Die Orgelfabrik ist ein altes Gebäude in Durlach, dem ehrwürdigen Stadtteil von Karlsruhe, dessen Straßen manchmal wirklich so aussehen, als sei die Zeit stehengeblieben. In der Orgelfabrik erlebte ich im Verlauf der Jahre immer mal wieder Kabarettisten, die auf der Bühne vor einem kleinen Publikum spielten – diesmal aber sah ich mir ein Theaterstück an.
»Rien ne va plus« basiert auf »Der Spieler«, einem schon klassischen Roman von Fjodor M. Dostojewski, den ich allerdings nie gelesen habe. Ich kann also nicht sagen, inwiefern die Personen auf der Bühne den Stoff umgesetzt haben. Letztlich wurde ja auch nicht das Original auf der Bühne aufgeführt, sondern eine bearbeitete Version.
Die Geschichte der russischen Spieler, die in einer nicht näher benannten Stadt in Westeuropa gestrandet sind und dort ihr letztes Geld im Roulette verplempern, wurde in der Orgelfabrik für meine Begriffe sehr gelungen gezeigt. Das Bühnenbild ist einfach – einige Tische und Sitzgelegenheiten –, die Räumlichkeiten sind sehr schlicht, aber auf ihre Art genial: eine alte Industrieoptik eben, mit allen Schrammen, die es in den Wänden und an der Decke gibt.
Gelungen fand ich zudem die Tatsache, dass Dostojewski selbst als Rolle in dem Stück vertreten ist. Der Schriftsteller muss seinen Roman in kurzer Zeit zu Ende bringen, er schreibt »auf dem letzten Drücker«, und er kämpft ebenso mit seiner Spielsucht und dem Druck, der auf ihm lastet. Das war zeitweise durchaus amüsant, am Ende aber doch sehr tragisch.
»Rien ne va plus« ist kein lustiges Theaterstück, sondern eine Tragikomödie, die ich sehr unterhaltsam fand und über die man hinterher noch ein wenig diskutieren konnte. Die Orgelfabrik als Kulisse bot sich dafür wunderbar an – ich nahm mir vor, wieder öfter zu Veranstaltungen nach Durlach zu fahren.
Wer sich für das Stück »Rien ne va plus« interessiert, gehe am besten auf die Seite der Orgelfabrik, auf der es weitere Informationen gibt.
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