29 September 2021

Zwischen Rasen und Regalen

Mit meinem Rad flitzte ich über einen schmalen Weg, ich hatte ordentlich Tempo drauf. Rechts und links von mir erstreckten sich grüne Wiesen. Wohin ich eigentlich fuhr, wusste ich gar nicht – aber es war mir im Augenblick egal.

Auf einmal musste ich anhalten, weil sich vor mir eine Sperre befand: ein rot weiß gestrichener Balken, der klar signalisierte, dass ich den Radweg zu verlassen hatte. Dahinter kam nur eine graue Wand, und es war nicht zu erkennen, wie es dort wirklich weiterging.

Spontan sprang ich mit dem Rad zur Seite und strampelte über den Rasen zu meiner Linken. Er war sehr kurz geschnitten, so dass es mir keinerlei Probleme bereitete, schnell voranzukommen. Ich machte mir auch keine Gedanken darüber, dass die Umgebung schnell wechselte.

Zwar fuhr ich immer noch auf dem Rasen, aber rechts und links von mir reckten sich auf einmal Regale in die Höhe, erbaut aus einem Metallgestänge mit Brettern, auf denen Bücher und Ordner lagerten. Ich nahm sie nur am Rand wahr, weil ich mich in dieser Umgebung unwohl fühlte, und fuhr weiter, so schnell ich konnte. Am Ende sollte ich es hoffentlich schaffen, aus diesem Labyrinth herauszukommen.

Alles um mich herum sah gleich aus. Regale, die in die Höhe ragten, Rasen auf dem Boden. Ich fuhr zwischen den Regalen herum, bog mal nach links und mal nach rechts ab, fühlte mich immer unwohler.

Dann sah ich einen Informationsschalter, der mitten im Raum stand. Hinter einem Tresen saß eine stark geschminkte Frau, die mir erwartungsvoll entgegenblickte. Direkt dahinter erkannte ich eine offenstehende Tür, die anscheinend in ein Treppenhaus führte.

»Wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie und schenkte mir ein strahlendes Lächeln.

»Ich will raus hier«, sagte ich, »und zurück auf den Radweg.«

Sie deutete mit dem Daumen hinter sich. »Da geht’s lang. Einfach die Treppe hinunter, dann geht’s weiter.«

»Und mein Rad?«

»Das müssen Sie wohl die Treppe hinuntertragen.« Sie strahlte erneut. »Aber man muss ja Opfer bringen.«

Ich seufzte. »Na dann.« Ich nahm mein Rad hoch und packte die Stange auf meine rechte Schulter, während ich auf die Tür zuging. Dann wachte ich auf.

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