15 Januar 2015

Peitschen für Bloggen

Was ist das für ein mieser Staat! Wie die Medien berichten, wird die Strafe gegen den Blogger Raif Badawi allen Ernstes vollstreckt. Der Mann wurde zu 1000 (!) Peitschenhieben verurteilt, weil er angeblich den Islam beleidigt hat. Jede Woche soll er fünfzig Hiebe erhalten – also eine Folter, die sich über zwanzig Wochen hinziehen wird.

Was mich an der ganzen Geschichte am meisten ärgert: Das Land, in dem diese Strafe vollstreckt wird, darf weiterhin davon profitieren, dass es für die Bundesrepublik und den gesamten Westen ein wichtiger Verbündeter ist. Unser Land liefert Waffen nach Saudi-Arabien, alle Wirtschaftsbosse drücken sich bei den Herren des Wüstenreiches die Türklinken in die Hand, und auch die Regierung katzbuckelt immer wieder gern.

Mich macht so hilflos, dass man als »normaler Mensch« nichts machen kann. Klar kann man Amnesty International unterstützen – aber das ist wohl alles. Die schmutzigen Geschäfte laufen weiter, und der Mann wird weiterhin ausgepeitscht; Frauen werden gesteinigt und haben keine Rechte – und das alles ist ein wichtiger Verbündeter.

4 Kommentare:

  1. Jonas7:34 AM

    Diese Staaten stecken einfach im Mittelalter fest. Wo die Kirche regiert ist kein Staat zu machen.

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  2. Christina8:50 AM

    Es ist doch so: Bei Geld und Öl endet die Moral. Wenn es beides in Saudi Arabien nicht gäbe, würde unsere "liebe" Bundesregierung ganz andere Töne anschlagen. Aber so ...

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  3. Saudi-Arabiens Regierung muss, wie viele Staaten der Region, einen Eiertanz machen: Reformforderungen der Zivilgesellschaft auf der einen Seite, radikale bewaffnete Hardliner mit Sehnsucht nach der Bronzezeit auf der anderen.

    Das führt zu scheinbar paradoxen Handlungen; man geht in dem Versuch, einigermaßen für inneren Frieden zu sorgen, zugleich gegen Islamisten als auch die Demokratiebewegung vor.

    Dass in denselben Tagen, wo Raif Badawi ausgepeitscht wird, der saudi-arabische Botschafter am Pariser Trauermarsch für die Toten von Charlie Hebdo teilnimmt, zeigt diese Zerrissenheit deutlich.

    Auch erinnere ich mich noch, dass vor einigen Jahren der höchste islamische Würdenträger Saudi-Arabiens im Zusammenhang mit dem evangelikalen Schmähfilm INNOCENCE OF MUSLIMS seine Schäfchen ausdrücklich zur Besonnenheit und zu rein friedlichen Protesten aufgerufen hat.

    Wohin sich Saudi-Arabien gerade entwickelt, ist, so meine ich, noch völlig offen.

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  4. Heute in der NZZ ein ausführlicher Bericht über den Zustand der Pressefreiheit in Saudi-Arabien:
    http://www.nzz.ch/international/naher-osten-und-nordafrika/mittelalterliche-strafen-gegen-das-freie-wort-1.18466684

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