31 März 2007

Arschkrampe

Heute im Bau- und Pflanzenmarkt: Ich schiebe tranfunzelig den Wagen, sie schaut sich interessiert um. Als Mann geht man ja bei solchen Gelegenheiten mit, weil es ja eigentlich darum gehen sollte, den Balkon fürs Frühjahr schick zu machen. (Daraus wurde heute nichts, weil es ununterbrochen regnet. Na super.)

Schräg vor mir ist ein anderer Mann unterwegs, allein allerdings. Jogginghose in dunkelblau, Pulli in dunkelgrün, dazu eine ordentliche Plauze, die den Pulle gelungen wölbt.

Dann bückt sich der Mann, weil er einen Terrakotta-Topf genauer angucken will. Der Pulli rutscht nach oben, die Hose nach unten, ein Hautausschnitt wird frei. Meine Begleiterin wendet sich voller Entsetzen ab, während ich mich nicht rühren kann.

Selten so einen haarigen Hintern gesehen - und das auch noch in epischer Breite und Tiefe. Dreidimensional gewissermaßen. Ich komme mir vor wie im Horror-Film.

Baumärkte und andere Örtlichkeiten sollten eine Altersfreigabe bekommen. Jugendliche würden durch so einen Anblick fürs Leben versaut.

30 März 2007

Weihnachtessen im Schloß

Warum meine Kollegen und ich unser gemeinsames Weihnachtsessen im März veranstalteten, ist eine lange Geschichte. Sagen wir so: Im Dezember 2006 war uns nicht sehr weihnachtlich zumute, mittlerweile waren wir eher in Feierlaune.

Also fuhren wir in den reizenden Schwarzwaldort Gernsbach, wo oben auf dem Berg das schicke Schloß Eberstein thront. Das sieht nicht nur supertoll aus, es ist auch noch von Weinbergen umgeben und bietet zwei Lokalitäten an: das Gourmet-Restaurant und die etwas schlichtere (aber immer noch teure) Schloß-Schänke. In der futterten wir dann.

Der Hammer: Es gab kein vegetarisches Essen. Als ich die Bedienung fragte, ob es denn irgendwo noch welches gäbe, sagte sie »Nein«. Erst nach einigem Zureden bequemte man sich dazu, mir doch eine Cremesuppe ohne Fleischbrocken (aber garantiert mit Fleischbrühe, seufz) und ein leckeres Nudelgericht mit Soße zu servieren.

Im Jahr 2007 sollte man auch im Murgtal schon mal von Vegetariern gehört haben ...

29 März 2007

Gesicht wie eine Maske

Ich hatte Glück: An diesem Sonntag nachmittag war keine Schlange an den vier Computern, die in der Messehalle 2 das Internet-Café der Leipziger Buchmesse bildeten. Keine Manga-Mädels schauten sich Bilder von anderen Manga-Mädels an. Keine Männer klickten sich mit wichtiger Miene durch dpa-Meldungen.

Aufatmend ließ ich mich auf einem der Barhocker nieder und fing damit an, irgendwelche Einträge in meinen privaten Blog sowie in das PERRY RHODAN-Forum zu tippen. Schnell und effektiv, wie ich das mochte – schließlich wartete Arbeit am Messestand auf mich.

Mir gegenüber saß ein Jugendlicher. Wie so viele in Halle 2 hatte er sich verkleidet: schwarzrote Gewänder, schwere Stiefel. Sein Gesicht hatte er weiß geschminkt, hinzu kamen schwarze und rote Striemen, damit es wie eine Teufelsfratze wirkte. Die schwarz lackierten Fingernägel und das T-Shirt, das ein Motiv der Band Slipknot zeigte, machten klar, daß er nicht zu den Manga-Kids zählte, sondern eher wie eine Kreuzung aus Gothic- und Metal-Fan anmutete.

Er schaute mich an, nicht böse oder arg kritisch, aber sehr ernst. Ich grinste und nickte ihm grüßend zu. Würdevoll nickte er zurück. Dann wies er auf eine Ein-Liter-Colaflasche, die neben mir stand. »Gehört die Ihnen?«

Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Hat wahrscheinlich jemand hier vergessen.«

Er verzog das Gesicht. Möglicherweise war es ein Grinsen, aber durch die Schminke hindurch sah es wie eine fiese Grimasse aus. »Dann gehört sie jetzt mir.« Er nahm die Flasche an sich und steckte sie in die Umhängetasche, die neben ihm auf dem Tisch lag.

Ich kümmerte mich nicht weiter um ihn, sondern tippte irgendwelche Mails.

Keine zwei Minuten später setzte er die fremde Flasche an und nahm einen Schluck. »Bäh!« machte er danach, verzog das Gesicht, so daß die weiße Farbe fast splitterte. »Das ist ja ekelhaft.«

»Wieso?«

»Kein Wunder, daß die das hier abstellen. Das ist keine Cola, das ist kalter Kaffee mit ...« Er trank erneut. »... mit Whisky oder so.« Er schmatzte mit den rot geschminkten Lippen. »Schmeckt gar nicht mal so schlecht.«

Dann steckte er die Flasche wieder ein. Sein Gesicht war immer noch maskenhaft starr, aber jetzt sah es so aus, als sei aus den schwarzen Linien eine Grinse-Visage geworden. Nett.

28 März 2007

Jetzt endlich: Bilder aus Leipzig

Seit meinem Aufenthalt in der duften Messestadt sind schon wieder einige Tage vergangen. Zeit, einige Bilder ins Netz zu stellen.

Die nette Bilder-Show zeigt von oben diverse Impressionen des Abends in »Ilses Erika«, über den ich an anderer Stelle schon schrieb.

Zuerst las Hilmar aus seinem duften Buch »Die Schönheit der Chance« über seine Tour mit Tomte.



Dann spielten Clickclickdecker ihren duften Emo-Pop mit netten deutschen Texten; sieht auf dem Bild sogar sehr punkig aus.



Zwischendurch fuchtelte ich mit meinem Buch »Zwei Whisky für Neumann« auf der Bühne herum; war lustig.



Ganz wichtig: die freundliche Journalistin und Publizistin, die den Abend mit Kunst, Kultur und netter Musik arrangierte.

Artikel im »phantastisch!«

Die Ausgabe 26 der wie immer sehr gut wirkenden Zeitschrift phantastisch! aus dem Verlag Achim Havemann ist so druckfrisch, dass ich noch nicht mal ein Cover-Motiv aus dem Netz klauen kann. Sei's drum: Jedem Freund (und jeder Freundin) der phantastischen Literatur sei das Magazin sowieso zum Abonnement empfohlen - es lohnt sich immer.

In der brandneuen Ausgabe 26 sind zwei Beiträge von mir enthalten. Das schmeichelt meinem Ego.

»Geheimnisse im ländlichen Frankreich« ist ein Artikel zur Comic-Trilogie »Extra-Muros« des französischen Künstlers Daniel Hulet. Den Beitrag hat das Layout sehr schön illustriert, so dass er hoffentlich ein wenig Appetit auf die drei Ehapa-Alben macht.

»Der doppelte Zamorra« behandelt, wie der Titel des Artikels schon andeutet, zwei neue Romane aus der »Professor Zamorra«-Buchreihe. Ich schrecke wirklich vor nichts zurück. Die zwei Bücher aus dem Zaubermond-Verlag haben mir allerdings gut gefallen, so dass ich kein Problem damit habe, die Kollegen Mehnert und Montillon zu loben.

26 März 2007

Ich und Marc und Atlan

Falls sich jemand wundert: Mir ist durchaus bekannt, dass sich der Esel stets zuerst nennt. Da dieses Tier aber bekannt ist für seine lammfrohe, genügsame Art, mag das dann doch passen.

Sonntag High Noon: Ich habe einen Programmpunkt. In der Fantasy-Leseinsel auf der Leipziger Buchmesse. Ohne jegliche Vorbereitung bestreiten Marc Szodruch von Fantasy Productions und ich eine halbe Stunde zu ATLAN - das ist die SF-Serie, die wir als Taschenbuch-Lizenz bei FanPro verlegen.

Die Peinlichkeiten halten sich hoffentlich in Grenzen, obwohl ich finde, daß ich mit Brille und Headset ziemlich albern aussehe. Immerhin bleiben Leute stehen und sitzen, die ich vorher nicht gesehen habe, und hören sich an, was wir erzählen.

Hinterher steht ein höchstens 13 Jahre alter Junge bei uns am Messestand, geht aber nicht zu mir, sondern zur Kollegin. Er habe den Programmpunkt mitbekommen, und er wolle jetzt unbedingt so ein Taschenbuch kaufen.

Cool. Wir haben tatsächlich einen angefixt.

25 März 2007

Doppelrolle in Leipzig

Nein, ich bin nicht schizophren. Aber in Leipzig habe ich schon manchmal das Gefühl, aus zwei getrennten Identitäten zu bestehen. Und zwar immer dann, wenn ich Bücher signiere.

Das geht so: Ich sitze im Anzug im PERRY RHODAN-Stand und gucke wichtig. Dann kommt ein strubbeliger Punkrocker oder ein Wave-Mädchen an und hält mir ein Buch vor die Nase. »Könnten Sie das bitte signieren?«

Das Buch ist meist »Zwei Whisky mit Neumann«, was mich überrascht, oft auch »Chaos en France« oder »Vielen Dank Peter Pank«. Neben unserem Stand ist nämlich das Archiv der Jugendkulturen, bei dem meine Bücher erscheinen.

Und Chef-Verleger Klaus Farin schickt gern mit breitem Grinsen arglose Jugendliche zu mir und gibt ihnen eine Bemerkung mit: »Da drüben sitzt der Autor dieser Punk-Bücher. Wenn du ihn erkennst, schreibt er dir was ins Buch rein.«

Schöne Aussichten. Und da soll man nicht schizophren werden.

Staubsaugen

Es gibt einige Nachteile, wenn man quasi selbst-organisiert auf eine Buchmesse fährt: Es gibt nicht das schicke Catering in Frankfurt, wo mir die Brötchen, der Kaffee und nötigenfalls auch das Bier an den Tisch gebracht werden, und es gibt auch nicht die dienstbaren Geister, die morgens oder nachts oder wann auch immer den Messestand aufräumen.

Heute morgen hatte ich zum ersten Mal auf dieser Messe den Staubsauger in der Hand. Und natürlich war ich anfangs zu blöd, das Ding zu bedienen - ich dachte, das sei ohne Kabel und nur irgendwie batteriegetrieben (warum dieser Glaube? keine Ahnung), und erregte mit meinem Gehampel abwechselnd das Mitleid und das Amusement der Umstehenden.

Irgendwie klappte es dann aber doch. Ordentlich saugte ich blaue Fuseln, Papierdreck und irgendwelchen anderen Mist weg und warf liegen gebliebenen Müll in den Eimer.

Körperliche Arbeit während einer Buchmesse. Da sage noch einer, diese Messe sei dem geistigen Genuß verpflichtet.

24 März 2007

In »Ilseserika«

Ich würde »Ilseserika« nicht noch mal wiederfinden. Ein Kellerlokal in der Südstadt von Leipzig, das den Charme eines ehemals besetzten Hauses ausstrahlt - so sieht es zumindest aus.

Hilmar liest aus seinem Tourtagebuch über Tomte, gut 30 Leute hören interessiert zu. Teilweise extrem lustige Geschichten, teilweise sehr pointiert, dazu Dias, die das Publikum zum Lachen anregen. Ich glaube, dieses Buch brauch ich auch noch.

Recht spontan lädt er mich dazu ein, auch was vorzulesen. Ich klaute mir zuvor am Stand des Archivs der Jugendkulturen eine Ausgabe von »Zwei Whisky mit Neumann«, das ich jetzt auch dabei habe. Er moderiert mich mit der Bemerkung an, schließlich sei ich in Hannover verhaftet worden, während der Chaostage, als ich »seine Stadt« besucht habe, und dafür sei das jetzt der Ausgleich.

Da ich schon fünf bis acht Bier gezischt habe und schon gut auf Strom bin, klappt die Lesung ganz gut. Ich lese »Meine liebste Parkuhr«; das Publikum lacht an den richtigen Stellen und ekelt sich ein wenig. Schön. Leider sind die Fotos, die Atta machte, wohl größtenteils nix geworden - mal schauen, ob ich was nachreichen kann.

Danach Clickclickdecker aus Hamburg oder so, netter Emo-Pop mit viel Gitarre, der die Leute zum Tanzen anregt und mir gut gefällt. Ein schmächtiger Mann mit heller Krawatte, hellem Mantel und Schnösel-Gesicht steht irgendwann ganz wichtig mit zwei Begleitern in dem Laden. Es ist Benjamin von Stuckrad-Barre, der sogenannte Popliterat. Nina aus Bremen pöbelt ihn ein wenig an, er reagiert ausweichend.

Später noch Disco, noch mehr Bier, ich rede zu viel Blech und stolpere in den Backstage-Raum, als es der Band nun wirklich nicht paßt (sehr peinlich von mir), schäme mich fürchterlich dafür, trinke noch ein Bier und verschwinde.

Eigentlich ein extrem gelungener Abend mit Literatur, Bier und einer feinen Prise Punk für alte Männer.

Der Sturm der Manga-Fans

»Sie kommen!« Der Schrei gellt durch Messehalle 2 auf der Leipziger Buchmesse. Von den Eingängen her hört man das Trommeln von Schuhen auf dem Boden, das Kichern und Rufen von Teenagern.

Manga-Alarm. Innerhalb von fünf Minuten füllt sich der Platz vor dem Manga-und-Anime-Forum mit geschätzten zweihundert Jugendlichen, die meisten davon bunt gekleidet, und ständig kommen neuen hinzu.

Leipzig ist wieder mal in der Hand der Cosplayer und Manga-Fans. Sieht schick aus, ist für Menschen über zwanzig aber oftmals seltsam.

23 März 2007

Kuscheln mit Anwälten

Es ist nicht gerade normal für mich, mittags um 14.30 Uhr oder so schon Alkohol zu trinken. Und dann auch noch Sekt. Brrrr. Aber was tut man nicht alles, um sich ein wenig zu amüsieren.

Ein fröhlicher Rechtsanwalt aus München, mit dem unsereins gelegentlich geschäftlich zu tun hat, kam vorbei und lud mich und eine Kollegin zu Sekt und Kaffee ein. Na gut, wir haben ja sonst nichts zu tun auf dieser Messe.

In Leipzig ist das ein bißchen seltsam: Man sitzt auf Bierbecken, trinkt Sekt und Kaffee, und rings um einen flitzen irgendwelche Manga-Jugendliche in bunten Klamotten herum. Kein Wunder, daß da kein echtes "Business Feeling" aufkommen mag.

Immerhin bastle ich an Terminen und arbeite so richtig mit Terminplan und so. Meinte der Kollege vom Nachbarstand tadelnd: "Hey, Klaus, mach hier mal keinen auf Frankfurt. Leipzig ist doch die Spaßmesse."

Wie? Ich bin doch nicht zum Spaß hier ...

Mal wieder Leibsch

Wieder mal eine Buchmesse in Leipzig. Ich in schickem Schackett (okay, das doofe Wortspiel mußte jetzt sein), aber heute mit Jeans und immerhin Chaostage-T-Shirt unterm offiziellen Business-Hemd. Irgendwie muss man sich ja noch selbst einen Coolness-Faktor attestieren.

Wobei cool auch das Wort für das Wetter hier ist. Wenngleich eher unfreiwillig: Gestern schneite es in Leipzig wie blöd. Das hielt den Taxifahrer vom Bahnhof zur Messe aber nicht davon ab, wie ein Blöder zu rasen und Wettrennen mit anderen Taxifahrern zu veranstalten.

Mit Freiberger Bier und leckerem Abendessen läßt es sich aber gut aushalten. Und jetzt ohne Schmarrn: Die Leipziger Buchmesse macht Spaß; schade ist ja nur, daß man als Fachbesucher so wenig von der Stadt sieht und die meiste Zeit auf dem Messegelände herumlungert.

Aber das wird sich wohl heute abend ändern!

21 März 2007

Tolles Telefon-Geschäft

Gelegentlich wundere ich mich ja darüber, wie manche Menschen zu Opfern von irgendwelchen Abzockern und Betrügern im Internet werden. Jetzt wundere ich mich nicht mehr, denn mich hat es auch erwischt – ohne daß ich oder sonst jemand etwas dafür kann.

Seit Januar 2007 haben wir in unserer Wohnung eine DSL-Anlage installiert, es klappt auch ganz gut. Und mit der Telefonrechnung vom Januar 2007 tauchte erstmals ein Posten über neun Euro (also zweimal 4,50, wie wir später kapierten) auf, der für einen »avanio Internetzugang« bezahlt werden mußte.

Ich recherchierte ein bißchen im Netz (wer das Stichwort »avanio« eingibt, wird rasch fündig – echt der Hammer!) und stellte fest, daß folgendes wohl passiert war: Weil wir zeitweise den Smart Surfer von Web.de benutzt hatten, waren wir auch auf der avanio-Seite gelandet. Und die hatten uns prompt als neue Mitglieder betrachtet, die nun fleißig Beiträge zu bezahlen hätten.

Hä? Wie bitte?

In der Folge schrieb ich Einschreibebriefe an die Telekom und Avanio, kündigte mein Einzugsverfahren (durch das bislang die Telefongebühren abgebucht wurden) und überwies einen deutlich reduzierten Rechnungsbetrag an die Telekom. Das kostete Zeit und Geld.

Im Februar 2007 tauchte die Firma avanio und ihr ominöser Internetzugang nicht mehr auf der Rechnung auf; ich war erleichtert und warf den gesamten Mist weg. Jetzt haben wir März – und ich habe wieder 4,50 für den »avanio Internetzugang« auf der Rechnung stehen.

Also kann die ganze Prozedur wieder losgehen. Wir haben sonst ja nix zu tun.

20 März 2007

Grimmiger Blick in Blau


Ich bin mir nicht ganz sicher, was der Herr mit dem dunklen Blick und dem drohenden Zeigefinger genau sagen möchte - aber eindrucksvoll sieht er schon aus.

Karlsruhe ist keine echte Graffiti-Stadt. Wenn man aber ein bißchen durch die Gegend schlendert, beispielsweise entlang der Alb (das ist der kleine Fluß, der quasi durch die Stadt fließt; heißt wirklich »die« Alb), sieht man immer wieder Graffiti. Ebenso sieht man sie - so ein Zufall - in der Gegend von Jugendzentren.

Manche sind erbärmlich schlecht, manche aber richtig gut. Das Bild hier, so finde ich, gehört zu den richtig Guten.

19 März 2007

Irgendwas mache ich wohl falsch

Manchmal bekomme ich im Büro seltsame Schreiben. Ich zitiere einfach mal aus einem Brief:

»Als Autor habe ich bisher noch kein Buch veröffentlicht, ich gehe dem Beruf des Schriftstellers aber erst seit einem Jahr nach.«

Aha.

18 März 2007

Mal wieder beim verrückten Affen

Als ich am Abend des Samstag, 17. März, im »Crazy Kong« eintraf, erwartete mich dort die übliche Mischung aus sympathischen Punks, schon halb angegammelten Berbern und schnauzbärtigen Langhaarigen (oder langhaarigen Schnauzbartträgern), die für diesen Laden üblich sind. Dafür sind ja immer das Bier billig und die Eintrittspreise mit null Euro sensationell billig; kiffen kann man sowieso umsonst, weil die Luft in dem Raum vom Rauch geschwängert ist.

Weil ich so spät dran war und viel Zeit mit Labern verbrachte, verpaßte ich die Band, wegen der ich eigentlich gekommen war: Lost Again aus Freiburg, der ich in diesem Blog mal attestiert hatte, sie spiele »Punkrock von der Stange«, die sich aber mittlerweile klar verbessert haben – die erste EP ist richtig gut!

Statt dessen sah ich eine Band namens IHW, die auf der Bühne lärmte, was mich bei den Unterhaltungen mit den vielen Bekannten ein wenig hinderte. Die Karlsruher Punkrock-Kapelle spielte im Prinzip einen NoFX-Sound mit halber Geschwindigkeit, teilweise angefüttert mit Emo und generell mit studentischer Attitüde ausgestattet. Nun ja, teilweise ganz okay, teilweise langweilig, aber wichtiger waren eh die Gespräche.

Danach noch eine Bluesrock-Band, die zeitweise durchaus punkig klang. Aber irgendwie klangen Bands wie Bauer, Garn und Dyke oder die Lösekes Blues Gang, die anno 1981/82 im Jugendzentrum »Murgtäler Hof« in Freudenstadt aufspielten, damals wesentlich rotziger, rasanter und rebellischer.

Ein netter Abend also. Die Musik störte zeitweise ein wenig. Aber angesichts eines sensationellen Eintrittspreises will ich ja nicht meckern.

17 März 2007

Schwartzwaldgrill keine Chance


Kaum setzte die Werbung ein, erhob sich Berthold von seiner Couch. Er schaute auf seine Mutter hinunter. »Ich geh' noch mal spazieren, Mama«, sagte er, während aus dem Fernsehen die Werbung für eine neue Serie plärrte.

So lakonisch beginnt meine sehr kurze Kurzgeschichte »Schwartzwaldgrill keine Chance« (ja, der Schreibfehler ist beabsichtigt), die in der aktuellen Ausgabe des Literatur- und Musik-Fanzines Drachenmädchen abgedruckt wurde. Darüber freue ich mich selbstverständlich wieder mal.

Das gesamte Heft habe ich noch nicht gelesen, sondern bislang nur geblättert. Das sieht alles sehr schick aus und gefällt mir. Die 112 Seiten können im Internet runtergeladen werden, das Ding ist aber auch kaufbar. Ein Blick lohnt sich auf jeden Fall.

16 März 2007

Indiepedia – nett!

Es gibt seit einiger Zeit Online-Lexika, und ich ertappe mich dabei, wie ich diese immer öfter benutze. Manchmal findet man viel Mist auf diesen Seiten, meist aber sind sie eine sinnvolle Ergänzung von Print-Lexika. Vor allem deshalb, weil sie im Idealfall immer auf dem aktuellen Stand sind und nicht so schnell veralten.

Jetzt gibt es sogar ein »deutschsprachiges, lebendes Lexikon für Indie- und Popkultur«, so ein Zitat aus dem Inhalt. Die Seite indiepedia.de versteht sich als »deutschsprachiges Wiki zum Thema Indie- und Popkultur«. Das finde ich gut, das ist unterstützenswert. Ich werde hier sicher oft vorbeischauen.

Mitstreiter sind im übrigen noch gesucht; Leerstellen gibt es ja genug. Noch mal ein Zitat: »Wer kennt die Subkultur deiner Stadt oder die Elektropunkszene in Tadschikistan besser als du?«

Sehr nett für mich sind die ersten Einträge zu mir und zu meinem Fanzine ENPUNKT. Da fühle ich mich natürlich geschmeichelt.

15 März 2007

Wenn sich ein Redakteur erinnert ...

Auf der PERRY RHODAN-Homepage habe ich ein neues Projekt gestartet; zumindest erschien heute die erste Folge einer neuen Reihe von Texten, die den hübschen Titel »Der Redakteur erinnert sich« tragen sollen. Das ist dann mal was anderes als die aktuellen Berichte über neue Projekte, die ich an dieser Stelle sonst bringe.

Die erste Folge ist in gewisser Weise ein historischer Rückblick: Es geht um den ersten Buchmesse-Prospekt, den ich anno 1995 herausbrachte und in dem erstmals die PERRY RHODAN-Bücher eigenständig präsentiert werden. Schon ein seltsames Gefühl, so ein Rückblick auf das Jahr 1995 (geht mir übrigens auch so, wenn ich Fotos der Chaostage auf Karl Nagels Homepage anschaue, die ja zufälligerweise 1995 einen Höhepunkt erlebten) ...

In diesem Fall ist eine Quer-Verlinkung von meinem eigenen Blog zum Logbuch auf der Verlags-Homepage berechtigt – beides Mal geht es ja schließlich um »Log«-Texte ...

14 März 2007

Warum bin ich kein Stammgast?

Ich war noch in der Karlsruher Diskothek »Agostea«, werde das angesichts des Musikprogramms, das die auf ihrer Homepage anbieten, sicher auch nicht so schnell tun. Da ich öfter in dem Supermarkt einkaufe, der im selben Gebäude ist, kenne ich das Parkhaus – und dort die Unmengen von Kaugummi, den die Diskotheken-Besucher dort offensichtlich bergeweise verkleben.

Aber ich habe die Werbung für das »Agostea« gesehen, die auf Plakaten und auch in einem sogenannten Eventmagazin verbreitet wird. Dagegen gibt es nichts zu sagen. Manche Dinge verwundern mich allerdings schon.

So gab es am 8. März eine »Arschgeweih Party« (nur echt ohne Bindestrich im Begriff). »Alle weiblichen Gäste, mit Arschgeweih, erhalten bis 0:00 Uhr 1 Flasche Sekt Cixo gratis« verkündete die Werbung. Das finde ich lustig: Als ich den Begriff »Arschgeweih« erstmals hörte, war der alles andere als positiv besetzt – so ändert sich das.

Am Frauentag, dem 9. März, lud die Diskothek zu einer »Frauenpower & Energy-Night«, bei der alle Frauen Freigetränke im Wert von bis zu sechs Euro erhielten. Richtig frauenspezifisch wurde es aber am Samstag, 10. März, unter dem Motto »Agostea Vibration«.

Unter diesem Motto startete eine »All you need is Party mit Oben Ohne House Djane Niki Belucci«. Laut Internet-Recherche ist die Dame ein ehemaliger »Porno-Star«, was immer das heutzutage heißen mag. Hm.

Wird wohl doch nicht meine Stamm-Diskothek ...

13 März 2007

Nachgeguckt: Der Reader zum Les.Art-Festival

Das LesArt.Festival in Dortmund ist schon wieder einige Monate her: Am Wochenende des 27. bis 29. Oktober 2006 war ich einer von drei Dozenten (neben Kathrin Lange und Hartmut Kasper), die auf Einladung der Zeitschrift »Unicum« versuchten, jungen Autorinnen und Autoren einiges über das Handwerk des Schreibens beizubringen.

Wir stellten den Teilnehmerinnen und Teilnehmern dabei auch eine Aufgabe. Eine davon war schlicht: »Stellt euch vor, was passiert, wenn hier in diesem Gebäude ein fantastisches Element auftaucht«, und es war egal, ob es ein Raumschiff, ein Monster oder ein Fantasy-Zauberer war. Diese Aufgabe wurde während des Seminars geschrieben und vorgetragen.

Die zweite Aufgabe war von Robert Feldhoff, dem PERRY RHODAN-Chefautor, übernommen worden, der sie einmal bei einem Seminar an der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel gestellt hatte: Eine kleine Frau solle in dieser Dialog-Szene einen großen Mann rundmachen – in einem zugespitzten Dialog mit klarer Motivation bitteschön.

Für mich sehr beruhigend: Fast alle Teilnehmer hatten bessere Texte geliefert, als diejenigen, die sie ursprünglich eingereicht hatten. Und diese wurden dann von der Seminarleitung zu einem »Reader« zusammengebunden und an die Dozenten verschickt.

Endlich kam ich dazu, mir das Ding mal genauer anzuschauen: ein größtenteils respektables Ergebnis, wie ich finde. Ich kann nur hoffen, daß einige der Autorinnen und Autoren weiter schreiben und »etwas aus sich machen«; sie hätten's auf jeden Fall verdient.

Und ich freue mich schon auf das nächste LesArt.Festival, das in diesem Herbst stattfinden soll.

11 März 2007

Fleißiges Wochenende

Endlich mal wieder ein bißchen an der eigenen Schreiberei gearbeitet (und nicht nur Romane der Kollegen gelesen und/oder redigiert): Zwar bekam ich nicht so viel auf die Reihe, wie ich mir vorgenommen hatte, aber das ist ja meine eigene Dauerkrankheit.

Immerhin schaffte ich es endlich, die Erzählung »Im Käfig« fertigzustellen, die ich tatsächlich irgendwann im Sommer 1999 mal angefangen hatte. Dann gammelte sie lang herum, bis ich sie während meines Teneriffa-Aufenthaltes vor zweieinhalb Jahren fertig schrieb. Und jetzt dauerte es eben wieder seine Zeit, bis ich sie richtig redigieren, bearbeiten und fertigstellen konnte.

Was ich mit »Im Käfig« machen werde, ist mir selbst noch nicht klar. Mit über 50.000 Anschlägen ist sie für die üblichen Kurzgeschichten-Bände, die es hierzulande im SF-Bereich gibt, schlicht zu lang. Schauen wir mal.

Dafür ist immer klar, was mit der aktuellen »Peter Pank«-Folge wird. Wieder 20.000 Anschläge – das gibt dann wieder eine Folge im nächsten OX. Und wenn das in dem Tempo weitergeht, dauert es auch nur noch drei, vier Jahre, bis ein neues Buch fertig ist ...

Unterhaltsame Medienkritik


Laut Presse-Info fuhr der Autor Joey Goebel jahrelang als Sänger der Punkrock-Band The Mullets – von der ich noch nie zuvor gehört habe – durch die Lande. Wahrscheinlich ist das der Grund, weshalb mir der Diogenes-Verlag das Buch schickte. Es lag eineinhalb Jahre in meinem Bücherstapel, jetzt habe ich es endlich gelesen; pünktlich zum Erscheinen der Taschenbuch-Ausgabe gewissermaßen.

Unterhaltsam ist die Geschichte allemal: Vincent, der Titelheld des Buches, ist gewissermaßen ein Experimentierkaninchen, ein talentierter junger Mann, der durch eine besonders sadistische Art der Genie-Förderung letztlich für viele Plattenerfolge, Fernsehserien und Kino-Hits der letzten Jahre verantwortlich ist. Der Originaltitel »Torture The Artist« verrät mehr als der deutsche Titel »Vincent«.

Nachdenken darf man jetzt nicht, inwiefern die Entwicklung Vincents mit der wirklichen Entwicklung der Musik- und Film-Industrie zusammenhängt. Mit solchen Details schlug sich der Autor nicht herum, und die jubelnden Kritiker betrachteten das irgendwie nicht als heikel. Immerhin weiß Joey Goebel genug über Musik und Filme, daß das ganze schon irgendwie paßt.

Die Lobes-Hymnen für das Buch kann ich allerdings nicht so recht nachvollziehen. Unterhalten habe ich mich gut, das Ding ist extrem leicht lesbare Pop-Literatur. Aber so richtig geknallt hat's dann doch nicht.

Mein Tip: Schaut in das Taschenbuch rein, das ab April in den Buchhandlungen liegen sollte. Hardcover bei Diogenes, Taschenbuch bei detebe – wer auf Pop-Literatur steht, wird sich sicher gut amüsieren.

Joey Goebel: Vincent
Originaltitel: Torture The Artist
Übersetzung: Hans M. Herzog & Matthias Jendis
433 Seiten / 19,90 Euro
Diogenes Verlag

09 März 2007

Okay: Rackern wir bis 67

Ganz ehrlich: Es stört mich in der Theorie nicht, daß ich künftig arbeiten soll, bis ich 66 Jahre und zehn Monate alt bin. Ich ging in meiner bisherigen Lebensplanung nicht davon aus, überhaupt eine Rente zu erhalten. (Daß ich als Jugendlicher nicht mal glaubte, das Ende der 80er Jahre zu erleben, ist für die jüngeren Leser dieses Blogs sicher albern – aber für mich war der »No Future«-Kram schon eine gewisse Realität.)

Mich stört vor allem die unglaubliche Borniertheit der gewählten Volksvertreter, die da in ihrem abgehobenen Zirkel namens Parlament eine neue Torheit beschließen. »Es gibt keinen Grund, den Menschen in Deutschland Angst zu machen«, sagt SPD-Minister Müntefering allen Ernstes.

Schon klar, Münte, daß Du Dir keine Sorgen machen mußt. Deine Rente ist ja sicher. Und wer im Parlament rumsitzt und ein Schweinegeld mit Schwätzen und Labern verdient, der arbeitet sich normalerweise auch nicht kaputt.

Daß der normale Arbeitnehmer heutzutage mit Mitte bis Ende 50 aus dem Berufsleben gedrängt wird (schon klar: damit auch Jüngere arbeiten können), weiß ein Mitglied des Bundestages ja nicht. Das leuchtet mir ein. Und daß man dann offensichtlich zehn Jahre in einer Endlosspirale aus Hartz 4 und sonstiger Arbeitslosigkeit vor sich hindümpeln muß, bis einen die Rente ereilt, ist sicher nur eine »No Future«-Legende der heutigen Generation.

Aber mal ganz ehrlich: Es glaubt doch niemand ernsthaft, daß diese »Maßnahme« (um Politikerdeutsch) zu benutzen auch nur andeutungsweise was nützt. Mich schüttelt's nur noch, wenn ich diesen Unfug lese, höre und sehe.

08 März 2007

Frauentag, heute

Fast hätte ich es vergessen: Heute ist der 8. März, was zugleich als der Internationale Frauentag gilt. Ein Tag, den manche nicht ernst nehmen, der gern von Männern belächelt wird.

Und den man eigentlich stärker in die öffentliche Wahrnehmung rücken sollte. Nicht wegen der nach wie vor bestehenden schlechteren Chancen für Frauen hierzulande, nicht wegen offensichtlicher Ungleichbehandlung - das ist eigentlich eines sogenannten demokratischen Staates unwürdig.

Tatsächlich will mir nicht in den Sinn, daß es offensichtlich wenige hierzuzlande kratzt, daß in gut zwei Dritteln der Länder dieser Erde vielen Frauen sogar elementare Grundrechte verwehrt werden. In vielen Regionen Asiens, Afrikas und Amerikas werden Frauen schlechter als Tiere behandelt, gequält und gefoltert, von ihren Eltern verkauft, von ihren Männern vergewaltigt und so weiter - und das ohne Chance darauf, daß ihnen jemand hilft.

Das ist, was mir zum Thema Frauentag in den Sinn kommt. Und solange sich die Situation von gut zwei Milliarden Frauen nicht ändert, ist dieser Planet meilenweit davon entfernt, richtige Fortschritte zu machen.

Eine Besprechung im »Trust«


Das Fanzine Trust war tatsächlich das erste Punkrock-und-Hardcore-Heft in deutscher Sprache, das regelmäßig erschien; irgendwann 1986 war das. Und ich hatte es abonniert, buchstäblich jahrzehntelang. Irgendwann lief mein Abonnement aus, und ich vergaß, es zu verlängern.

Aber in der letzten (oder schon vorletzten?) Ausgabe gab es eine wunderschöne Besprechung meines PETER PANK-Gesamtwerkes. Die fand ich sehr gut, logisch, ich wurde ja auch gelobt, und deshalb wird sie hier gleich gebloggt. Geschrieben wurde die Besprechung von Jan - vielen Dank auch dafür!

Die Vorstellung einer »Frick Youth« finde ich übrigens lustig.

07 März 2007

Gute und schlechte Lyrik

Der Straßenfeger ist ein Fanzine für Underground-Lyrik – so würde ich es beschreiben. Ich schätze, die Erstausgabe, die ich vorliegen habe, ist schon gut eineinhalb Jahre alt: So lang dauert es manchmal, bis ich das Papier lese, das sich bei mir stapelt. Mittlerweile ist Nummer 4 am Start.

32 Seiten im A5-Format, die Gedichte auf schnipseligem Punkrock-Layout: Das sieht eigentlich ganz gut aus. Thematisch geht's sehr undergroundig und punkig zu. Die Welt ist in diesen Texten oft scheiße und zum Erbrechen schlecht.

Und manchmal liest es sich schlecht: »Ich kam vom Klo / setzte mich hinter / meinen Schreibtisch / und begann eine / Kurzgeschichte abzutippen ...« und so weiter. Das ist »Lyrik« nach dem Muster »wir nehmen einen stinknormalen Hauptsatz und zerteilen ihn in fünf Zeilen.

Cooler finde ich so was: »mir schmerzen die hindernisse noch immer irgendwo / hinter mir ein weg wie hingekotzt / vor mir meine grundmauern / eingerissen und zu boden gefallen.« Die Zeilen stammen aus einem Gedicht von Lena Storjohann, die meiner Ansicht nach die besten Texte in diesem Fanzine schrieb.

Insgesamt eine interessante Mischung. Wer an so was Spaß hat oder sogar mitarbeiten will, wende sich vertrauensvoll an die Redaktion: Marcus Mohr, Stüttgerhofweg 11, 50858 Kölle. Per Mail: strassenfeger-fanzine_at_web_dot_de.

06 März 2007

Jungautor anno 1980

Heute kam ich endlich dazu, die Hornsignale-Ausgabe 237 zu lesen, ein Fantasy-Fanzine also, gemacht für den Einhorn-Clan . Enthalten ist eine Geschichte von mir: »In den Salzstöcken von Bekassan«

Das besondere daran: Ich habe das Ding im Jahr 1980 geschrieben, und es erschien schon damals in einem Fanzine, damals im Wüstenkurier. Michael Haitel hat das Ding freundlicherweise abgetippt – wir haben aber absichtlich nichts nachredigiert.

Es ist also ungekünstelter und unredigierter Früh-Frick. Echt anstrengend, wie ich finde. Hui-hui. Der junge Autor war damals schon sehr von sich und seiner Schreibkunst überzeugt, und das merkt man gelegentlich.

Mit dem Abstand von mehr als einem Vierteljahrhundert liest sich das ganze durchaus skurril. Ich mußte bei der Lektüre aber nicht brechen. So schlimm kann das also nicht gewesen sein ...

05 März 2007

Musik aus Neufünfland

Zwar sind die beiden deutschen Staaten seit 1990 irgendwie vereinigt, aber man spricht immer noch von den »fünf neuen Ländern« (mit dem Saarland wären's eigentlich sechs, aber das ist ein anderes Thema). Dem passe ich mich an, wenn ich mein Radioprogramm vorbereite: Ich bastle durchaus mal eine Sendung zu der Ex-DDR.

So auch am Sonntag, 4. März – wieder mal von 22 bis 23 Uhr im örtlichen Querfunk in Karlsruhe. Eine Stunde Musik aus Neufünfland, und die war bunt gemischt und machte hoffentlich nicht nur mir als Macher Spaß.

The Creeks aus Erfurt mit ihrem 77er Punk, Lousy aus Chemnitz mit Oi!, Thee Flanders aus Potsdam mit einem coolen Ärzte-Cover auf Psychobilly, Ropiriot aus Rostock mit knüpppelndem Deutschpunk, Hardcore Hippies mit Fun-Hardcore aus Leipzig und Farmer's Boulevard mit fettem Hardcore aus derselben Stadt, Protest von der Insel Rügen mit fiesem Metal-Punk und so weiter ... eine recht breite Mischung also und ganz schön krachig.

04 März 2007

Endlich gesehen: »Departed«

Ich habe keine Ahnung, wie viele Oscars der Film »Departed« gekriegt hat – er räumte am letzten Wochenende in Los Angeles auf jeden Fall gut ab. Immerhin habe ich ihn jetzt endlich gesehen, nachdem ich im Flugzeugkino nur die erste halbe Stunde mitbekam.

Der Film ist klasse! Jack Nicholson als geiler alter Bösewicht überzeugt wie immer. Matt Damon, dem ich in »Bourne Identity« nicht so recht den Action-Star abnahm, machte hier ein ziemlich gutes Bild als Fiesling. Und Leonardo Di Caprio sah gar nicht so sehr wie der übliche Mädchenschwarm aus, sondern knallhart.

Knallhart war der Streifen eh: einige echt fiese Hauereien gab's zu bewundern. Und endlich sah man mal in einem Film, was mit einer Hand passiert, die man zu heftig durch ein anderes Gesicht zieht: Das tut einem selbst nämlich auch ganz schön weh.

Spannend war der Film, verzwickt in der Handlung und trotzdem ganz schön logisch. Mir fiel eigentlich nur eine einzige Handlungslücke auf, und das auch erst, als ich hinterher darauf hingewiesen wurde. Das ist für einen Hollywood-Film erstaunlich selten.

»Departed« kann ich nur empfehlen. Saugut!

03 März 2007

Kurnaz vs. Steinmeier

Das Thema Kurnaz scheint die Republik zu bewegen: War der »Bremer Türke« jetzt ein Terroristenkumpel oder ein unschuldig verhafteter Mensch? Hätte die Regierung mehr unternehmen sollen, um ihn aus dem Knast der Amis zu holen?

Ich kenne den Herrn nicht persönlich, bekenne aber durchaus, daß ich meine Probleme mit seinem Outfit habe. Der Bart hängt bis zum Bauchnabel und sieht einfach scheiße aus. Ein klarer Fall für die Geschmackspolizei (nicht aber für den Staatsschutz, würde ich Amateur mal vorsichtig anmerken).

Insofern könnte ich gut damit leben, wenn die Regierung sagen würde: »Wir wollten den häßlichen Mann nicht mehr zurückhaben, der gefällt uns nicht.« Das wäre zumindest eine ehrliche Äußerung, für die man die hübscheste Regierung, die wir jemals hatten, sogar richtig loben könnte.

So aber ist das nur Geeier: Man sagt immer nur so viel, wie gerade von irgendwelchen Journalisten und Ausschüssen herausgefunden wurde, aber kein Wort mehr. Das ist ziemlich trickreich, fällt aber sogar mir auf.

Das ganze sollte man auf die Optik schieben, und dann wäre alles in Butter. Wir könnten sogar Wettbewerbe veranstalten, eine moderne Fernsehsendung beispielsweise: »Big Germany« statt »Big Brother«, und man kann Leute rauswählen, die man nicht mag, vorzugsweise wegen optischer Kriterien.

Spätestens dann hätte im übrigen jede Regierungsarbeit in diesem Land ihre grundsätzliche Anerkennung gefunden: statt »Richterin Salesch« eben »Kanzlerin Merkel« mit täglicher Sendung, statt »Christiansen« oder »Beckmann« eher »Steinmeier«, und irgendwelche teuer bezahlte unlustige Comedy-Scheiße bräuchte man dann auch nicht mehr.

02 März 2007

15 Jahre danach

Ich telefonierte dieser Tage mit meinem alten Freund Hermann Ritter. Im Verlauf des Gesprächs stellte er mir eine Frage, die mich verblüffte: »Weißt du eigentlich, daß der FreuCon jetzt auch schon 15 Jahre her ist?«

Er hatte recht, und ich hatte keine Sekunde lang daran gedacht: Im April 1992 hatten wir in Freudenstadt das Kongresszentrum, das Jugendzentrum »Murgtäler Hof«, die Turn- und Festhalle sowie diverse andere Lokalitäten angemietet und den FreuCon '92 veranstaltet.

Unter einem »Con« verstand und versteht man eine Veranstaltung für Science-Fiction-Fans. Anno 1992 waren wir wegen der politischen Verhältnisse in Europa auf einmal in der Situation, daß wir auch noch EuroCon waren, also europäischer Science-Fiction-Kongress. Kein Wunder, denn Zagreb, wo der Con normalerweise hätte stattfinden sollen, stand 1991 unter serbischem Raketenbeschuß.

Rund 800 Leute aus zwanzig Nationen kamen in die kleine Stadt im Schwarzwald. Menschen aus ganz neuen Staaten wie der Ukraine, Litauen oder Moldawien (die weißrussische Delegation bekam kein Visum), Menschen aus lange abgeschnittenen Staaten wie Bulgarien und Rumänen (insgesamt 55 Rumänen in einem eigenen Reisebus), natürlich Menschen aus Westeuropa, Kanada und den USA, aber ebenso aus Japan und sogar aus China.

Wir waren platt. Und der Con war super – mit einem tollen Programm, das Hermann Ritter damals vorbildlich erarbeitete und auch durchzog.

Seit Hermann mich daran erinnerte, kommen all diese Erinnerungen in mir hoch. Vielleicht sollten wir so langsam damit anfangen, unsere Memoiren zu schreiben ...

01 März 2007

Ein erfülltes Leben

Gerhard Hertel ist tot. Den meisten Lesern dieses Blogs wird das nichts sagen: Der Mann ist mit 82 Jahren gestorben, und er war in Freudenstadt, wo ich aufgewachsen bin, eine Institution.

Hertel hatte das Pech, in einer Scheiß-Zeit aufgewachsen zu sein, und kam mit 17 Jahren zur Wehrmacht, kehrte aus dem Krieg zurück in seine Heimat, um dann mitzubekommen, wie Freudenstadt in den letzten Tagen des April 1945 in Grund und Boden bombardiert wurde (hinterher stand kein Haus mehr, weil die Stadt ausgiebig geplündert wurde, Hunderte von Frauen wurden vergewaltigt). Trotzdem wirkte Hertel stets als Freund Frankreichs und engagierte sich stets gegen Krieg und all dessen Begleiterscheinungen.

Zum 40. Jahrestag des Kriegsendes, am 8. Mai 1985, hielten er als Vertreter der älteren Generation und ich als »Vertreter der Jugend« jeweils eine Rede bei einer gemeinsamen Gedenkveranstaltung im Stadthaus. Hertel sah keine Generationenprobleme und gehörte zu jenen SPD-Stadt und -Kreisräten, die sich für unser Jugendzentrum »Murgtäler Hof« einsetzten.

Ich fand ihn klasse.

Seit mindestens 15 Jahren habe ich ihn nicht mehr gesehen. So ist das, wenn man seine Heimat verläßt. Aber ich werde vielleicht mal wieder nach einem seiner Sachbücher greifen, in denen er über Freudenstadt und Württemberg, den Krieg und die deutsch-französische Geschichte schrieb.