(Der Text stammt aus einer alten ENPUNKT-Ausgabe und wurde 1998 oder 199 veröffentlicht. Aber eigentlich kann man so etwas ja auch mal aus der Schublade fischen ... Ich habe jetzt die schlimmsten Fehler und eine Beschimpfung gestrichen; ansonsten das meiste gelassen.)
Es gibt wahrscheinlich keine Dummheit, die von der Menschheit nicht ausgelassen wird. Und um die schlimmsten Dummheiten festzuhalten, wurde irgendwann eine sinnige Einrichtung erfunden und eingeführt, die sich »Guiness Buch der Rekorde« nennt. Daran beteiligen sich offensichtlich alle nur erdenklichen Grenzdebilen dieser Republik mit möglichst großem Feuereifer.
So haben kürzlich einige hundert oder gar tausend Leute in der Fußgängerzone der wunderhübschen Stadt St. Ingbert (im Saarland, da bin ich beim Trampen auch schon gestrandet, würg!) die angeblich längste Briefmarkensammlung der Welt erstellt. Die längste Briefmarkensammlung?
Ich würde ja sogar die größte Briefmarkensammlung einsehen. Das ist ja völlig in Ordnung. Ich gehöre schließlich mit Platten, Comics und Fanzines auch zu den Sammlerdeppen und sollte über solche Menschen nicht mal harmlose Witzchen machen, schon gar keine ernsthaften. Das fände ich ganz schön uncool.
Die Wäscheleine durch St. Ingbert war einen Kilometer lang, und überall hingen Plakate. Auf jedes Plakat klebten irgendwelche Schwachköpfe zwischen 400 und 500 Briefmarken – da soll mir noch einer davon reden, dass Menschen nicht arbeitsgeil sein können. Dafür wurden Millionen von Briefmarken aus aller Welt benötigt. Und hinterher kommen die Aktivisten auch noch ins Guiness Buch der Rekorde.
Ich würde sie – mitsamt ihrer Briefmarken – postwendend in die nächste Klappse einliefern lassen. Alle miteinander. Und am besten diejenigen mit, die all die anderen sinnlosen Rekorde für das Guiness-Zeugs verbrechen. Wer dumm wie Brot ist, braucht solche Rekorde.
Vielleicht aber liegt es nur daran, dass ich mal wieder neidisch bin. Nur weil ich nicht ins Guiness-Buch kommen werde ... Oder soll ich’s doch mal versuchen? Mir fällt nur kein schlauer Rekord ein. Höchstens Disziplinen wie »schlimmster Gesichtsausdruck nach durchgezechter Nacht« oder »dickster Bierschiss nach Konzertbesuch« oder gar »größtmögliches Sendungsbewusstsein in Punkrock-Kreisen«. Ich weiß es nicht.
Aber eins weiß ich: Das Guiness-Buch ist definitiv der letzte Mist.
schlechten Tag gehabt damals?
AntwortenLöschenBin auch gerade verwundert, dass Dich das derart aufregt. Um mal eine Lanze für St. Ingbert zu brechen, so übel ist das Städtchen gar nicht, in dem ich meine Brötchen verdiene. Von der Briefmarkenaktion habe ich gar nichts mitbekommen.
AntwortenLöschenAn Carsten: Der Text ist uralt, der it noch aus den 90er-Jahren. Heute regt mich ja fast gar nichts mehr auf ... Damals war ich leicht auf der Palme ...
AntwortenLöschenAn J.: Ja. Aber ich hatte damals viele schlechte Tage, fürchte ich. Heute würde ich es »Rant« nennen und wäre cool.
Diese Frick'sche Bissigkeit aus dem ENPUNKT Zines vermisse ich heute ein wenig in Deinen Texten. Altersmilde?
AntwortenLöschen