Ende des 19. Jahrhunderts, die sogenannte Belle Époque: Frankreich ist eine der führenden Nationen der Welt. Die Industrie blüht, die Wirtschaft wächst, es entstehen neue Kunstrichtungen. Und nach wie vor haben die Männer das Sagen, während die Frauen im Hintergrund stehen und häufig verachtet werden. Das ist der Ausgangspunkt für den spannenden Comic »Herbst an der Bucht der Somme«, der den Geist dieser Zeit hervorragend aufgreift.
Die Geschichte beginnt mit einem Mord. Ein toter Industrieller wird auf seinem Schiff gefunden, das in der Bucht der Somme ankert. Ein Polizist aus Paris beginnt mit seinen Ermittlungen, die nicht von allen gleichermaßen geschätzt werden. Der Industrielle hat, wie es scheint, im Leben alles richtig gemacht – sogar die Arbeiter schätzen ihn. Und doch hat ihn jemand brutal umgebracht. Der Polizist beginnt zu graben, und seine Forschungen führen ihn sowohl in die höchsten Kreise der Industrie als auch in die Armenviertel des rasant wachsenden Paris …
Philippe Pelaez als Autor der Geschichte vermittelt den Zeitgeist der Belle Époque sehr glaubhaft. Die sich entwickelnde Gesellschaft mit all ihren Schattenseiten dient ihm als Kulisse für eine spannende Geschichte mit ungewöhnlichen Wendungen. Er zeigt Arbeiter und Prostituierte, den Wohlstand der Oberklasse und das Elend der Armen. Vor allem gibt es Einblicke in das Paris jener Zeit – der Montmartre wird von ihm als Armenviertel gezeichnet, in dem eben noch einige Windmühlen stehen. Immer wieder stellt er die Rolle der Frauen jener Zeit heraus: Sie waren noch weitgehend rechtlos, wollten sich damit aber immer weniger abfinden.
Der Comic wäre aber nichts ohne die beeindruckenden Bilder, die Alexis Chabert beisteuert. Seine Darstellung der Belle Époque ist von den Künstlern jener Zeit beeinflusst. Er zeigt die Straßen von Paris, die schicken Innenräume und die Arbeiterquartiere in einer Farbenpracht und Detailverliebtheit, die ich richtig stark fand. Seine Bilder laden dazu ein, den Comic nach der ersten Lektüre gleich noch ein zweites und drittes Mal zu lesen.
Am Ende bleibt ein Fazit: »Herbst an der Bucht der Somme« ist ein knackiger Krimi mit einer sehr spannenden Handlung, der mit seiner starken Illustration vollends überzeugt. (Erschienen ist er bei Splitter.) Toll!
Wer mehr über den tollen Comic »Herbst an der Bucht der Somme« wissen möchte, schaue sich die Internet-Seite des Splitter-Verlags und dort dann die Leseprobe an.
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