Über drei Jahre arbeitete ich für die Südwest Presse, genauer gesagt für die Lokalausgabe in Freudenstadt. Das ist lange her, genauer gesagt war das von 1983 bis 1986. Dieser Tage fiel mir meine »Arbeitsbescheinigung« in die Hand – die hatte ich zuletzt benutzt, als ich mich 1989 für einen Arbeitsplatz in Tübingen beworben hatte.
Den Text verfasste damals Susan Jones, ihres Zeichens verantwortliche Redakteurin, von der ich in diesen Jahren unglaublich viel gelernt hatte. Sie war gebürtige Amerikanerin und hatte Deutsch studiert; im Gegensatz zu mir wusste sie also über die Regeln Bescheid und konnte sie mir immer haarklein erläutern.
Im Zeugnis schrieb sie glücklicherweise nichts von meinen schlechten Seiten, sondern lobte auf einer Seite ganz ordentlich – übrigens mit einer elektrischen Schreibmaschine geschrieben, wie unschwer am Schriftbild und dem ausgeleierten Farbband zu erkennen. Unverkennbar – so ihr Fazit – sei dabei meine »Eignung für das journalistisch-publizistische Berufsfeld«.
Schöner Satz im Zentrum: »Rasch erfaßte er nicht nur den Ablauf der täglichen Produktionsroutine und seine Möglichkeiten zur Mitgestaltung, sondern auch das Spektrum journalistischer Aufgaben in einer renommierten Kurstadt, die wegen ihrer Abhängigkeit vom Fremdenverkehr und vom bedrohten Wald eine wirtschaftlich unsichere und politisch interessante Phase durchlebt.«
Ich habe »über Kunst, Kultur oder Freizeiteinrichtungen« (damit meint sie wohl meine Artikelreihe über Bands im Landkreis) mit »ebensoviel Geschick und Engagement geschrieben wie über Erwachsenenbildung oder Lokalgeschichte, Umweltfragen und Kommunalpolitik«. Klingt gut, war wohl auch so.
Manchmal denke ich mit Wehmut an die Zeit in der Lokalpresse zurück. Vor allem an die Gerichtsreportagen: Die wurden zwar allesamt mies bezahlt, aber es waren spannende Themen. Ich zerdrücke eine Träne im Augenwinkel ...
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