Karlsruhe ist im Festfieber: In diesen Tagen feiert die Stadt ihren 300. Geburtstag. Dafür gibt man dann auch ordentlich Geld aus. Insgesamt sollen die Feierlichkeiten rund 15 Millionen Euro kosten.
Irgendwie leuchtet das ein: Beim hundertsten Geburtstag – also im Jahr 1815 – hatten die Bürger der Stadt mehr mit dem Krieg gegen Frankreich zu tun. Und beim zweihundertsten Geburtstag – also im Jahr 1915 – hatten die Bürger der Stadt ebenfalls Krieg mit Frankreich und dem Rest der Welt.
Da trifft es sich ja gut, dass im Sommer 2015 endlich mal Frieden herrscht. Aber irgendwie scheinen einige Menschen eine kriegerische Atmosphäre zu vermissen. Wie sonst sind manche Geschmacklosigkeiten zu erklären?
Den Schlossgarten schmückt seit einigen Wochen ein riesiges Bauwerk, der sogenannte Pavillon. Soweit bekannt ist, kostete das Ding rund 1,2 Millionen Euro; es wurde von einem preisgekrönten Architekten geschaffen und wird nach all den Festivitäten abgerissen.
Wann immer ich durch den Park radle, bin ich entsetzt von dem potthässlichen Anblick. Wo normalerweise Frisbee gespielt, geknutscht, gegammelt oder gelesen wird, ragt jetzt die Fassade des Pavillons auf und verdeckt aus mancher Perspektive die Sicht auf das Schloss.
Seit Beginn der Woche werden überall in der Stadt riesige Scheinwerfer-Batterien aufgestellt. Sie stochern wie Flakscheinwerfer in den nächtlichen Himmel, grelle Bahnen treffen sich irgendwo über meiner Wohnung.
Das Ganze hat etwas Gigantomanisches. Die Stadt feiert, und das lässt sie sich einiges kosten. Das muss wohl so sein. Und im folgenden Jahr müssen »wir« dann sparen; ich sehe die entsprechenden Appelle schon vor mir ...
Wer wissen will, wie toll sich der Pavillon im Schlossgarten von Karlsruhe macht, schaue sich diese Seite an:
AntwortenLöschenhttp://ka300.de/pavillon/der-pavillon/
In Karlsruhe scheut man kein Geld, um für den Stadtgeburtstag eifrig zu trommeln. Hier der Trailer zu den Festspielen:
AntwortenLöschenhttps://www.youtube.com/watch?v=Z1o8j4c14JE
Bore da, Klaus.
AntwortenLöschenWenn es etwas zu feiern gibt, geht den Damen & Herren Stadtrepräsentanten gern einmal der Gaul über den Durst durch. Ich darf vermuten, daß auch eine dreihundertjährige Stadt wie K über sanierungsbedürftige Brücken, renovierungsreife Schulgebäude oder unterbezahlte Kita-Fachkräfte verfügt. ABER mit solchen Alltäglichkeiten läßt sich eben nicht im Lichte eines Sonnenkönigs wandeln.
Im Falle der Kitas muß dabei nicht erst auf ein nächstes Jahr verwiesen werden - die Vetreter der Städte & Komunen beharren in der aktuellen Tarifverhandlung ja monoton darauf, es sei kein Geld für da. Punkt!
Der Pavillion erinnert mich augenscheinlich an eine windschiefe Bretterbude... :-)
bonté
Grins. Ja.
AntwortenLöschenIch habe nix gegen eine Stadtfeier, echt nicht. Aber die Stadt Karlsruhe leistet sich einen unnötigen Tunnel in der Innenstadt, der einige hundert Millionen kostet – auch das ist wichtiger als windschiefe Schulen und ruinierte Straßen.
...ein Innenstadt-Tunnel! Das Idealprojekt für die Profilierung mancher "Ich-bin-wichtig" im Rathaus. Allein der (lokale) Medienrummel bei der Spatenstecherei*, dem Richtfest & der großen Einweihung. Denkmalitis in eigener Sache sozusagen.
AntwortenLöschenbonté
*vermutlich das Synonym zu "lächerlicher Klamauk" & "sinnfreies Posen"