Hyänen herunter.
So weit so klar. In der klassischen Zeichentrick-Version sind die Tiere eben gezeichnet und haben letztlich menschliche Züge. In der modernen Version, die ich gesehen habe, sind sie unglaublich realistisch angelegt. Die Haare bewegen sich im Wind, die Animation ist fast perfekt. Und trotzdem haben es die Macher geschafft, den Tieren ein Mienenspiel zu verleihen, das jeder kapieren dürfte.
»König der Löwen« ist ein Disney-Musical, ein Disney-Zeichentrickfilm und ein Haufen anderer Disney-Produkte. Die neue Produktion reiht sich ein. Wer Disney-Produkte grundsätzlich ablehnt, muss diesen Film hassen. Wer sich an schönen Bildern erfreuen kann und auch in der Lage ist, sich für eineinhalb Stunden wie ein Kind zu fühlen, wird mit diesem Film klarkommen.
Um es klar zu sagen: Der Film funktionierte sehr wohl, wenn man sich auf die Prämisse einließ. Es gibt da also eine Gruppe von Löwen, die über das Reich der Tiere gebietet – wo immer das auch sein mag. (Es wird offenbar von einer Wüste umgeben, die man durchqueren kann, um dann in einer anderen Region zu landen, wo niemand etwas von diesem seltsamen Königreich zu wissen scheint.)
Als der alte König im Rahmen einer fiesen Intrige ums Leben kommt, bleibt dem Kronprinzen nichts anderes übrig, als zu fliehen und in der Fremde sein Glück zu finden. Das macht er recht erfolgreich: Er lernt Freunde kennen, er isst Pflanzen und Würmer, lässt also die Finger und Zähne von Antilopen und dergleichen. Währenddessen übernimmt ein Renegat das Königreich und wirtschaftet es mithilfe einer Bande von Hyänen herunter.
So weit so klar. In der klassischen Zeichentrick-Version sind die Tiere eben gezeichnet und haben letztlich menschliche Züge. In der modernen Version, die ich gesehen habe, sind sie unglaublich realistisch angelegt. Die Haare bewegen sich im Wind, die Animation ist fast perfekt. Und trotzdem haben es die Macher geschafft, den Tieren ein Mienenspiel zu verleihen, das jeder kapieren dürfte.
»König der Löwen« ist ein Disney-Musical, ein Disney-Zeichentrickfilm und ein Haufen anderer Disney-Produkte. Die neue Produktion reiht sich ein. Wer Disney-Produkte grundsätzlich ablehnt, muss diesen Film hassen. Wer sich an schönen Bildern erfreuen kann und auch in der Lage ist, sich für eineinhalb Stunden wie ein Kind zu fühlen, wird mit diesem Film klarkommen.
24 Oktober 2019
Der Job als Totengräber
Eine richtig gute Radiosendung wurde am vergangenen Samstag im Südwestrundfunk ausgestrahlt; ich hörte sie erst dieser Tage an, weil ich vorher keine Zeit hatte. Man kann sie glücklicherweise immer noch in der Mediathek anhören.
In der Sendung »Arbeitsplatz« geht es um verschiedene Berufe, unter anderem auch um den eines Totengräbers. Im Interview spricht Volker Langenbein über seine Tätigkeit, aber eben auch über das Buch »Totengräbers Tagebuch«, an dem ich ja auch mitgewirkt habe. Das Interview überzeugt – so finde ich –, weil die Journalistin klare und vernünftige Fragen stellt und der Autor sehr klar und vernünftig darauf antwortet.
Somit gibt's nicht nur eine schöne Information über den doch anstrengenden Beruf, sondern ebenso eine hübsche Werbung für das Buch. Hoffen wir, dass es so einige Käufer mehr findet ...
In der Sendung »Arbeitsplatz« geht es um verschiedene Berufe, unter anderem auch um den eines Totengräbers. Im Interview spricht Volker Langenbein über seine Tätigkeit, aber eben auch über das Buch »Totengräbers Tagebuch«, an dem ich ja auch mitgewirkt habe. Das Interview überzeugt – so finde ich –, weil die Journalistin klare und vernünftige Fragen stellt und der Autor sehr klar und vernünftig darauf antwortet.
Somit gibt's nicht nur eine schöne Information über den doch anstrengenden Beruf, sondern ebenso eine hübsche Werbung für das Buch. Hoffen wir, dass es so einige Käufer mehr findet ...
23 Oktober 2019
Wir sind doch keine Rassisten
Ich sollte mich nicht auf politische Diskussionen einlassen. Nicht mit Leuten, die mir eigentlich sympathisch sind, bei denen ich aber schon merke, dass sie noch nicht sehr weit aus ihrer kleinbürgerlich-ländlichen Komfortzone herausgekommen sind. Das merkte ich dieser Tage wieder einmal.
Das Gespräch begann mit Dingen, die man angeblich nicht mehr sagen dürfe. Sogar das Wort »Negerkuss« sei mittlerweile verboten, nicht einmal mehr »Mohrenkopf« könne man sagen.
»Du kannst von mir aus den ganzen Tag ›Negerkuss‹ vor dich hinbrabbeln«, meinte ich trocken, »mich stört das nicht. Aber ich bin ja auch selbst weiß, mich betrifft das nicht.«
»Wir sind doch keine Rassisten, nur weil wir ›Negerkuss‹ sagen oder von ›Negern‹ sprechen«, wurde mir erwidert. »Und das ist doch auch nicht rassistisch gemeint.«
»Na ja«, wandte ich so sanft und ruhig wie möglich ein. »Es ist nicht rassistisch gemeint, aber es ist rassistisch.« Ich zog es auf die persönliche Ebene. »Du kannst das ja halten, wie du willst. Ich sage es auf jeden Fall nicht.«
Als Kinder habe man sich aber auch die Gesichter angemalt und ein »Baströckchen« angezogen. Das sei doch lustig gewesen, und niemand habe es böse gemeint. Und warum dürfe man das heute nicht mehr sagen, machen und tun?
Es wurde ein zähes Gespräch. Ich blieb höflich und zurückhaltend, blieb immer auf einer sehr persönlichen Ebene, verbreitete eine Ich-Botschaft nach der anderen (»Ich sehe das so, dass ...« oder »Ich würde es so sagen ...«) und kam mir bei alledem so vor wie in den 90er-Jahren, als diese Diskussionen doch auch schon alle geführt worden waren. Aber wahrscheinlich wird das Thema so schnell nicht verschwinden.
Das Gespräch begann mit Dingen, die man angeblich nicht mehr sagen dürfe. Sogar das Wort »Negerkuss« sei mittlerweile verboten, nicht einmal mehr »Mohrenkopf« könne man sagen.
»Du kannst von mir aus den ganzen Tag ›Negerkuss‹ vor dich hinbrabbeln«, meinte ich trocken, »mich stört das nicht. Aber ich bin ja auch selbst weiß, mich betrifft das nicht.«
»Wir sind doch keine Rassisten, nur weil wir ›Negerkuss‹ sagen oder von ›Negern‹ sprechen«, wurde mir erwidert. »Und das ist doch auch nicht rassistisch gemeint.«
»Na ja«, wandte ich so sanft und ruhig wie möglich ein. »Es ist nicht rassistisch gemeint, aber es ist rassistisch.« Ich zog es auf die persönliche Ebene. »Du kannst das ja halten, wie du willst. Ich sage es auf jeden Fall nicht.«
Als Kinder habe man sich aber auch die Gesichter angemalt und ein »Baströckchen« angezogen. Das sei doch lustig gewesen, und niemand habe es böse gemeint. Und warum dürfe man das heute nicht mehr sagen, machen und tun?
Es wurde ein zähes Gespräch. Ich blieb höflich und zurückhaltend, blieb immer auf einer sehr persönlichen Ebene, verbreitete eine Ich-Botschaft nach der anderen (»Ich sehe das so, dass ...« oder »Ich würde es so sagen ...«) und kam mir bei alledem so vor wie in den 90er-Jahren, als diese Diskussionen doch auch schon alle geführt worden waren. Aber wahrscheinlich wird das Thema so schnell nicht verschwinden.
22 Oktober 2019
Der letzte Sozialdemokrat
In der vergangenen Woche ist Erhard Eppler gestorben. Das hat mich tatsächlich betrübt, obwohl ich nur ein einziges Mal in meinem Leben mit ihm persönlich sprechen konnte und ich zuletzt auch seinen Namen aus dem Bewusstsein verloren hatte. Mit diesem Mann, der mit 92 Jahren gestorben ist, hat die Sozialdemokratie wohl den letzten Menschen verloren, vor dem ich in dieser Partei mal Respekt hatte.
Zur Erläuterung: Ich trat 1983 bei den Jusos ein und 1987 wieder aus. Ich war politisch aktiv, weil ich unser Jugendzentrum in Freudenstadt verteidigen wollte und es auch irgendwie spannend fand, in der Politik mitzumischen. Das war in Freudenstadt – wo ich lebte – dann durchaus spannend. Ich kandidierte sogar für den Gemeinderat und war SPD-Mitglied.
Dabei lernte ich nicht nur Erhard Eppler einmal kennen – er wohnte nicht weit von meinem Elternhaus entfernt, in der Kleinstadt Dornstetten. (Als ich noch ein Kind war, gehörte es zu den Ritualen, zum Ostermontagsmarkt nach Dornstetten zu spazieren; das waren um die fünf Kilometer, nicht mehr.) Ich hatte großen Respekt vor ihm: Er war Minister gewesen und aus Überzeugung zurückgetreten, er hatte für die Sozialdemokratie viele grundsätzliche Gedanken entwickelt und hatte bei allen Diskussionen nie an Format verloren.
Ich bekam einige seiner Reden mit und fand diese stets beeindruckend. Seine Frau Irene, ein weiterer Sozialdemokrat und ich bildeten 1984 eine Arbeitsgruppe, die das Kreistagswahl der Partei entwickelte – da war ich extrem stolz auf mich selbst. Auch seine politischen Gegner hielten große Stücke auf Erhard Eppler, beispielsweise die konservativen Sozialdemokraten.
Warum er mich so faszinierte? Weil er es schaffte, das Soziale in der SPD hochzuhalten, ohne peinlich zu sein. Weil er intellektuell war, aber nicht abgehoben gegenüber den »einfachen Arbeitern«, die damals für die SPD standen. Weil er eine klare Meinung hatte, aber sich nicht zu schade war, in die Niederungen des Klein-Klein hinabzusteigen.
Schade, dass er gestorben ist. Ein soziales Gewissen mit diesem Format gibt es in dieser Partei leider kaum noch.
Zur Erläuterung: Ich trat 1983 bei den Jusos ein und 1987 wieder aus. Ich war politisch aktiv, weil ich unser Jugendzentrum in Freudenstadt verteidigen wollte und es auch irgendwie spannend fand, in der Politik mitzumischen. Das war in Freudenstadt – wo ich lebte – dann durchaus spannend. Ich kandidierte sogar für den Gemeinderat und war SPD-Mitglied.
Dabei lernte ich nicht nur Erhard Eppler einmal kennen – er wohnte nicht weit von meinem Elternhaus entfernt, in der Kleinstadt Dornstetten. (Als ich noch ein Kind war, gehörte es zu den Ritualen, zum Ostermontagsmarkt nach Dornstetten zu spazieren; das waren um die fünf Kilometer, nicht mehr.) Ich hatte großen Respekt vor ihm: Er war Minister gewesen und aus Überzeugung zurückgetreten, er hatte für die Sozialdemokratie viele grundsätzliche Gedanken entwickelt und hatte bei allen Diskussionen nie an Format verloren.
Ich bekam einige seiner Reden mit und fand diese stets beeindruckend. Seine Frau Irene, ein weiterer Sozialdemokrat und ich bildeten 1984 eine Arbeitsgruppe, die das Kreistagswahl der Partei entwickelte – da war ich extrem stolz auf mich selbst. Auch seine politischen Gegner hielten große Stücke auf Erhard Eppler, beispielsweise die konservativen Sozialdemokraten.
Warum er mich so faszinierte? Weil er es schaffte, das Soziale in der SPD hochzuhalten, ohne peinlich zu sein. Weil er intellektuell war, aber nicht abgehoben gegenüber den »einfachen Arbeitern«, die damals für die SPD standen. Weil er eine klare Meinung hatte, aber sich nicht zu schade war, in die Niederungen des Klein-Klein hinabzusteigen.
Schade, dass er gestorben ist. Ein soziales Gewissen mit diesem Format gibt es in dieser Partei leider kaum noch.
21 Oktober 2019
C hoch drei mal I
Jahre-, nein jahrzehntelang wusste ich nicht, wofür der Bandname C³i stand; ich nannte die Hamburger Punkband immer »C hoch drei mal I«, andere Leute sprachen von »C 3 I«, also hintereinander gesprochen. Tatsächlich handelt es sich um das Kürzel eines amerikanischen Militärprograms. Wikipedia sagt, es stehe für »Command, Control, Communications and Intelligence«, was ich glaubhaft finde.
Tatsache ist: Die Band aus Hamburg, die ich leider nie live sehen konnte, veröffentlichte nach ihrer Gründung im Jahr 1986 eine einzige Langspielplatte, die den schlichten Titel »Start« trug und die ich noch heute richtig gut finde. Dass die Band in den Zehner-Jahren des neuen Jahrhunderts wieder auftrat und Tonträger aufnahm, konnte damals keiner ahnen – 1986 bis 1988 war es durchaus üblich, dass man sich für zwei Jahre zusammentat und danach in anderen Bands weitermachte.
Auffallend ist der Gesang, der mit einer vergleichsweise hohen Stimmlage daher kommt. Arne Wagner war als Sänger immer wieder bei verschiedenen Bands tätig, unter anderem bei Noise Annoys, die später zumindest szene-populär wurden. Sein Gesang prägte die Stücke von C³i massiv und machte sie unverkenntbar.
Allerdings fielen sie auch musikalisch aus dem Rahmen. Die Band spielte weder den typischen Uffta-Uffta-Sound früher Deutschpunk-Tage, noch ließ sie sich vom Hardcore einfangen, der zu der Zeit in deutschen Landen zu blühen begann; die Stücke waren druckvoll und melodiös, hatten intelligente Texte in deutscher Sprache und blieben gut im Ohr.
Im Nachhinein würde ich sagen: Die Band war in der zweiten Hälfte der 80er-Jahre das wohl beste, was in Sachen neuem Punkrock aus Hamburg kam. Und die Platte sollte man kennen; sie lohnt sich auch in der Neuzeit noch ...
Tatsache ist: Die Band aus Hamburg, die ich leider nie live sehen konnte, veröffentlichte nach ihrer Gründung im Jahr 1986 eine einzige Langspielplatte, die den schlichten Titel »Start« trug und die ich noch heute richtig gut finde. Dass die Band in den Zehner-Jahren des neuen Jahrhunderts wieder auftrat und Tonträger aufnahm, konnte damals keiner ahnen – 1986 bis 1988 war es durchaus üblich, dass man sich für zwei Jahre zusammentat und danach in anderen Bands weitermachte.
Auffallend ist der Gesang, der mit einer vergleichsweise hohen Stimmlage daher kommt. Arne Wagner war als Sänger immer wieder bei verschiedenen Bands tätig, unter anderem bei Noise Annoys, die später zumindest szene-populär wurden. Sein Gesang prägte die Stücke von C³i massiv und machte sie unverkenntbar.
Allerdings fielen sie auch musikalisch aus dem Rahmen. Die Band spielte weder den typischen Uffta-Uffta-Sound früher Deutschpunk-Tage, noch ließ sie sich vom Hardcore einfangen, der zu der Zeit in deutschen Landen zu blühen begann; die Stücke waren druckvoll und melodiös, hatten intelligente Texte in deutscher Sprache und blieben gut im Ohr.
Im Nachhinein würde ich sagen: Die Band war in der zweiten Hälfte der 80er-Jahre das wohl beste, was in Sachen neuem Punkrock aus Hamburg kam. Und die Platte sollte man kennen; sie lohnt sich auch in der Neuzeit noch ...
Eine rasante Rock'n'Roll-Phantasie
Ich muss das wohl vorausschieben: Rennsport interessiert mich nicht. Ich finde Autorennen langweilig und konnte schon früher nichts mit Comics anfangen, die solche Rennen thematisieren.
Die vierteilige Comic-Serie »Streamliner« ist allerdings komplett anders: Sie ist spannend, sie ist unfassbar rasant geschrieben und gezeichnet, und die Charaktere sind richtig stark. Vielleicht mag ich die Serie aber auch deshalb, weil sie einige Schritte von der Realität entfernt ist und streng genommen zur Fantasy gezählt werden müsste.
Anfangs meint man als Leser ja, der Comic spielt in den USA. In einem Wüstengebiet, das ein wenig aussieht wie Arizona oder Nevada, gibt es eine Tankstelle, die ihre guten Zeiten schon lange hinter sich hat. Sie liegt direkt an der Route 666 – hier beginnt bereits der »phantastische Charakter« der Serie – und im Niemandsland, auf das die Regierung praktisch keinen Zugriff hat. Ein alter Mann, den alle nur als O'Neil kennen, bewirtschaftet die Tankstelle zusammen mit seiner hübschen Tochter Cristal.
Die gemütliche, wenngleich ärmliche Lage verändert sich schlagartig, als eine Bande von Desperados auftaucht, allesamt mit schwer aufgemotzten Autos. Sie wollen ausgerechnet in dieser Gegend ein Rennen veranstalten, bei dem es sicher auch Verletzte oder gar Tote geben wird. Der alte Mann und seine Tochter werden nicht groß gefragt; sie müssen erleben, wie sich ihre Gegend auf einmal mit anderen Rennsportverrückten bevölkert, wie die Medien auf alles aufmerksam werden und wie dann ein mörderisches Rennen durch die Wüste und einen engen Canyon veranstaltet wird.
Bis zu diesem Zeitpunkt klingt das Ganze ja wie eine Rennfahrergeschichte, die in den USA angesiedelt ist. Nach einiger Zeit wird aber klar, dass einiges nicht stimmen kann: Die vier Alben spielen in einem Land, in dem es einen fürchterlichen Krieg zwischen Nord und Süd gegeben hat, in dessen Verlauf ein Flugzeug in der Wüste notgelandet ist.
Eines der Besatzungsmitglieder ist der alte O'Neil gewesen, damals noch nicht so alt, der nach dem Frieden – um seinen gestorbenen Kameraden ein Andenken zu errichten – an genau der Stelle eine Tankstelle errichtet hat. Dazwischen ist er Rennfahrer, und damit schließen sich gleich mehrere Kreise.
Ich fand die vier »Streamliner«-Comics absolut großartig. Sie erschienen in den vergangenen Jahren in teilweise großen Abständen, man sollte sie tatsächlich aber am Stück lesen. Die Geschichte ist mitreißend erzählt, die Figuren sind ein wenig überdreht, wirken aber wie aus einem Tarantino-Film entsprungen: durchgeknallte Desperados, wahnwitzige Journalisten, eiskalte Regierungskiller und so weiter.
Fane ist ein Zeichner und Autor, der mir vom Namen her nicht bekannt war. Von ihm stammen diverse Motorrad-Comics, die ich in verschiedenen Zeitschriften wahrnehmen konnte. Man merkt, dass er die Szenerie kennt, über die er schreibt und zeichnet. Man riecht buchstäblich das Benzin, die qualmenden Reifen, den Schnaps und den Zigarettenqualm, man spürt das Adrenalin in der Luft.
»Streamliner« ist ein Comic, den ich allen empfehlen möchte, die Spaß an einer rasanten Geschichte haben. Sie ist stark gezeichnet und schnell erzählt – man kann sich ja die Leserproben auf der Internet-Seite des Splitter-Verlages ansehen. Checkt das mal!
Die vierteilige Comic-Serie »Streamliner« ist allerdings komplett anders: Sie ist spannend, sie ist unfassbar rasant geschrieben und gezeichnet, und die Charaktere sind richtig stark. Vielleicht mag ich die Serie aber auch deshalb, weil sie einige Schritte von der Realität entfernt ist und streng genommen zur Fantasy gezählt werden müsste.
Anfangs meint man als Leser ja, der Comic spielt in den USA. In einem Wüstengebiet, das ein wenig aussieht wie Arizona oder Nevada, gibt es eine Tankstelle, die ihre guten Zeiten schon lange hinter sich hat. Sie liegt direkt an der Route 666 – hier beginnt bereits der »phantastische Charakter« der Serie – und im Niemandsland, auf das die Regierung praktisch keinen Zugriff hat. Ein alter Mann, den alle nur als O'Neil kennen, bewirtschaftet die Tankstelle zusammen mit seiner hübschen Tochter Cristal.
Die gemütliche, wenngleich ärmliche Lage verändert sich schlagartig, als eine Bande von Desperados auftaucht, allesamt mit schwer aufgemotzten Autos. Sie wollen ausgerechnet in dieser Gegend ein Rennen veranstalten, bei dem es sicher auch Verletzte oder gar Tote geben wird. Der alte Mann und seine Tochter werden nicht groß gefragt; sie müssen erleben, wie sich ihre Gegend auf einmal mit anderen Rennsportverrückten bevölkert, wie die Medien auf alles aufmerksam werden und wie dann ein mörderisches Rennen durch die Wüste und einen engen Canyon veranstaltet wird.
Bis zu diesem Zeitpunkt klingt das Ganze ja wie eine Rennfahrergeschichte, die in den USA angesiedelt ist. Nach einiger Zeit wird aber klar, dass einiges nicht stimmen kann: Die vier Alben spielen in einem Land, in dem es einen fürchterlichen Krieg zwischen Nord und Süd gegeben hat, in dessen Verlauf ein Flugzeug in der Wüste notgelandet ist.
Eines der Besatzungsmitglieder ist der alte O'Neil gewesen, damals noch nicht so alt, der nach dem Frieden – um seinen gestorbenen Kameraden ein Andenken zu errichten – an genau der Stelle eine Tankstelle errichtet hat. Dazwischen ist er Rennfahrer, und damit schließen sich gleich mehrere Kreise.
Ich fand die vier »Streamliner«-Comics absolut großartig. Sie erschienen in den vergangenen Jahren in teilweise großen Abständen, man sollte sie tatsächlich aber am Stück lesen. Die Geschichte ist mitreißend erzählt, die Figuren sind ein wenig überdreht, wirken aber wie aus einem Tarantino-Film entsprungen: durchgeknallte Desperados, wahnwitzige Journalisten, eiskalte Regierungskiller und so weiter.
Fane ist ein Zeichner und Autor, der mir vom Namen her nicht bekannt war. Von ihm stammen diverse Motorrad-Comics, die ich in verschiedenen Zeitschriften wahrnehmen konnte. Man merkt, dass er die Szenerie kennt, über die er schreibt und zeichnet. Man riecht buchstäblich das Benzin, die qualmenden Reifen, den Schnaps und den Zigarettenqualm, man spürt das Adrenalin in der Luft.
»Streamliner« ist ein Comic, den ich allen empfehlen möchte, die Spaß an einer rasanten Geschichte haben. Sie ist stark gezeichnet und schnell erzählt – man kann sich ja die Leserproben auf der Internet-Seite des Splitter-Verlages ansehen. Checkt das mal!
20 Oktober 2019
Wenn mir die Musik zu laut ist ...
Irgendwann in den Nuller-Jahren hatten wir – also die Redaktion, in der ich arbeite – die Idee, zur Frankfurter Buchmesse ein Galaktisches Forum zu veranstalten: für Autoren, Lektoren, Übersetzer und Verlagsangestellte aus dem Science-Fiction- und Fantasy-Umfeld. Wir organisierten das Ganze über gut zehn Jahre lang und hörten damit auf, als wir keinen eigenen Messestand mehr hatten.
Seit drei Jahren sind die Verlage Fischer Tor und Droemer Knaur für das Galaktische Forum verantwortlich, und ich freue mich jedes Jahr, eine Einladung zu erhalten. Deshalb steuerte ich nach der Buchmesse am Freitag, 18. Oktober, mein Auto in die Innenstadt, stellte es dort nach 19 Uhr und damit geldsparend – Nachttarif: drei Euro – ins Westend-Parkhaus.
Von dort spazierte ich durch Straßen, die in der Nacht aussahen wie in irgendwelchen Gangster-Filmen, zum Bahnhof, aß dort eine Kleinigkeit und spazierte zurück. Ich nahm einen anderen Weg und erhielt so einen weiteren spannenden Einblick in die Seitenstraßen des Frankfurter Bahnhofsviertels.
Das Galaktische Forum fand im »25 hours hotel« statt; angesichts der Stundenhotels in der direkten Nachbarschaft ist das ein doch eher witziger Name. (Mir ist schon bewusst, dass das eine Kette ist, und ich nächtigte einmal in einem schicken »25 hours hotel« in Hamburg.) Es ging eine Treppe hinunter, wo ein Partyraum dazu diente, die Besucher zu empfangen.
Ich unterhielt mich ganz gut, ich trank ein Bier, dann drehte irgendjemand die Musik auf, es dröhnte grausiger Dance-Sound aus den Boxen. Ich brüllte eine halbe Stunde lang irgendwelche Leute an, weil man sich nur noch schreiend und brüllend verständigen konnte, stieg irgendwann genervt und stocküchtern die Treppe hoch und fand im Foyer des Hotels eine Gruppe von Autorinnen und Autoren. Zu denen setzte ich mich.
Vom Galaktischen Forum bekam ich so gar nichts mehr mit, ich ersparte mir aber so Musik, die ich hasste und die so laut gespielt wurde, dass ich mich nicht verständigen konnte. In der Runde war es nett, wir redeten über alle möglichen Themen, wir lachten, und gegen 23 Uhr – also gut zwei Stunden früher als geplant – verließ ich das Hotel und die Stadt.
(Damit es klar ist: Viele Leute hatten wohl ihren Spaß bei der Musik. Ich halt nicht. Das einzig Coole war der Antifa-Aufkleber im Männer-Klo.)
Seit drei Jahren sind die Verlage Fischer Tor und Droemer Knaur für das Galaktische Forum verantwortlich, und ich freue mich jedes Jahr, eine Einladung zu erhalten. Deshalb steuerte ich nach der Buchmesse am Freitag, 18. Oktober, mein Auto in die Innenstadt, stellte es dort nach 19 Uhr und damit geldsparend – Nachttarif: drei Euro – ins Westend-Parkhaus.
Von dort spazierte ich durch Straßen, die in der Nacht aussahen wie in irgendwelchen Gangster-Filmen, zum Bahnhof, aß dort eine Kleinigkeit und spazierte zurück. Ich nahm einen anderen Weg und erhielt so einen weiteren spannenden Einblick in die Seitenstraßen des Frankfurter Bahnhofsviertels.
Das Galaktische Forum fand im »25 hours hotel« statt; angesichts der Stundenhotels in der direkten Nachbarschaft ist das ein doch eher witziger Name. (Mir ist schon bewusst, dass das eine Kette ist, und ich nächtigte einmal in einem schicken »25 hours hotel« in Hamburg.) Es ging eine Treppe hinunter, wo ein Partyraum dazu diente, die Besucher zu empfangen.
Ich unterhielt mich ganz gut, ich trank ein Bier, dann drehte irgendjemand die Musik auf, es dröhnte grausiger Dance-Sound aus den Boxen. Ich brüllte eine halbe Stunde lang irgendwelche Leute an, weil man sich nur noch schreiend und brüllend verständigen konnte, stieg irgendwann genervt und stocküchtern die Treppe hoch und fand im Foyer des Hotels eine Gruppe von Autorinnen und Autoren. Zu denen setzte ich mich.
Vom Galaktischen Forum bekam ich so gar nichts mehr mit, ich ersparte mir aber so Musik, die ich hasste und die so laut gespielt wurde, dass ich mich nicht verständigen konnte. In der Runde war es nett, wir redeten über alle möglichen Themen, wir lachten, und gegen 23 Uhr – also gut zwei Stunden früher als geplant – verließ ich das Hotel und die Stadt.
(Damit es klar ist: Viele Leute hatten wohl ihren Spaß bei der Musik. Ich halt nicht. Das einzig Coole war der Antifa-Aufkleber im Männer-Klo.)
18 Oktober 2019
Die großen Buchmesse-Themen 2019
Auch wenn Norwegen das Gastland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse ist, habe ich davon noch nichts mitbekommen. Zumindest nicht »vor Ort«; in den Fachzeitschriften steht genug davon, und auch darüber hinaus bekam ich das Thema nicht. Wenn schon mal eine Prinzessin im Sonderzug anreist, geht das nicht einmal an mir vorüber.
Das wichtigste Thema, über das die Menschen auf der Buchmesse sprechen, ist der Verkehr. »Ich weiß nicht, ob ich in dem Zug nach Hamburg überhaupt noch einen Platz bekomme«, sagt der Kollege aus einem anderen Verlag, der seinen Kram packt und eigentlich heimfahren möchte. Er ist nur einer von mehreren, die über schlechte Verbindungen, ausgefallene Züge und gesperrte Waggons berichten.
Skurril ist es wie immer, anderen Menschen zuzuhören. Autorinnen und Autoren beispielsweise, die über ihre neuen Bücher sprechen. »Dein Buch ist sooooo cool.« Oder Ehepaare, die sich streiten: »Ich will jetzt aber zur Currywurst.« – »Dann gehe ich allein zur Lesung.«
Generell gilt: Man fährt zur Buchmesse, um sich zu unterhalten. Das geschieht meist in sogenannten Fachgesprächen, häufig aber durch Zuhören. Warum gibt es eigentlich keine Netflix-Serie über den nervenzerfetzenden Alltag von Buchverkäufern oder Metadatenerstellerinnen?
Das wichtigste Thema, über das die Menschen auf der Buchmesse sprechen, ist der Verkehr. »Ich weiß nicht, ob ich in dem Zug nach Hamburg überhaupt noch einen Platz bekomme«, sagt der Kollege aus einem anderen Verlag, der seinen Kram packt und eigentlich heimfahren möchte. Er ist nur einer von mehreren, die über schlechte Verbindungen, ausgefallene Züge und gesperrte Waggons berichten.
Skurril ist es wie immer, anderen Menschen zuzuhören. Autorinnen und Autoren beispielsweise, die über ihre neuen Bücher sprechen. »Dein Buch ist sooooo cool.« Oder Ehepaare, die sich streiten: »Ich will jetzt aber zur Currywurst.« – »Dann gehe ich allein zur Lesung.«
Generell gilt: Man fährt zur Buchmesse, um sich zu unterhalten. Das geschieht meist in sogenannten Fachgesprächen, häufig aber durch Zuhören. Warum gibt es eigentlich keine Netflix-Serie über den nervenzerfetzenden Alltag von Buchverkäufern oder Metadatenerstellerinnen?
17 Oktober 2019
Taxis sind angeblich schneller
Ich wollte es in diesem Jahr besonders schlau machen, gestählt durch schlechte Erfahrungen mit der Straßenbahn in Karlsruhe, und ohne Stress mit der Bahn zur Buchmesse fahren. (Wer einmal einen Zug verpasst hat, weil die Bahn völlig unmotiviert eine Viertelstunde am Kolpingplatz herumgestanden hat, dürfte mich verstehen.) Entweder wollte ich mit dem Rad zum Bahnhof fahren, oder ich würde das Taxi nehmen.
Am Donnerstagmorgen regnete es. Das war keine gute Voraussetzung für eine Radtour quer durch die Stadt, mit einem Anzug am Körper und einem Notebook in der Tasche. Also rief ich in der Taxi-Zentrale an und bestellte zeitig ein Taxi.
»Ist in zehn Minuten da«, versprach die freundliche Dame am Telefon. Das war genau halb acht Uhr; der Zug sollte um acht Uhr gehen – da konnte also nichts schiefgehen.
Um halb acht Uhr stand ich auf der Straße. Es vergingen fünf Minuten, dann zehn Minuten. In der Zeit hätte ich schon einen Teil der Strecke zu Fuß zurücklegen können. Es regnete auch nicht mehr.
Dann kam das Taxi; der Fahrer hatte die »falsche Ecke« des Platzes angesteuert. Offensichtlich reichen die Angabe einer Hausnummer und der kreuzenden Querstraße nicht mehr aus. Immerhin wusste der Fahrer die Strecke, und so quälten wir uns durch den Verkehr.
Bei jedem Halt sagte ich dem Fahrer, ich bräuchte eine Quittung. Er sage immer »kein Problem«. Als wir am Bahnhof ankamen, stellte sich heraus, dass er keinen Stift hatte, um die Quittung auszustellen. Ich bezahlte, verzichtete auf die Quittung und rannte los.
Es reichte gerade so. Ich verpasste den Zug nicht, musste aber doch ein wenig durch den Bahnhof rennen. Und nahm mir vor, beim nächsten Mal doch mit dem Rad zu fahren.
Am Donnerstagmorgen regnete es. Das war keine gute Voraussetzung für eine Radtour quer durch die Stadt, mit einem Anzug am Körper und einem Notebook in der Tasche. Also rief ich in der Taxi-Zentrale an und bestellte zeitig ein Taxi.
»Ist in zehn Minuten da«, versprach die freundliche Dame am Telefon. Das war genau halb acht Uhr; der Zug sollte um acht Uhr gehen – da konnte also nichts schiefgehen.
Um halb acht Uhr stand ich auf der Straße. Es vergingen fünf Minuten, dann zehn Minuten. In der Zeit hätte ich schon einen Teil der Strecke zu Fuß zurücklegen können. Es regnete auch nicht mehr.
Dann kam das Taxi; der Fahrer hatte die »falsche Ecke« des Platzes angesteuert. Offensichtlich reichen die Angabe einer Hausnummer und der kreuzenden Querstraße nicht mehr aus. Immerhin wusste der Fahrer die Strecke, und so quälten wir uns durch den Verkehr.
Bei jedem Halt sagte ich dem Fahrer, ich bräuchte eine Quittung. Er sage immer »kein Problem«. Als wir am Bahnhof ankamen, stellte sich heraus, dass er keinen Stift hatte, um die Quittung auszustellen. Ich bezahlte, verzichtete auf die Quittung und rannte los.
Es reichte gerade so. Ich verpasste den Zug nicht, musste aber doch ein wenig durch den Bahnhof rennen. Und nahm mir vor, beim nächsten Mal doch mit dem Rad zu fahren.
16 Oktober 2019
Peter und der Tag danach
Die Ausgabe 146 des OX-Fanzines ist erschienen, und wieder ist eine Folge meines aktuellen Fortsetzungsromans darin abgedruckt worden. Es geht also immer noch flott voran. Diesmal endet eine Nacht, und der Held meines Romans muss sich damit auseinandersetzen, dass irgendwie eine Frau in sein Leben und seine Gedanken getreten ist – wie auch immer er die bisherige Begegnung beurteilen mag.
In der aktuellen Folge erzähle ich von Gesprächen im Morgengrauen und dem Arbeitstag nach einer sehr kurzen und vor allem alkoholgetränkten Nacht. Und ich deute an, dass Peter Pank dann einen neuen wichtigen Entschluss fällt, den er hoffentlich auch bald umsetzt.
Das wiederum ist dann Thema in der Folge 22 von »Der gute Geist des Rock'n'Roll«. Mit diesem Teil habe ich bereits angefangen, ein Teil des Textes steht bereits. Ich bin sicher, dass man sich in der OX-Redaktion freuen würde, wenn ich nicht auf dem allerletzten Drücker liefern könnte …
In der aktuellen Folge erzähle ich von Gesprächen im Morgengrauen und dem Arbeitstag nach einer sehr kurzen und vor allem alkoholgetränkten Nacht. Und ich deute an, dass Peter Pank dann einen neuen wichtigen Entschluss fällt, den er hoffentlich auch bald umsetzt.
Das wiederum ist dann Thema in der Folge 22 von »Der gute Geist des Rock'n'Roll«. Mit diesem Teil habe ich bereits angefangen, ein Teil des Textes steht bereits. Ich bin sicher, dass man sich in der OX-Redaktion freuen würde, wenn ich nicht auf dem allerletzten Drücker liefern könnte …
15 Oktober 2019
Unten, und vergessen
Eine phantastische Kurzgeschichte
Das große Tor öffnet sich, leise knirschend; ein Mann tritt langsam, ja, behutsam über die Schwelle. Er blinzelt kurz und hebt die Hand, als wolle er grüßen, irgendjemanden. Blass leuchtet ihm der Morgen entgegen, die Sonne erbricht ein wenig Licht ins Grau. Kleine Wellen laufen sich am feinen Sandstrand tot, und eine Möwe krächzt einen müden, rasch verebbenden Trauermarsch über die kleinen Schaumkronen. Es ist kalt.
Der Mann dreht sich um, wagt einen letzten Blick. Das Tor ist geschlossen, Stahl gegen Stahl und Stein gegen Stein und dazu ein bisschen Glas. Es glitzert, Licht tanzt auf feinen Beschlägen wie kleine Engel in der Nacht.
Er hüllt sich in seinen Mantel und geht auf den Strand zu; fröstelnd. Wind zersaust dünnes, blondes Haar, das bis in den Nacken fällt. Sein übriggebliebenes rechtes Auge tränt leicht, seine Lippen schmecken die Salzkristalle, die auf ihnen zerschmelzen. Kleine Tiere fliehen vor ihm, Käfer und Strandläufer, verstecken sich hinter Sandkörnern. Selbst sie scheinen zu fliehen, vom Wind getrieben.
Weint er? Die Möwe krächzt ein weiteres Mal und fliegt aufs Meer hinaus; direkt auf die blasse Morgensonne zu. Immer weiter. Irgendwann wird sie kraftlos ins Meer fallen und ertrinken. Und dabei wird sie vielleicht verwundert nach dem Warum fragen. In einigen Stunden.
Wasser umspült die Zehen des Mannes. Es ist nicht kalt, und es ist nicht warm, es kräuselt sich nur sachte. Er empfindet das Wasser als angenehm.
Er wünscht sich einen Bogen und drei Pfeile. Mit diesen könnte er die Sonne abschießen. Dann wäre alles gut. Wirklich alles. Beim Gedanken daran muss er lachen. Es klingt schrecklich hohl, und hinterher fließen nur weitere Tränen; das schmerzt erneut.
Locker baumeln die Hände. Ein starker Windstoß zerrt an seinem Mantel. Er lässt los, der Wind reißt und zieht, und dann fliegt der Mantel davon. Der Mann dreht sich nicht nach ihm um.
Jetzt ist er nackt. Und fröstelt noch mehr. Kalt ist es. Das Wasser empfindet er immer noch als angenehm, während er Schritt um Schritt vorwärts geht. Er weint.
Das heisere Lachen, das er hinter sich hört, ignoriert er. Auch das kreischende Geräusch, wenn Metall über Metall schleift. Das Wasser steigt ihm über die Hüften. Das Lachen endet abrupt mit einem Gurgeln. Dann kreischt wieder Metall über Metall.
Das Wasser scheint sich rot zu färben, der Gipfel eines schroffen Berges reckt sich der Sonne entgegen. Das Wasser hat den Hals des Mannes erreicht, er beugt sich nach vorne und nimmt einen Schluck. Nur einen. Lässt das Wasser auf der Zunge. Erst nach einem Moment schluckt er endgültig. Da schlägt auch schon das Wasser über ihm zusammen.
Jetzt ist er am Ziel. Die Frau, die ihm entgegen kommt, ebenfalls. Sie lächelt ihn an. Aus dem übriggebliebenen linken Auge. Verführerisch wirkt es. Ihr Mantel löst sich von ihren Schultern, rutscht langsam über die Hüften.
»Ich hörte den Schrei des Vergessens«, sagt sie leise, mit einem wehmütigen Lächeln in den Mundwinkeln.
Auch er lächelt jetzt, ähnlich. »Ich sah einen schwarzgekleideten Mann in einem dunkelroten Boot«, sagt er. »Und der See glänzte wie ein Spiegel.«
Sie schlingt die Arme um ihn. »Dann ist ja alles gut«, murmelt sie. Gibt ihm einen Kuss auf die Lippen. Er schmeckt das Salz. Sie verschmelzen miteinander.
Irgendwo krächzt die Möwe. Ein letztes Mal.
Nachbemerkt:
Die Geschichte »unten, und vergessen« schrieb ich bereits am 16. September 1984, in dieser Zeit zwischen dem Abitur und meiner Zeit bei der Bundeswehr, in der ich viel unterwegs war – per Anhalter – und nicht so richtig wusste, wie ich mein weiteres Leben gestalten sollte. Da hatte ich offenbar dann auch ein Interesse daran, Geschichten zu verfassen, die düster und kurz waren. Zu dieser Zeit entstanden zudem viele Gedichte.
Die Kurzgeschichte ging unter, ich vergaß sie. Am 30. Oktober 1993 griff ich sie auf und tippte sie mit meinem Computer ab. Am 27. September 2003 wurde sie auf die neue Rechtschreibung umgestellt; seither habe ich sie nicht weiter verändert.
Das große Tor öffnet sich, leise knirschend; ein Mann tritt langsam, ja, behutsam über die Schwelle. Er blinzelt kurz und hebt die Hand, als wolle er grüßen, irgendjemanden. Blass leuchtet ihm der Morgen entgegen, die Sonne erbricht ein wenig Licht ins Grau. Kleine Wellen laufen sich am feinen Sandstrand tot, und eine Möwe krächzt einen müden, rasch verebbenden Trauermarsch über die kleinen Schaumkronen. Es ist kalt.
Der Mann dreht sich um, wagt einen letzten Blick. Das Tor ist geschlossen, Stahl gegen Stahl und Stein gegen Stein und dazu ein bisschen Glas. Es glitzert, Licht tanzt auf feinen Beschlägen wie kleine Engel in der Nacht.
Er hüllt sich in seinen Mantel und geht auf den Strand zu; fröstelnd. Wind zersaust dünnes, blondes Haar, das bis in den Nacken fällt. Sein übriggebliebenes rechtes Auge tränt leicht, seine Lippen schmecken die Salzkristalle, die auf ihnen zerschmelzen. Kleine Tiere fliehen vor ihm, Käfer und Strandläufer, verstecken sich hinter Sandkörnern. Selbst sie scheinen zu fliehen, vom Wind getrieben.
Weint er? Die Möwe krächzt ein weiteres Mal und fliegt aufs Meer hinaus; direkt auf die blasse Morgensonne zu. Immer weiter. Irgendwann wird sie kraftlos ins Meer fallen und ertrinken. Und dabei wird sie vielleicht verwundert nach dem Warum fragen. In einigen Stunden.
Wasser umspült die Zehen des Mannes. Es ist nicht kalt, und es ist nicht warm, es kräuselt sich nur sachte. Er empfindet das Wasser als angenehm.
Er wünscht sich einen Bogen und drei Pfeile. Mit diesen könnte er die Sonne abschießen. Dann wäre alles gut. Wirklich alles. Beim Gedanken daran muss er lachen. Es klingt schrecklich hohl, und hinterher fließen nur weitere Tränen; das schmerzt erneut.
Locker baumeln die Hände. Ein starker Windstoß zerrt an seinem Mantel. Er lässt los, der Wind reißt und zieht, und dann fliegt der Mantel davon. Der Mann dreht sich nicht nach ihm um.
Jetzt ist er nackt. Und fröstelt noch mehr. Kalt ist es. Das Wasser empfindet er immer noch als angenehm, während er Schritt um Schritt vorwärts geht. Er weint.
Das heisere Lachen, das er hinter sich hört, ignoriert er. Auch das kreischende Geräusch, wenn Metall über Metall schleift. Das Wasser steigt ihm über die Hüften. Das Lachen endet abrupt mit einem Gurgeln. Dann kreischt wieder Metall über Metall.
Das Wasser scheint sich rot zu färben, der Gipfel eines schroffen Berges reckt sich der Sonne entgegen. Das Wasser hat den Hals des Mannes erreicht, er beugt sich nach vorne und nimmt einen Schluck. Nur einen. Lässt das Wasser auf der Zunge. Erst nach einem Moment schluckt er endgültig. Da schlägt auch schon das Wasser über ihm zusammen.
Jetzt ist er am Ziel. Die Frau, die ihm entgegen kommt, ebenfalls. Sie lächelt ihn an. Aus dem übriggebliebenen linken Auge. Verführerisch wirkt es. Ihr Mantel löst sich von ihren Schultern, rutscht langsam über die Hüften.
»Ich hörte den Schrei des Vergessens«, sagt sie leise, mit einem wehmütigen Lächeln in den Mundwinkeln.
Auch er lächelt jetzt, ähnlich. »Ich sah einen schwarzgekleideten Mann in einem dunkelroten Boot«, sagt er. »Und der See glänzte wie ein Spiegel.«
Sie schlingt die Arme um ihn. »Dann ist ja alles gut«, murmelt sie. Gibt ihm einen Kuss auf die Lippen. Er schmeckt das Salz. Sie verschmelzen miteinander.
Irgendwo krächzt die Möwe. Ein letztes Mal.
Nachbemerkt:
Die Geschichte »unten, und vergessen« schrieb ich bereits am 16. September 1984, in dieser Zeit zwischen dem Abitur und meiner Zeit bei der Bundeswehr, in der ich viel unterwegs war – per Anhalter – und nicht so richtig wusste, wie ich mein weiteres Leben gestalten sollte. Da hatte ich offenbar dann auch ein Interesse daran, Geschichten zu verfassen, die düster und kurz waren. Zu dieser Zeit entstanden zudem viele Gedichte.
Die Kurzgeschichte ging unter, ich vergaß sie. Am 30. Oktober 1993 griff ich sie auf und tippte sie mit meinem Computer ab. Am 27. September 2003 wurde sie auf die neue Rechtschreibung umgestellt; seither habe ich sie nicht weiter verändert.
14 Oktober 2019
Die Abrafaxe und das Ministerium
Ich lese seit Jahrzehnten das Comic-Heft »Mosaik«, kannte es schon zu den Zeiten, als es noch »nur« in der DDR zu haben war, und abonnierte es, als man es im vereinten Deutschland beziehen konnte. Ich mag die Comics mit den drei witzigen Hauptfiguren, auch wenn ich für die eigentliche Zielgruppe ein wenig zu alt bin: Streng genommen ist »Mosaik« ein Heft für Kinder.
Zuletzt las ich »Die Schokoladen-Expedition«, ein Heft, das außerhalb der normalen Reihe erscheint und trotzdem aussieht wie ein normales »Mosaik«-Heft: vorne eine Geschichte, hinten viele ergänzende Informationen, kindgerecht aufbereitet durch Grafiken und Texte. Letztlich ist es ein Informations-Comic, der davon erzählt, wie Schokolade angebaut, vertrieben und letztlich hergestellt wird.
Die drei Abrafaxe kommen nämlich nach Westrafrika, wo sie auf eine Familie stoßen, die im Wald lebt. Die Kinder gehen nicht zur Schule, sondern helfen ihren Eltern bei der Arbeit; die Preise für den Kakao wechseln, ohne dass die Bauern etwas machen können. Bei manchen Bauern werden Kinder als Sklaven gehalten. Die Abrafaxe sind gebührend entsetzt und helfen – zusammen mit einer pfiffigen Frau – den Leuten.
(Man könnte jetzt sicher kritisch anmerken, dass jetzt ausgerechnet drei Weiße den Afrikanern zeigen, wie man sich wehrt. Aber gut, es sind die Abrafaxe ... die dürfen das. Die eigentliche Hauptfigur, die sehr fit wirkt und auch engagiert vorgeht, ist ohnehin Nadege, eine junge und gebildete Frau, die mit dem Motorrad durch die Gegend fährt, die auch einen starken Angreifer besiegen kann und politische Inhalte vermittelt. Passt also schon.)
Dass »Mosaik« und das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft eine Kooperation eingegangen sind, finde ich gut. Mithilfe eines Comics, der sich an Kinder richtet, meinetwegen auch an Jugendliche, wird über ein ernsthaftes Thema informiert, aber eben so, dass Kinder es verstehen werden und auch unterhaltsam finden dürften.
Tatsächlich können Leute, die sich für das Thema interessieren, das Heft kostenlos beim Ministerium erhalten, sogar in »Klassensätzen«. Das halte ich für eine gute Idee – politische Bildung zu einem sensiblen Thema, die sich direkt an Kinder richtet!
Zuletzt las ich »Die Schokoladen-Expedition«, ein Heft, das außerhalb der normalen Reihe erscheint und trotzdem aussieht wie ein normales »Mosaik«-Heft: vorne eine Geschichte, hinten viele ergänzende Informationen, kindgerecht aufbereitet durch Grafiken und Texte. Letztlich ist es ein Informations-Comic, der davon erzählt, wie Schokolade angebaut, vertrieben und letztlich hergestellt wird.
Die drei Abrafaxe kommen nämlich nach Westrafrika, wo sie auf eine Familie stoßen, die im Wald lebt. Die Kinder gehen nicht zur Schule, sondern helfen ihren Eltern bei der Arbeit; die Preise für den Kakao wechseln, ohne dass die Bauern etwas machen können. Bei manchen Bauern werden Kinder als Sklaven gehalten. Die Abrafaxe sind gebührend entsetzt und helfen – zusammen mit einer pfiffigen Frau – den Leuten.
(Man könnte jetzt sicher kritisch anmerken, dass jetzt ausgerechnet drei Weiße den Afrikanern zeigen, wie man sich wehrt. Aber gut, es sind die Abrafaxe ... die dürfen das. Die eigentliche Hauptfigur, die sehr fit wirkt und auch engagiert vorgeht, ist ohnehin Nadege, eine junge und gebildete Frau, die mit dem Motorrad durch die Gegend fährt, die auch einen starken Angreifer besiegen kann und politische Inhalte vermittelt. Passt also schon.)
Dass »Mosaik« und das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft eine Kooperation eingegangen sind, finde ich gut. Mithilfe eines Comics, der sich an Kinder richtet, meinetwegen auch an Jugendliche, wird über ein ernsthaftes Thema informiert, aber eben so, dass Kinder es verstehen werden und auch unterhaltsam finden dürften.
Tatsächlich können Leute, die sich für das Thema interessieren, das Heft kostenlos beim Ministerium erhalten, sogar in »Klassensätzen«. Das halte ich für eine gute Idee – politische Bildung zu einem sensiblen Thema, die sich direkt an Kinder richtet!
13 Oktober 2019
Volker in der »Rheinpfalz«
Dass das wirklich gelungene »Totengräbers Tagebuch« immer weitere Kreise zieht, finde ich hervorragend. Das Thema scheint die Leute zu interessieren und zu faszinieren. Ich wurde schon von Bekannten darauf angesprochen, die darüber in Zeitungen gelesen hatten – das ist natürlich hervorragend. Am vergangenen Wochenende schrieb auch die »Rheinpfalz« einen großen Artikel darüber.
Volker Langenbein wird schön porträtiert, auf das Buch geht der Artikel ebenso ausführlich ein. Erwähnt wird ebenso meine Mithilfe, was mir sehr schmeichelt. Ein insgesamt gelungener Artikel ist so entstanden, der dem Buch hoffentlich neue Leser bringen wird. (Es ist ein gutes Thema, das immer mehr Menschen interessiert, wie ich bei vielen Gesprächen gemerkt habe.)
Volker Langenbein wird schön porträtiert, auf das Buch geht der Artikel ebenso ausführlich ein. Erwähnt wird ebenso meine Mithilfe, was mir sehr schmeichelt. Ein insgesamt gelungener Artikel ist so entstanden, der dem Buch hoffentlich neue Leser bringen wird. (Es ist ein gutes Thema, das immer mehr Menschen interessiert, wie ich bei vielen Gesprächen gemerkt habe.)
11 Oktober 2019
Ein Tanzabend mit Stereo Total
Die Musik von Stereo Total kann ich nicht immer hören, aber ich mag sie seit den 90er-Jahren. Manchmal ist die schräge Mischung aus Elektropop, Schlagergesang mit französischem Gesang und gelegentlichen Punk-Einlagen richtig klasse, manchmal finde ich sie anstrengend. Aber ich freute mich sehr auf das Konzert, zu dem die Band am Donnerstag, 10. Oktober 2019, ins »P 8« nach Karlsruhe kam.
Der Club war gerammelt voll, was angesichts des kleinen Raumes recht schnell geht; ich nehme an, dass an die 200 Leute anwesend waren. Gut die Hälfte kannte ich oder kam mir bekannt vor: Leute, die seit den 90er-Jahren immer wieder meinen Weg kreuzen, die ich aus besetzten Häusern, von Punk-Konzerten oder von der »Katakombe« her kannte. Die andere Hälfte waren junge Leute, die im Verlauf des Konzertes vor allem den tanzwütigen Mob in den ersten Reihen bildeten.
Francoise Cactus und Brezel Göring betraten kurz nach 21 Uhr die Bühne und legten ohne viel Trara los. Sie spielten viele Stücke der früheren Platten, aber auch Lieder, die ich nicht kannte. Von Anfang kam gute Stimmung auf, die Leute tanzten. (Am Ende gab es wohl niemanden in dem Club, der sich nicht zur Musik bewegte. Auch ich war leicht verschwitzt.)
Großes Gejohle gab's, wenn alte Hits wie »Liebe zu dritt« gespielt wurden. Zwischendurch kamen witzige Ansagen von der Bühne, am Ende wurden junge Frauen aus der ersten Reihe zum Tanzen auf die Bühne gebeten, die dann auch sichtlich Spaß daran hatten.
Mir gefiel, wenn die Gitarre mal »dreckig« klang, was dem Elektro-Sound eine punkige Note verlieh, und wenn die Stücke schneller losgebolzt wurden. Bei solchen Stücken war die Band fast schon punkig.
Am Ende servierte das Duo auf der Bühne noch einige Zugaben, das Publikum dankte mit lange anhaltendem Applaus. Ich trank abschließend das eine oder andere Bier, verschwatzte mich völlig an der Theke und kam – welche Überraschung! – dann doch nicht so früh nach Hause, wie ich das eigentlich geplant hatte. Großartiger Abend!
Der Club war gerammelt voll, was angesichts des kleinen Raumes recht schnell geht; ich nehme an, dass an die 200 Leute anwesend waren. Gut die Hälfte kannte ich oder kam mir bekannt vor: Leute, die seit den 90er-Jahren immer wieder meinen Weg kreuzen, die ich aus besetzten Häusern, von Punk-Konzerten oder von der »Katakombe« her kannte. Die andere Hälfte waren junge Leute, die im Verlauf des Konzertes vor allem den tanzwütigen Mob in den ersten Reihen bildeten.
Francoise Cactus und Brezel Göring betraten kurz nach 21 Uhr die Bühne und legten ohne viel Trara los. Sie spielten viele Stücke der früheren Platten, aber auch Lieder, die ich nicht kannte. Von Anfang kam gute Stimmung auf, die Leute tanzten. (Am Ende gab es wohl niemanden in dem Club, der sich nicht zur Musik bewegte. Auch ich war leicht verschwitzt.)
Großes Gejohle gab's, wenn alte Hits wie »Liebe zu dritt« gespielt wurden. Zwischendurch kamen witzige Ansagen von der Bühne, am Ende wurden junge Frauen aus der ersten Reihe zum Tanzen auf die Bühne gebeten, die dann auch sichtlich Spaß daran hatten.
Mir gefiel, wenn die Gitarre mal »dreckig« klang, was dem Elektro-Sound eine punkige Note verlieh, und wenn die Stücke schneller losgebolzt wurden. Bei solchen Stücken war die Band fast schon punkig.
Am Ende servierte das Duo auf der Bühne noch einige Zugaben, das Publikum dankte mit lange anhaltendem Applaus. Ich trank abschließend das eine oder andere Bier, verschwatzte mich völlig an der Theke und kam – welche Überraschung! – dann doch nicht so früh nach Hause, wie ich das eigentlich geplant hatte. Großartiger Abend!
10 Oktober 2019
Die wirkliche Nummer eins
Nachdem ich unlängst – gegen meinen Willen – die »falsche« Erstausgabe des »Fandom Observer« in meinem Blog vorgestellt habe, möchte ich heute mit der offiziellen und »echten« Ausgabe nachziehen. Diese wurde im April 1989 veröffentlicht und lieferte vor allem mehrere Seiten mit Fanzine-Besprechungen; es ist schon erstaunlich, wie viele Blätter damals veröffentlicht wurden.
Von mir wird eine Rede abgedruckt, die ich auf dem FreuCon gehalten hatte. Sie trägt den Titel »Die Misere der deutschen Cons« und legt nahe, was man alles tun müsse, um einen Con erfolgreich zu veranstalten. (Im April 1992 musste ich dann meine eigene Rede im Kongresszentrum Freudenstadt in die Tat umsetzen, und insgesamt waren knapp 800 Menschen aus zwanzig Ländern anwesend.)
Dazu kommen Buchbesprechungen und Informationen, ein Blick auf die Szene in der DDR – was damals sehr spannend war – und ein Blick auf den Versuch, mit der Zeitschrift »Space« ein Science-Fiction-Magazin an den Kiosk zu bringen. Das Layout des Fanzines war eher schlicht, das Schriftbild schwach, und niemand glaubte damals wohl, dass es so lange Bestand haben würde.
Vieles von dem, was an internem Hickhack in dem Heft steht, ist mir heute unverständlich. Es sind eben doch dreißig Jahre seit damals vergangen. Und viele Kränkungen und Streitereien wirken über den Abstand der Jahrzehnte hinweg eher albern …
Von mir wird eine Rede abgedruckt, die ich auf dem FreuCon gehalten hatte. Sie trägt den Titel »Die Misere der deutschen Cons« und legt nahe, was man alles tun müsse, um einen Con erfolgreich zu veranstalten. (Im April 1992 musste ich dann meine eigene Rede im Kongresszentrum Freudenstadt in die Tat umsetzen, und insgesamt waren knapp 800 Menschen aus zwanzig Ländern anwesend.)
Dazu kommen Buchbesprechungen und Informationen, ein Blick auf die Szene in der DDR – was damals sehr spannend war – und ein Blick auf den Versuch, mit der Zeitschrift »Space« ein Science-Fiction-Magazin an den Kiosk zu bringen. Das Layout des Fanzines war eher schlicht, das Schriftbild schwach, und niemand glaubte damals wohl, dass es so lange Bestand haben würde.
Vieles von dem, was an internem Hickhack in dem Heft steht, ist mir heute unverständlich. Es sind eben doch dreißig Jahre seit damals vergangen. Und viele Kränkungen und Streitereien wirken über den Abstand der Jahrzehnte hinweg eher albern …
08 Oktober 2019
Raumkadett auf Lagrange 5
Es ist eine Weile her, seit ich das letzte Hörspiel aus der Serie »Mark Brandis Raumkadett« gehört habe. Umso gespannter war, als ich dieser Tage die zehnte Folge in meinen CD-Player einlegte: »Zwischen den Fronten« spielt auf der Erde, in den Tiefen des Alls, über dem Mars, und auf der Station Lagrange 5.
Erzählt wird von jungen Raumfahrern, die versuchen, in einem Krieg »sauber« zu bleiben. Dieser Krieg tobt in einer vergleichsweise nahen Zukunft, irgendwann im 22. Jahrhundert, zwischen den Monden und Planeten des Sonnensystems sowie auf der Erde. Die Union und die Republiken stehen sich unversöhnlich gegenüber, es gibt Verräter und Überläufer auf beiden Seiten.
Wer an dieser Stelle erst einmal nichts versteht, möge sich nicht grämen. Die Hörspielserie »Mark Brandis Raumkadett« bietet im Prinzip die Jugendabenteuer des Raumfahrers Mark Brandis. Dessen Abenteuer wurden in den 70er-Jahren in einer erfolgreichen Jugendbuchserie von Nikolai von Michalevsky erzählt; seit einigen Jahren werden sie als Hörspiele ebenso erfolgreich veröffentlicht. Das Hörspiel-Team hat mit den Jugendabenteuern gewissermaßen eine Ergänzung geschaffen.
Die zehnte Folge ist in einen Zyklus von Geschichten eingebettet, in denen der große Krieg ebenso eine Rolle spielt wie persönliche Beziehungen. Junge Raumfahrerinnen und Raumfahrer verlieben sich auch mal ineinander, es gibt Freundschaften, und die werden auf die Probe gestellt. Wer sich mit der Serie auskennt – so wie ich –, findet das unterhaltsam und gelungen.
Schön ist immer wieder, wenn in dieser Serie Figuren auftauchen, die in der Haupt-Serie, also in »Mark Brandis« dann als Erwachsene eine Rolle spielen. Damit entsteht ein intensiver Kontakt zwischen beiden Serien, was den Kennern große Freude bereitet. Wer bei »Zwischen den Fronten« zum ersten Mal in Kontakt zum »Mark Brandis«-Universum kommen sollte, wird das nicht wahrnehmen.
Die Folge ist klasse gemacht: starke Geräusche, gute Sprecher! Ich war gefesselt, mir machte das richtig Spaß. Aber klar ist das nicht unbedingt für Serienneulinge geeignet – sie sollten bei der ersten Folge anfangen, und sie können sicher sein, spannende Science-Fiction-Unterhaltung zu bekommen!
Erzählt wird von jungen Raumfahrern, die versuchen, in einem Krieg »sauber« zu bleiben. Dieser Krieg tobt in einer vergleichsweise nahen Zukunft, irgendwann im 22. Jahrhundert, zwischen den Monden und Planeten des Sonnensystems sowie auf der Erde. Die Union und die Republiken stehen sich unversöhnlich gegenüber, es gibt Verräter und Überläufer auf beiden Seiten.
Wer an dieser Stelle erst einmal nichts versteht, möge sich nicht grämen. Die Hörspielserie »Mark Brandis Raumkadett« bietet im Prinzip die Jugendabenteuer des Raumfahrers Mark Brandis. Dessen Abenteuer wurden in den 70er-Jahren in einer erfolgreichen Jugendbuchserie von Nikolai von Michalevsky erzählt; seit einigen Jahren werden sie als Hörspiele ebenso erfolgreich veröffentlicht. Das Hörspiel-Team hat mit den Jugendabenteuern gewissermaßen eine Ergänzung geschaffen.
Die zehnte Folge ist in einen Zyklus von Geschichten eingebettet, in denen der große Krieg ebenso eine Rolle spielt wie persönliche Beziehungen. Junge Raumfahrerinnen und Raumfahrer verlieben sich auch mal ineinander, es gibt Freundschaften, und die werden auf die Probe gestellt. Wer sich mit der Serie auskennt – so wie ich –, findet das unterhaltsam und gelungen.
Schön ist immer wieder, wenn in dieser Serie Figuren auftauchen, die in der Haupt-Serie, also in »Mark Brandis« dann als Erwachsene eine Rolle spielen. Damit entsteht ein intensiver Kontakt zwischen beiden Serien, was den Kennern große Freude bereitet. Wer bei »Zwischen den Fronten« zum ersten Mal in Kontakt zum »Mark Brandis«-Universum kommen sollte, wird das nicht wahrnehmen.
Die Folge ist klasse gemacht: starke Geräusche, gute Sprecher! Ich war gefesselt, mir machte das richtig Spaß. Aber klar ist das nicht unbedingt für Serienneulinge geeignet – sie sollten bei der ersten Folge anfangen, und sie können sicher sein, spannende Science-Fiction-Unterhaltung zu bekommen!
Zwischen Nazi-Agenten und China-Gangstern
In den 80er-Jahren erschien die niederländische Comic-Reihe »Agent 327« schon einmal in deutscher Sprache, damals in dünnen Alben, die ich gern las. Gezeichnet und erzählt wurden die Geschichten von Martin Lodewijk, den ich auch als Mitwirkenden bei den »Storm«-Comics kannte.
Mittlerweile hat die Serie bei Toonfish eine neue Heimat gefunden, dem Imprint des Splitter-Verlages. Dort erscheinen die Bände in schönen Hardcover-Alben. Ich las zuletzt »Hotel New York«, den siebzehnten Band der Serie.
Wie soll ich es sagen?
Das ist nicht mehr mein Humor, ich kann mit der Abfolge von Gags aller Art nicht mehr so viel anfangen. Lodewijk weiß nach wie vor, wie man Geschichten erzählt, die alten Figuren spielen ihre bekannten Rollen, die Pointen sind allesamt vorhanden, und die Zeichnungen sind im klassischen Funny-Stil nach wie vor von guter Qualität.
Aber die krude Geschichte um ein Nazi-Unterseeboot, das seit dem Zweiten Weltkrieg im Untergrund von Rotterdam darauf wartet, dass Nazi-Agenten es finden, funktioniert bei mir nicht. Die Witze mit der unfassbar dickbusigen Agentin namens Fräulein Lavina sind irgendwie nicht mehr so passend; die 80er-Jahren sind halt doch lange vorüber. Und wenn dann noch chinesische Banditen ihr Unwesen treiben, wird's mir zu abstrus.
Wahrscheinlich ist dieses Album – ebenso wie die gesamte Serie – etwas für die Fans, die »Agent 327« alias O.O. Eisenbrot immer noch schätzen. Dann sind die vielen Anspielungen auf frühere Alben der Serie, in denen eben Nazi-Agenten und China-Gangster als Dauerfeinde auftauchten, auch komplett berechtigt und nicht zu kritisieren.
Man muss diesen Humor mögen, dann funktioniert er. Bei mir klappt das nicht mehr. Ich werde der Serie aber dennoch eine weitere Chance geben – mittlerweile sind ja viele »Agent 327«-Alben in hervorragender Aufmachung erschienen ...
Mittlerweile hat die Serie bei Toonfish eine neue Heimat gefunden, dem Imprint des Splitter-Verlages. Dort erscheinen die Bände in schönen Hardcover-Alben. Ich las zuletzt »Hotel New York«, den siebzehnten Band der Serie.
Wie soll ich es sagen?
Das ist nicht mehr mein Humor, ich kann mit der Abfolge von Gags aller Art nicht mehr so viel anfangen. Lodewijk weiß nach wie vor, wie man Geschichten erzählt, die alten Figuren spielen ihre bekannten Rollen, die Pointen sind allesamt vorhanden, und die Zeichnungen sind im klassischen Funny-Stil nach wie vor von guter Qualität.
Aber die krude Geschichte um ein Nazi-Unterseeboot, das seit dem Zweiten Weltkrieg im Untergrund von Rotterdam darauf wartet, dass Nazi-Agenten es finden, funktioniert bei mir nicht. Die Witze mit der unfassbar dickbusigen Agentin namens Fräulein Lavina sind irgendwie nicht mehr so passend; die 80er-Jahren sind halt doch lange vorüber. Und wenn dann noch chinesische Banditen ihr Unwesen treiben, wird's mir zu abstrus.
Wahrscheinlich ist dieses Album – ebenso wie die gesamte Serie – etwas für die Fans, die »Agent 327« alias O.O. Eisenbrot immer noch schätzen. Dann sind die vielen Anspielungen auf frühere Alben der Serie, in denen eben Nazi-Agenten und China-Gangster als Dauerfeinde auftauchten, auch komplett berechtigt und nicht zu kritisieren.
Man muss diesen Humor mögen, dann funktioniert er. Bei mir klappt das nicht mehr. Ich werde der Serie aber dennoch eine weitere Chance geben – mittlerweile sind ja viele »Agent 327«-Alben in hervorragender Aufmachung erschienen ...
07 Oktober 2019
Die Zitronen im P 8
Ich bin mir nicht sicher, wie oft ich die Goldenen Zitronen wirklich gesehen habe. Im Spätsommer 1986 waren sie im Feuerwehrhaus in Stuttgart die Vorgruppe der Toten Hosen. Als ich sie zum zweiten Mal sah – in der »Röhre« in Stuttgart –, zwei Jahre später oder so, waren sie bereits die Hauptgruppe, und die Walter Elf durften als Vorgruppe auftreten.
Danach verlor ich die Band aus meiner Optik. Ich bekam mit, dass sie sehr politische Texte machte, dass ihre Musik aber weit weg vom Punk ging.
Entsprechend gespannt war ich also am Mittwoch, 2. Oktober 2019, als die Goldenen Zitronen im P 8 in Karlsruhe auftreten sollten. Das Konzert war proppevoll, gut 200 Leute standen in dem winzigen Clubraum herum und sahen sich zuvor zwei Gruppen an.
Ich verlaberte meine Zeit vor der Tür, wie so oft. Und so bekam ich nur One Mother mit: zwei junge Frauen, die HipHop mit deutschen Texten machten, musikalisch überhaupt nicht meine Tasse Bier, textlich zeitweise gut (»Drei Meter Spannweite«). Der Applaus war aber ganz gut, offensichtlich gefiel es anderen Leuten besser.
Die Goldenen Zitronen enterten danach ohne viel Trara und ohne jegliches Rockstar-Gehabe die Bühne, legten sofort mit »80 Millionen Hooligans« los und hatten dann das Publikum auf ihrer Seite. Das war natürlich nicht mehr der Funpunk der 80er-Jahre, musikalisch war es zumeist weit weg von Punk – trotzdem kam die Band sehr druckvoll und energisch rüber.
Auf der Bühne wechselten die alten Herren immer mal wieder ihre Positionen und ihre Instrumente. Es gab durchaus witzige Ansagen zu ernsthaften Themen, die Stimmung im Saal war sehr gut. Es wurde gejohlt und geklatscht, viele tanzten auch, und so richtig still stehen konnte niemand.
Mit allen Zugaben spielte die Band gut zwei Stunden lang. Das fand ich eindrucksvoll, ich war sehr begeistert von alledem und kaufte mir dann zum Abschluss noch drei aktuelle Platten der Band. (Ein bisschen Kommerz muss ja sein.) Ein tolles Konzert an einem sympathischen Konzertort!
Danach verlor ich die Band aus meiner Optik. Ich bekam mit, dass sie sehr politische Texte machte, dass ihre Musik aber weit weg vom Punk ging.
Entsprechend gespannt war ich also am Mittwoch, 2. Oktober 2019, als die Goldenen Zitronen im P 8 in Karlsruhe auftreten sollten. Das Konzert war proppevoll, gut 200 Leute standen in dem winzigen Clubraum herum und sahen sich zuvor zwei Gruppen an.
Ich verlaberte meine Zeit vor der Tür, wie so oft. Und so bekam ich nur One Mother mit: zwei junge Frauen, die HipHop mit deutschen Texten machten, musikalisch überhaupt nicht meine Tasse Bier, textlich zeitweise gut (»Drei Meter Spannweite«). Der Applaus war aber ganz gut, offensichtlich gefiel es anderen Leuten besser.
Die Goldenen Zitronen enterten danach ohne viel Trara und ohne jegliches Rockstar-Gehabe die Bühne, legten sofort mit »80 Millionen Hooligans« los und hatten dann das Publikum auf ihrer Seite. Das war natürlich nicht mehr der Funpunk der 80er-Jahre, musikalisch war es zumeist weit weg von Punk – trotzdem kam die Band sehr druckvoll und energisch rüber.
Auf der Bühne wechselten die alten Herren immer mal wieder ihre Positionen und ihre Instrumente. Es gab durchaus witzige Ansagen zu ernsthaften Themen, die Stimmung im Saal war sehr gut. Es wurde gejohlt und geklatscht, viele tanzten auch, und so richtig still stehen konnte niemand.
Mit allen Zugaben spielte die Band gut zwei Stunden lang. Das fand ich eindrucksvoll, ich war sehr begeistert von alledem und kaufte mir dann zum Abschluss noch drei aktuelle Platten der Band. (Ein bisschen Kommerz muss ja sein.) Ein tolles Konzert an einem sympathischen Konzertort!
02 Oktober 2019
Die Suche nach dem Terl
Ich war auf der Rückfahrt, wieder einmal. In Köln war ich gut weggekommen, ich hatte ausnahmsweise keinen Stau auf der Strecke nach Bonn gehabt und war im Prinzip »vor« meinem Zeitplan, was mich völlig verwirrte. In bester Laune und durchschnittlichem Reisetempo fuhr ich über die A 61 gen Süden, hörte laut Musik und genoss die Sonne, die auf die Autobahn und das umliegende Land erschien.
Dann sah ich das Schild für die Ausfahrt. Es wies auf »Mendig« hin. Nicht zum ersten Mal fuhr ich an diesem Schild vorbei und erinnerte mich an die 90er-Jahre. Damals kamen wir aber von Süden und verließen bei diesem Schild die Autobahn.
Ich erinnerte mich noch sehr gut an die weitere Fahrt: Man fuhr bis an den Ortsrand von Mendig, dann ging es rechts ab auf einen einfachen Weg, an dessen Ende ein Steinbruch kam. Man parkte sein Auto am Rand, irgendwo auf der Wiese, bezahlte den Eintritt, der nie hoch war, und erreichte das Gelände der Terl-Fete.
Und was haben wir da für geile Punk-Konzerte erlebt! Kein Weicheier-Punk, kein Emo-Geheule, keine verwöhnten Mittelstandskinder in teuren Jacken. In meiner Wahrnehmung war die Terl-Fete »echt Punk«, sowohl von den Leuten als auch von der Musik her. Die meisten Bands musste man nicht kennen, aber Anger Of Bacterias oder Circus Of Hate fand ich auf der Bühne großartig. Zu »Bullenterror« von Recharge ging dann auch prompt entsprechend heftiger Stiefel-Pogo ab.
Das war lange her, fast ein Vierteljahrhundert. Ich entschloss mich spontan, nachzuschauen, wie es denn heute auf dem Gelände aussah. Ich trug einen Anzug, was einen schönen Kontrast zur Vergangenheit bot, und fuhr mit einem BMW. In den 90er-Jahren hatte ich eine Lederjacke an und kam mit meinen Punkrockmobil an, das mich treu durch halb Europa transportierte.
Es sah alles anders aus als in meiner Erinnerung. Die Autobahnabfahrt war anders als in den 90er-Jahren, alle Straßen waren anders, ich sah nichts, was mir auch nur annäherungsweise bekannt vor. Ich fuhr nach Mendig hinein und wieder hinaus, ich eierte durch die Stadt und hielt gelegentlich an einem Ortsrand an, um vielleicht doch ein bekanntes Bild aus der Erinnerung mit der Wirklichkeit abzugleichen.
Nach einer Viertelstunde verließ ich Mendig wieder und fuhr erneut auf die Autobahn. Ich entschloss mich, die 90er-Jahre in der Vergangenheit zu lassen. Das war vorüber, und ich sollte die Konzerte auf dem Terl-Gelände so lassen, wie ich sie in meiner Erinnerung hatte: sicher verfälscht und verklärt, aber wie ein Rausch aus vergangener Zeit.
Dann sah ich das Schild für die Ausfahrt. Es wies auf »Mendig« hin. Nicht zum ersten Mal fuhr ich an diesem Schild vorbei und erinnerte mich an die 90er-Jahre. Damals kamen wir aber von Süden und verließen bei diesem Schild die Autobahn.
Ich erinnerte mich noch sehr gut an die weitere Fahrt: Man fuhr bis an den Ortsrand von Mendig, dann ging es rechts ab auf einen einfachen Weg, an dessen Ende ein Steinbruch kam. Man parkte sein Auto am Rand, irgendwo auf der Wiese, bezahlte den Eintritt, der nie hoch war, und erreichte das Gelände der Terl-Fete.
Und was haben wir da für geile Punk-Konzerte erlebt! Kein Weicheier-Punk, kein Emo-Geheule, keine verwöhnten Mittelstandskinder in teuren Jacken. In meiner Wahrnehmung war die Terl-Fete »echt Punk«, sowohl von den Leuten als auch von der Musik her. Die meisten Bands musste man nicht kennen, aber Anger Of Bacterias oder Circus Of Hate fand ich auf der Bühne großartig. Zu »Bullenterror« von Recharge ging dann auch prompt entsprechend heftiger Stiefel-Pogo ab.
Das war lange her, fast ein Vierteljahrhundert. Ich entschloss mich spontan, nachzuschauen, wie es denn heute auf dem Gelände aussah. Ich trug einen Anzug, was einen schönen Kontrast zur Vergangenheit bot, und fuhr mit einem BMW. In den 90er-Jahren hatte ich eine Lederjacke an und kam mit meinen Punkrockmobil an, das mich treu durch halb Europa transportierte.
Es sah alles anders aus als in meiner Erinnerung. Die Autobahnabfahrt war anders als in den 90er-Jahren, alle Straßen waren anders, ich sah nichts, was mir auch nur annäherungsweise bekannt vor. Ich fuhr nach Mendig hinein und wieder hinaus, ich eierte durch die Stadt und hielt gelegentlich an einem Ortsrand an, um vielleicht doch ein bekanntes Bild aus der Erinnerung mit der Wirklichkeit abzugleichen.
Nach einer Viertelstunde verließ ich Mendig wieder und fuhr erneut auf die Autobahn. Ich entschloss mich, die 90er-Jahre in der Vergangenheit zu lassen. Das war vorüber, und ich sollte die Konzerte auf dem Terl-Gelände so lassen, wie ich sie in meiner Erinnerung hatte: sicher verfälscht und verklärt, aber wie ein Rausch aus vergangener Zeit.
01 Oktober 2019
Das Sherlock Holmes Magazin
Man muss nicht unbedingt ein beinharter Fan der Roman- und Film- und Hörspielfigur Sherlock Holmes sein, um das »Sherlock Holmes Magazin« irgendwie gut zu finden. Das Magazin erscheint seit zehn Jahren, feierte in diesem Sommer 2019 also ein kleines Jubiläum, und das ist Grund genug für mich, einmal kurz darauf hinzuweisen
Ob man das als Magazin oder als Fanzine bezeichnet, ist mir egal. Die aktukelle Ausgabe trägt die Ausgabe vierzig, hat – wie zahlreiche Ausgaben zuvor – im Prinzip das gleiche Motiv auf dem Titelbild und ist durchgehend farbig gedruckt.
Den Inhalt bestimmen ein großer Artikel übe »Sherlock Holmes«-Verfilmungen der späten 70er-Jahre, die ich ja leider nicht kenne, und eine amüsante Kurzgeschichte, die erstmals 1895 veröffentlicht worden ist. (Die Story hat Sherlock Holmes als Hauptperson, stammt aber nicht von Arthur Conan Doyle. Das nur, falls sich jetzt jemand wundern sollte.)
Dazu gibt es einen Artikel über Briefmarken, Rezensionen zu Büchern und Hörspielen sowie Interna. Das 32 Seiten starke Heft liest sich leicht und durchaus unterhaltsam. Am interessantesten fand ich die Beilage: ein A5-Heft, das auf zwölf A5-Seiten eine Übersicht zu den vergangenen zehn Jahren des Magazins liefert. Schön!
Wer sich dafür interessiert, findet auf der Website weitere Informationen. Nicht nur für »Holmes«-Fans lesens- und besuchenswert!
Ob man das als Magazin oder als Fanzine bezeichnet, ist mir egal. Die aktukelle Ausgabe trägt die Ausgabe vierzig, hat – wie zahlreiche Ausgaben zuvor – im Prinzip das gleiche Motiv auf dem Titelbild und ist durchgehend farbig gedruckt.
Den Inhalt bestimmen ein großer Artikel übe »Sherlock Holmes«-Verfilmungen der späten 70er-Jahre, die ich ja leider nicht kenne, und eine amüsante Kurzgeschichte, die erstmals 1895 veröffentlicht worden ist. (Die Story hat Sherlock Holmes als Hauptperson, stammt aber nicht von Arthur Conan Doyle. Das nur, falls sich jetzt jemand wundern sollte.)
Dazu gibt es einen Artikel über Briefmarken, Rezensionen zu Büchern und Hörspielen sowie Interna. Das 32 Seiten starke Heft liest sich leicht und durchaus unterhaltsam. Am interessantesten fand ich die Beilage: ein A5-Heft, das auf zwölf A5-Seiten eine Übersicht zu den vergangenen zehn Jahren des Magazins liefert. Schön!
Wer sich dafür interessiert, findet auf der Website weitere Informationen. Nicht nur für »Holmes«-Fans lesens- und besuchenswert!
Aktion Lichtschwert
Wie sehr Science-Fiction-Kram und andere popkulturelle Dinge mittlerweile auch in »seriösen« Teilen der Gesellschaft ihren Platz gefunden haben, wird jeder aus eigenem Erleben wissen. Ich staunte trotzdem, als ich dieser Tage ein Infoblatt des »zdi-Zentrum Lippe.MINT« in den Händen hielt. Zu sehen ist darauf ein junger Mann mit einer 70er-Jahre-Jugendfrisur, einem »Star Wars«-T-Shirt und einem Lichtschwert in der Hand.
»Bau dein eigenes Lichtschwert!«, so heißt die Aufforderung. Mit »Möge die Macht mit dir sein!« wird darüber hinaus auf eine Aktion hingewiesen, deren Sinn sich mir noch nicht so richtig erschließt.
Offenbar bin ich zu alt dafür. Veranstaltet wird ein Lichtschwert-Camp, bei dem man unter anderem lernen wird, wie man sein eigenes Lichtschwert bastelt.
Schon klar: Es geht darum, Jugendliche an das Handwerk heranzuführen. Sie sollen lernen, mit Metall- und Elektromaschinen umzugehen sowie die richtigen Werkzeuge zu bedienen. Dass das Ganze auch noch kostenlos ist, finde ich tatsächlich cool.
Vielleicht hätte so eine Science-Fiction-Albernheit mir »damals« geholfen, eine Freude am Handwerk zu finden …
»Bau dein eigenes Lichtschwert!«, so heißt die Aufforderung. Mit »Möge die Macht mit dir sein!« wird darüber hinaus auf eine Aktion hingewiesen, deren Sinn sich mir noch nicht so richtig erschließt.
Offenbar bin ich zu alt dafür. Veranstaltet wird ein Lichtschwert-Camp, bei dem man unter anderem lernen wird, wie man sein eigenes Lichtschwert bastelt.
Schon klar: Es geht darum, Jugendliche an das Handwerk heranzuführen. Sie sollen lernen, mit Metall- und Elektromaschinen umzugehen sowie die richtigen Werkzeuge zu bedienen. Dass das Ganze auch noch kostenlos ist, finde ich tatsächlich cool.
Vielleicht hätte so eine Science-Fiction-Albernheit mir »damals« geholfen, eine Freude am Handwerk zu finden …