Man muss sicher nicht viel über René Goscinny sagen: Auch wer sich nicht intensiv mit Comics beschäftigt, kennt die wesentlichen Werke dieses klassischen Szenaristen, hat einmal »Asterix« oder »Lucky Luke« gelesen, vielleicht sogar »Isnogud« oder »Umpa-Pah«. Dass er zusammen mit dem Künstler Marcel Gotlib zudem die »Dingodossiers« veröffentlichte, war bisher Spezialwissen für echte Experten – schön, dass es diese Comics nun in einem gelungenen Gesamtwerk gibt!
Wer nicht weiß, was das ist, möge sich nicht grämen: Hierzulande waren die »Dingodossiers« nie ein Thema. Es handelt sich um Comics, meist eine Seite lang, manchmal auch zwei Seiten umfassend, die allerlei Themen satirisch aufgriffen. Sie wurden in Zeitschriften veröffentlicht, wurden also zwischen längeren Comics oder gar Artikeln präsentiert, sollten die Umgebung gewissermaßen auflockern. Das durfte und konnte nicht sonderlich intellektuell werden, das wollten weder der Autor noch der Zeichner.
Die Schwarzweiß-Comics sind oft auf puren Klamauk gebürstet; sie sind nicht immer genial, aber sie sind toll gezeichnet und sie steuern immer wieder auf eine gelungene Pointe zu. Viele der Gags würde man heute als »politisch nicht korrekt« deuten, sie sind politisch-gesellschaftlich aber sauber genug. Klar, die Darstellung von Männern und Frauen entspricht dem Bild der 60er-Jahre, wird aber immer wieder karikiert und satirisch auf die Spitze genommen.
Wer mag, kann den Humor als »anarchistisch« bezeichnen, weil er sich nicht um die Regeln schert. Wer mag, kann ihn auch als altmodisch beschimpfen. Wer sich aber darauf einlässt, wird mit einem schönen Blick auf die 60er- und 70er-Jahre belohnt, den man so nicht noch einmal finden dürfte …
Erschienen ist das dickleibige Werk bei Splitter. Es enthält neben den vielen Kurz-Comics auch redaktionelle Ergänzungen, die dabei helfen, das Werk einzuschätzen. Sehr gelungen!
Weitere Informationen zu den »Dingodossiers« gibt es auf der Internet-Seite des Splitter-Verlages, inklusive einer kleinen Leseprobe.
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