Dass sich die »Branche«, in der ich mich seit vielen Jahren bewege, in diesen Tagen und Monaten stark verändert, bekommt jeder mit. Ein neues Indiz bewegt derzeit die Buchhändler: Offenbar veröffentlichen die Verlage weniger Taschenbücher, vor allem die Zahl der Romane geht zurück. Zumindest geht das aus Zahlen hervor, die das Branchenfachblatt »buchreport.express« veröffentlicht hat.
Im Juli 2017 liefern die Taschenbuchverlage insgesamt 340 Neuerscheinungen aus. Das sind neun Prozent weniger als vor einem Jahr – damals hatte man 374 Titel veröffentlicht. 2015 oder auch 2013 hatten die Taschenbuchverlage jeweils 460 Taschenbücher im Juli 2017 in den Markt geschoben.
Vor allem bei den Romanen wurde reduziert: 2017 waren es noch 261 Stück; im vergangenen Jahr waren es 296 Stück, die Jahre davor jeweils über 300 Titel. Bei den Sachbüchern ist der Rückgang nicht so rasant, wenn man sich das Jahr zuvor anschaut; er wird aber deutlicher, wenn man mehrere Jahre zurückblickt: Im Juli 2013 waren es 120 Sachbücher im Taschenbuchformat, während es in diesem Jahr nur noch 79 sind.
Was heißt das konkret? Dass immer mehr Romane gleich als E-Book gekauft werden und es sich deshalb nicht mehr lohnt, so viel zu drucken? Dass immer mehr Leser und Leserinnen gleich bei den Selfpublishern oder bei den Kleinverlagen außerhalb des Buchhandels landen?
Oder wird hier einfach mal wieder verschoben? In den vergangenen Jahren haben viele Verlage ihr Programm aufgefächert. Gab es früher Hardcover und Taschenbücher und einige wenige Trade-Paperbacks, wie der Fachausdruck für großformatige Taschenbücher ist, so werden heutzutage viele Neuerscheinungen – gerade bei der Fantasy – gleich in diesem Format veröffentlicht.
So richtig hilft einem da die Statistik nicht weiter. Wie so oft. Nur weil weniger Taschenbücher in den Handel gelangen, sagt das weder über Verkaufszahlen noch über sonstige Entwicklungen aus. Aber interessant ist es allemal.
Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
30 Juni 2017
Captain Terror als Gratis-Comic
Ich las als ganz junger Jugendlicher ab und zu die Comic-Zeitschrift »Primo«; solche Hefte gingen auf dem Schulhof herum. Zu den Abenteuergeschichten, die ich darin mochte, zählte »Captain Terror«, eine Piratengeschichte mit viel Action und schönen Frauen.
Da es auch diese klassische Serie jetzt in einer schicken Gesamtausgabe gibt – bei der ich mir immer wieder überlegte, sie mir aus purer Nostalgie zuzulegen –, wurde ein Heft beim Gratis-Comic-Tag 2017 verteilt. Das las ich dieser Tage endlich durch.
Meine Erinnerung hatte nicht getäuscht: Das klassische Szenario von Peter Wiechmann setzt auf Effekte und ist in seiner schlichten Action-Art eindeutig auf pubertierende Jungs ausgerichtet (wie ich damals); die Schwarzweiß-Zeichnungen von Esteban Maroto sind ziemlich dynamisch und gut, im klassischen Stil der 70er-Jahre eben.
Die unveröffentlichten Geschichten aus der Neuzeit wurden von Jörg Krismann geschrieben, sind inhaltlich auch recht knallig und schnell erzählt, und recht gut von Josep Gual gezeichnet. Seien wir fair: Wer den Stil der 70er-Jahre mag, ist hier bestens bedient. Modern ist anders ...
»Captain Terror« ist nicht schlecht, aber ich bin dann doch nicht mehr so pubertierend wie vor etwa vierzig Jahren. Das mit der Gesamtausgabe muss ich mir nach Lektüre des Gratis-Comics dann doch noch überlegen.
Da es auch diese klassische Serie jetzt in einer schicken Gesamtausgabe gibt – bei der ich mir immer wieder überlegte, sie mir aus purer Nostalgie zuzulegen –, wurde ein Heft beim Gratis-Comic-Tag 2017 verteilt. Das las ich dieser Tage endlich durch.
Meine Erinnerung hatte nicht getäuscht: Das klassische Szenario von Peter Wiechmann setzt auf Effekte und ist in seiner schlichten Action-Art eindeutig auf pubertierende Jungs ausgerichtet (wie ich damals); die Schwarzweiß-Zeichnungen von Esteban Maroto sind ziemlich dynamisch und gut, im klassischen Stil der 70er-Jahre eben.
Die unveröffentlichten Geschichten aus der Neuzeit wurden von Jörg Krismann geschrieben, sind inhaltlich auch recht knallig und schnell erzählt, und recht gut von Josep Gual gezeichnet. Seien wir fair: Wer den Stil der 70er-Jahre mag, ist hier bestens bedient. Modern ist anders ...
»Captain Terror« ist nicht schlecht, aber ich bin dann doch nicht mehr so pubertierend wie vor etwa vierzig Jahren. Das mit der Gesamtausgabe muss ich mir nach Lektüre des Gratis-Comics dann doch noch überlegen.
29 Juni 2017
Erste Hintergründe zum »blutenden Land«
Als ich im Sommer 1983 mit der Bahn durch den Süden von Spanien und dann durch Marokko fuhr, war das wie eine Reise in meine eigene Phantasie. Ich hatte zuvor schon Fantasy-Geschichten geschrieben, die in einer wüstenhaften Umgebung spielten, die »Esran« oder auch »Bekassan« bezeichnet wurde.
Jetzt aber wusste ich, dass mich diese Gegend noch stärker faszinieren würde. Hier wollte ich meine Figuren kämpfen und leben, leiden und lieben lassen; das war die Fantasy-Welt, die ich in meinem Kopf heraufbeschwören wollte!
Zu dieser Zeit fing ich damit an, erste Ideen zu skizzieren, die in Geschichten gipfelten, die in der sogenannten Inselwelt spielen sollten. Ich schrieb sie in Schulhefte, oft während langweiliger Stunden im Unterricht. Manche dieser Geschichten blieben im Stadium eines Entwurfes, manche wurden in Fanzines veröffentlicht.
Eine Welt mit vielen Schattierungen und einer langen Geschichte entstand, lag auch mal zwei Jahre lang in irgendwelchen Winkeln herum und wuchs danach weiter. »Schatten des Friedens« wurde sogar gedruckt. Bei all diesen Überlegungen und Schreibarbeiten veränderten sich die Figuren.
Wahrscheinlich fand ich erst im Verlauf der vergangenen Jahre die Form, die den Figuren und der Welt angemessen ist. Sie gipfelte jetzt in einem Roman, der unter dem Titel »Das blutende Land« im November erscheinen wird.
Den Anfang für alles legte aber eine Fahrt durch Spanien und Marokko, die Reise durch das Rif-Gebirge, die Besuche bei manchen Einheimischen daheim, der Anblick von Hügelketten, die von Steinen überzogen waren und in denen nur wenig Gras wuchs und sich vor allem Büsche erhoben. (Dass ich das Ganze dann ein wenig abstrahiert habe, steht auf einem anderen Blatt ...)
Jetzt aber wusste ich, dass mich diese Gegend noch stärker faszinieren würde. Hier wollte ich meine Figuren kämpfen und leben, leiden und lieben lassen; das war die Fantasy-Welt, die ich in meinem Kopf heraufbeschwören wollte!
Zu dieser Zeit fing ich damit an, erste Ideen zu skizzieren, die in Geschichten gipfelten, die in der sogenannten Inselwelt spielen sollten. Ich schrieb sie in Schulhefte, oft während langweiliger Stunden im Unterricht. Manche dieser Geschichten blieben im Stadium eines Entwurfes, manche wurden in Fanzines veröffentlicht.
Eine Welt mit vielen Schattierungen und einer langen Geschichte entstand, lag auch mal zwei Jahre lang in irgendwelchen Winkeln herum und wuchs danach weiter. »Schatten des Friedens« wurde sogar gedruckt. Bei all diesen Überlegungen und Schreibarbeiten veränderten sich die Figuren.
Wahrscheinlich fand ich erst im Verlauf der vergangenen Jahre die Form, die den Figuren und der Welt angemessen ist. Sie gipfelte jetzt in einem Roman, der unter dem Titel »Das blutende Land« im November erscheinen wird.
Den Anfang für alles legte aber eine Fahrt durch Spanien und Marokko, die Reise durch das Rif-Gebirge, die Besuche bei manchen Einheimischen daheim, der Anblick von Hügelketten, die von Steinen überzogen waren und in denen nur wenig Gras wuchs und sich vor allem Büsche erhoben. (Dass ich das Ganze dann ein wenig abstrahiert habe, steht auf einem anderen Blatt ...)
28 Juni 2017
Panini feiert Geburtstag
Ich weiß selbst, dass die Überschrift zu diesem Text ein wenig missverständlich ist: Selbstverständlich feiert nicht die Firma Panini einen wichtigen Geburtstag … es ist die Abteilung Panini Comics, die sage und schreibe zwanzig Jahre alt wird. Die Comic-Kollegen in Stuttgart feiern am Wochenende hoffentlich gründlich!
Ich erinnere mich noch gut daran, wie damals angefangen wurde: anfangs mit Spider-Man und anderen Helden aus der Marvel-Familie, einige Jahre später folgten auch die DC-Helden wie Batman und Superman. Die »verfeindeten« amerikanischen Comic-Familien wurden im deutschsprachigen Raum also in einer Hand vereint, was niemanden störte.
Mittlerweile ist ein umfangreiches Programm entstanden, das nicht nur haufenweise Superhelden-Comics umfasst, sondern auch anspruchsvolle Graphic Novels und Abenteuer-Comics aus Europa. Das werden sicher nicht alle Konkurrenten mögen, die Kunden aber schätzen es, wenn das Angebot größer wird.
Kunde des Unternehmens bin ich schon lange; ich habe einige Serien abonniert und bestelle immer wieder dickleibige Paperbacks oder Comic-Alben. Die gebotene Qualität ist gut bis sehr gut. Manchmal kann ich an der Übersetzung ein wenig herummäkeln, meist aber bin ich sehr zufrieden. Fairerweise muss ich hinzufügen, dass meine intellektuellen Ansprüche an Superhelden-Comics nicht irrsinnig groß sind ...
Hin wie her: Die Kollegen in Stuttgart feiern – das sei ihnen gegönnt. Herzlichen Glückwunsch, liebe Paninis! Auf die nächsten Jahrzehnte!
Ich erinnere mich noch gut daran, wie damals angefangen wurde: anfangs mit Spider-Man und anderen Helden aus der Marvel-Familie, einige Jahre später folgten auch die DC-Helden wie Batman und Superman. Die »verfeindeten« amerikanischen Comic-Familien wurden im deutschsprachigen Raum also in einer Hand vereint, was niemanden störte.
Mittlerweile ist ein umfangreiches Programm entstanden, das nicht nur haufenweise Superhelden-Comics umfasst, sondern auch anspruchsvolle Graphic Novels und Abenteuer-Comics aus Europa. Das werden sicher nicht alle Konkurrenten mögen, die Kunden aber schätzen es, wenn das Angebot größer wird.
Kunde des Unternehmens bin ich schon lange; ich habe einige Serien abonniert und bestelle immer wieder dickleibige Paperbacks oder Comic-Alben. Die gebotene Qualität ist gut bis sehr gut. Manchmal kann ich an der Übersetzung ein wenig herummäkeln, meist aber bin ich sehr zufrieden. Fairerweise muss ich hinzufügen, dass meine intellektuellen Ansprüche an Superhelden-Comics nicht irrsinnig groß sind ...
Hin wie her: Die Kollegen in Stuttgart feiern – das sei ihnen gegönnt. Herzlichen Glückwunsch, liebe Paninis! Auf die nächsten Jahrzehnte!
One-Punch Man als Gratis-Comic-Heft
Mein Verhältnis zu Mangas wird wohl in meinem Leben nicht mehr so richtig gut werden – aber wenn ich einen Manga in die Finger bekomme, versuche ich es immer wieder. Zuletzt beim »One-Punch Man«, von dem es beim Gratis-Comic-Tag 2017 ebenfalls ein Heft gab. Das las ich dieser Tage endlich, und ich hatte erstaunlicherweise wenig Probleme mit der Leserichtung.
Die Geschichte ist sogar originell angelegt. Der One-Punch Man ist ein Superheld ganz besonderer Art; er sieht völlig harmlos aus, kann aber jederzeit jeden Gegner mit einem einzigen Schlag besiegen. Das ist zwar wirkungsvoll, aber echt völlig uncool. Darunter leidet der Held dann auch ein wenig ...
Es wimmelt von Zitaten und Anspielungen in diesem Comic, die ich teilweise nicht verstehen konnte. Das liegt sicher an seiner Vorgeschichte: zuerst ein Internet-Manga, dann ein viraler Erfolg, danach erst ein gedruckter Manga. Das ist cool genug, um dem Comic ausreichend Aufmerksamkeit zu widmen.
Seien wir ehrlich: Die Zeichnungen entsprechen dem typischen Manga-Stil. Sie sind dynamisch, die Speedlines und Action-Darstellungen überzeugen. Die Geschichte ist ein wenig arg dünn – das ist bei Superhelden oft so.
Und nachdem ich das Heft zu Ende gelesen hatte, war ich doch recht ratlos. Aber sicher war ich mir in einem: Das Ding ist sicher irgendwie cool – aber mir hat sich die Coolness einfach nicht erschlossen. Falsche Zielgruppe wahrscheinlich ...
Die Geschichte ist sogar originell angelegt. Der One-Punch Man ist ein Superheld ganz besonderer Art; er sieht völlig harmlos aus, kann aber jederzeit jeden Gegner mit einem einzigen Schlag besiegen. Das ist zwar wirkungsvoll, aber echt völlig uncool. Darunter leidet der Held dann auch ein wenig ...
Es wimmelt von Zitaten und Anspielungen in diesem Comic, die ich teilweise nicht verstehen konnte. Das liegt sicher an seiner Vorgeschichte: zuerst ein Internet-Manga, dann ein viraler Erfolg, danach erst ein gedruckter Manga. Das ist cool genug, um dem Comic ausreichend Aufmerksamkeit zu widmen.
Seien wir ehrlich: Die Zeichnungen entsprechen dem typischen Manga-Stil. Sie sind dynamisch, die Speedlines und Action-Darstellungen überzeugen. Die Geschichte ist ein wenig arg dünn – das ist bei Superhelden oft so.
Und nachdem ich das Heft zu Ende gelesen hatte, war ich doch recht ratlos. Aber sicher war ich mir in einem: Das Ding ist sicher irgendwie cool – aber mir hat sich die Coolness einfach nicht erschlossen. Falsche Zielgruppe wahrscheinlich ...
27 Juni 2017
Mainzer Minipressen-Messe auch 2017
Ich fürchte, es wird mir auch in diesem Jahr nicht gelingen, die Mainzer Minipressen-Messe zu besuchen. Dabei ist das eine Veranstaltung, die ich schätze, seit ich sie anno 1987 zum ersten Mal besuchte. Denn bei der Minipressen-Messe trifft man sie: die Buch-Enthusiasten, die Kleinverleger, die Litografie-Anbieter, die Freunde des originellen Buches.
Wer immer sich über die aktuelle Literatur mokiert und darüber klagt, die »großen Verlage« brächten so viele schlechte Bücher heraus – diese Klage hörte ich am Wochenende oft –, möge nach Mainz fahren. Vom 29. Juni bis zum 2. Juli präsentieren sich hier Verlage aller Art: nicht mehr in den Zelten am Ufer wie früher, sondern in der schicken Rheingoldhalle.
Die »Internationale Buchmesse der Kleinverlage und künstlerischen Handpressen« präsentiert eine Vielzahl an Büchern und Autoren. Davon kann einem nicht alles gefallen. Bei manchem Verlag schüttelte es mich in all den Jahren vor Grausen, bei anderen Ständen blieb ich staunend und voller Interesse stehen.
Vielleicht ist es gut, wenn ich 2017 nicht wieder zur Minipressen-Messe fahre. Wenn ich das in früheren Jahren machte, schleppte ich hinterher eine Kiste von frisch gekauften Büchern mit mir: Lyrikbände und Krimis, Kurzgeschichten und Sachbücher, Fanzines und hochwertige Literaturzeitschriften.
Aber eigentlich ... vielleicht sollte ich doch ... hm ...
Wer immer sich über die aktuelle Literatur mokiert und darüber klagt, die »großen Verlage« brächten so viele schlechte Bücher heraus – diese Klage hörte ich am Wochenende oft –, möge nach Mainz fahren. Vom 29. Juni bis zum 2. Juli präsentieren sich hier Verlage aller Art: nicht mehr in den Zelten am Ufer wie früher, sondern in der schicken Rheingoldhalle.
Die »Internationale Buchmesse der Kleinverlage und künstlerischen Handpressen« präsentiert eine Vielzahl an Büchern und Autoren. Davon kann einem nicht alles gefallen. Bei manchem Verlag schüttelte es mich in all den Jahren vor Grausen, bei anderen Ständen blieb ich staunend und voller Interesse stehen.
Vielleicht ist es gut, wenn ich 2017 nicht wieder zur Minipressen-Messe fahre. Wenn ich das in früheren Jahren machte, schleppte ich hinterher eine Kiste von frisch gekauften Büchern mit mir: Lyrikbände und Krimis, Kurzgeschichten und Sachbücher, Fanzines und hochwertige Literaturzeitschriften.
Aber eigentlich ... vielleicht sollte ich doch ... hm ...
26 Juni 2017
Statistiken, E-Books und ein Artikel
Man soll bekanntlich keiner Statistik trauen, die man nicht selbst gefälscht hat. Wenn aber die Zahlen, die der Blogger Karl-Ludwig von Wendt in seinem Beitrag für »boersenblatt.net« nennt, auch nur ansatzweise stimmen – woran ich nicht zweifle –, stimmen einige Prophezeiungen, die ich auf dem Literatur-Camp gehört habe: »Wir stehen erst am Anfang einer Entwicklung, deren Ende wir nicht absehen können«, vernahm ich nicht nur einmal, in unterschiedlichen Original-Tönen.
von Wendt zitiert in seinem Artikel die GfK, von der es neue Zahlen gibt. Nimmt man den Anteil von Menschen, die Bücher kaufen, an der gesamten Bevölkerung und in der Altersgruppe zwischen 30 und 49, so reduzierte sich dieser von 2011 bis 2016 um unglaubliche 32 Prozent. Ein Drittel weniger Buchkäufer also ... Nur Menschen, die über fünfzig Jahre alt sein – also solche wie ich ... –, blieben »einigermaßen buchfreundlich«, wie es im Artikel heißt.
Die Zahl der Käufer von gedruckten Büchern geht also zurück. Sie wird aber nicht dadurch kompensiert, dass die Menschen jetzt wie blöd E-Books kaufen.
Bei den Digitalkunden gibt es ebenfalls massive Änderungen. 2013 war der Großteil dieser Kunden jünger als 49 Jahre, im Jahr 2016 waren es nur noch 46 Prozent. Anders gesagt: Vor allem die »Alten« lesen E-Books, die sie brav kaufen.
Das heißt ja nicht, dass die anderen alle »illegal« lesen. Sie nutzen – so der Artikel – vermehrt die Angebote von Streamingdiensten. Darüber kann man lauthals jammern; es ist aber so. Den Artikel und seine Schlussfolgerungen überlasse ich jedem selbst; dann kann jeder und jede nachdenken, was das bedeutet.
Als Redakteur und Gelegenheitsautor mache ich das auch. Ich teile nicht die Untergangsphantasien, die ich am Wochenende oft gehört habe. Literatur wird nicht sterben; man wird auch in zwanzig Jahren noch gedruckte Bücher kaufen. Ob und wie sich die Genres entwickeln, weiß kein Mensch. Aber sicher ist eines: Es geht nicht mehr so weiter bis bisher ...
(Eigentlich ist das ja alles Science Fiction: Wir wissen nur nicht, ob sich alles zu einer finsteren Dystopie entwickelt oder ob irgendwo eine Utopie am Horizont heraufleuchtet. Spannend ...)
von Wendt zitiert in seinem Artikel die GfK, von der es neue Zahlen gibt. Nimmt man den Anteil von Menschen, die Bücher kaufen, an der gesamten Bevölkerung und in der Altersgruppe zwischen 30 und 49, so reduzierte sich dieser von 2011 bis 2016 um unglaubliche 32 Prozent. Ein Drittel weniger Buchkäufer also ... Nur Menschen, die über fünfzig Jahre alt sein – also solche wie ich ... –, blieben »einigermaßen buchfreundlich«, wie es im Artikel heißt.
Die Zahl der Käufer von gedruckten Büchern geht also zurück. Sie wird aber nicht dadurch kompensiert, dass die Menschen jetzt wie blöd E-Books kaufen.
Bei den Digitalkunden gibt es ebenfalls massive Änderungen. 2013 war der Großteil dieser Kunden jünger als 49 Jahre, im Jahr 2016 waren es nur noch 46 Prozent. Anders gesagt: Vor allem die »Alten« lesen E-Books, die sie brav kaufen.
Das heißt ja nicht, dass die anderen alle »illegal« lesen. Sie nutzen – so der Artikel – vermehrt die Angebote von Streamingdiensten. Darüber kann man lauthals jammern; es ist aber so. Den Artikel und seine Schlussfolgerungen überlasse ich jedem selbst; dann kann jeder und jede nachdenken, was das bedeutet.
Als Redakteur und Gelegenheitsautor mache ich das auch. Ich teile nicht die Untergangsphantasien, die ich am Wochenende oft gehört habe. Literatur wird nicht sterben; man wird auch in zwanzig Jahren noch gedruckte Bücher kaufen. Ob und wie sich die Genres entwickeln, weiß kein Mensch. Aber sicher ist eines: Es geht nicht mehr so weiter bis bisher ...
(Eigentlich ist das ja alles Science Fiction: Wir wissen nur nicht, ob sich alles zu einer finsteren Dystopie entwickelt oder ob irgendwo eine Utopie am Horizont heraufleuchtet. Spannend ...)
Gaston am Gratis-Comic-Tag
Die Comic-Figur Gaston – der als chaotischer Redaktionsbote in einem Verlag arbeitet – existiert seit 60 Jahren. Das war mir zwar nicht bewusst, aber als ich ein wenig drüber nachdachte, fiel mir ein, dass ich ihn ja auch schon seit weit über vierzig Jahren kenne – seit ich die ersten Abenteuer von »Jo-Jo«, wie er in deutscher Übersetzung hieß, irgendwann als Kind in einem Comic-Heft zu Gesicht bekam, ist verdammt viel Zeit vergangen.
Der Carlsen-Verlag präsentierte beim Gratis-Comic-Tag 2017 ein »Gaston«-Heft, und das finde ich richtig klasse. Leider steht nicht dabei, von wann die einzelnen Geschichten sind. Sie scheinen aus unterschiedlichsten Zeiten zu stammen; der Stil des Künstlers veränderte sich in dieser Zeit stark. Die Gags, die sich Franquin ausdachte und die er in grandiose Bildergeschichten packte, waren aber schon in ihrer Frühzeit ziemlich genial.
Wer »Gaston« nicht kennt: Der Bürobote arbeitet in einem Verlag, könnte aber auch sonst in einem Unternehmen sitzen. Anstatt sich um seine Arbeit zu kümmern, bläst er Trompete, macht allerlei Experimente oder kümmert sich um Tiere – stets zum Missvergnügen seiner Kollegen. Streckenweise sind die halb- oder einseitigen Comics zum Brüllen komisch. Zumindest für mich.
Das Heft las ich mit Vergnügen, immer wieder grinsend. In meinem Comic-Regal stehen sechs oder sieben »Gaston«-Alben, sogar alte Ausgaben des »Semic-Verlags«; ich kenne die Serie also wirklich nicht komplett.
Und ich stellte fest, wie sehr ich sie immer noch mag. Vielleicht sollte ich mir kurzerhand den dicken Schuber zulegen, in dem Carlsen für ordentliches Geld die gesamte Serie zusammengefasst hat ... als mein Weihnachtsgeschenk an mich oder so.
Der Carlsen-Verlag präsentierte beim Gratis-Comic-Tag 2017 ein »Gaston«-Heft, und das finde ich richtig klasse. Leider steht nicht dabei, von wann die einzelnen Geschichten sind. Sie scheinen aus unterschiedlichsten Zeiten zu stammen; der Stil des Künstlers veränderte sich in dieser Zeit stark. Die Gags, die sich Franquin ausdachte und die er in grandiose Bildergeschichten packte, waren aber schon in ihrer Frühzeit ziemlich genial.
Wer »Gaston« nicht kennt: Der Bürobote arbeitet in einem Verlag, könnte aber auch sonst in einem Unternehmen sitzen. Anstatt sich um seine Arbeit zu kümmern, bläst er Trompete, macht allerlei Experimente oder kümmert sich um Tiere – stets zum Missvergnügen seiner Kollegen. Streckenweise sind die halb- oder einseitigen Comics zum Brüllen komisch. Zumindest für mich.
Das Heft las ich mit Vergnügen, immer wieder grinsend. In meinem Comic-Regal stehen sechs oder sieben »Gaston«-Alben, sogar alte Ausgaben des »Semic-Verlags«; ich kenne die Serie also wirklich nicht komplett.
Und ich stellte fest, wie sehr ich sie immer noch mag. Vielleicht sollte ich mir kurzerhand den dicken Schuber zulegen, in dem Carlsen für ordentliches Geld die gesamte Serie zusammengefasst hat ... als mein Weihnachtsgeschenk an mich oder so.
25 Juni 2017
Politisches auf dem Literatur-Camp
Wenn ich meinem Bauchgefühl glauben kann, sind auf dem Literatur-Camp in Heidelberg von rund 200 Anwesenden gut die Hälfte als Autorin oder Autor tätig – ob professionell oder nicht –, dazu kommen viele Blogerinnen. Entsprechend sind viele Sessions ausgelegt: Es wird über die Arbeit von Autoren gesprochen, über Blogs und ihre Ausrichtung diskutiert sowie darüber gejammert, dass die Verlage so viel Unsinn publizieren.
Für mich sind die politischen Themen auf so einer Veranstaltung auch interessant – sie zeigen, dass Literatur im weitesten Sinne nicht in einem luftleeren Raum existiert. Spannend fand ich beispielsweise die Session einer Sportjournalistin, die über ihren Großvater – er war Widerstandskämpfer gegen das Dritte Reich und wurde hingerichtet – einen Blog und einen Podcast betreibt.
Viele bekannte Fakten repetierte eine Session über die »smarte Diktatur«; ich fand das Thema trotzdem gut, wenngleich nicht komplett ausgereizt: Wie kann man sich denn als Autor oder Verlagsmensch einigermaßen »korrekt« verhalten, wenn man weiß, welcher Dreck mit Smartphones und Computern verbunden ist?
Ebenfalls interessant: Wie verändert sich die Situation in der Türkei, wie stehen Wissenschaftler und Autoren unter Druck? Die Vortragende ist Literaturwissenschaftlerin, die jetzt im Exil in Tübingen lebt. Solche Themen bereichern für mich eine solche Veranstaltung.
Für mich sind die politischen Themen auf so einer Veranstaltung auch interessant – sie zeigen, dass Literatur im weitesten Sinne nicht in einem luftleeren Raum existiert. Spannend fand ich beispielsweise die Session einer Sportjournalistin, die über ihren Großvater – er war Widerstandskämpfer gegen das Dritte Reich und wurde hingerichtet – einen Blog und einen Podcast betreibt.
Viele bekannte Fakten repetierte eine Session über die »smarte Diktatur«; ich fand das Thema trotzdem gut, wenngleich nicht komplett ausgereizt: Wie kann man sich denn als Autor oder Verlagsmensch einigermaßen »korrekt« verhalten, wenn man weiß, welcher Dreck mit Smartphones und Computern verbunden ist?
Ebenfalls interessant: Wie verändert sich die Situation in der Türkei, wie stehen Wissenschaftler und Autoren unter Druck? Die Vortragende ist Literaturwissenschaftlerin, die jetzt im Exil in Tübingen lebt. Solche Themen bereichern für mich eine solche Veranstaltung.
24 Juni 2017
Auf dem Literatur-Camp in Heidelberg
Obwohl das Wochenende mit ordentlichen Sommer-Temperaturen glänzt, konnte ich es mir nicht verkneifen, nach Heidelberg zu fahren. Dort findet das Literatur-Camp 2017 statt, abgekürzt – und nur echt mit Hashtag – schreibt man das dann #litcamp17. Nachdem ich im vergangenen Jahr so begeistert war, konnte ich in diesem Sommer wirklich nicht fehlen.
Man soll sich vorstellen und drei kurze Begriffe nennen, die für einen stehen. Ich verkniff mir ein »Saufen – Hüpfen – Peinlichsein«, weil das die meisten dann doch nicht verstehen würden, und benannte ganz seriös dann »Science Fiction, Fantasy, Punkrock«. Soll sich bitteschön jeder und jede etwas anderes unter dieser Kombination vor Augen führen ...
Das Publikum ist bunt gemischt. Ich würde tippen, dass Frauen einen Anteil von 70 Prozent einnehmen, was im Literaturgeschäft nicht ungewöhnlich ist. Und ich dürfte zu den älteren Besuchern zählen; sehr viele sind um die dreißig Jahre alt oder knapp drüber.
Erfreulicherweise habe ich am ersten Tag keine eigene »Session« zu halten – so heißen hier die Programmpunkte –, weil der Plan sehr schnell voll war. Also kann ich mich in aller Ruhe zu anderen Leuten in die Räume setzen und mir anhören, was die zu erzählen haben. Danach lässt sich auch gut klugscheißern und in einer Diskussion allerlei Standpunkte ausplaudern.
Man soll sich vorstellen und drei kurze Begriffe nennen, die für einen stehen. Ich verkniff mir ein »Saufen – Hüpfen – Peinlichsein«, weil das die meisten dann doch nicht verstehen würden, und benannte ganz seriös dann »Science Fiction, Fantasy, Punkrock«. Soll sich bitteschön jeder und jede etwas anderes unter dieser Kombination vor Augen führen ...
Das Publikum ist bunt gemischt. Ich würde tippen, dass Frauen einen Anteil von 70 Prozent einnehmen, was im Literaturgeschäft nicht ungewöhnlich ist. Und ich dürfte zu den älteren Besuchern zählen; sehr viele sind um die dreißig Jahre alt oder knapp drüber.
Erfreulicherweise habe ich am ersten Tag keine eigene »Session« zu halten – so heißen hier die Programmpunkte –, weil der Plan sehr schnell voll war. Also kann ich mich in aller Ruhe zu anderen Leuten in die Räume setzen und mir anhören, was die zu erzählen haben. Danach lässt sich auch gut klugscheißern und in einer Diskussion allerlei Standpunkte ausplaudern.
23 Juni 2017
Zu viel Hitze in der Apotheke
Weil ich allerlei Allergien habe, die sich hartnäckig halten, bin ich seit einigen Jahren in einer Art Programm des Städtischen Klinikums Karlsruhe. Ich bekomme regelmäßig Medikamente, die für mich quasi direkt produziert werden; die Rezepte reiche ich bei einer Apotheke ein, und die muss sie bei einem Labor direkt bestellen. Das klappt seit Jahren erfolgreich.
Bis ... bis ich eine Apotheke in der Innenstadt betrat, in der ich ansonsten immer wieder allerlei Mittelchen gegen Erkältungen und dergleichen gekauft hatte. Komplizierte Sachen hatte ich dort allerdings nie bestellt.
Nach der brüllenden Hitze, die vor der Tür herrschte, empfand ich den gekühlten Raum als sehr angenehm. Ich erklärte der Dame, was es mit dem Medikament auf sich habe, und reichte ihr das Rezept sowie den Medikamenten-Spezialbestellzettel.
Sie studierte beides sehr gründlich, murmelte vor sich hin und tippte auf ihrem Computer herum. »Das ist aber kein reguläres Medikament«, sagte sie dann.
»Ja.« Ich verkniff mir die gehässige Bemerkung, dass ich ihr das vor gut eineinhalb Minuten genau so gesagt hatte. »Aber man kann das ganz regulär bestellen.«
Sie tippte wieder eine Weile. »Ich kann das so nicht so einfach bestellen«, sagte sie dann. »Sind Sie sicher, dass das richtig ist?«
»Ja. Ich bekomme dieses Medikament seit einigen Jahren, und es klappt immer, es zu bestellen.«
Wieder tippte sie. Dann schaute sie mich an. »Ich kann es Ihnen nur direkt bei der Firma bestellen.« Nachdem ich genickt hatte, sprach sie weiter. »Sie müssten aber Vorkasse leisten.«
»Bitte?« Ich starrte sie an. Das Medikament kostete 400 Euro pro Bestellung. »Normalerweise erhalte ich das Medikament, und dann bezahle ich.«
»Bei solchen Summen machen wir das nicht. Nur Vorkasse. Das ist ja eine Speziallieferung.«
»Ja klar. Die ist für mich, nur für mich, und ich brauche sie.«
»Es geht leider nur gegen Vorkasse. Oder Sie zahlen 300 Euro an.«
Ich blieb ruhig, packte meinen Kram und ging. Dann würde ich halt doch in die Apotheke gehen, bei der ich sonst immer bestellte. Dumm war nur, dass ich dafür die halbe Stadt durchqueren musste – aber was macht man bei 36 Grad nicht alles?
Bis ... bis ich eine Apotheke in der Innenstadt betrat, in der ich ansonsten immer wieder allerlei Mittelchen gegen Erkältungen und dergleichen gekauft hatte. Komplizierte Sachen hatte ich dort allerdings nie bestellt.
Nach der brüllenden Hitze, die vor der Tür herrschte, empfand ich den gekühlten Raum als sehr angenehm. Ich erklärte der Dame, was es mit dem Medikament auf sich habe, und reichte ihr das Rezept sowie den Medikamenten-Spezialbestellzettel.
Sie studierte beides sehr gründlich, murmelte vor sich hin und tippte auf ihrem Computer herum. »Das ist aber kein reguläres Medikament«, sagte sie dann.
»Ja.« Ich verkniff mir die gehässige Bemerkung, dass ich ihr das vor gut eineinhalb Minuten genau so gesagt hatte. »Aber man kann das ganz regulär bestellen.«
Sie tippte wieder eine Weile. »Ich kann das so nicht so einfach bestellen«, sagte sie dann. »Sind Sie sicher, dass das richtig ist?«
»Ja. Ich bekomme dieses Medikament seit einigen Jahren, und es klappt immer, es zu bestellen.«
Wieder tippte sie. Dann schaute sie mich an. »Ich kann es Ihnen nur direkt bei der Firma bestellen.« Nachdem ich genickt hatte, sprach sie weiter. »Sie müssten aber Vorkasse leisten.«
»Bitte?« Ich starrte sie an. Das Medikament kostete 400 Euro pro Bestellung. »Normalerweise erhalte ich das Medikament, und dann bezahle ich.«
»Bei solchen Summen machen wir das nicht. Nur Vorkasse. Das ist ja eine Speziallieferung.«
»Ja klar. Die ist für mich, nur für mich, und ich brauche sie.«
»Es geht leider nur gegen Vorkasse. Oder Sie zahlen 300 Euro an.«
Ich blieb ruhig, packte meinen Kram und ging. Dann würde ich halt doch in die Apotheke gehen, bei der ich sonst immer bestellte. Dumm war nur, dass ich dafür die halbe Stadt durchqueren musste – aber was macht man bei 36 Grad nicht alles?
Sláine vom Gratis-Comic-Tag
Wenn ich in den 80er- und frühen 90er-Jahren eine Ausgabe der britischen Comic-Zeitschrift »2000 AD« in die Finger bekam, freute ich mich darüber. Das Heft war schräg, die Mixtur aus phantastischen und witzigen Comics überraschte mich oft. Manchmal war alles sehr »undergroundig«, andere Comics waren klassisch erzählt.
Dass »Sláine«, einer der 80er-Jahre-Comics aus diesem Magazin, jetzt in einem deutschen Verlag neu veörffentlicht wird, finde ich mutig. Mit großem Interesse habe ich das Heft gelesen, das es zum Gratis-Comic-Tag 2017 gegeben hat. Fantasy finde ich ja schließlich gut.
Sagen wir so: Die Story von Pat Mills wechselt zwischen beinharten und brutalen Stories und witzigen Sequenzen; der Comic nimmt sich selbst nicht ernst, was mich übrigens gelegentlich nervt. Da ist der 80er-Jahre-Humor offensichtlich in heutiger Zeit für mich nicht mehr so gut zu vermitteln.
Zeichnerisch weiß Massimo Belardinelli durchaus zu überzeugen. Die schwarzweißen Zeichnungen stecken voller Action und Dynamik, manchmal wirken sie skizzenhaft. Von der Eleganz heutiger Superhelden-Stories sind sie weit entfernt; in den 80er-Jahren fand ich so etwas toll.
»Sláine« wirkt oft, als sei dieser Comic aus seiner Zeit gefallen. Nicht schlecht, aber auch nicht so gut, dass man sich damit 2017 unbedingt beschäftigen müsste. Auch als Fantasy-Fan nicht.
Dass »Sláine«, einer der 80er-Jahre-Comics aus diesem Magazin, jetzt in einem deutschen Verlag neu veörffentlicht wird, finde ich mutig. Mit großem Interesse habe ich das Heft gelesen, das es zum Gratis-Comic-Tag 2017 gegeben hat. Fantasy finde ich ja schließlich gut.
Sagen wir so: Die Story von Pat Mills wechselt zwischen beinharten und brutalen Stories und witzigen Sequenzen; der Comic nimmt sich selbst nicht ernst, was mich übrigens gelegentlich nervt. Da ist der 80er-Jahre-Humor offensichtlich in heutiger Zeit für mich nicht mehr so gut zu vermitteln.
Zeichnerisch weiß Massimo Belardinelli durchaus zu überzeugen. Die schwarzweißen Zeichnungen stecken voller Action und Dynamik, manchmal wirken sie skizzenhaft. Von der Eleganz heutiger Superhelden-Stories sind sie weit entfernt; in den 80er-Jahren fand ich so etwas toll.
»Sláine« wirkt oft, als sei dieser Comic aus seiner Zeit gefallen. Nicht schlecht, aber auch nicht so gut, dass man sich damit 2017 unbedingt beschäftigen müsste. Auch als Fantasy-Fan nicht.
22 Juni 2017
Peter Pank und die Wirrungen des Büros
Sechs ernsthaft guckende, eher seriös wirkende Herren und eine streng wirkende Dame präsentieren sich auf dem Titelbild der aktuellen OX-Ausgabe. Rein optisch hat das also nicht so viel mit Punkrock zu tun, folgt man den Klischeevorstellungen früherer Jahre – aber das sollte nicht stören.
In dieser Ausgabe, die die Nummer 132 trägt, ist auch die siebte Fortsetzung meines Romans »Der gute Geist des Rock'n'Roll« enthalten. Meine Hauptfigur, die immer noch Peter Meißner heißt, aber nicht mehr Peter Pank genannt werden möchte, arbeitet in einer Zeitung; der gute Mann ist vor allem für das Basteln der Kleinanzeigen und andere sinnlose Dinge zuständig.
Der Text gibt einen kleinen Einblick in das Büroangestelltendasein der mittleren 90er-Jahre, bringt aber auch einen Weiterführung zum Geheimnis des »guten Geistes« und endet am Ende mit einer Konfrontation zwischen Punks und Polizei – das gab es auch in den 90er-Jahren reichlich. In der Richtung wird es in der folgenden Ausgabe sicher weitergehen.
Mit diesem Roman will ich weniger den »Punk-Spirit« früherer Jahre konservieren oder auffrischen; das habe ich mit früheren »Peter Pank«-Folgen zu genüge getan. Aber zeigen, wie sich Punk in den 90er-Jahren immer weiter auffächerte, das will ich dennoch.
In dieser Ausgabe, die die Nummer 132 trägt, ist auch die siebte Fortsetzung meines Romans »Der gute Geist des Rock'n'Roll« enthalten. Meine Hauptfigur, die immer noch Peter Meißner heißt, aber nicht mehr Peter Pank genannt werden möchte, arbeitet in einer Zeitung; der gute Mann ist vor allem für das Basteln der Kleinanzeigen und andere sinnlose Dinge zuständig.
Der Text gibt einen kleinen Einblick in das Büroangestelltendasein der mittleren 90er-Jahre, bringt aber auch einen Weiterführung zum Geheimnis des »guten Geistes« und endet am Ende mit einer Konfrontation zwischen Punks und Polizei – das gab es auch in den 90er-Jahren reichlich. In der Richtung wird es in der folgenden Ausgabe sicher weitergehen.
Mit diesem Roman will ich weniger den »Punk-Spirit« früherer Jahre konservieren oder auffrischen; das habe ich mit früheren »Peter Pank«-Folgen zu genüge getan. Aber zeigen, wie sich Punk in den 90er-Jahren immer weiter auffächerte, das will ich dennoch.
21 Juni 2017
Essaouira in Versailles
Irgendwann reichte es. Die Stadt war faszinierend, das Schloss zeigte sich auch von außen von seiner Gold- und Glitzer-Seite, und in den Parks von Versailles konnte man stundenlang spazieren, mit einem Boot oder einem Rad fahren oder sich einfach nur von den vielen Eindrücken treiben lassen – alles in allem war Versailles ein tolles Stück Frankreich, in etwa so, wie man sich Paris eigentlich vorstellt, aber schon lange nur noch an manchen Stellen findet.
Weil wir essen wollten, ließen wir uns durch die Straßen der Innenstadt treiben, landeten – wieder einmal – am Marktplatz, wo am frühen Abend alle Stände geschlossen hatten, dafür viele Restaurants zum Essen und Trinken einluden. Die meisten Menschen saßen im Freien und genossen den Frühsommer, es roch nach Essen und guter Laune.
Wir steuerten das »Essaouira« an, ein marokkanisches Restaurant, das einen sympathischen Eindruck machte und mich vor allem an meine erste Afrika-Reise erinnerte. 1983 war ich sogar für drei Tage oder so in Essaouira gelandet; da bot sich ein Auffrischen von Erinnerungen an.
Das Restaurant erwies sich als gut; einer der Kellner sprach einige Worte deutsch und kümmerte sich besonders gern um uns. Der Weißwein war kühl und schmeckte lecker, die marokkanischen Gerichte waren handfest im positiven Sinn und lösten eine Geschmacksexplosion nach der anderem auf Gaumen und Zunge aus. Nach Vor- und Hauptspeise war ich allerdings pappsatt und konnte keines der verführerisch wirkenden Desserts probieren.
Nicht nur das Essen und Trinken überzeugten, auch die freundliche Art sprach mich an. Sie erinnerte mich an die Gastfreundschaft, die ich in Marokko erlebt hatte. Falls es mich jemals wieder nach Versailles verschlagen sollte, dürfte ich das »Essaouira« wieder ansteuern – ab und zu braucht man zwischen all diesen französischen Mehrgangessen tatsächlich etwas »Normales« ...
Weil wir essen wollten, ließen wir uns durch die Straßen der Innenstadt treiben, landeten – wieder einmal – am Marktplatz, wo am frühen Abend alle Stände geschlossen hatten, dafür viele Restaurants zum Essen und Trinken einluden. Die meisten Menschen saßen im Freien und genossen den Frühsommer, es roch nach Essen und guter Laune.
Wir steuerten das »Essaouira« an, ein marokkanisches Restaurant, das einen sympathischen Eindruck machte und mich vor allem an meine erste Afrika-Reise erinnerte. 1983 war ich sogar für drei Tage oder so in Essaouira gelandet; da bot sich ein Auffrischen von Erinnerungen an.
Das Restaurant erwies sich als gut; einer der Kellner sprach einige Worte deutsch und kümmerte sich besonders gern um uns. Der Weißwein war kühl und schmeckte lecker, die marokkanischen Gerichte waren handfest im positiven Sinn und lösten eine Geschmacksexplosion nach der anderem auf Gaumen und Zunge aus. Nach Vor- und Hauptspeise war ich allerdings pappsatt und konnte keines der verführerisch wirkenden Desserts probieren.
Nicht nur das Essen und Trinken überzeugten, auch die freundliche Art sprach mich an. Sie erinnerte mich an die Gastfreundschaft, die ich in Marokko erlebt hatte. Falls es mich jemals wieder nach Versailles verschlagen sollte, dürfte ich das »Essaouira« wieder ansteuern – ab und zu braucht man zwischen all diesen französischen Mehrgangessen tatsächlich etwas »Normales« ...
20 Juni 2017
Helmut Kohl war groß
Denke ich an Helmut Kohl zurück, fällt mir ein, wie groß der Mann wirklich war. Größe nicht nur in Sachen körperlicher Statur oder politischer Bedeutung – sondern auch in seinem Einfluss auf das Leben vieler Menschen. Die 80er-Jahren sind für mich ohne Helmut Kohl kaum noch vorstellbar.
Ich habe ihn nicht gemocht. Das taten in den 80er-Jahren nur die beinharten Jungunionisten in meinem Umfeld. Alle anderen jungen Leute hassten ihn entweder aus tiefster Seele oder fanden ihn zumindest albern.
Helmut Kohl stand für alles, was junge Leute »damals« beschissen fanden: Er war dröge und spießig, seine Politik half den Reichen und bewegte zu wenig, sein gesamter Stil war grausig. Dass er in den Jahren 1989 und 1990 so schlau war, die sogenannte Wiedervereinigung einzufädeln oder sich zumindest an den aktuellen Entwicklungen zu bedienen, hätte niemand erwartet.
Seine historischen Verdienste sind unteilbar. Als in den späten 90er-Jahren eine instinktlose SPD-Grünen-Regierung dem sogenannten Kosovo-Einsatz zustimmte, wünschte ich mir fast Kohl zurück. Der Mann hätte aus historischen Gründen nicht zugelassen, dass nach Reichswehr im Ersten Weltkrieg und Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg jetzt auch noch die Bundeswehr eine Krieg gegen Jugoslawien oder eben Serbien führen würde.
In den vergangenen Jahren war mir Helmut Kohl gleichgültig. Sein Tod in diesen Tagen ließ mich seltsam kalt, der ehemals so bedeutende Politiker war nicht mehr wichtig – weder für mich noch für dieses Land. Dass man ihn jetzt allenthalben betrauert und ehren will, ist das übliche Spiel. Auch das lässt mich irgendwie kalt.
Über Tote soll man nichts Böses sagen. Helmut Kohl war groß. Er war so groß, dass ihn Millionen von jungen Leuten hassten und ablehnten und dass diese Ablehnung einen Teil ihres Lebens prägte. Das muss erst einmal jemand nachmachen.
Ich habe ihn nicht gemocht. Das taten in den 80er-Jahren nur die beinharten Jungunionisten in meinem Umfeld. Alle anderen jungen Leute hassten ihn entweder aus tiefster Seele oder fanden ihn zumindest albern.
Helmut Kohl stand für alles, was junge Leute »damals« beschissen fanden: Er war dröge und spießig, seine Politik half den Reichen und bewegte zu wenig, sein gesamter Stil war grausig. Dass er in den Jahren 1989 und 1990 so schlau war, die sogenannte Wiedervereinigung einzufädeln oder sich zumindest an den aktuellen Entwicklungen zu bedienen, hätte niemand erwartet.
Seine historischen Verdienste sind unteilbar. Als in den späten 90er-Jahren eine instinktlose SPD-Grünen-Regierung dem sogenannten Kosovo-Einsatz zustimmte, wünschte ich mir fast Kohl zurück. Der Mann hätte aus historischen Gründen nicht zugelassen, dass nach Reichswehr im Ersten Weltkrieg und Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg jetzt auch noch die Bundeswehr eine Krieg gegen Jugoslawien oder eben Serbien führen würde.
In den vergangenen Jahren war mir Helmut Kohl gleichgültig. Sein Tod in diesen Tagen ließ mich seltsam kalt, der ehemals so bedeutende Politiker war nicht mehr wichtig – weder für mich noch für dieses Land. Dass man ihn jetzt allenthalben betrauert und ehren will, ist das übliche Spiel. Auch das lässt mich irgendwie kalt.
Über Tote soll man nichts Böses sagen. Helmut Kohl war groß. Er war so groß, dass ihn Millionen von jungen Leuten hassten und ablehnten und dass diese Ablehnung einen Teil ihres Lebens prägte. Das muss erst einmal jemand nachmachen.
19 Juni 2017
Mediale Abstinenz
Wenn ich sage, ich sei zwei Wochen lang unterwegs gewesen, hört sich das nicht einmal so lange an. Richtig wäre wohl zu sagen, es habe sich um drei Wochenenden und die Tage dazwischen gehandelt. In dieser Zeit sammelte ich spannende und schöne Eindrücke, über die ich teilweise in diesem Blog schreiben werde; ich war aber vor allem medial abstinent.
Dass man sich für einige Tage aus dem digitalen Getümmel verabschiedet, ist bekanntlich der aktuelle »heiße Scheiß«, auf den sich vor allem irgendwelche Medienleute schmeißen. »Schaut her!, ich komme 24 Stunden ohne mein Smartphone aus!«, brüllen sie dann in die multimediale Welt. Da ich kein Smartphone besitze – immer noch nicht, hey! –, kann ich solche Sprüche leider nicht bringen.
Ich hielt mich einfach in der ganzen Zeit von allen Medien fern. Der Computer blieb aus, ich ging auch in kein Internet-Café. Ich sah nicht fern, weder daheim noch auf Reisen. Ich hörte kein Radio – na ja, sieht man einer schrägen Musiksendung in Frankreich ab, aber das zählt wohl kaum. Ich las keine Zeitung und keine aktuellen Magazine.
Das war ausgesprochen angenehm.
Ich bekam nichts von irgendwelchem Terror mit, nichts von irgendwelchem Wahnsinn. Ob die Nazis in Karlsruhe marschierten oder das Trampel im Weißen Haus irgendwelchen Unfug von sich gab – ich las und hörte nichts davon. Das Wetter in Deutschland war mir ebenso gleichgültig wie der legendäre Reissack in China. Deutsche Politiker gingen mir am Hintern vorbei.
Das schadete gar nichts. Das Hirn wurde nicht mit Hass konfrontiert, der einen unweigerlich anspringt, wenn man sich auf Medien einlässt. (Auch der eigene Hass – ich gehe regelmäßig an die Decke, wenn ich die Nachrichten anschaue, bin also nicht gerade besser als so ein dämlicher Wutbürger-Proll.) Ich schaute auf schöne Häuser, schöne Strände, schöne Landschaften, ich aß gut, ich trank gut, ich genoss mein Leben.
Vielleicht schaffe ich es, etwas von diesem »Spirit« in die Tage nach dem Urlaub hinüberzuretten. Die Glotze bleibt erst einmal aus.
Dass man sich für einige Tage aus dem digitalen Getümmel verabschiedet, ist bekanntlich der aktuelle »heiße Scheiß«, auf den sich vor allem irgendwelche Medienleute schmeißen. »Schaut her!, ich komme 24 Stunden ohne mein Smartphone aus!«, brüllen sie dann in die multimediale Welt. Da ich kein Smartphone besitze – immer noch nicht, hey! –, kann ich solche Sprüche leider nicht bringen.
Ich hielt mich einfach in der ganzen Zeit von allen Medien fern. Der Computer blieb aus, ich ging auch in kein Internet-Café. Ich sah nicht fern, weder daheim noch auf Reisen. Ich hörte kein Radio – na ja, sieht man einer schrägen Musiksendung in Frankreich ab, aber das zählt wohl kaum. Ich las keine Zeitung und keine aktuellen Magazine.
Das war ausgesprochen angenehm.
Ich bekam nichts von irgendwelchem Terror mit, nichts von irgendwelchem Wahnsinn. Ob die Nazis in Karlsruhe marschierten oder das Trampel im Weißen Haus irgendwelchen Unfug von sich gab – ich las und hörte nichts davon. Das Wetter in Deutschland war mir ebenso gleichgültig wie der legendäre Reissack in China. Deutsche Politiker gingen mir am Hintern vorbei.
Das schadete gar nichts. Das Hirn wurde nicht mit Hass konfrontiert, der einen unweigerlich anspringt, wenn man sich auf Medien einlässt. (Auch der eigene Hass – ich gehe regelmäßig an die Decke, wenn ich die Nachrichten anschaue, bin also nicht gerade besser als so ein dämlicher Wutbürger-Proll.) Ich schaute auf schöne Häuser, schöne Strände, schöne Landschaften, ich aß gut, ich trank gut, ich genoss mein Leben.
Vielleicht schaffe ich es, etwas von diesem »Spirit« in die Tage nach dem Urlaub hinüberzuretten. Die Glotze bleibt erst einmal aus.
02 Juni 2017
Phantastik, die auf Mädchen zielt
Immer wieder machen deutsche Verlage irgendwelche Dinge, die ich nicht so richtig verstehe. Manchmal sträubt sich in mir einiges dagegen – aber ich sehe es ein. So geht es mir, wenn ich mir anschaue, dass die Kolleginnen und Kollegen bei Piper ihr Jugendprogramm Ivi noch einmal aufsplitten: Ab Herbst 2017 gibt es »you & Ivi«, das Programm wird mit einem schön gestalteten Prospekt vorgestellt.
Man möchte »allen Mädchen ab 10 Jahren« eine große Freude machen; es gibt zielgruppenorientierte Texte für die Altersklasse. So gibt’s ein Buch mit dem coolen Titel »Gangster School«, das eben kein Harry-Potter-Internat für angehende Zauberer, sondern ein Internat für angehende Verbrecher ist. Oder ein Titel namens »Agentin Abby«, das eine Schülerin mit merkwürdigen Interessen ins Zentrum stellt.
Ich finde den Ansatz interessant – auch wenn hier schon wieder »gegendert« wird. Die Mädchen bekommen offenbar phantastische und gleichzeitig spannende Bücher angeboten, die zwar gängige Rollenklischees von Mädchen wiedergibt, sie aber immerhin frech und selbstbewusst gestaltet.
Ähnliches gilt für die Optik; ich merke auf den ersten Blick, dass ich weder vom Geschlecht noch vom Alter her die richtige Zielgruppe bin. Aber das macht in diesem Fall echt nichts aus. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, wie sich dieser neue Versuch entwickelt, das Genre der Phantastik weiter zu erweitern und zu entwickeln.
Man möchte »allen Mädchen ab 10 Jahren« eine große Freude machen; es gibt zielgruppenorientierte Texte für die Altersklasse. So gibt’s ein Buch mit dem coolen Titel »Gangster School«, das eben kein Harry-Potter-Internat für angehende Zauberer, sondern ein Internat für angehende Verbrecher ist. Oder ein Titel namens »Agentin Abby«, das eine Schülerin mit merkwürdigen Interessen ins Zentrum stellt.
Ich finde den Ansatz interessant – auch wenn hier schon wieder »gegendert« wird. Die Mädchen bekommen offenbar phantastische und gleichzeitig spannende Bücher angeboten, die zwar gängige Rollenklischees von Mädchen wiedergibt, sie aber immerhin frech und selbstbewusst gestaltet.
Ähnliches gilt für die Optik; ich merke auf den ersten Blick, dass ich weder vom Geschlecht noch vom Alter her die richtige Zielgruppe bin. Aber das macht in diesem Fall echt nichts aus. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, wie sich dieser neue Versuch entwickelt, das Genre der Phantastik weiter zu erweitern und zu entwickeln.
»Exodus« und die Phantastische Bibliothek
Wie immer ist eine aktuelle Ausgabe des Magazins »Exodus« ein richtig schöner Anblick: Das Magazin liegt gut in der Hand, es sieht gut aus, und es verspricht, eine interessante Science-Fiction-Lektüre zu liefern. Die Ausgabe 36, die dieser Tage erschienen ist, macht hier keine Ausnahme.
Gelesen habe ich das Heft noch nicht, das muss ich irgendwann in diesem Sommer nachholen. Aber ich freute mich darüber, dass ich mit einem kleinen Text im Sonderteil zur Phantastischen Bibliothek in Wetzlar vertreten bin. Der Einfachheit halber zitiere ich mich hier selbst ...
Klaus N. Frick:
Dreißig Jahre Phantastische Bibliothek
Wieso Thomas Le Blanc in den späten 80er-Jahren auf die Idee gekommen ist, in seinem Heimatort eine Bibliothek aufzubauen, die sich der phantastischen Literatur mit all ihren Ausprägungen annehmen würde, weiß ich gar nicht. Der Autor und Publizist löste damit etwas aus, das wegweisend ist.
In der Phantastischen Bibliothek in Wetzlar finden Science Fiction, Fantasy, Horror und artverwandte Literaturrichtungen ihre Heimat. Hier werden sie gebündelt und ausgestellt, hier kann man sich informieren, hier gibt es eine unglaubliche Übersicht.
Dabei werden die Unterscheidungen zwischen der sogenannten U- und der E-Literatur nicht gemacht. Für die Phantastische Bibliothek entscheiden nicht der literarische Wert oder Unwert eines Titels, sondern schlichtweg die Tatsache, ob er phantastisch ist. Eine solche »egalitäre« Kultursicht empfinde ich als sehr sympathisch – auch der schlechteste Roman kann seine Freunde finden oder zumindest für die Forschung genutzt werden.
Das einzige, was mich an der Phantastischen Bibliothek wirklich stört, liegt an mir selbst: Ich habe sie in all den dreißig Jahren kein einziges Mal besucht. Vielleicht schaffe ich, das zu ändern, bevor die Bibliothek ihren vierzigsten Geburtstag feiert.
Gelesen habe ich das Heft noch nicht, das muss ich irgendwann in diesem Sommer nachholen. Aber ich freute mich darüber, dass ich mit einem kleinen Text im Sonderteil zur Phantastischen Bibliothek in Wetzlar vertreten bin. Der Einfachheit halber zitiere ich mich hier selbst ...
Klaus N. Frick:
Dreißig Jahre Phantastische Bibliothek
Wieso Thomas Le Blanc in den späten 80er-Jahren auf die Idee gekommen ist, in seinem Heimatort eine Bibliothek aufzubauen, die sich der phantastischen Literatur mit all ihren Ausprägungen annehmen würde, weiß ich gar nicht. Der Autor und Publizist löste damit etwas aus, das wegweisend ist.
In der Phantastischen Bibliothek in Wetzlar finden Science Fiction, Fantasy, Horror und artverwandte Literaturrichtungen ihre Heimat. Hier werden sie gebündelt und ausgestellt, hier kann man sich informieren, hier gibt es eine unglaubliche Übersicht.
Dabei werden die Unterscheidungen zwischen der sogenannten U- und der E-Literatur nicht gemacht. Für die Phantastische Bibliothek entscheiden nicht der literarische Wert oder Unwert eines Titels, sondern schlichtweg die Tatsache, ob er phantastisch ist. Eine solche »egalitäre« Kultursicht empfinde ich als sehr sympathisch – auch der schlechteste Roman kann seine Freunde finden oder zumindest für die Forschung genutzt werden.
Das einzige, was mich an der Phantastischen Bibliothek wirklich stört, liegt an mir selbst: Ich habe sie in all den dreißig Jahren kein einziges Mal besucht. Vielleicht schaffe ich, das zu ändern, bevor die Bibliothek ihren vierzigsten Geburtstag feiert.
01 Juni 2017
Kein Tag für die deutsche Zukunft
Zu den Dingen, die ich in diesem Jahr noch weniger als sonst verstehe, zählt die Art und Weise, die die Stadt Karlsruhe sich gegenüber Nazis verhält. Die Aufmärsche der diversen Gruppierungen, ob sie sich nun »Widerstand Karlsruhe« oder sonst wie nennen, werden von den Bürgern ignoriert, von der Polizei massiv geschützt und von der Antifa – immerhin – mit Kritik und Schmährufen begleitet.
Für diesen Samstag abend könnte die Stadt zum Tummelplatz von gut tausend beinharten Supersiegheilnazis werden. Im Netz rufen rechtsradikale Gewalttäter massiv zum »Tag der deutschen Zukunft« auf; die Ankündigungen sind militant und in ihrer Sprechweise eindeutig. Man spricht von »Volksgenossen« oder von »Kameraden«; man will massiv gegen den Staat und seine angeblich so ausländerfreundliche Politik antreten.
Nachdem sich monatelang in der Stadt Karlsruhe sowie im Landkreis außer den üblichen Verdächtigen – in der Antifa etwa – so gut wie niemand für das Thema interessiert hat, wird man langsam wach. So hat beispielsweise die Versammlungsbehörde endlich mal geschaut, welche Redner am 3. Juni auf der Bühne in Durlach stehen wollen. Völlig verwundert stellte man fest, dass neun der zehn geplanten Redner schon einschlägig bekannt sind: Sie haben verfassungswidrige Zeichen benutzt, sind entsprechend vorbestraft oder sonstwie wegen Volksverhetzung aktenkundig.
In Durlach hängen Plakate, die »Kein Bier für Nazis« versprechen. Immerhin werden die Bürger jetzt langsam wach. In den Gassen der hübschen Altstadt von Durlach werden tausend Stiefelnazis sicher nicht dafür sorgen, dass der Tourismus künftig stärker blüht ...
Meine Meinung: Hätten die Verwaltung und die Entscheidungsträger in Karlsruhe sich sofort und klar gegen Nazis positioniert, hätten sie klar gesagt, dass sie keinen Aufmarsch von Rassenhassern und Menschenfeinden dulden wollen, wäre die Situation eine andere. Jetzt aber kann sich die Stadt auf ein spannendes Wochenende einstellen ...
Für diesen Samstag abend könnte die Stadt zum Tummelplatz von gut tausend beinharten Supersiegheilnazis werden. Im Netz rufen rechtsradikale Gewalttäter massiv zum »Tag der deutschen Zukunft« auf; die Ankündigungen sind militant und in ihrer Sprechweise eindeutig. Man spricht von »Volksgenossen« oder von »Kameraden«; man will massiv gegen den Staat und seine angeblich so ausländerfreundliche Politik antreten.
Nachdem sich monatelang in der Stadt Karlsruhe sowie im Landkreis außer den üblichen Verdächtigen – in der Antifa etwa – so gut wie niemand für das Thema interessiert hat, wird man langsam wach. So hat beispielsweise die Versammlungsbehörde endlich mal geschaut, welche Redner am 3. Juni auf der Bühne in Durlach stehen wollen. Völlig verwundert stellte man fest, dass neun der zehn geplanten Redner schon einschlägig bekannt sind: Sie haben verfassungswidrige Zeichen benutzt, sind entsprechend vorbestraft oder sonstwie wegen Volksverhetzung aktenkundig.
In Durlach hängen Plakate, die »Kein Bier für Nazis« versprechen. Immerhin werden die Bürger jetzt langsam wach. In den Gassen der hübschen Altstadt von Durlach werden tausend Stiefelnazis sicher nicht dafür sorgen, dass der Tourismus künftig stärker blüht ...
Meine Meinung: Hätten die Verwaltung und die Entscheidungsträger in Karlsruhe sich sofort und klar gegen Nazis positioniert, hätten sie klar gesagt, dass sie keinen Aufmarsch von Rassenhassern und Menschenfeinden dulden wollen, wäre die Situation eine andere. Jetzt aber kann sich die Stadt auf ein spannendes Wochenende einstellen ...