Ich weiß ja nicht genau, seit wann ich ein Abonnent der »tageszeitung« – kurz »taz« – aus Berlin bin. Es sind auf jeden Fall schon Jahrzehnte, und ich las das Blatt bereits in den frühen 80er-Jahren gern, weil es bei uns im Jugendzentrum auslag.
Wenn ich die neue Zeitung aus dem Briefkasten fische, gibt es meist ein Ritual: Ich schaue mir kurz die Titelseite an, schmunzle vielleicht über eine knallige Überschrift oder ein starkes Bild, drehe dann aber die Zeitung um und blicke auf die Seite mit dem schönen Titel »die Wahrheit«. Dort ist immer ein Comic-Strip zu finden, der stets aus drei Bildern besteht. Er trägt den Titel »Touché« und stammt von einem Zeichner, der sich nur Tom nennt.
Wie ich der »taz« entnehmen konnte, feierte dieser Zeichner in dieser Woche seinen sechzigsten Geburtstag. Der Kollege Ralf Sotschek, der selbst oft zu einem Opfer dieser Cartoons wird, gratuliert ihm unter der denkwürdigen Zeile »Der witzigste Hühnervernäher der Welt«. Ein schönes Grußwort!
Ich habe Tom einmal bei einem Abendessen in Leipzig kennengelernt, er wird sich kaum noch daran erinnern. Seither gefallen mir seine Comics noch besser. Und deshalb nutze ich die Chance, ihm an dieser Stelle hier nachträglich zum Geburtstag zu gratulieren. (Übrigens kann man die auch als Bücher kaufen; von denen habe ich einige daheim liegen.)
Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
31 Januar 2020
30 Januar 2020
Rice verblüffen immer noch
Warum ich mir in der Mitte der 90er-Jahre die Langspielplatte der Band Rice gekauft habe, weiß ich nicht mehr. Wurde sie mir empfohlen, las ich eine positive Rezension über sie? Ich erinnere mich, dass ich die Platte damals eher verwirrend fand, sie aber auch im Radio spielte.
Als ich dieser Tage die »Fuck You This Is Rice« wieder anhörte, wurde mir klar, warum sie mich damals so verwirrte. Insgesamt 17 Stücke sind auf der Platte, allesamt in einem schrabbeligen Hardcore-Stil, der mit vielen Breaks durchzogen ist und einem eine gewisse Aufmerksamkeit abverlangt, wenn man sich das anhört.
Die Band veröffentlichte ihre Platte auf Lookout Records, die Mitglieder stammten wohl alle aus dem Großraum Los Angeles und hatten allesamt ihre eigenen Projekte; einer spielte danach bei der bekannteren Band Rocket From The Crypt – musikalisch gibt es keine Parallelen. Rice lässt es ziemlich knallen, zwischendurch trötet irgendein Blasinstrument durch die Stücke, ansonsten merkt man schon beim ersten Zuhören, dass immer wieder Zitate auf andere Lieder enthalten sind.
Viele Stücke sind Anspielungen auf andere Hardcore-Bands. »Grain Of Strength« spielt ebenso auf eine bekannte Band an wie das Titelstück oder so etwas wie »Rice Control«. Andere Stücke behandeln das Kochen von Reis sowie andere Aspekte des Grundnahrungsmittels – klar ist das ironisch gemeint, aber mir erschließen sich nach all den Jahren viele Details nicht mehr.
Was bleibt, ist eine Platte, die Mitte der 90er-Jahre eine Satire auf die damals aktuelle amerikanische Hardcore-Szene war. Unter diesem Aspekt ist sie womöglich sogar relevant, zum Anhören für zwischendurch taugt sie kaum noch. (Man muss sich da echt die Texte auf dem Beipackzettel anschauen, der ebenfalls diverse Gags enthält.)
Vielleicht sollte ich eine neue Sparte im Plattenregal aufmachen: Geschichtsbuch-Punk.
Als ich dieser Tage die »Fuck You This Is Rice« wieder anhörte, wurde mir klar, warum sie mich damals so verwirrte. Insgesamt 17 Stücke sind auf der Platte, allesamt in einem schrabbeligen Hardcore-Stil, der mit vielen Breaks durchzogen ist und einem eine gewisse Aufmerksamkeit abverlangt, wenn man sich das anhört.
Die Band veröffentlichte ihre Platte auf Lookout Records, die Mitglieder stammten wohl alle aus dem Großraum Los Angeles und hatten allesamt ihre eigenen Projekte; einer spielte danach bei der bekannteren Band Rocket From The Crypt – musikalisch gibt es keine Parallelen. Rice lässt es ziemlich knallen, zwischendurch trötet irgendein Blasinstrument durch die Stücke, ansonsten merkt man schon beim ersten Zuhören, dass immer wieder Zitate auf andere Lieder enthalten sind.
Viele Stücke sind Anspielungen auf andere Hardcore-Bands. »Grain Of Strength« spielt ebenso auf eine bekannte Band an wie das Titelstück oder so etwas wie »Rice Control«. Andere Stücke behandeln das Kochen von Reis sowie andere Aspekte des Grundnahrungsmittels – klar ist das ironisch gemeint, aber mir erschließen sich nach all den Jahren viele Details nicht mehr.
Was bleibt, ist eine Platte, die Mitte der 90er-Jahre eine Satire auf die damals aktuelle amerikanische Hardcore-Szene war. Unter diesem Aspekt ist sie womöglich sogar relevant, zum Anhören für zwischendurch taugt sie kaum noch. (Man muss sich da echt die Texte auf dem Beipackzettel anschauen, der ebenfalls diverse Gags enthält.)
Vielleicht sollte ich eine neue Sparte im Plattenregal aufmachen: Geschichtsbuch-Punk.
TransAll 5 gelesen
Im August 1965 wurde in Frankfurt der FranCon veranstaltet, ein Fan-Treffen, von dem man wohl sagen muss, dass es für den später stattfindenden WorldCon in Heidelberg eine wichtige Vorbereitung war. Gut achtzig Science-Fiction-Fans trafen sich, was für damalige Verhältnisse recht groß war, und wenige Tage später wurde mithilfe von Wachsmatritzen das Fanzine »TransAll 5« veröffentlicht. Herausgeber war Hans Lopatka, den umfangreichen Con-Bericht schrieb allerdings Mario Kwiat.
Viele Anspielungen sind heute nicht mehr zu verstehen. Zwar listet der Bericht unglaublich viele Namen auf, die dem kundigen Erforscher der frühen Fan-Szene etwas sagen; manche von ihnen waren zur gleichen Zeit oder auch danach als Autoren tätig (K. H. Scheer, William Voltz, Walter Ernsting, Konrad Schaef oder Peter Ripota, um einige Beispiele zu nennen) – gleichzeitig werden viele Diskussionen, die auf dem Con liefen, nur in Andeutungen wiedergegeben. Offensichtlich gab es Konflikte, manche Leute wollten nicht mit anderen sprechen, man mied sich, oder man schrieb hinterher in sogenannten Hetz-Fanzines negative Dinge über andere Leute.
Nicht anders als heute in den sogenannten Sozialen Netzwerken, wie es aussieht. Heute »hatet« man über Facebook und Twitter, damals eben ganz einfach über Fanzines, die unregelmäßig erschienen. (Wer also sagt, früher sei alles besser gewesen, irrt auch in dieser Hinsicht.)
Das Fanzine, dessen Seitenzahl ein wenig chaotisch ist (auf Seite 12 folgen die Seiten 12a, 12 b und 13 ...), lässt sich trotz des schwachen Drucks ganz gut lesen, allerdings nicht mehr komplett verstehen. Als Zeitdokument auf die Science-Fiction-Fans in der Mitte der sechziger Jahre finde ich es hervorragend. Eine lohnende Lektüre!
Viele Anspielungen sind heute nicht mehr zu verstehen. Zwar listet der Bericht unglaublich viele Namen auf, die dem kundigen Erforscher der frühen Fan-Szene etwas sagen; manche von ihnen waren zur gleichen Zeit oder auch danach als Autoren tätig (K. H. Scheer, William Voltz, Walter Ernsting, Konrad Schaef oder Peter Ripota, um einige Beispiele zu nennen) – gleichzeitig werden viele Diskussionen, die auf dem Con liefen, nur in Andeutungen wiedergegeben. Offensichtlich gab es Konflikte, manche Leute wollten nicht mit anderen sprechen, man mied sich, oder man schrieb hinterher in sogenannten Hetz-Fanzines negative Dinge über andere Leute.
Nicht anders als heute in den sogenannten Sozialen Netzwerken, wie es aussieht. Heute »hatet« man über Facebook und Twitter, damals eben ganz einfach über Fanzines, die unregelmäßig erschienen. (Wer also sagt, früher sei alles besser gewesen, irrt auch in dieser Hinsicht.)
Das Fanzine, dessen Seitenzahl ein wenig chaotisch ist (auf Seite 12 folgen die Seiten 12a, 12 b und 13 ...), lässt sich trotz des schwachen Drucks ganz gut lesen, allerdings nicht mehr komplett verstehen. Als Zeitdokument auf die Science-Fiction-Fans in der Mitte der sechziger Jahre finde ich es hervorragend. Eine lohnende Lektüre!
29 Januar 2020
Eine düstere Novelle und ein Haufen depressiver Geschichten
Den Begriff »Dekadenzliteratur« kannte ich bis vor zwei Jahren überhaupt nicht. Dann aber fuhren wir nach Brügge, und ich packte als Reiseliteratur den Klassiker über Brügge überhaupt ein: Georges Rodenbach wurde mit seiner Novelle »Das tote Brügge« bekannt, die 1892 veröffentlicht wurde und die in Vergessenheit geratene Stadt für viele Menschen überhaupt in Erinnerung rief.
Im Europäischen Literaturverlag – ein eher hochtrabender Name, aber egal – ist die Novelle in deutscher Sprache neu aufgelegt worden. Dabei handelt es sich offenbar um die Eins-zu-Eins-Umsetzung einer Ausgabe, die irgendwann zwischen den Kriegen in deutscher Sprache erschienen ist.
Klar, der Autor sowie der Übersetzer Friedrich von Oppeln-Bronikowski sind schon lange tot, also sind die Texte rechtefrei. Aber ich will darüber nicht meckern – immerhin wird auf diese Weise ein echter Literaturklassiker zur Verfügung gestellt. Und wer sich auf die Geschichten sowie die Novelle einlässt, wird mit durchaus faszinierten, wenngleich sehr deprimierenden Geschichten zwischen Realität und Phantastik, Religion und Wahnsinn belohnt.
Die Hauptgeschichte spielt in Brügge. Dorthin hat sich Hugo Viane zurückgezogen, ein Witwer, der unaufhörlich um seine tote Frau trauert und durch die düsteren Straßen von Brügge spaziert. »Ein Hauch des Todes wehte ihn von den geschlossenen Häusern an, deren Scheiben wie im Tode gebrochene Augen starrten, von den Giebeln, deren getreppte Absätze das Wasser fast schwarz wiederspiegelte.«
Doch dann trifft der ewig trauernde Mann auf Jane, eine junge Schauspielerin, die ihn an seine Frau erinnert. Sein Leben verändert sich, es entwickelt sich fast eine Besessenheit. Wie der Witwer und seine neue Frau sich aufeinander einlassen, wie eine Beziehung entsteht und diese in immer tiefere Abgründe führt – das ist in einem düsteren Stil geschildert und endet sehr konsequent. Die Novelle ist alles andere als leichte Literatur, fasziniert aber durchaus.
Ähnliches gilt für die anderen Geschichten. Die Beschreibungen sind – der Zeit entsprechend – oft recht ausführlich; die Dialoge nicht so dynamisch, wie man das heute gewöhnt ist. Alles wirkt ein wenig betulich, man kann von diesen Geschichten auch nicht zu viel an einem Abend lesen.
Menschen, die zu Depressionen neigen, sollten von dieser »Dekadenzliteratur« sicher die Finger lassen. Wer aber Geschichten mag, die an der Schwelle vom 19. zum 20. Jahrhundert entstanden sind, für den ist dieses Buch ein Leckerbissen. Ich fand es durchaus unterhaltsam, aber eben in homoöopathischen Dosen – eine Geschichte nach der anderen und immer schöne Pausen dazwischen ... Dann geht das gut!
Im Europäischen Literaturverlag – ein eher hochtrabender Name, aber egal – ist die Novelle in deutscher Sprache neu aufgelegt worden. Dabei handelt es sich offenbar um die Eins-zu-Eins-Umsetzung einer Ausgabe, die irgendwann zwischen den Kriegen in deutscher Sprache erschienen ist.
Klar, der Autor sowie der Übersetzer Friedrich von Oppeln-Bronikowski sind schon lange tot, also sind die Texte rechtefrei. Aber ich will darüber nicht meckern – immerhin wird auf diese Weise ein echter Literaturklassiker zur Verfügung gestellt. Und wer sich auf die Geschichten sowie die Novelle einlässt, wird mit durchaus faszinierten, wenngleich sehr deprimierenden Geschichten zwischen Realität und Phantastik, Religion und Wahnsinn belohnt.
Die Hauptgeschichte spielt in Brügge. Dorthin hat sich Hugo Viane zurückgezogen, ein Witwer, der unaufhörlich um seine tote Frau trauert und durch die düsteren Straßen von Brügge spaziert. »Ein Hauch des Todes wehte ihn von den geschlossenen Häusern an, deren Scheiben wie im Tode gebrochene Augen starrten, von den Giebeln, deren getreppte Absätze das Wasser fast schwarz wiederspiegelte.«
Doch dann trifft der ewig trauernde Mann auf Jane, eine junge Schauspielerin, die ihn an seine Frau erinnert. Sein Leben verändert sich, es entwickelt sich fast eine Besessenheit. Wie der Witwer und seine neue Frau sich aufeinander einlassen, wie eine Beziehung entsteht und diese in immer tiefere Abgründe führt – das ist in einem düsteren Stil geschildert und endet sehr konsequent. Die Novelle ist alles andere als leichte Literatur, fasziniert aber durchaus.
Ähnliches gilt für die anderen Geschichten. Die Beschreibungen sind – der Zeit entsprechend – oft recht ausführlich; die Dialoge nicht so dynamisch, wie man das heute gewöhnt ist. Alles wirkt ein wenig betulich, man kann von diesen Geschichten auch nicht zu viel an einem Abend lesen.
Menschen, die zu Depressionen neigen, sollten von dieser »Dekadenzliteratur« sicher die Finger lassen. Wer aber Geschichten mag, die an der Schwelle vom 19. zum 20. Jahrhundert entstanden sind, für den ist dieses Buch ein Leckerbissen. Ich fand es durchaus unterhaltsam, aber eben in homoöopathischen Dosen – eine Geschichte nach der anderen und immer schöne Pausen dazwischen ... Dann geht das gut!
28 Januar 2020
Vietnamesisch bei Mama
Im Verlauf der vergangenen Monate habe ich mich fast schon zu einem Stammgast entwickelt: In der Weststadt von Karlsruhe gibt es ein vietnamesisches Restaurant, das den schönen Namen »Mama Thanh« trägt und in dem ich schon mehrfach gegessen habe. Das Restaurant scheint anzukommen, es ist immer brechend voll.
Kein Wunder: Das Essen ist gut. Es gibt die üblichen vietnamesischen Gerichte, die man mittlerweile kennt – als ich in Vietnam war, was schon lange her ist, gab es allerdings mehr vegetarische Angebote –, dazu Shushi in verschiedenen Variationen. Ich nehme immer eines der vegetarischen Gerichte, die mir stets schmecken, und ich weiß von der Fleisch- und der Fisch-Fraktion, dass sie zufrieden ist.
Die Chefin ist sehr nett und freundlich, sie unterhält sich auch mal mit den Gästen und fragt nach. Auch mit dem Service war ich immer zufrieden, hier gibt es nichts zu bemängeln. Preislich passt ebenfalls alles.
Was mir dann besonders gefällt, ist die Auswahl der Getränke: Es gibt einige gute Weine und dazu eine Bierauswahl, die ab und zu auch wechselt. Das ist dann ein weiterer Grund für mich, immer mal wieder zu »Mama Thanh« zu gehen.
Kein Wunder: Das Essen ist gut. Es gibt die üblichen vietnamesischen Gerichte, die man mittlerweile kennt – als ich in Vietnam war, was schon lange her ist, gab es allerdings mehr vegetarische Angebote –, dazu Shushi in verschiedenen Variationen. Ich nehme immer eines der vegetarischen Gerichte, die mir stets schmecken, und ich weiß von der Fleisch- und der Fisch-Fraktion, dass sie zufrieden ist.
Die Chefin ist sehr nett und freundlich, sie unterhält sich auch mal mit den Gästen und fragt nach. Auch mit dem Service war ich immer zufrieden, hier gibt es nichts zu bemängeln. Preislich passt ebenfalls alles.
Was mir dann besonders gefällt, ist die Auswahl der Getränke: Es gibt einige gute Weine und dazu eine Bierauswahl, die ab und zu auch wechselt. Das ist dann ein weiterer Grund für mich, immer mal wieder zu »Mama Thanh« zu gehen.
Cartoons über den mächtigsten Mann der Welt
Wahrscheinlich ist es so: Würde man in einem Science-Fiction-Roman einen Präsidenten erfinden, der sich so verhielte wie Donald Trump, würden viele Leser sagen, so etwas sei doch arg phantastisch. Aber ganz offensichtlich hat die Realität die Phantasie längst überholt ... In diesem Jahr finden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt, und es ist gut denkbar, dass Trump eine zweite Wahlperiode erhält.
Der amerikanische Cartoonist G. B. Trudeau hat das Phänomen Donald Trump in seinen Zeichnungen schon seit den 80er-Jahren »bearbeitet«. Im Rahmen seiner Serie »Doonesbury«, die als täglicher Comic in zahlreichen Zeitungen erscheint, lieferte er immer wieder scharfzüngige Kommentare zur Laufbahn des Mannes, der vom Immobilienhändler über den Fernsehstar zum amerikanischen Präsidenten wurde.
Eine Zusammenstellung dieser Cartoons ist im Sommer 2017 in einem wunderbaren Buch im Splitter-Verlag erschienen. Es trägt den sehr treffenden Titel »Trump! – Eine amerikanische Dramödie«. Und weil Trump nach wie vor an der Macht ist, empfiehlt es sich auch immer noch, sich das Buch zu kaufen und sich über den Präsidenten zu amüsieren oder zu ärgern.
Dabei beginnen die Comics zu einer sehr frühen Zeit. »Doonesbury« gibt es seit 1970 als Satire auf amerikanische Befindlichkeiten; seit 1987 taucht Trump als großmäuliger Milliardär auf. Erst in jüngerer Zeit werden auch seine politischen Botschaften in kritischer Form als Comic dargestellt, anfangs ging es um seine Person und seinen Lebenswandel.
Trudeaus Strips sind hierzulande bislang nur in einer Alben-Ausgabe – in den 80er-Jahren bei Carlsen – erschienen, die sich offenbar nicht so gut verkauft hat (weil keine Fortsetzung veröffentlicht wurde). Ich halte das Vorgehen für sinnvoll, sich bei einer solchen Ausgabe zu spezialisieren: Der deutschsprachige Leser kann die Trump-Äußerungen eher nachvollziehen als Trudeaus Spott über Baseballspieler oder Fernsehmoderatoren, die hierzulande kaum jemand nennt.
Auf den 112 Seiten des Comic-Bandes gibt es erhellende Dialoge, wunderbar karikierende Zeichnungen und immer wieder klare politische Aussagen. Für Leser wie mich, die sich in den USA nicht so gut auskennen, gibt es Fußnoten und ein »Who is Who«. Das alles ist schön koloriert, so dass der Eindruck eines ausgesprochen gelungenen Bandes entsteht.
Nicht nur für Comic-Freunde ist dieser »Trump«-Band eine Lektüre, die ich empfehlen möchte. Wer sich auch nur ansatzweise für Politik interessiert, wird daran seine Freude haben. Übrigens ist das Buch ein sehr schönes Geschenk ...
Der amerikanische Cartoonist G. B. Trudeau hat das Phänomen Donald Trump in seinen Zeichnungen schon seit den 80er-Jahren »bearbeitet«. Im Rahmen seiner Serie »Doonesbury«, die als täglicher Comic in zahlreichen Zeitungen erscheint, lieferte er immer wieder scharfzüngige Kommentare zur Laufbahn des Mannes, der vom Immobilienhändler über den Fernsehstar zum amerikanischen Präsidenten wurde.
Eine Zusammenstellung dieser Cartoons ist im Sommer 2017 in einem wunderbaren Buch im Splitter-Verlag erschienen. Es trägt den sehr treffenden Titel »Trump! – Eine amerikanische Dramödie«. Und weil Trump nach wie vor an der Macht ist, empfiehlt es sich auch immer noch, sich das Buch zu kaufen und sich über den Präsidenten zu amüsieren oder zu ärgern.
Dabei beginnen die Comics zu einer sehr frühen Zeit. »Doonesbury« gibt es seit 1970 als Satire auf amerikanische Befindlichkeiten; seit 1987 taucht Trump als großmäuliger Milliardär auf. Erst in jüngerer Zeit werden auch seine politischen Botschaften in kritischer Form als Comic dargestellt, anfangs ging es um seine Person und seinen Lebenswandel.
Trudeaus Strips sind hierzulande bislang nur in einer Alben-Ausgabe – in den 80er-Jahren bei Carlsen – erschienen, die sich offenbar nicht so gut verkauft hat (weil keine Fortsetzung veröffentlicht wurde). Ich halte das Vorgehen für sinnvoll, sich bei einer solchen Ausgabe zu spezialisieren: Der deutschsprachige Leser kann die Trump-Äußerungen eher nachvollziehen als Trudeaus Spott über Baseballspieler oder Fernsehmoderatoren, die hierzulande kaum jemand nennt.
Auf den 112 Seiten des Comic-Bandes gibt es erhellende Dialoge, wunderbar karikierende Zeichnungen und immer wieder klare politische Aussagen. Für Leser wie mich, die sich in den USA nicht so gut auskennen, gibt es Fußnoten und ein »Who is Who«. Das alles ist schön koloriert, so dass der Eindruck eines ausgesprochen gelungenen Bandes entsteht.
Nicht nur für Comic-Freunde ist dieser »Trump«-Band eine Lektüre, die ich empfehlen möchte. Wer sich auch nur ansatzweise für Politik interessiert, wird daran seine Freude haben. Übrigens ist das Buch ein sehr schönes Geschenk ...
27 Januar 2020
Nach 75 Jahren ...
Ich warf meinem Vater, als ich jung, sehr politisch und auf Krawall gebürstet war, mit lautem Gebrüll vor, er habe im Zweiten Weltkrieg ja Auschwitz verteidigt. Er wehrte sich nicht gegen den Vorwurf – weil er als Soldat in der Heeresgruppe Mitte war, stimmte er sogar –, sondern blieb stumm. Wie so oft bei unseren Streitereien und Diskussionen.
Meine Generation – die Leute, die jetzt zwischen 50 und 60 Jahre alt sind – wurde nach dem Krieg geboren. Ich wuchs auf mit Geschichten vom Krieg, Geschichten von der Front und von der Flucht, von Bombenangriffen und Plünderungen. Geschichten von den Vernichtungslagern gab es keine, das erfuhr ich dann alles durch das Lesen entsprechender Bücher.
Auschwitz wurde vor 75 Jahren befreit. Ich bin frei von einer »persönlichen Schuld« – niemand aus meiner Familie hat sich an den Ermordeten bereichert –, und doch fühle ich die Scham über die Verbrechen. Sie wurden von der Generation meiner Großeltern verübt (meine Eltern wuchsen im Dritten Reich auf und waren am Ende Teenager; mein Vater war 18, als man ihn nach Orscha und Witebsk, an die Beresina und den Dnjepr schickte).
Wenn ich heute an Auschwitz denke, muss ich eine Lehre ziehen, die für die Gegenwart und vor allem für die Zukunft gilt. Nie wieder darf ein solches Verbrechen geschehen, und nie darf die Erinnerung an dieses Verbrechen verschwinden. Und deshalb müssen Nazis gesamtgesellschaftlich geächtet und bekämpft werden, deshalb muss in Bildung investiert werden.
Meine Generation – die Leute, die jetzt zwischen 50 und 60 Jahre alt sind – wurde nach dem Krieg geboren. Ich wuchs auf mit Geschichten vom Krieg, Geschichten von der Front und von der Flucht, von Bombenangriffen und Plünderungen. Geschichten von den Vernichtungslagern gab es keine, das erfuhr ich dann alles durch das Lesen entsprechender Bücher.
Auschwitz wurde vor 75 Jahren befreit. Ich bin frei von einer »persönlichen Schuld« – niemand aus meiner Familie hat sich an den Ermordeten bereichert –, und doch fühle ich die Scham über die Verbrechen. Sie wurden von der Generation meiner Großeltern verübt (meine Eltern wuchsen im Dritten Reich auf und waren am Ende Teenager; mein Vater war 18, als man ihn nach Orscha und Witebsk, an die Beresina und den Dnjepr schickte).
Wenn ich heute an Auschwitz denke, muss ich eine Lehre ziehen, die für die Gegenwart und vor allem für die Zukunft gilt. Nie wieder darf ein solches Verbrechen geschehen, und nie darf die Erinnerung an dieses Verbrechen verschwinden. Und deshalb müssen Nazis gesamtgesellschaftlich geächtet und bekämpft werden, deshalb muss in Bildung investiert werden.
Es röhrt und rockt und spuckt Horror
Aus der nördlichen Schweiz kommt eine ungewöhnliche Band, die ich bisher sträflich vernachlässigt habe. Sie heißt WolfWolf und macht – grob gesagt – den Soundtrack zu Horror-Filmen der 70er-Jahre und gruseligen Heftromanen, durchaus augenzwinkernd und musikalisch sehr vielseitig. Als erste Platte hörte ich mir die »Metamorphis« an, die es seit kurzer Zeit als Langspielplatte, als CD und natürlich auch als Digitalprodukt gibt.
Manchmal gehen die Stücke ins Punkige, dann ist es schlichtweg Hardrock oder auch schräg gespielter Blues, dazu kommen aber stets Geräusche und Effekte, die sich anhören, als hätte die Band irgendwelche alten Horror-Schinken vertont. Das rotzt und dröhnt, das macht richtig Spaß – und über all diesem Getöse schwebt die Stimme des Sängers, die mal brüllt und röhrt, dann wieder fast schon sensibel singt.
Textlich geht es um den Teufel (gleich im Titelstück »Lucifer«), um eine dunkle Nacht oder den Kampf mit irgendwelchen Monsterwesen. Tatsächlich vertont die Band allerlei Phantastik-Phantasien, die sich aus den uralten Grusel-Traditionen speisen. Dass sie das nicht vordergründig albern macht, sondern den Horror zumindest so ernsthaft aufgreift – auch in den Videos – wie in Murnau-Filmen wie dem legendären »Nosferatu«, finde ich großartig.
Mir ist ja schon klar, dass die meisten Bands, über die ich schreibe, nicht gerade anschlussfähig für die Science-Fiction- und Fantasy-Leser sind. Diese Band aber ist es, und die aktuelle Platte »Metamorphis« sowieso. Man kann im Internet in einige Stücke hineinhören – das empfehle ich absolut. Für mich war's mal was ganz anderes ...
Manchmal gehen die Stücke ins Punkige, dann ist es schlichtweg Hardrock oder auch schräg gespielter Blues, dazu kommen aber stets Geräusche und Effekte, die sich anhören, als hätte die Band irgendwelche alten Horror-Schinken vertont. Das rotzt und dröhnt, das macht richtig Spaß – und über all diesem Getöse schwebt die Stimme des Sängers, die mal brüllt und röhrt, dann wieder fast schon sensibel singt.
Textlich geht es um den Teufel (gleich im Titelstück »Lucifer«), um eine dunkle Nacht oder den Kampf mit irgendwelchen Monsterwesen. Tatsächlich vertont die Band allerlei Phantastik-Phantasien, die sich aus den uralten Grusel-Traditionen speisen. Dass sie das nicht vordergründig albern macht, sondern den Horror zumindest so ernsthaft aufgreift – auch in den Videos – wie in Murnau-Filmen wie dem legendären »Nosferatu«, finde ich großartig.
Mir ist ja schon klar, dass die meisten Bands, über die ich schreibe, nicht gerade anschlussfähig für die Science-Fiction- und Fantasy-Leser sind. Diese Band aber ist es, und die aktuelle Platte »Metamorphis« sowieso. Man kann im Internet in einige Stücke hineinhören – das empfehle ich absolut. Für mich war's mal was ganz anderes ...
26 Januar 2020
Der Dude mal wieder
Es ist ewig her, dass ich den Film »The Big Lebowski« gesehen habe. 1998 war das, ich sah die deutschsprachige Version in einem Kino in Karlsruhe. Ich war damals völlig baff von der Art der Erzählung, fand die Figuren toll und mochte den Soundtrack; danach sah ich Bowling anders als vorher und liebte künftig die Filme der Coen-Brüder.
Im Verlauf der Jahrzehnte wurde aus dem Film ein Kultprojekt, und auch ich erzählte bei jeder Gelegenheit, wie toll der Film sei. Aber ich sah ihn nie wieder an, schließlich hatten sich viele Szenen unwiderruflich in mein Gedächtnis gebrannt.
Als ich dieser Tage die DVD in den DVD-Player einlegte, die ich für wenig Geld gekauft hatte, war ich also durchaus skeptisch: Viel zu oft spielte mir mein Gedächtnis schließlich Streiche.
Aber ich war völlig baff: Die Geschichte um Jeffrey Lebowski, den selbst ernannten Dude, funktionierte immer noch. Bei manchen Dialogen lachte ich schallend, bei mancher Szene fasste ich mir an den Kopf. Die Geschichte mäandert ganz schön, sie hat streckenweise keinen richtigen Ablauf und endet auch relativ offen.
Aber das macht nichts: Mich nahm der Film wieder mit, und ich störte mich nicht an Dingen, die ich sonst nervig gefunden hätte – seltsame Dialoge und verwirrendes Verhalten mancher Figur inklusive. Viele popkulturelle Anspielungen hatte ich völlig vergessen (die deutsche Band Autobahn beispielsweise, die gewissermaßen Kraftwerk spiegelt), bei manchen Szenen wusste ich genau, was passieren würde.
Insgesamt hat mich »The Big Lebowski« sehr versöhnt: mit mir und meinem Gedächtnis auf jeden Fall. Die DVD werde ich mir sicher nicht zum letzten Mal angesehen haben. Auch wenn ich sicher nie ein Fan von White Russion werde – diesen Cocktail trinkt »der Dude« im Film ständig.
Im Verlauf der Jahrzehnte wurde aus dem Film ein Kultprojekt, und auch ich erzählte bei jeder Gelegenheit, wie toll der Film sei. Aber ich sah ihn nie wieder an, schließlich hatten sich viele Szenen unwiderruflich in mein Gedächtnis gebrannt.
Als ich dieser Tage die DVD in den DVD-Player einlegte, die ich für wenig Geld gekauft hatte, war ich also durchaus skeptisch: Viel zu oft spielte mir mein Gedächtnis schließlich Streiche.
Aber ich war völlig baff: Die Geschichte um Jeffrey Lebowski, den selbst ernannten Dude, funktionierte immer noch. Bei manchen Dialogen lachte ich schallend, bei mancher Szene fasste ich mir an den Kopf. Die Geschichte mäandert ganz schön, sie hat streckenweise keinen richtigen Ablauf und endet auch relativ offen.
Aber das macht nichts: Mich nahm der Film wieder mit, und ich störte mich nicht an Dingen, die ich sonst nervig gefunden hätte – seltsame Dialoge und verwirrendes Verhalten mancher Figur inklusive. Viele popkulturelle Anspielungen hatte ich völlig vergessen (die deutsche Band Autobahn beispielsweise, die gewissermaßen Kraftwerk spiegelt), bei manchen Szenen wusste ich genau, was passieren würde.
Insgesamt hat mich »The Big Lebowski« sehr versöhnt: mit mir und meinem Gedächtnis auf jeden Fall. Die DVD werde ich mir sicher nicht zum letzten Mal angesehen haben. Auch wenn ich sicher nie ein Fan von White Russion werde – diesen Cocktail trinkt »der Dude« im Film ständig.
25 Januar 2020
Schöner Erfolg für den Totengräber
Im vergangenen Sommer erschien das Buch »Totengräbers Tagebuch« von Volker Langenbein, an dem ich ja auch mitgewirkt habe. (Ich war im Prinzip der Lektor und »Betreuer«, der das Werk von den ersten Sätzen bis zur Veröffentlichung begleitet habe.) Nach wie vor bin ich sehr stolz auf das Werk und darauf, dass wir es überhaupt fertigbekommen haben.
Das Buch bekam gute Kritiken und verkaufte sich – Hirnkost ist ja ein kleiner Verlag – vergleichsweise gut. Die erste Auflage ist bereits ausverkauft, dieser Tage kam die zweite Auflage des Buches aus der Druckerei. Ich würde mich freuen, wenn diese Bücher sich auch gut verkaufen würden.
Was mir dann besonders gefällt: Die »Badischen Neuesten Nachrichten«, kurz »BNN«, also die größte Tageszeitung in Karlsruhe und Umgebung, hat nicht nur über das Buch berichtet, sondern bietet es jetzt auch in ihrem Lesershop an. Das heißt, dass auch Leute, die bisher noch nichts von dem Buch erfahren haben, es über die Zeitung vermittelt bekommen. Diese zusätzliche Unterstützung finde ich super!
Das Buch bekam gute Kritiken und verkaufte sich – Hirnkost ist ja ein kleiner Verlag – vergleichsweise gut. Die erste Auflage ist bereits ausverkauft, dieser Tage kam die zweite Auflage des Buches aus der Druckerei. Ich würde mich freuen, wenn diese Bücher sich auch gut verkaufen würden.
Was mir dann besonders gefällt: Die »Badischen Neuesten Nachrichten«, kurz »BNN«, also die größte Tageszeitung in Karlsruhe und Umgebung, hat nicht nur über das Buch berichtet, sondern bietet es jetzt auch in ihrem Lesershop an. Das heißt, dass auch Leute, die bisher noch nichts von dem Buch erfahren haben, es über die Zeitung vermittelt bekommen. Diese zusätzliche Unterstützung finde ich super!
24 Januar 2020
Die magische Bombe
Eine Hellseherin wird ermordet. Der britische Inspektor John Sinclair ist in der Nähe, und eine Zeugin sagt klar aus, dass er gemordet hat. Ein anderer Inspektor, der Sinclair sowieso nicht leiden kann, ordnet seine Inhaftierung an und leitet die Ermittlungen ein.
So beginnt das Hörspiel mit dem schönen Titel »Die magische Bombe«, die Nummer 104 der laufenden Reihe. Skript und Regie stammen von Dennis Ehrhardt, der dabei ein Taschenbuch aus dem Jahr 1984 umsetzte. Veröffentlicht wurde das Hörspiel von Lübbe-Audio.
Und ließe man den Anfang so stehen, wie ich ihn geschrieben habe, wäre es vielleicht eine richtig spannende und logische Geschichte geworden. Doch leider erweist sich alles ganz schnell – wieder einmal – als ein fürchterlich vertrackter Plan der Höllenmächte, die Sinclair aus dem Weg schaffen wollen.
Dabei wird eine Buddhastatue als Bombe eingesetzt, englische Beamte bluten auf einmal aus zahlreichen Wunden, und hektische Ermittlungen führen letztlich auf die Spur des eigentlichen Bösewichtes. Um es klar zu sagen: Jegliche Handlungslogik bleibt bei dieser Geschichte auf der Strecke.
Aber wie immer stört mich das nicht. Die Machart der »John Sinclair«-Hörspiele ist tatsächlich so, dass stets ein haarsträubender Unfug so spannend mit Geräuschen und Stimmen inszeniert wird, dass ich mit Faszination folge. Das macht Spaß, das ist einfach gut gemacht.
Manchmal frage ich mich da, was eigentlich geschähe, wenn man die tolle Produktion auf logisch strukturierte Geschichten anwenden würde? Womöglich wäre die bisherige Fan-Gemeinde davon nicht angetan ... aber das ist nur von mir geraten.
So beginnt das Hörspiel mit dem schönen Titel »Die magische Bombe«, die Nummer 104 der laufenden Reihe. Skript und Regie stammen von Dennis Ehrhardt, der dabei ein Taschenbuch aus dem Jahr 1984 umsetzte. Veröffentlicht wurde das Hörspiel von Lübbe-Audio.
Und ließe man den Anfang so stehen, wie ich ihn geschrieben habe, wäre es vielleicht eine richtig spannende und logische Geschichte geworden. Doch leider erweist sich alles ganz schnell – wieder einmal – als ein fürchterlich vertrackter Plan der Höllenmächte, die Sinclair aus dem Weg schaffen wollen.
Dabei wird eine Buddhastatue als Bombe eingesetzt, englische Beamte bluten auf einmal aus zahlreichen Wunden, und hektische Ermittlungen führen letztlich auf die Spur des eigentlichen Bösewichtes. Um es klar zu sagen: Jegliche Handlungslogik bleibt bei dieser Geschichte auf der Strecke.
Aber wie immer stört mich das nicht. Die Machart der »John Sinclair«-Hörspiele ist tatsächlich so, dass stets ein haarsträubender Unfug so spannend mit Geräuschen und Stimmen inszeniert wird, dass ich mit Faszination folge. Das macht Spaß, das ist einfach gut gemacht.
Manchmal frage ich mich da, was eigentlich geschähe, wenn man die tolle Produktion auf logisch strukturierte Geschichten anwenden würde? Womöglich wäre die bisherige Fan-Gemeinde davon nicht angetan ... aber das ist nur von mir geraten.
Eine Oper als Fanzine-Inhalt
Ich bin sicher, dass es ein solches Fanzine nur einmal gibt: Die Ausgabe 324 der »Hornsignale« enthält keine Kurzgeschichten, keine Rezensionen, keine Artikel und keine Leserbriefe – stattdessen ist das enthalten, was auf dem Cover auch angedeutet wird. Es wird »Leonach« gegeben, eine »Magiranische Oper in vier Szenen«.
Dazu muss man wissen, dass die »Hornsignale« das Fanzine des Einhorn-Clans ist. Die Einhörner sind wiederum eine Gruppe Fantasy-Fans, die das Land Clanthon in der Fantasy-Welt Magira simulieren. Wie das genau vonstatten geht, kann man sich im Internet notfalls ja selbst zusammensuchen ...
Worum es in »Leonach« geht, ist fast schon zweitrangig. Verantwortlich für den Text und die Musik ist Andreas von Rüden, der beruflich als Sänger an der Oper in Karlsruhe tätig ist. Als Grundlage und als Orientierung nahm er dabei Texte und Musik von Richard Wagner. Andreas von Rüden sorgte auch für den Notensatz des Fanzines.
Somit haben wir ein Fanzine, dessen Zeilen aus Noten bestehen. In den einzelnen Zeilen wird festgehalten, wie die Stimmlage steigt und singt; dazu kommen die Texte sowie szenische Anweisungen wie »mäßig langsam«. Der Inhalt ist nicht einmal für alle Mitglieder des Einhorn-Clans völlig verständlich, vermute ich ...
Das Fanzine erschien im November 2019, ich las es erst dieser Tage durch. Aber ich würde sagen: Das war das originellste Fanzine im Jahr 2019 – so etwas gab es zuvor noch nie.
Dazu muss man wissen, dass die »Hornsignale« das Fanzine des Einhorn-Clans ist. Die Einhörner sind wiederum eine Gruppe Fantasy-Fans, die das Land Clanthon in der Fantasy-Welt Magira simulieren. Wie das genau vonstatten geht, kann man sich im Internet notfalls ja selbst zusammensuchen ...
Worum es in »Leonach« geht, ist fast schon zweitrangig. Verantwortlich für den Text und die Musik ist Andreas von Rüden, der beruflich als Sänger an der Oper in Karlsruhe tätig ist. Als Grundlage und als Orientierung nahm er dabei Texte und Musik von Richard Wagner. Andreas von Rüden sorgte auch für den Notensatz des Fanzines.
Somit haben wir ein Fanzine, dessen Zeilen aus Noten bestehen. In den einzelnen Zeilen wird festgehalten, wie die Stimmlage steigt und singt; dazu kommen die Texte sowie szenische Anweisungen wie »mäßig langsam«. Der Inhalt ist nicht einmal für alle Mitglieder des Einhorn-Clans völlig verständlich, vermute ich ...
Das Fanzine erschien im November 2019, ich las es erst dieser Tage durch. Aber ich würde sagen: Das war das originellste Fanzine im Jahr 2019 – so etwas gab es zuvor noch nie.
23 Januar 2020
Als ich für ein Lexikon schrieb
Im Jahr 1999 war es soweit: Ich konnte einen Text in einem Buch veröffentlichen, das sich als Lexikon bezeichnete. Veröffentlicht wurde es im Reclam-Verlag, es wurde ein schönes Taschenbuch.
Herausgeber war ein gewisser Dr. Hartmut Kasper, den ich zu diesem Zeitpunkt als »literarischen Leiter« an der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel kannte. (Dass wir später einmal bei PERRY RHODAN so viel zusammenarbeiten würden, ahnte damals niemand.)
Das Buch, das er zusammenstellte, hatte den schönen Titel »Lexikon der wunderbaren Fahrzeuge«. Allerlei lebensnotwendige Fahrzeuge tauchten in diesem Buch auf, schön alphabetisch sortiert. Die Fluggefährte aus Superhelden-Comics wurden gleichberechtigt neben Raumschiffen aus der PERRY RHODAN-Serie einsortiert, dazu kam der Orient-Express oder die »Raumpatrouille Orion« und die »Enterprise«.
Die Zusammenstellung war kunterbunt und unterwarf sich nicht gerade seriösen lexikalischen Regeln: Manches wunderbare Fahrzeug hätte man sich sparen können, dafür fehlten wertvolle Fahrzeuge wie das »Flüwatüt«. Von mir stammte der Text über das Batmobil, das im Verlauf der Jahrzehnte manche Mutation über sich hatte ergehen lassen müssen.
Der Ton des Buches war heiter und launig; das Augenzwinkern der jeweiligen Verfasser ließ sich nicht übersehen oder überlesen. Wenn man sich das heute so ansieht, kommt es einem vor wie eine Ergänzung zur damals so populären Popliteratur. Als augenzwinkerndes Lexikon wollte das Buch wohl auch verstanden werden. Ich las es komplett und fand es damals gut.
Wenn ich es heute in die Hand nehme und darin blättere oder lese, stelle ich fest, dass ich die meisten Texte immer noch mag. Schade, dass es vergriffen ist. Die wertvollen Informationen wären doch auch etwas für die Leser von heute ...
Herausgeber war ein gewisser Dr. Hartmut Kasper, den ich zu diesem Zeitpunkt als »literarischen Leiter« an der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel kannte. (Dass wir später einmal bei PERRY RHODAN so viel zusammenarbeiten würden, ahnte damals niemand.)
Das Buch, das er zusammenstellte, hatte den schönen Titel »Lexikon der wunderbaren Fahrzeuge«. Allerlei lebensnotwendige Fahrzeuge tauchten in diesem Buch auf, schön alphabetisch sortiert. Die Fluggefährte aus Superhelden-Comics wurden gleichberechtigt neben Raumschiffen aus der PERRY RHODAN-Serie einsortiert, dazu kam der Orient-Express oder die »Raumpatrouille Orion« und die »Enterprise«.
Die Zusammenstellung war kunterbunt und unterwarf sich nicht gerade seriösen lexikalischen Regeln: Manches wunderbare Fahrzeug hätte man sich sparen können, dafür fehlten wertvolle Fahrzeuge wie das »Flüwatüt«. Von mir stammte der Text über das Batmobil, das im Verlauf der Jahrzehnte manche Mutation über sich hatte ergehen lassen müssen.
Der Ton des Buches war heiter und launig; das Augenzwinkern der jeweiligen Verfasser ließ sich nicht übersehen oder überlesen. Wenn man sich das heute so ansieht, kommt es einem vor wie eine Ergänzung zur damals so populären Popliteratur. Als augenzwinkerndes Lexikon wollte das Buch wohl auch verstanden werden. Ich las es komplett und fand es damals gut.
Wenn ich es heute in die Hand nehme und darin blättere oder lese, stelle ich fest, dass ich die meisten Texte immer noch mag. Schade, dass es vergriffen ist. Die wertvollen Informationen wären doch auch etwas für die Leser von heute ...
Rotzlöffel-Punk der Criminals
Zu den rotzlöffeligen Punk-Bands, die in den 90er-Jahren noch einmal die Punkrock-Szene aufmischten, zählten The Criminals aus Berkeley. Die Burschen aus der Universitätsstadt machten aber nie den Eindruck, sonderlich viel auf intellektuelle Aussagen zu setzen, sondern rüpelten sich lieber durch ihre Platten. Mitte der 90er-Jahre kaufte ich unter anderem eine Ten-Inch, eine EP und eine Langspielplatte der Band, die heutzutage kaum noch bekannt ist.
Die Langspielplatte »Never Been Caught« kam im Sommer 1997 heraus, enthält insgesamt 16 Stücke und ist ein Beleg dafür, wie rotzig der kalifornische Punk dieser Tage klingen konnte – auch wenn die meisten zu jener Zeit meinten, Punk aus Kalifornien sei sonnig und fröhlich wie Green Day und Konsorten. Stücke wie »Parlez-Vous Fuk You?« oder »My School Sucks« weisen auf das jugendliche Alter der Punkrocker hin und darauf, wie unernst sie zu Werke gingen.
Der Sound ist knallig, die Stücke werden nach vorne gebolzt, nur selten wird mal ein Offbeat dazwischen geballert; Melodien sind kurz und knapp, die knarzige Stimme des Sängers steht deutlich im Vordergrund. Textlich geht es um das Leben in kalifornischen Vorstädten, unglückliche Lieben, den Ärger mit der Polizei und andere Autoritäten – also alles sehr punkrockig und klischeehaft.
The Criminals sind sicher keine Band, die in einem Geschichtsbuch zu Punkrock eine wichtige Position einnimmt. Aber sie brachten in den 90er-Jahren eine Reihe von Platten heraus, die ich mir auch heute noch gern und ausgiebig anhöre. (Die Langspielplatte wurde übrigens von Lookout Records veröffentlicht; man kann sie noch kaufen, und es gibt sie illegal bei Youtube zu hören ...)
Die Langspielplatte »Never Been Caught« kam im Sommer 1997 heraus, enthält insgesamt 16 Stücke und ist ein Beleg dafür, wie rotzig der kalifornische Punk dieser Tage klingen konnte – auch wenn die meisten zu jener Zeit meinten, Punk aus Kalifornien sei sonnig und fröhlich wie Green Day und Konsorten. Stücke wie »Parlez-Vous Fuk You?« oder »My School Sucks« weisen auf das jugendliche Alter der Punkrocker hin und darauf, wie unernst sie zu Werke gingen.
Der Sound ist knallig, die Stücke werden nach vorne gebolzt, nur selten wird mal ein Offbeat dazwischen geballert; Melodien sind kurz und knapp, die knarzige Stimme des Sängers steht deutlich im Vordergrund. Textlich geht es um das Leben in kalifornischen Vorstädten, unglückliche Lieben, den Ärger mit der Polizei und andere Autoritäten – also alles sehr punkrockig und klischeehaft.
The Criminals sind sicher keine Band, die in einem Geschichtsbuch zu Punkrock eine wichtige Position einnimmt. Aber sie brachten in den 90er-Jahren eine Reihe von Platten heraus, die ich mir auch heute noch gern und ausgiebig anhöre. (Die Langspielplatte wurde übrigens von Lookout Records veröffentlicht; man kann sie noch kaufen, und es gibt sie illegal bei Youtube zu hören ...)
22 Januar 2020
Spannungsgeladener Thriller aus Berlin
Was für ein gemeiner Cliffhanger, was für ein spannender Roman! Ich habe »Stille Schwester« von Martin Krist in einem Rutsch gelesen, fand den Thriller richtig packend, und am Ende saß ich da und wollte mir sofort die Fortsetzung kaufen. Die aber gibt es noch nicht – der Autor lässt mich also mit einer ganzen Reihe von Fragen zurück, die sich nicht nur auf die Hauptfigur, sondern auch auf Nebenfiguren erstrecken.
Konkret: Es handelt sich bei diesem Roman um den zweiten Teil der Reihe um den Berliner Ermittler Henry Frei. Bei dem Mann handelt es sich um einen Zwangsneurotiker, zumindest scheint es so, der auch die eine oder andere dunkle Stelle in seiner Vergangenheit hat. Bei seiner Arbeit bleibt er aber so korrekt wie möglich.
In »Stille Schwester« hat er es mit einem Serienmörder zu tun – zumindest deutet alles darauf hin. Verschiedene Menschen in Berlin werden ermordet, ohne dass es einen Zusammenhang zwischen ihnen gibt. Der Täter geht immer in derselben Weise vor, es ist also klar, dass es immer derselbe sein muss – aber der Polizei wird nicht klar, wie was zusammenpasst.
Abwechselnd beleuchtet der Autor die Situation eines potenziellen Opfers, das ganz nebenbei auf eine ernste Beziehungskrise zusteuert, und die Ermittlungsarbeit der Polizei. Die Kapitel sind schnell und dynamisch, die Handlung wechselt immer an spannenden Stellen, als Leser fiebert man geradezu mit.
Die Charaktere funktionieren für mich, ich finde sie durchgehend glaubhaft. Jedes Kapitel für sich ist packend erzählt und steuert auf einen Wendepunkt hin, man kann dadurch kaum mit der Lektüre aufhören. Immer wieder wird dem Leser klar, dass es noch ein Geheimnis hinter dem Geheimnis geben muss und dass viele der Personen in diesem Roman in einer späteren Geschichte wohl erneut auftauchen werden.
»Stille Schwester« ist übrigens ein Beispiel dafür, dass sich Selfpublisher nicht hinter Verlagsautoren verstecken brauchen. Martin Krist lässt seine Romane professionell lektorieren, das merkt man. Seine Geschichte ist stimmig, sie wirkt nicht »amateurhaft« oder was man sich gelegentlich sonst noch so an Vorhaltungen gegenüber Selfpublishern anhören muss.
Wer spannende Krimis und Thriller mag, die durchaus unter die Haut gehen können, sollte sich die Hörprobe anhören oder die Leseprobe anchecken. Es gibt den Thriller als Hörbuch, als E-Book und als gedruckte Ausgabe. Weil ich Papier bevorzuge, habe ich mir das Taschenbuch bestellt, das mir von Amazon problemlos zugeschickt wurde. (Nach der Lektüre hab ich mir übrigens gleich den nächsten Krist-Roman bestellt.)
Konkret: Es handelt sich bei diesem Roman um den zweiten Teil der Reihe um den Berliner Ermittler Henry Frei. Bei dem Mann handelt es sich um einen Zwangsneurotiker, zumindest scheint es so, der auch die eine oder andere dunkle Stelle in seiner Vergangenheit hat. Bei seiner Arbeit bleibt er aber so korrekt wie möglich.
In »Stille Schwester« hat er es mit einem Serienmörder zu tun – zumindest deutet alles darauf hin. Verschiedene Menschen in Berlin werden ermordet, ohne dass es einen Zusammenhang zwischen ihnen gibt. Der Täter geht immer in derselben Weise vor, es ist also klar, dass es immer derselbe sein muss – aber der Polizei wird nicht klar, wie was zusammenpasst.
Abwechselnd beleuchtet der Autor die Situation eines potenziellen Opfers, das ganz nebenbei auf eine ernste Beziehungskrise zusteuert, und die Ermittlungsarbeit der Polizei. Die Kapitel sind schnell und dynamisch, die Handlung wechselt immer an spannenden Stellen, als Leser fiebert man geradezu mit.
Die Charaktere funktionieren für mich, ich finde sie durchgehend glaubhaft. Jedes Kapitel für sich ist packend erzählt und steuert auf einen Wendepunkt hin, man kann dadurch kaum mit der Lektüre aufhören. Immer wieder wird dem Leser klar, dass es noch ein Geheimnis hinter dem Geheimnis geben muss und dass viele der Personen in diesem Roman in einer späteren Geschichte wohl erneut auftauchen werden.
»Stille Schwester« ist übrigens ein Beispiel dafür, dass sich Selfpublisher nicht hinter Verlagsautoren verstecken brauchen. Martin Krist lässt seine Romane professionell lektorieren, das merkt man. Seine Geschichte ist stimmig, sie wirkt nicht »amateurhaft« oder was man sich gelegentlich sonst noch so an Vorhaltungen gegenüber Selfpublishern anhören muss.
Wer spannende Krimis und Thriller mag, die durchaus unter die Haut gehen können, sollte sich die Hörprobe anhören oder die Leseprobe anchecken. Es gibt den Thriller als Hörbuch, als E-Book und als gedruckte Ausgabe. Weil ich Papier bevorzuge, habe ich mir das Taschenbuch bestellt, das mir von Amazon problemlos zugeschickt wurde. (Nach der Lektüre hab ich mir übrigens gleich den nächsten Krist-Roman bestellt.)
21 Januar 2020
Harte Arbeit, harter Lohn
Mein Gegenüber sah mich verwundert an. »Und dann seid ihr wirklich durch die Straße gezogen und hab ›Arbeit ist scheiße!‹ skandiert?«
Ich nickte. »Nicht nur einmal. Aber die große Demonstration der Anarchistischen Pogo-Partei Deutschlands in Hamburg war unfassbar lustig.« Ich verzichtete auf die Details; das alles konnte man normalen Menschen im Jahr 2020 wirklich nicht erzählen.
»Aber du arbeitest doch, hast auch damals viel gearbeitet. Wieso schreist du dann, dass Arbeit scheiße sei?«
Ich überlegte. Wie sollte ich das erklären? Ich hatte das Glück, in einem Beruf gelandet zu sein, in dem ich Dinge machen konnte, die mir sogar privat Vergnügen bereiteten: Lesen und Schreiben im Allgemeinen, Science Fiction im Besonderen. Aber das würde mein Gegenüber erst recht verwirren.
»Die meisten Leute arbeiten nicht, weil sie etwas tun, das ihnen Spaß macht«, versuchte ich es. »Sie gehen zur Arbeit, weil sie müssen und das Geld brauchen. Deshalb träumen auch so viele vom Lottogewinn; das würden sie nicht, wenn sie ihrem Job mit viel Freude nachgehen würden. Man geht zur Arbeit, und die meisten Leute hassen ihren Job – mal mehr, mal weniger. Deshalb ist Arbeit für die meisten Leute einfach scheiße.«
»Und warum demonstriert man dafür?«
Es wäre die Gelegenheit für mich gewesen, die Standpunkte der APPD herunterzubeten. Ich hätte sie zumeist noch gekannt. Aber sollte ich im Jahr 2020 von der Balkanisierung Deutschlands reden oder von manchen pogoanarchistischen Forderungen, die in den 90er-Jahren noch richtig absurd und witzig wirkten, die ich beinhart vertreten hatte? Es hätte schal geklungen.
»Weil man …«, setzte ich an und brach ab. »Weil es Punk war.«
»Das kommt bei dir zu oft. Wann immer du etwas nicht erklären kannst, war es halt Punk.«
»Ja. Hm. In einer Zeit, in der alle Parteien von links nach rechts, die Gewerkschaften und die Arbeitgeber sowieso, davon redeten, wie wichtig die Arbeit sei, war es mir eben wichtig, zusammen mit einigen anderen klarzumachen, dass Arbeit nicht der komplette Lebensinhalt sein kann. Dass es auch noch was anderes gibt neben all der Arbeiterei, die von den meisten doch gehasst wird, dass Arbeit eben nicht das Lebensziel ist, dass der alte Spruch von der wahren Arbeit und dem wahren Lohn sowieso nicht stimmt, dass das Gerede von den angeblich so hart arbeitenden Menschen alles nur eine Verarsche der Mächtigen war, und dass …«
Ich merkte, dass ich in eine wahre Predigt verfallen war. Soviel zum Wahren und Guten. Resigniert winkte ich ab. »Es war halt doch Punk.«
Mein Gegenüber wechselte nur, und wir wechselten das Thema. Auch recht.
Ich nickte. »Nicht nur einmal. Aber die große Demonstration der Anarchistischen Pogo-Partei Deutschlands in Hamburg war unfassbar lustig.« Ich verzichtete auf die Details; das alles konnte man normalen Menschen im Jahr 2020 wirklich nicht erzählen.
»Aber du arbeitest doch, hast auch damals viel gearbeitet. Wieso schreist du dann, dass Arbeit scheiße sei?«
Ich überlegte. Wie sollte ich das erklären? Ich hatte das Glück, in einem Beruf gelandet zu sein, in dem ich Dinge machen konnte, die mir sogar privat Vergnügen bereiteten: Lesen und Schreiben im Allgemeinen, Science Fiction im Besonderen. Aber das würde mein Gegenüber erst recht verwirren.
»Die meisten Leute arbeiten nicht, weil sie etwas tun, das ihnen Spaß macht«, versuchte ich es. »Sie gehen zur Arbeit, weil sie müssen und das Geld brauchen. Deshalb träumen auch so viele vom Lottogewinn; das würden sie nicht, wenn sie ihrem Job mit viel Freude nachgehen würden. Man geht zur Arbeit, und die meisten Leute hassen ihren Job – mal mehr, mal weniger. Deshalb ist Arbeit für die meisten Leute einfach scheiße.«
»Und warum demonstriert man dafür?«
Es wäre die Gelegenheit für mich gewesen, die Standpunkte der APPD herunterzubeten. Ich hätte sie zumeist noch gekannt. Aber sollte ich im Jahr 2020 von der Balkanisierung Deutschlands reden oder von manchen pogoanarchistischen Forderungen, die in den 90er-Jahren noch richtig absurd und witzig wirkten, die ich beinhart vertreten hatte? Es hätte schal geklungen.
»Weil man …«, setzte ich an und brach ab. »Weil es Punk war.«
»Das kommt bei dir zu oft. Wann immer du etwas nicht erklären kannst, war es halt Punk.«
»Ja. Hm. In einer Zeit, in der alle Parteien von links nach rechts, die Gewerkschaften und die Arbeitgeber sowieso, davon redeten, wie wichtig die Arbeit sei, war es mir eben wichtig, zusammen mit einigen anderen klarzumachen, dass Arbeit nicht der komplette Lebensinhalt sein kann. Dass es auch noch was anderes gibt neben all der Arbeiterei, die von den meisten doch gehasst wird, dass Arbeit eben nicht das Lebensziel ist, dass der alte Spruch von der wahren Arbeit und dem wahren Lohn sowieso nicht stimmt, dass das Gerede von den angeblich so hart arbeitenden Menschen alles nur eine Verarsche der Mächtigen war, und dass …«
Ich merkte, dass ich in eine wahre Predigt verfallen war. Soviel zum Wahren und Guten. Resigniert winkte ich ab. »Es war halt doch Punk.«
Mein Gegenüber wechselte nur, und wir wechselten das Thema. Auch recht.
20 Januar 2020
Grafisch beeindruckender Steampunk-Comic
Um es vorwegzunehmen: Mit »Lady Mechanika« hat der amerikanische Comic-Künstler Joe Benitez ein grafisches Meisterwerk geschaffen. Das bestätigt auch der zweite Band der Serie, die als Hardcover im Splitter-Verlag erscheint und den ich dieser Tage erst gelesen habe. Es ist aber gut, dass sich Benitez Verstärkung geholt hat: Erzählerisch wird die Serie erst ab dem Moment gut, an dem Benitez das Texten abgegeben hat ...
»An Bord der Helio-Rax«, so der Titel des vorliegenden Bandes, zerfällt im Prinzip in zwei Teile. Der erste Teil, für den der Titel auch zutrifft, ist die direkte Fortsetzung der Geschehnisse aus dem ersten »Lady Mechanika«-Band. Beim zweiten Teil, der den Titel »Die Schicksalstafel« trägt, ist M.M. Chen für die Texte verantwortlich, während Martin Montiel den bisherigen Solokünstler Joe Benitez bei den Zeichnungen immer stärker unter die Arme greift.
Und das führt dazu, dass »Die Schicksalstafel« eine wesentlich interessantere Geschichte ist, die auf verschiedenen Kontinenten spielt, die geschickt mit Magie und alten Geheimnissen spielt, die zudem politische Intrigen einarbeitet. Aber seien wir ehrlich: Auch dann ist »Lady Mechanika« vor allem optisch beeindruckend.
Benitez schuf mit dieser Serie eine Steampunk-Welt, die seinesgleichen sucht. Die Dekors sind traumhaft, die Klamotten, die Waffen und die Technik faszinieren und laden auch zu mehrfachem Betrachten der Bilder ein. Das ist absolut gut gemacht, hat auch eine leichte Prise Erotik, ist streckenweise durchaus witzig und hat mich sehr gut unterhalten.
Im ohnehin guten Programm des Splitter-Verlages ist »Lady Mechanika« eine hervorragende Serie, die nicht nur Steampunk-Fans ansprechen sollte. Wer's nicht glaubt, sollte unbedingt die Leseprobe auf der Verlagsseite ansehen.
»An Bord der Helio-Rax«, so der Titel des vorliegenden Bandes, zerfällt im Prinzip in zwei Teile. Der erste Teil, für den der Titel auch zutrifft, ist die direkte Fortsetzung der Geschehnisse aus dem ersten »Lady Mechanika«-Band. Beim zweiten Teil, der den Titel »Die Schicksalstafel« trägt, ist M.M. Chen für die Texte verantwortlich, während Martin Montiel den bisherigen Solokünstler Joe Benitez bei den Zeichnungen immer stärker unter die Arme greift.
Und das führt dazu, dass »Die Schicksalstafel« eine wesentlich interessantere Geschichte ist, die auf verschiedenen Kontinenten spielt, die geschickt mit Magie und alten Geheimnissen spielt, die zudem politische Intrigen einarbeitet. Aber seien wir ehrlich: Auch dann ist »Lady Mechanika« vor allem optisch beeindruckend.
Benitez schuf mit dieser Serie eine Steampunk-Welt, die seinesgleichen sucht. Die Dekors sind traumhaft, die Klamotten, die Waffen und die Technik faszinieren und laden auch zu mehrfachem Betrachten der Bilder ein. Das ist absolut gut gemacht, hat auch eine leichte Prise Erotik, ist streckenweise durchaus witzig und hat mich sehr gut unterhalten.
Im ohnehin guten Programm des Splitter-Verlages ist »Lady Mechanika« eine hervorragende Serie, die nicht nur Steampunk-Fans ansprechen sollte. Wer's nicht glaubt, sollte unbedingt die Leseprobe auf der Verlagsseite ansehen.
Ein seriöser Diskutant
Aus der Serie »Ein Bild und seine Geschichte«
Im vergangenen Jahr besuchte ich den wirklich gelungenen PERRY RHODAN-Con in Osnabrück. An den zwei Tagen saß ich des öfteren auf dem Podium, wo ich zur aktuellen Entwicklung der Serie und anderen Themen die eine oder andere Aussage traf.
Inwiefern mir das gelungen ist, mögen andere Leute beurteilen. Ich gab mir redlich Mühe, seriös und ehrlich zugleich zu sein, wenngleich das manchmal wie ein Gegensatz wirkt.
Das Foto, das ich heute zeige, wurde von Christina Hacker geschossen. (Sie ist Chefredakteurin der Fan-Zeitschrift »SOL« und bloggt selbst unter »Christinas Multiversum«.) Sie schickte mir eine ganze Reihe von Fotos, die mich in mehr oder weniger intellektuellen Positionen auf dem Podium zeigen. (Aus der Serie hab ich im Dezember schon mal eines genutzt ...)
Im vergangenen Jahr besuchte ich den wirklich gelungenen PERRY RHODAN-Con in Osnabrück. An den zwei Tagen saß ich des öfteren auf dem Podium, wo ich zur aktuellen Entwicklung der Serie und anderen Themen die eine oder andere Aussage traf.
Inwiefern mir das gelungen ist, mögen andere Leute beurteilen. Ich gab mir redlich Mühe, seriös und ehrlich zugleich zu sein, wenngleich das manchmal wie ein Gegensatz wirkt.
Das Foto, das ich heute zeige, wurde von Christina Hacker geschossen. (Sie ist Chefredakteurin der Fan-Zeitschrift »SOL« und bloggt selbst unter »Christinas Multiversum«.) Sie schickte mir eine ganze Reihe von Fotos, die mich in mehr oder weniger intellektuellen Positionen auf dem Podium zeigen. (Aus der Serie hab ich im Dezember schon mal eines genutzt ...)
19 Januar 2020
Heilige Könige aus Regensburg
Rauher Gesang, melodische Gitarren, kompakter Sound: Was The Holy Kings auf ihrer EP »Can You Hear Me?« zelebrieren, gefällt mir sehr gut. Wer mag, kann den hypermelodischen Punkrock der Band in die Emo-Ecke stecken, aber das ist mir egal.
Der Sound erinnert an manche amerikanische Bands der 90er-Jahre, als die den sogenannten Streetpunk neu definierten; manchmal ist es ein wenig schunkelig und vom Tempo her definitiv nie schnell. Nach all dem Hardcore-Geknüppel, das ich mir in den vergangenen Wochen jeweils zum Frühstück angehört habe, ist das, was The Holy Kings machen, auch mal richtig erholsam.
Die Band besteht übrigens aus vier ziemlich junge Typen, die aus Regensburg kommen; die Herren spielen seit 2006 zusammen, haben seitdem einige Tonträger rausgehauen, und die Platte hier erschien im September 2012. (Auflage: 250 Exemplare ...) Das kann ich mir echt oftmals hintereinander anhören!
Ob's die Band noch gibt? Das ist mir fast schon egal; die Musik bleibt ja auf jeden Fall.
Der Sound erinnert an manche amerikanische Bands der 90er-Jahre, als die den sogenannten Streetpunk neu definierten; manchmal ist es ein wenig schunkelig und vom Tempo her definitiv nie schnell. Nach all dem Hardcore-Geknüppel, das ich mir in den vergangenen Wochen jeweils zum Frühstück angehört habe, ist das, was The Holy Kings machen, auch mal richtig erholsam.
Die Band besteht übrigens aus vier ziemlich junge Typen, die aus Regensburg kommen; die Herren spielen seit 2006 zusammen, haben seitdem einige Tonträger rausgehauen, und die Platte hier erschien im September 2012. (Auflage: 250 Exemplare ...) Das kann ich mir echt oftmals hintereinander anhören!
Ob's die Band noch gibt? Das ist mir fast schon egal; die Musik bleibt ja auf jeden Fall.
18 Januar 2020
Gedanken zum Treck der Bauern
Die aktuellen Demonstrationen der Bauern tun mir weh. Ich kann gut verstehen, dass die Bauern zornig über ihre Situation sind. Immerhin bin ich auf einem Dorf großgeworden, ich habe viele Sommer dem Bauern geholfen. Ich habe Ställe ausgemistet und Tiere auf die Weide getrieben, ich kenne die Lage der Bauern also ein bisschen.
Schon damals war es nicht einfach, heute ist die Lage der Bauern noch schwieriger. Ich kann verstehen, dass sich Bauern durch die Verwaltung gegängelt fühlen, dass sie sich von den Städtern verhöhnt vorkommen – ich habe Großstädter als Kind auch nicht gemocht, weil sie immer mit einer gewissen Arroganz auf uns Dörfler hinuntergeschaut haben – und dass sie frustriert sind, weil sie keine höheren Preise für ihre Arbeit erhalten. Das macht zornig und verzweifelt.
Aber natürlich kann es nicht so weitergehen. Es ist eine Tatsache, dass die Landwirtschaft am Insektensterben eine große Mitschuld hat. Und es ist eine Tatsache, dass Glyphosat und anderer Dreck auf den Feldern ebensowenig gut für die Umwelt ist wie die gnadenlose Überdüngung der Äcker. Massentierhaltung, Tierquälerei und Chemie auf den Feldern – es ist letztlich zu viel, und da muss ein Umsteuern her.
Vor allem kann es damit nicht mehr weitergehen, dass man Bauern und Bauern in einen Topf wirf. Der Agrar-Großbetrieb in Niedersachsen, der Zigtausende von Schweinen oder Hühner hat, ist nicht zu vergleichen mit einem Hof im Schwarzwald oder in Oberbayern, der vielleicht drei Dutzend Milchkühe und zwei, drei Zuchtstiere hat.
Meiner Ansicht nach lassen sich die kleinen Bauern seit Jahrzehnten vor die Interessen der Industriebetriebe in der Landwirtschaft spannen. Das müsste im Interesse der Bauern geändert werden.
Nur bin ich sicher nicht die Person, die das ändern kann. Ich sehe nur die Diskussionen, und ich verstehe teilweise eben den Zorn der Bauern sehr gut. Ich denke halt, es wird sich nichts ändern, wenn sie nicht einsehen, dass sie an der Miserie eine gewisse Teilschuld haben. Es sind nicht die bösen Städter allein (und natürlich auch nicht die bösen Ländler allein).
Es gibt einen alten Spruch, an dem ist viel dran: Es wäre sinnvoll, die Leute würden miteinander als übereinander sprechen. Mir kommt es so vor, als ginge es bei den Bauernprotesten auch darum. Ein Mehr als Kommunikation erschiene mir da sinnvoll ...
Schon damals war es nicht einfach, heute ist die Lage der Bauern noch schwieriger. Ich kann verstehen, dass sich Bauern durch die Verwaltung gegängelt fühlen, dass sie sich von den Städtern verhöhnt vorkommen – ich habe Großstädter als Kind auch nicht gemocht, weil sie immer mit einer gewissen Arroganz auf uns Dörfler hinuntergeschaut haben – und dass sie frustriert sind, weil sie keine höheren Preise für ihre Arbeit erhalten. Das macht zornig und verzweifelt.
Aber natürlich kann es nicht so weitergehen. Es ist eine Tatsache, dass die Landwirtschaft am Insektensterben eine große Mitschuld hat. Und es ist eine Tatsache, dass Glyphosat und anderer Dreck auf den Feldern ebensowenig gut für die Umwelt ist wie die gnadenlose Überdüngung der Äcker. Massentierhaltung, Tierquälerei und Chemie auf den Feldern – es ist letztlich zu viel, und da muss ein Umsteuern her.
Vor allem kann es damit nicht mehr weitergehen, dass man Bauern und Bauern in einen Topf wirf. Der Agrar-Großbetrieb in Niedersachsen, der Zigtausende von Schweinen oder Hühner hat, ist nicht zu vergleichen mit einem Hof im Schwarzwald oder in Oberbayern, der vielleicht drei Dutzend Milchkühe und zwei, drei Zuchtstiere hat.
Meiner Ansicht nach lassen sich die kleinen Bauern seit Jahrzehnten vor die Interessen der Industriebetriebe in der Landwirtschaft spannen. Das müsste im Interesse der Bauern geändert werden.
Nur bin ich sicher nicht die Person, die das ändern kann. Ich sehe nur die Diskussionen, und ich verstehe teilweise eben den Zorn der Bauern sehr gut. Ich denke halt, es wird sich nichts ändern, wenn sie nicht einsehen, dass sie an der Miserie eine gewisse Teilschuld haben. Es sind nicht die bösen Städter allein (und natürlich auch nicht die bösen Ländler allein).
Es gibt einen alten Spruch, an dem ist viel dran: Es wäre sinnvoll, die Leute würden miteinander als übereinander sprechen. Mir kommt es so vor, als ginge es bei den Bauernprotesten auch darum. Ein Mehr als Kommunikation erschiene mir da sinnvoll ...
17 Januar 2020
Spitzenautoren und die Haufen
Ignoriere ich die allgemeinen Jammertöne über den Zustand der deutschen Buchbranche, stelle ich fest: Es wird für die Verlage immer schwieriger, klar zu planen. Die Leser scheinen sich auf einige Spitzenautoren zu konzentrieren, die hohe Auflagen erzielen; darüber hinaus gibt es Autoren, die einen kleinen, aber feinen Leserkreis erreichen. Zwischendrin wird das Feld der »Midlist«-Autoren immer kniffliger. Besonders schön sieht das dann im Krimi aus.
Im »Buchreport« vom Januar 2020, den ich erst dieser Tage zu Ende lesen konnte, gab es einen großen Schwerpunkt zur Situation im Krimi- und Spannungssektor. Ich fand neben den vielen Artikeln und Interviews auch die Statistik spannend: In der Liste der »umsatzstärksten Krimi-Autoren 2019« rangieren die üblichen Verdächtigen auf den ersten Plätzen, sie erreichen zud4em immer höhere Anteile am Verkauf.
Sebastian Fitzek, derzeit der populärste Thriller-Schriftsteller im deutschsprachigen Raum (ich habe noch nichts von ihm gelesen, kann die Romane also nicht beurteilen), liegt auf Platz eins. Sein Anteil an der Warengruppe beträgt 6,5 Prozent. Angesichts der Tatsache, dass irrsinnig viele Krimis und Thriller veröffentlicht werden, ist ein so hoher Anteil absolut bemerkenswert.
Auf Platz zwei rangiert übrigens Rita Falk – sie schreibt humoristisch angehauchte Krimis, die in Bayern spielen –, die einen Anteil von 2,7 Prozent erreicht, also weniger als die Hälfte. Auf Platz drei findet sich der britische Autor Simon Beckert; es folgen der Autor Klaus-Peter Wolf (er schrieb früher eher Jugendliteratur oder Romane, die man heute als Popliteratur bezeichnen könnte, hat sich in den vergangenen Jahren aber mit seinen Ostfriesland-Krimis einen Fan-Kreis erschrieben) und die Autorin Nele Neuhaus (ihre Taunus-Krimis werden immer wieder verfilmt).
Auffallend: Stephen King kommt erst auf Platz neun, Donna Leon auf Platz elf. Von den beiden las ich immer schon einiges … Auf Platz 16 kommt Andreas Gruber, was mich sehr freut, weil er aus der Science-Fiction-Szene kommt und ich ihn als sympathischen Autor kennengelernt habe. (Krimi-Autoren wie Garry Disher oder Gianrico Carofoglio, die ich sehr schätze, tauchen auf dieser Liste erst gar nicht auf.)
Im »Buchreport« vom Januar 2020, den ich erst dieser Tage zu Ende lesen konnte, gab es einen großen Schwerpunkt zur Situation im Krimi- und Spannungssektor. Ich fand neben den vielen Artikeln und Interviews auch die Statistik spannend: In der Liste der »umsatzstärksten Krimi-Autoren 2019« rangieren die üblichen Verdächtigen auf den ersten Plätzen, sie erreichen zud4em immer höhere Anteile am Verkauf.
Sebastian Fitzek, derzeit der populärste Thriller-Schriftsteller im deutschsprachigen Raum (ich habe noch nichts von ihm gelesen, kann die Romane also nicht beurteilen), liegt auf Platz eins. Sein Anteil an der Warengruppe beträgt 6,5 Prozent. Angesichts der Tatsache, dass irrsinnig viele Krimis und Thriller veröffentlicht werden, ist ein so hoher Anteil absolut bemerkenswert.
Auf Platz zwei rangiert übrigens Rita Falk – sie schreibt humoristisch angehauchte Krimis, die in Bayern spielen –, die einen Anteil von 2,7 Prozent erreicht, also weniger als die Hälfte. Auf Platz drei findet sich der britische Autor Simon Beckert; es folgen der Autor Klaus-Peter Wolf (er schrieb früher eher Jugendliteratur oder Romane, die man heute als Popliteratur bezeichnen könnte, hat sich in den vergangenen Jahren aber mit seinen Ostfriesland-Krimis einen Fan-Kreis erschrieben) und die Autorin Nele Neuhaus (ihre Taunus-Krimis werden immer wieder verfilmt).
Auffallend: Stephen King kommt erst auf Platz neun, Donna Leon auf Platz elf. Von den beiden las ich immer schon einiges … Auf Platz 16 kommt Andreas Gruber, was mich sehr freut, weil er aus der Science-Fiction-Szene kommt und ich ihn als sympathischen Autor kennengelernt habe. (Krimi-Autoren wie Garry Disher oder Gianrico Carofoglio, die ich sehr schätze, tauchen auf dieser Liste erst gar nicht auf.)
16 Januar 2020
Erinnerung an ein kleines Fanzine
Ich habe – wenn ich mich recht erinnere – die Comiczeichnerin und Fanzinemacherin Heike Anacker nie kennengelernt. Aber ich hatte seit den frühen 80er-Jahren ihr Fanzine »Plop« abonniert und mochte es vor allem in der Phase sehr gern, in der es von Heike selbst betreut wurde. Spätere Herausgeber hatten ihre Stärken und Schwächen, aber der fannische Elan der frühen Jahre konnte logischerweise nie wieder erreicht werden (wie auch?).
Auf der Internet-Seite für das Fanzine, die es seit einiger Zeit gibt, steht die erste Ausgabe des Fanzines zum kostenlosen Download zur Verfügung. In heutigen Zeiten, in denen Teenager lieber einen Youtube-Kanal eröffnen oder eine Instagram-Seite bauen würden, wirkt das sicher ein wenig antiquiert – damals fand ich das spannend.
Und heute macht es mir Freude, in Fanzines von damals zu blättern, gern auch digital. Manchmal kann ich meine Freude von damals nachvollziehen, manchmal nicht. Bei »Plop« sehe ich bei der ersten Ausgabe schon eine fannische Begeisterung, die mir heute noch sehr gut gefällt.
Auf der Internet-Seite für das Fanzine, die es seit einiger Zeit gibt, steht die erste Ausgabe des Fanzines zum kostenlosen Download zur Verfügung. In heutigen Zeiten, in denen Teenager lieber einen Youtube-Kanal eröffnen oder eine Instagram-Seite bauen würden, wirkt das sicher ein wenig antiquiert – damals fand ich das spannend.
Und heute macht es mir Freude, in Fanzines von damals zu blättern, gern auch digital. Manchmal kann ich meine Freude von damals nachvollziehen, manchmal nicht. Bei »Plop« sehe ich bei der ersten Ausgabe schon eine fannische Begeisterung, die mir heute noch sehr gut gefällt.
15 Januar 2020
Die Insel der Komtesse
Man kann nicht unbedingt behaupten, dass Saint-Quay-Portrieux eine Gemeinde ist, die man besucht haben sollte. Der kleine Ort liegt in der Bretagne, taucht sicher in keiner Liste auf, in der die »wichtigsten Sehenswürdigkeiten« verzeichnet sind, wirkt eher so, als habe man eine vor allem einen Fischerort für Touristen aufhübschen wollen. Es gibt zwei Strände, rechts und links der Halbinsel, und einen Hafen, der vor allem von Segelschiffen genutzt wird.
Wer durch die Straßen bummelt, kommt an vielen netten Häusern vorbei, ab und zu auch an Läden. Am Hafen ballen sich Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten; der Verkehr konzentriert sich auf wenige Straßen und ist in den schmalen Nebenstraßen sehr übersichtlich. Das klingt alles ein wenig lahm, und das war auch so, als ich in der Gemeinde war.
Trotzdem hat Saint-Quay-Portrieux seinen Reiz, und das liegt an einer kleinen Insel. Die Île de la Comtesse lag direkt vor dem kleinen Hotel, in dem wir ein Zimmer hatten. Wenn wir morgens aufstanden, blickten wir auf die Insel. Wenn wir abends auf dem Balkon saßen, hatten wir die Insel vor uns. Und wenn es Ebbe gab, konnte man am Strand entlang spazieren und die Insel erkunden.
Sie zeigte sich bei unserem Besuch von einer durchaus »wilden« Seite, wozu das frische Wetter beitrug: ein Haufen von Ruinen, die Reste von uralten Gebäuden, die aussahen, als hätte man sie zu Napoleons Zeiten errichtet und gleich wieder zerstört, alles überwuchert von Hecken und Sträuchern. Der Wind pfiff, und wenn man oben auf der Spitze stand, hatte man das Gefühl, in einer alten Zeit zu stecken.
Und so wurde Saint-Quay-Portrieux auf einmal doch zu einem lohnenswerten Ziel. Allein schon der Blick von der Insel hinaus aufs Meer lohnte sich, fand ich.
Wer durch die Straßen bummelt, kommt an vielen netten Häusern vorbei, ab und zu auch an Läden. Am Hafen ballen sich Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten; der Verkehr konzentriert sich auf wenige Straßen und ist in den schmalen Nebenstraßen sehr übersichtlich. Das klingt alles ein wenig lahm, und das war auch so, als ich in der Gemeinde war.
Trotzdem hat Saint-Quay-Portrieux seinen Reiz, und das liegt an einer kleinen Insel. Die Île de la Comtesse lag direkt vor dem kleinen Hotel, in dem wir ein Zimmer hatten. Wenn wir morgens aufstanden, blickten wir auf die Insel. Wenn wir abends auf dem Balkon saßen, hatten wir die Insel vor uns. Und wenn es Ebbe gab, konnte man am Strand entlang spazieren und die Insel erkunden.
Sie zeigte sich bei unserem Besuch von einer durchaus »wilden« Seite, wozu das frische Wetter beitrug: ein Haufen von Ruinen, die Reste von uralten Gebäuden, die aussahen, als hätte man sie zu Napoleons Zeiten errichtet und gleich wieder zerstört, alles überwuchert von Hecken und Sträuchern. Der Wind pfiff, und wenn man oben auf der Spitze stand, hatte man das Gefühl, in einer alten Zeit zu stecken.
Und so wurde Saint-Quay-Portrieux auf einmal doch zu einem lohnenswerten Ziel. Allein schon der Blick von der Insel hinaus aufs Meer lohnte sich, fand ich.
14 Januar 2020
Redaktionell nach hinten geschaut
Seit vielen Jahren schreibe ich auf der Internet-Seite der Science-Fiction-Serie, für die ich tätig bin, eine Reihe von Kolumnen, die den schönen Titel »Der Redakteur erinnert sich« trägt. Das mache ich gern, leider nicht regelmäßig genug – die Reaktion der Leserinnen und Leser darauf ist auch höchst unberechenbar. Deshalb möchte ich an dieser Stelle einmal auf einige dieser Kolumnen der jüngsten Zeit hinweisen.
Am 4. September schrieb ich über meine Vorarbeiten für eine Neuauflage der altehrwürdigen Gruselheftserie »Dämonenkiller«. Der Text beschreibt Ereignisse, die sich im Jahr 1993 abspielten; heute ist die Serie längst unter dem Titel »Dorian Hunter« in eine neue und professionelle Existenz überführt worden. Ich finde solche Entwicklungen ja spannend.
Am 2. Oktober 2019 blickte ich auf das Jahr 2008 zurück. In meinem Text ging es unter dem Titel »Taschenheft-Reihen in der weiteren Planung« um eine Konferenz mit Vertrieb und Geschäftsführung, in dem es unter anderem um mögliche Taschenhefte ging. Schon interessant, was letztlich daraus wurde …
Der Text vom 17. Oktober 2019 erzählte vom Start eines Projektes, das wir auch umsetzen konnten: Der Titel »PERRY RHODAN-Klassiker bei Weltbild« sagt schon aus, um was es inhaltlich ging – um Besprechungen im Jahr 2002, aus denen eine umfangreiche Buchreihe entstehen konnte.
Sehr subjektiv wurde es am 18. Dezember 2019. Ich blickte in »Wie ich bei ATLAN einstieg« auf das Jahr 1978 und meine Anfänge als Science-Fiction-Leser. Warum ich mich an manche Dinge so gut erinnern kann und andere sofort vergesse, weiß ich ja leider nicht.
Am 4. September schrieb ich über meine Vorarbeiten für eine Neuauflage der altehrwürdigen Gruselheftserie »Dämonenkiller«. Der Text beschreibt Ereignisse, die sich im Jahr 1993 abspielten; heute ist die Serie längst unter dem Titel »Dorian Hunter« in eine neue und professionelle Existenz überführt worden. Ich finde solche Entwicklungen ja spannend.
Am 2. Oktober 2019 blickte ich auf das Jahr 2008 zurück. In meinem Text ging es unter dem Titel »Taschenheft-Reihen in der weiteren Planung« um eine Konferenz mit Vertrieb und Geschäftsführung, in dem es unter anderem um mögliche Taschenhefte ging. Schon interessant, was letztlich daraus wurde …
Der Text vom 17. Oktober 2019 erzählte vom Start eines Projektes, das wir auch umsetzen konnten: Der Titel »PERRY RHODAN-Klassiker bei Weltbild« sagt schon aus, um was es inhaltlich ging – um Besprechungen im Jahr 2002, aus denen eine umfangreiche Buchreihe entstehen konnte.
Sehr subjektiv wurde es am 18. Dezember 2019. Ich blickte in »Wie ich bei ATLAN einstieg« auf das Jahr 1978 und meine Anfänge als Science-Fiction-Leser. Warum ich mich an manche Dinge so gut erinnern kann und andere sofort vergesse, weiß ich ja leider nicht.
13 Januar 2020
Dorothy und ihre seltsamen Freunde
Die Musik klingt nicht gerade nach Fantasy – aber die schwedische Band Friends Of Dorothy hat sich offenbar in Anspielung auf den Zauberer von Oz und das Mädchen Dorothy benannt. Ebenjene Dorothy stammt ursprünglich aus Kansas und sammelt einen Haufen seltsamer Freunde um sich, um den Kampf gegen den Zauberer aufzunehmen.
Okay, so klingen die Schweden nicht. Ich habe von ihnen die EP »Jimmy Jansson«, die bei Spastic Fantastic Records erschienen ist und vier gelungene Stücke enthält. Gesungen wird in englischer Sprache, geboten wird eine Mixtur aus Punkrock mit viel Melodie sowie klassischem Modsound à la The Jam.
Das klingt nicht phantastisch, sondern eher nach den späten 70er-Jahren. Das machten die Schweden im Jahr 2013 aber so gut, dass ihre Platte so schnell keine Verschleißerscheinungen zeigen sollte.
Okay, so klingen die Schweden nicht. Ich habe von ihnen die EP »Jimmy Jansson«, die bei Spastic Fantastic Records erschienen ist und vier gelungene Stücke enthält. Gesungen wird in englischer Sprache, geboten wird eine Mixtur aus Punkrock mit viel Melodie sowie klassischem Modsound à la The Jam.
Das klingt nicht phantastisch, sondern eher nach den späten 70er-Jahren. Das machten die Schweden im Jahr 2013 aber so gut, dass ihre Platte so schnell keine Verschleißerscheinungen zeigen sollte.
Feminismus nicht nur für Frauen
Dass viele Männer geradezu Angst vor dem Feminismus haben, könnte witzig sein, wären die Auswirkungen nicht so gravierend. Als ich erzählte, dass ich »Untenrum frei« von Margarete Stokowski las, wurde ich nicht nur einmal nach dem »Warum?« gefragt. Wieso liest ein Mann ein feministisches Sachbuch, was bezweckt er damit? Das Buch sei doch eigentlich nur für Frauen gedacht.
Da mir leider durchaus bewusst ist, wieviel Unfug ich im Verlauf meines Lebens über Frauen gesagt habe und wie blöd oder abschätzig oder verletzend ich mich bei viel zu vielen Gelegenheiten verhalten habe, kann ich bei solchen Gesprächen nicht viel entgegnen. Es ist gut, ab und zu mal die Klappe zu halten. Oder eben so ein Buch zu lesen, das einem die Augen öffnet, auch wenn man meint, schon so viel zu wissen.
Männer haben häufig ein falsches Bild vom Feminismus – und vielleicht sollten sie genau deshalb ein Buch wie »Untenrum frei« lesen. Es ist nämlich extrem unterhaltsam.
Margarete Stokowski kannte ich als Autorin bereits, sie schrieb jahrelang für die »tageszeitung«, und ich mochte ihre pointierten Texte immer sehr. Oft hatte ich dabei so einen erhellenden Moment, so ein »aha, stimmt, da hat sie recht«, was unsereins ja viel zu selten hat. Ähnlich ging es mir bei ihrem Buch.
(Ich las die Hardcover-Version. Seit Frühjahr 2018 existiert auch ein Taschenbuch. Und natürlich gibt's das Ding ebenso als E-Book.)
Die Autorin stellt ihre Sicht auf die Mann-Frau-Konflikte dar. Sie bleibt dabei erfrischend subjektiv, ohne allerdings die Fakten wegzulassen. Sie macht klar, wie die Verhältnisse zwischen den Geschlechtern sind, und sie zeigt, wie die Schieflage in dieser Gesellschaft zwischen Mann und Frau aussieht. Dabei wird sie manchmal böse und bissig, hat aber meist einen angenehm-sarkastischen Ton drauf.
Mir gefiel, dass das Buch so unglaublich unterhaltsam ist. Man liest es mit großem Vergnügen, stößt halt immer wieder auf Dinge, die einen stören (weil man sich als lesender Mann bei manchen Themen einfach selbst wieder erkennt und peinlich berührt vor einem Spiegel sitzt). Die Autorin zeigt, wie Mädchen schon früh auf das Frausein getrimmt werden, wie Sex und Liebe funktionieren und wie sie den Feminismus sieht – als eine Befreiung, die letztlich auch den Männern nützen würde
»Untenrum frei« ist ein Buch, das ich allen empfehlen möchte, die sich für politische Themen und gesellschaftliche Diskussionen interessieren. Es ist beileibe nicht nur für Frauen gedacht – ich halte die Lektüre sogar für wichtig. Absolut lesenswert!
Da mir leider durchaus bewusst ist, wieviel Unfug ich im Verlauf meines Lebens über Frauen gesagt habe und wie blöd oder abschätzig oder verletzend ich mich bei viel zu vielen Gelegenheiten verhalten habe, kann ich bei solchen Gesprächen nicht viel entgegnen. Es ist gut, ab und zu mal die Klappe zu halten. Oder eben so ein Buch zu lesen, das einem die Augen öffnet, auch wenn man meint, schon so viel zu wissen.
Männer haben häufig ein falsches Bild vom Feminismus – und vielleicht sollten sie genau deshalb ein Buch wie »Untenrum frei« lesen. Es ist nämlich extrem unterhaltsam.
Margarete Stokowski kannte ich als Autorin bereits, sie schrieb jahrelang für die »tageszeitung«, und ich mochte ihre pointierten Texte immer sehr. Oft hatte ich dabei so einen erhellenden Moment, so ein »aha, stimmt, da hat sie recht«, was unsereins ja viel zu selten hat. Ähnlich ging es mir bei ihrem Buch.
(Ich las die Hardcover-Version. Seit Frühjahr 2018 existiert auch ein Taschenbuch. Und natürlich gibt's das Ding ebenso als E-Book.)
Die Autorin stellt ihre Sicht auf die Mann-Frau-Konflikte dar. Sie bleibt dabei erfrischend subjektiv, ohne allerdings die Fakten wegzulassen. Sie macht klar, wie die Verhältnisse zwischen den Geschlechtern sind, und sie zeigt, wie die Schieflage in dieser Gesellschaft zwischen Mann und Frau aussieht. Dabei wird sie manchmal böse und bissig, hat aber meist einen angenehm-sarkastischen Ton drauf.
Mir gefiel, dass das Buch so unglaublich unterhaltsam ist. Man liest es mit großem Vergnügen, stößt halt immer wieder auf Dinge, die einen stören (weil man sich als lesender Mann bei manchen Themen einfach selbst wieder erkennt und peinlich berührt vor einem Spiegel sitzt). Die Autorin zeigt, wie Mädchen schon früh auf das Frausein getrimmt werden, wie Sex und Liebe funktionieren und wie sie den Feminismus sieht – als eine Befreiung, die letztlich auch den Männern nützen würde
»Untenrum frei« ist ein Buch, das ich allen empfehlen möchte, die sich für politische Themen und gesellschaftliche Diskussionen interessieren. Es ist beileibe nicht nur für Frauen gedacht – ich halte die Lektüre sogar für wichtig. Absolut lesenswert!
12 Januar 2020
Stricken mit Harry
Zu den Dingen, die mich immer wieder verblüffen, zählt die Tatsache, dass es nichts gibt, über das man offenbar ein Buch machen kann. Und dass man aus einer Marke auch Dinge extrahieren kann, auf die ich beim besten Willen nicht gekommen wäre. Was wiederum an meiner mangelnden Phantasie liegen könnte ...
Demnächst, also ab Februar, gibt's beispielsweise ein Buch mit dem schönen Titel »Harry Potter: Magisch stricken«. Es handelt sich dabei laut Verlagsangaben um das »offizielle Harry-Potter-Strickbuch«, sprich, es wurden sicher auch Lizenzgebühren an die Urheber der Marke bezahlt. Mithilfe des Buches kann man also Dinge stricken, die in weitestem Sinne mit der Welt von Harry Potter zu tun hat.
Es scheint eine Schnittmenge zwischen Harry-Potter-Fans und Freunden des gepflegten Strickens zu geben. Vielleicht sind einfach die jugendlichen und kindlichen Fans der Serie aus den 90er- und frühen Nuller-Jahren alt genug, um sich für andere Dinge zu interessieren?
Soweit so klar; ich habe da nichts dagegen, frage mich allerdings, wann dann die naheliegenden Ergänzungen kommen. Wer veröffentlicht »Star Wars: Stricken mit der Macht« oder auch »Herr der Ringe: Stricken mit Ringen« und dergleichen?
Ich sehe eine Reihe von »Line-Extensions« auf die Phantastik- und die Film-Fans zukommen. Ein großes Potenzial für Fan-Veranstaltungen, die künftig nicht nur Lesungen anbieten sollten, sondern auch Strick- und Häkel-Seminare. Und zack!, der Nachwuchsmangel wäre vielleicht endlich gelöst.
Demnächst, also ab Februar, gibt's beispielsweise ein Buch mit dem schönen Titel »Harry Potter: Magisch stricken«. Es handelt sich dabei laut Verlagsangaben um das »offizielle Harry-Potter-Strickbuch«, sprich, es wurden sicher auch Lizenzgebühren an die Urheber der Marke bezahlt. Mithilfe des Buches kann man also Dinge stricken, die in weitestem Sinne mit der Welt von Harry Potter zu tun hat.
Es scheint eine Schnittmenge zwischen Harry-Potter-Fans und Freunden des gepflegten Strickens zu geben. Vielleicht sind einfach die jugendlichen und kindlichen Fans der Serie aus den 90er- und frühen Nuller-Jahren alt genug, um sich für andere Dinge zu interessieren?
Soweit so klar; ich habe da nichts dagegen, frage mich allerdings, wann dann die naheliegenden Ergänzungen kommen. Wer veröffentlicht »Star Wars: Stricken mit der Macht« oder auch »Herr der Ringe: Stricken mit Ringen« und dergleichen?
Ich sehe eine Reihe von »Line-Extensions« auf die Phantastik- und die Film-Fans zukommen. Ein großes Potenzial für Fan-Veranstaltungen, die künftig nicht nur Lesungen anbieten sollten, sondern auch Strick- und Häkel-Seminare. Und zack!, der Nachwuchsmangel wäre vielleicht endlich gelöst.
11 Januar 2020
Die Federwelt mit schönem Themen-Mix
Vom Titelbild der aktuellen »Federwelt« strahlt mich die Autorin Anna Basener an. Sie zählt zu den Überraschungen der vergangenen Jahre, schrieb Heftromane und Popliteratur – und im Interview erzählt sie, wie sie das mit den unterschiedlichen Genres und Richtungen meistert, in denen sie unterwegs ist. (Ich glaube, ich bin praktisch nirgends ihre Zielgruppe, was aber nichts macht: Das Interview ist lesenswert.)
Es handelt sich um die Ausgabe 139 des Magazins, sie umfasst 68 Seiten, die ich diesmal komplett gelesen habe. (Manche Ausgaben lese ich nur zur Hälfte, andere versacken im Stapel und werden irgendwann mal verstaubt in der Sammlung landen.) Wie immer präsentiert Anke Gasch, die aktuelle Chefredakteurin, eine gelungene Mischung an Themen für Autorinnen und Autoren sowie Menschen, die sich im weitesten Sinn für Literatur interessieren.
Lesenswert fand ich unter anderem das Doppel-Interview mit der Autorin Zoe Beck und der Lektorin Catherine Beck – die beiden sind weder verwandt noch verschwägert, arbeiten aber seit vielen Jahren zusammen – oder der kritische Bick auf die Leseprobe zu einem aktuellen Romanprojekt. Generell herrscht ein positiver Ton vor; es wird nicht inhaltlich gewertet, dass beispielsweise gewisse Genres schlecht oder gut seien.
Die »Federwelt« ist für mich immer eine Wundertüte, nach all den Jahren immer noch. Wenn ich das Heft zu lesen anfange, finde ich immer Dinge, die mich überraschen; nicht alles interessiert mich, aber das liegt in der Natur der Sache. (Wobei ich aber auch einen Artikel über Aphorismen zumindest anlese, wenn es schon mal einen gibt.)
Wer sich für Literatur interessiert, vor allem dafür, wie sie entsteht und wer sie schreibt, für den ist das Heft absolut empfehlenswert. Wer selbst schreibt und auch veröffentlichen will, kann hier zahllose Anregungen finden. Ein Blick auf die Internet-Seite der Zeitschrift gibt interessante und weiterführende Informationen ...
Es handelt sich um die Ausgabe 139 des Magazins, sie umfasst 68 Seiten, die ich diesmal komplett gelesen habe. (Manche Ausgaben lese ich nur zur Hälfte, andere versacken im Stapel und werden irgendwann mal verstaubt in der Sammlung landen.) Wie immer präsentiert Anke Gasch, die aktuelle Chefredakteurin, eine gelungene Mischung an Themen für Autorinnen und Autoren sowie Menschen, die sich im weitesten Sinn für Literatur interessieren.
Lesenswert fand ich unter anderem das Doppel-Interview mit der Autorin Zoe Beck und der Lektorin Catherine Beck – die beiden sind weder verwandt noch verschwägert, arbeiten aber seit vielen Jahren zusammen – oder der kritische Bick auf die Leseprobe zu einem aktuellen Romanprojekt. Generell herrscht ein positiver Ton vor; es wird nicht inhaltlich gewertet, dass beispielsweise gewisse Genres schlecht oder gut seien.
Die »Federwelt« ist für mich immer eine Wundertüte, nach all den Jahren immer noch. Wenn ich das Heft zu lesen anfange, finde ich immer Dinge, die mich überraschen; nicht alles interessiert mich, aber das liegt in der Natur der Sache. (Wobei ich aber auch einen Artikel über Aphorismen zumindest anlese, wenn es schon mal einen gibt.)
Wer sich für Literatur interessiert, vor allem dafür, wie sie entsteht und wer sie schreibt, für den ist das Heft absolut empfehlenswert. Wer selbst schreibt und auch veröffentlichen will, kann hier zahllose Anregungen finden. Ein Blick auf die Internet-Seite der Zeitschrift gibt interessante und weiterführende Informationen ...