Meine Jazz-Kenntnisse sind sehr bescheiden, ich kenne mich nicht aus. Aber aus unterschiedlichen Gründen höre ich in diesen Tagen im Auto über Spotify ständig irgendwelche Bebop-Klassiker an, was mir sehr gut gefällt. Die Musik ist teilweise rasend schnell und sehr abwechslungsreich; da stört es mich überhaupt nicht, wenn so ein Stück zehn Minuten lang ist oder noch länger.
Tatsächlich sind manche dieser Klassiker – die Namen der Musiker sagten mir teilweise sogar etwas – geradezu halsbrecherisch, was das Tempo angeht. Ich frage mich bei manchen Aufnahmen, wie es der Bass und das Schlagzeug schaffen, hinter den rasenden Bläser überhaupt hinterherzukommen. Oder ist es andersrum?
Ich bin zeitweise völlig baff. Und dann frage ich mich, wie aus dieser treibenden Musik der fünfziger und sechziger Jahre dieses schnarchzapfige Zeugs geworden ist, das einem heute teilweise als Jazz im Radio präsentiert wird. Die Sprecher wirken schon, als ob sie einschlafen würden, man sieht alte Männer in schlecht sitzenden Cordanzügen vor sich. Wie passt das denn zusammen?
Aber gut, ich muss nicht alles verstehen. Es gibt heute sicher ebenfalls großartigen Jazz. Aber mein Bild von Jazz wurde offensichtlich zu sehr von einer sehr braven und bürgerlichen Attitüde geprägt, bei der das Bildungsbürgertum zu sehr den Ton angab. Höre ich die alten Bebop-Klassiker, bin ich positiv überrascht.
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