Ich weiß ja, daß es eigentlich ein Gegensatz ist: Punkrock und das »klassische« Album-Konzept. Und doch haben The Bottrops aus Berlin mit ihrer zweiten Platte ein echtes Konzept-Album vorgelegt – das bezieht sich bei »Entertainment Overkill« ja nicht nur auf die Gestaltung der Langspielplatte.
Wobei die schon mal ziemlich klasse ist: superschön gestaltetes Cover, innendrin ein großzügig gestaltetes »Poster«, auf dem nicht nur die Texte abgedruckt worden sind, sondern noch viel mehr. Zu jedem Stück gibt es nämlich beispielsweise Filme, Gedichte und Lieder, die inhaltlich dazu passen – da ich einige der angesprochenen Themen kenne, ziehe ich den Vergleich und stelle fest, daß der häufig auch paßt.
Dazu kommen Kürzestgeschichten diverser Autoren (ich bin ebenfalls vertreten; den Text schiebe ich zur Dokumentation in die Kommentarspalte dieses Blogs), die abgedruckt worden sind und die sich inhaltlich auf je ein Stück beziehen. Die Texte sind meist skurril und amüsant – tolle Idee.
Und die Musik? Ach so, die gibt's auch noch. Da gilt im wesentlichen das, was ich zu vorherigen Platten der Bottrops schon geäußert habe: flotter Punkrock mit Charme, mit einem Schuß 1977 und Mod-Sound, dazu Texte, die ziemlich schlau sind, ohne in intellektuellem Geseier zu versacken, ziemlich erwachsen also und dennoch Rotzlöffel-Punk.
Ganz ehrlich: »Entertainment Overkill« ist schon eine ziemlich starke Platte auf einem sehr guten Label!
Ein Hit für Aliens
AntwortenLöschen»Bitte benimm dich, Horxel«, sagte der Reiseleiter streng und wies auf den grünen Tentakel, der sich vorwitzig aus Sabstans Handrücken ringelte. »Die Menschen merken das, und dann bekommen sie Angst.«
»Ist ja schon recht.« Der Jugendliche ließ seinen menschlichen Kopf nicken, wie man es ihm in der Schule beigebracht hatte. Unter der künstlichen Hülle aus Schaumstoff und Metallstabilos verzog er das grünlich schimmernde Gesicht zu einer Grimasse. Immer die blöden Erwachsenen, dachte er, nie lassen sie mir ein bisschen Spaß.
Aber er gehorchte und folgte dem erwachsenen Porxelquex. Die beiden Außerirdischen gehörten zu einer Reisegruppe aus dem Sternhaufen der Plejaden, die während ihres Urlaubs zurückgebliebene »Fremdwelten« besuchten. Dazu gehörte die Erde, und dort war vor allem die Stadt Berlin von großer Bedeutung.
Wobei sich Horxel vor allem für die Musik interessierte: Er tänzelte auf seinen Tentakeln durch die Friedrichstraße, schwebte – verborgen hinter seinem Kokon – durch den Burger King und durch das Sony Center. Und immer wieder sang er sein Lied, in einem Ton, den kein Mensch hören konnte.
Er wunderte sich nur ein wenig, dass sich alle rings um ihn bewegten, in einem Rhythmus, den er nicht verstand. Sie krümmten sich, und sie sangen alle »Nana nana nana«, beugten sich nach vorne und sprangen in die Höhe.
Es war ein Hit für sie, ein ganz spezieller, und er wurde ihnen von Horxel direkt auf die Synapsen gebrannt, Neurone für Neurone. Und er fühlte sich im Recht: Wenn ihm die Erwachsenen verboten, cool herumzulaufen, und er wie ein blöder Mensch aussehen musste, dann sollten die Menschen wenigstens nach seiner Pfeife tanzen!