Unterhält man sich über die sogenannte Arabellion und ihre Folgen, geht es immer wieder um die Frage, ob »die Araber« denn überhaupt »reif für die Demokratie« seien. Viele von ihnen seien doch ruckzuck in die Arme von Islamisten oder dann eben wieder der Armee gelaufen; sie seien doch offensichtlich eher an ihrer Religion oder an ihren Generälen interessiert.
Dass das eine verkürzte und auch falsche Darstellung ist, weiß selbstverständlich jeder, der seine fünf Sinne zusammen hat. Das traurige Beispiel der Studentin Sanaa Seif zeigt aber, wie durchgeknallt beispielsweise in Ägypten die Situation jetzt ist: nach Rebellion, nach Islamistenherrschaft und Militärputsch – uns reiche Europäer interessiert das alles aber nicht mehr. Aber nach Nordafrika hat man von hier aus sowieso meist nur mit einem Kolonialblick geschaut.
Die Studentin ist zwanzig Jahre alt, und sie sitzt im Gefängnis, weil sie für die Freilassung ihres Bruders demonstriert hat. Der wiederum sitzt im Knast, weil er gegen die Regierung protestiert hat; dafür hat man ihn für 15 Jahre verknackt. Und nur, weil seine Schwester ebenfalls für ihn demonstriert hat, sitzt sie jetzt ebenfalls.
Es ist traurig und krank. Immerhin gibt es jetzt eine »Free Sanaa«-Bewegung, auf die ich hiermit aufmerksam machen möchte. Auch die Menschen in Ägypten (und anderswo) haben das Recht, gegen ihre korrupten Machthaber auf die Straße zu gehen.
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