Eigentlich hatte ich überhaupt keine Zeit und vor allem keine Lust, an diesem Dienstag, 2. Dezember 2015, schon wieder auf die Straße zu gehen, um gegen die Nazis vom Widerstand Karlsruhe zu demonstrieren. Weil ich aber eh in der Innenstadt unterwegs war – nach dem Training –, steuerte ich mein Fahrrad in Richtung Stephansplatz.
Es war ein interessantes Schau- und Hörspiel. Unter flatternden Deutschlandfahnen standen vielleicht zwei Dutzend bis maximal dreißig Leute, die einem Mann zuhörten, der in ein Mikrofon brüllte. Aus dem Lautsprecher hörte man seine Stimme, ich verstand aber kein Wort.
Schuld daran waren die Gegendemonstranten, wieder einige hundert Leute. Sprechchöre und Tröten, Pfiffe und andere Unmutsäußerungen – es war ein höllischer Lärm, der zwischen den Häuserfronten widerhallte. Die Polizei, die zwischen dem Geschrei des Widerstand-Redners und den Gegendemonstranten stand, tat mir ausnahmsweise leid.
Wobei das Soundsystem, das Aktivisten aus dem Umfeld des Querfunk Karlsruhe aufgebaut hatten, besonders eindrucksvoll war. Lichter blinkten, die Lautsprecher dröhnten, Discomusik schallte über den Platz. Das alles vermengte sich zu einer Lärmkulisse, die sehens- und hörenswert war.
Ich schaute mir das alles eine Weile an, unterhielt mich mit Bekannten und radelte dann weiter. Irgendwann, so hoffte ich, hören die Pegidioten und ihr Umfeld endlich mit ihren Dienstags-Spaziergängen auf. Damit der Dienstag wieder mir allein gehört.
Selbst wenn sie damit aufhören, sie werden aber nicht von ihren Überzeugungen abrücken und irgendwo anders weitermachen. Das ist das Schlimmste daran!
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