Ende 1987 überquerte ich die Grenze zwischen Algerien und Niger, und danach hielt ich mich in Niger auf. Ich war einige Tage in Arlit, dann fuhr ich über Agadez und das weite Land dazwischen bis nach Niamey, wo ich mich einige Tage lang aufhielt. Ich bewegte mich zu Fuß und mit meinem klapprigen Fahrrad durch die Stadt, lernte so die einzelnen Viertel kennen, redete mit Einheimischen und Entwicklungshelfern, mit Journalisten und »einfachen Leuten«, die am Straßenrand Getränke oder Essen verkauften.
Die meisten Menschen in Niger waren arm, die sozialen Gegensätze traten offensichtlich zutage. Polizei und Militär waren oft zu sehen, und niemand schien sie als positive Kräfte wahrzunehmen. Trotzdem war die Situation in dem Land nicht so angespannt wie in Burkina Faso, wohin ich Mitte Januar 1988 weiterreiste; dort hatte kurz zuvor ein Militärputsch stattgefunden.
Ich erinnere mich oft an diese Tage und Wochen, wenn ich derzeit die Nachrichten verfolge und aus der Ferne mitbekomme, wie sich die Situation in Westafrika wieder verändert. Nachdem es einige Zeit lang so aussah, als würden die Länder stabil werden und die Demokratie zu einer Aufbruchstimmung führen, rückt in mehreren Ländern wieder das Militär an die Macht; zuletzt in Niger.
Es gibt genügend Gründe, warum die Menschen in Westafrika sich von den »westlichen« Nationen abwenden und vor allem von Frankreich enttäuscht sind. Dazu gibt es viele schlaue Bücher, dazu brauche ich nicht viel zu sagen – ich bin kein politischer Experte für diese Weltregion. Aber sehe ich die aktuelle Entwicklung, finde ich sie sehr traurig.
Ich habe damals viel mit den Leuten geredet. Sie wollten Demokratie und Wohlstand – klar wollten sie beides –, sie wollten eine Zukunft für sich und ihre Familien, sie träumten von einem besseren Leben. Das werden sie von den neuen Militärherrschern wohl kaum erhalten …
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