Mir sagt der Name E.T.A. Hoffmann selbstverständlich seit vielen Jahren etwas. Der Autor gilt als einer der frühen deutschsprachigen Schriftsteller, die sich mit phantastischen Themen beschäftigten. Dass er mit »Das Fräulein von Scuderi« einen der ersten deutschsprachigen Krimis geschrieben hat, war mir nicht bekannt. Und so las ich endlich mal die Novelle, die als schicke Hardcover-Ausgabe in einem handlichen Format bei Reclam erschienen ist.
Sie entstand 1819. Es ist – wenn man möchte – eine historische Geschichte: Sie spielt in Paris, im Jahr 1680 und am Hof von Ludwig XIV. Der König selbst, seine Mätresse und auch die titelgebende Dame gab es tatsächlich, und vieles von den Hintergründen der Geschichte basiert auf historischen Tatsachen. Der eigentliche Fall aber ist frei erfunden. Damit schrieb Hoffmann quasi den ersten historischen Krimi.
Wie es damals durchaus üblich war, wird die Geschichte sehr verschlungen erzählt. Zuerst stellt Hoffmann nämlich eine historische Phase der französischen Geschichte dar, in der es zu zahlreichen Giftmorden kam. Nachdem diese Mordserie aufgehört hat, gibt es auf einmal Morde an wohlhabenden Bürgern, die erstochen werden und denen man den Schmuck raubt.
Als ein bekannter Goldschmied zum Opfer wird, hat man schnell einen Schuldigen ausgemacht: seinen Lehrling. Doch Madame von Scuderi lässt sich überzeugen, dass er unschuldig ist, und will ihn vor Folter und Hinrichtung bewahren ...
Ich tat mich mit dem Text bei seiner Lektüre sehr schwer. Hoffmann lässt seine Figuren zwar in Dialogen miteinander sprechen, doch diese sind extrem langwierig und voller Formulierungen, die ich heute als umständlich empfinde. Zudem verzichtet er häufig auf Absätze, auch an Stellen, wo ich sie immer setzen würde – das führt dazu, dass man vier oder fünf Buchseiten lang keinen einzigen Absatz hat, der den Text gliedert.
Bereut habe ich es nicht, dass ich die Novelle las, auch wenn ich vergleichsweise lang dafür brauchte. Die Erzählweise ist ungewohnt, die Lösung des Kriminalfalls nach heutigen Maßstäben extrem schlicht. Trotzdem entfaltet die Geschichte nach einigen Schwierigkeiten eine Faszination, der ich mich nicht entziehen konnte. Interessant!
Zu »Das Fräulein von Scuderi« gibt es in der Wikipedia einen aufschlussreichen und informativen Artikel, der vor allem auch eine Inhaltsangabe liefert.
AntwortenLöschenHier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Fr%C3%A4ulein_von_Scuderi
Ich habe die schöne Jubiläumsausgabe gelesen, die der Reclam-Verlag veröffentlicht hat und die es auch immer noch gibt. Hier kann man sie sich anschauen:
https://www.reclam.de/detail/978-3-15-011401-8/Hoffmann__E_T_A_/Das_Fraeulein_von_Scuderi