Paula musterte meine Füße, die ich zur Hälfte im Sand vergraben hatte. Es war heiß am Strand von Avepozo, und ich hielt mich zum größten Teil im Schatten einiger Bäume auf. »Du hast Flecken auf deinen Füßen«, meinte sie. »Was ist das?«
Ich zog meine Füße aus dem Sand und musterte sie. Paula hatte recht. Wie so oft. Auf meinen Füßen, die für die Einheimischen weiß und hässlich und viel zu groß waren, erkannte ich dunkle Flecken. Sie waren unregelmäßig geformt, verteilten sich oberhalb der Zehen und an der Oberseite der Füße, die ansonsten sehr weiß waren.
Ich selbst hatte nach einigen Wochen in Westafrika zumindest eine leichte Bräune bekommen, sah gegenüber einer einheimischen Studentin wie Paula aber immer noch aus wie Teig. Sie grinste mich an, als ich verwundert den Kopf hob, sagte aber nichts. Wir unterhielten uns auf Französisch, das sie perfekt sprach und ich nur gebrochen artikulierte.
»Keine Ahnung, was das ist«, sagte ich. Entschlossen feuchtete ich meine Hand mit Finger an und wischte damit über die schmutzigen Flecken auf meinen Füßen. Nichts änderte sich, alles blieb wie vorher. »Kein Dreck«, sagte ich.
»Ein sauberer weißer Mann«, sagte sie und lachte mich aus. Wir mochten uns auf eine freundlich-distanzierte Art. Sie lebte im Dorf und studierte in Lomé, nur einige Kilometer entfernt, wo sie auch einen Job in einer Kneipe hatte. Bei ihren Eltern hatte ich die Hütte gemietet, in der ich seit einer Woche wohnte.
Irritiert starrte ich auf meine Füße. Was war mit ihnen geschehen? Woher kamen die Flecken? Hatte ich mir doch eine neuartige Tropenkrankheit eingefangen?
In diesem Februar 1988 hatte ich Angst vor Malaria und irgendwelchen Würmern, ich hatte wegen einer Unpässlichkeit auch schon die Tropenklinik aufgesucht. Aber mir ging es gut, ich war in bester Stimmung. Was also war der Grund?
Pauls stand auf. »Ich lasse dich mal mit meinen Gedanken allein«, sagte sie. »Ich hole mir etwas zu essen.« Sie schlüpfte in ihre einfachen Schuhe – im Prinzip einfache Flipflops, die aus Reifenteilen und Schnur hergestellt worden waren – und eilte in Richtung Dorf davon.
Mir fiel ein, was ich vorhin nicht kapiert hatte. »Die Schuhe!« Am liebsten hätte ich mir mit der flachen Hand gegen die Stirn geschlagen. Aber ich wollte nicht mehr Aufsehen erregen als nötig.
Ich war mit zwei Paar Schuhen in Deutschland aufgebrochen: einmal Turnschuhe, einmal Sandalen. Die meiste Zeit lief ich mit den Sandalen durch die Gegend; sie hatte ich auch angehabt, als ich mit dem Rad durch Togo nach Süden gefahren war. Und weil die Sandalen so seltsame »Löcher« zwischen den Riemen hatten, waren meine Füße ungleichmäßig gebräunt worden.
»Kein Dreck, sondern Bräune«, sagte ich zu mir und betrachtete die Flecken. Wie sollte ich das Paula sinnvoll erzählen?
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