Wer sich mit Science Fiction und artverwandten Themen beschäftigt, hat sicher schon von Roswell gehört. Die kleine Stadt in New Mexico gilt als ein Ort, in dessen Nähe angeblich die Außerirdischen gelandet sind und wo man die Reste von unbekannten Flugobjekten gefunden hat. Ausgerechnet diese Stadt und ihre Umgebung macht die amerikanische Science-Fiction-Autorin Connie Willis zum Schauplatz eines Romans, der mich wunderbar unterhalten hat.
Die Schriftstellerin hat in den vergangenen Jahrzehnten so ziemlich alle Preise abgeräumt, die es im SF-Genre gibt. Zu einem Schwerpunkt entwickelte sich dabei das Thema Zeitreise, das sie mehrfach in Romanen verarbeitete. Mit »Die Straße nach Roswell« siedelt sie ihre Handlung allerdings im »Hier und Jetzt« an, würzt sie mit einer tüchtigen Portion Situationskomik und liefert streckenweise eine bissige Satire auf den »American Way of Life«.
Hauptfigur ihres aktuellen Romans ist eine junge Frau namens Francie, die nichts von Außerirdischen und anderem Hokuspokus hält. Sie steht mitten im Leben, sie versteht sich selbst als nüchterne Person. Doch weil eine Freundin ausgerechnet in Roswell heiraten möchte, reist Francie in die Stadt der Ufo-Gläubigen, wo sie prompt auf einen echten Außerirdischen trifft. Von diesem wird sie dann sogar entführt – allerdings nicht in einem Raumschiff, sondern in einem Auto, das sie selbst zu fahren hat.
Das Alien und sie haben anfangs riesige Probleme, sich zu verständigen. Nur langsam gelingt es, eine Art Kommunikation aufzubauen. Kein Wunder: Das Alien spricht nicht, sondern benutzt Symbole, die auf seiner Haut aufleuchten. Es versteht auch nicht alles, was Francie sagt, was zu einer Kette von irrwitzigen Missverständnissen führt. Und weil einiges schiefgeht, sammelt das Alien eine Reihe von weiteren Menschen ein, bis eine skurrile Gruppe von Entführten gemeinsam mit einem Außerirdischen durch den Südwesten der Vereinigten Staaten fährt …
Die vielen Details des kunterbunten Romans lassen sich kaum in eine kurze Inhaltsangabe packen. Connie Willis erzählt ihre Geschichte mit viel Freude an humoristischen Szenen und vermittelt ganz nebenbei, wie schwierig und konfliktbeladen Kommunikation sein kann. Dabei verhalten sich ihre Figuren allesamt glaubhaft und nachvollziehbar, selbst der Außerirdische wird klar charakterisiert. Trotz der Komik wird der Roman dabei nicht albern – die Handlung läuft in sich schlüssig ab.
Es sind die Charaktere, die den Humor ausmachen: durchgeknallte Ufo-Fans in Roswell und Umgebung, spielsüchtige Rentnerinnen in Casinos, ein Western-Fan mit seinem Wohnmobil, ein Trickbetrüger mit einem Hang zur Moral – sie alle werden von Connie Willis augenzwinkernd in all ihren Marotten dargestellt. Sie schildert ihre schrägen Figuren nicht von »oben herab«, sondern mit einem Verständnis für ihre Situation.
»Die Straße nach Roswell« setzt auf flotte Dialoge und schnelle Szenen; lange Beschreibungen gibt es keine. Weil die Autorin so plastisch erzählt, hat man bei der Lektüre praktisch einen Kinofilm vor Augen.
Wer Science Fiction mag, die mit unserer wirklichen Welt noch in Beziehung steht, sollte diesen Roman lesen. Und wer sich gut unterhalten möchte und dabei gerne mal schmunzelt, ist bei diesem Werk an der richtigen Stelle.
»Die Straße nach Roswell« ist Lesefutter der besten Art! Connie Willis, die auch im »wirklichen Leben« viel Humor zeigt – ich erinnere mich an ihre Auftritte bei Cons – überzeugte zumindest mich auf ganzer Linie!
Veröffentlicht wurde der Roman bei Cross Cult. Auf der Internet-Seite des Verlags gibt es Informationen sowie eine Leseprobe.
(Diese Rezension wurde im Mai auf der PERRY RHODAN-Seite veröffentlicht. Hier erfolgt die Veröffentlichung aus dokumentarischen Gründen.)
Informationen zu dem humorvollen Science-Fiction-Roman »Die Straße nach Roswell« gibt es auf der Internet-Seite von CrossCult – hier:
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