Ich weiß nicht, wie lange der Roman »Die Differenz-Maschine« bei mir daheim schon herumlag. Immer wieder versackte er in einem anderen Stapel ungelesener Bücher – dabei handelt es sich um einen Klassiker des Steampunk, um einen der phantastischen Romane also, die man unbedingt gelesen haben sollte. An einem verlängerten Wochenende, an dem ich eh nicht viel machen konnte, nahm ich mir das Gemeinschaftswerk von William Gibson und Bruce Sterling vor und schmökerte es mit wachsender Freude durch.
Die Geschichte spielt 1855 und in London. Die Welt hat sich völlig anders entwickelt, als wir sie kennen. Mithilfe von einfachen Computern kann man schon allerlei berechnen, Lochkarten beherrschen offensichtlich die Welt, Informationen werden auf neuartige Weise gespeichert und verbreitet. Dazu kommen politische Spannungen und allerlei Querelen in den Straßen von London.
Mir gefiel die Darstellung der pseudohistorischen Welt. Die Figuren bewegen sich in einem London, das sich in vielem so »anfühlt« wie das London aus den Charles-Dickens-Romanen: dreckig, voller Nebel und durchaus anstrengend. Dazu kommen aber die technischen Neuerungen, die glaubhaft eingesetzt werden, was dazu fühlt, dass sich die geschilderte Welt sehr phantastisch anfühlt.
Und klar: Das ist kein kompletter Weltenbau.
Die Handlung konzentriert sich auf London, sie spiegelt ein wenig die Ereignisse in der restlichen »weißen Welt«. Andere Kontinente oder Völker anderer Hautfarbe spielen keine Rolle. Das liest sich heute vielleicht seltsam, passt aber zur Zeit, in der die Briten mit ihrem Weltreich die halbe Erde beherrschten. (Ob und wie sich das in so einem Parallelwelt hätte anders widerspiegeln müssen, ist dabei eine spannende Frage.)
Manche Anspielung habe ich sicher nicht verstanden. Weder bin ich ein Experte für die früheste Entwicklung mechanischer Maschinen, noch kenne ich mich mit britischer Geschichte richtig gut aus. Das störte mich aber nur am Rand; sicher wäre das Vergnügen bei der Lektüre größer gewesen, hätte ich solche Details richtig einordnen können. Aber man kann ja nicht alles haben …
Es gibt reichlich Action, es gibt viele Geheimnisse, die zugeordnet werden müssen, Banditen ziehen plündernd durch London, Computer werden mächtiger, und tapfere Männer kämpfen sich durch Schlick und Dreck voran. Überhaupt wird in dem Roman der Gestank in den Straßen der Metropole häufig thematisiert – das ist sicher nicht nicht jedermanns Geschmack.
Ernsthaft: Mir hat »Die Differenzmaschine« große Freude bereitet. Ob das nun ein großer Klassiker des Steampunk ist oder nicht, bleibt dabei ziemlich gleichgültig. Ein spannender Roman in einer phantastischen Welt, die ihresgleichen sucht, ist er allemal.
Wer mehr über den Inhalt des Romans »Die Differenzmaschine« wissen möchte, kann sich in einem ausführlichen Artikel in der Wikipedia schlau machen.
AntwortenLöschenHier ist der Link dazu:
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Differenzmaschine