Man kann einiges an Kritik gegen die sogenannte Letzte Generation zum Ausdruck bringen. Man kann die Mitglieder der Organisation seltsam finden, man kann ihre Methoden ablehnen, man kann generell darüber diskutieren, ob das, was sie tun, wirklich so sinnvoll ist. Auch im Angesicht der drohenden Klimakatastrophe kann man differenziert über Mittel und Wege diskutieren, die großen Probleme zu lösen – und ebenso sicher ist die Letzte Generation nicht die Gruppierung, die das Maß aller Dinge ist.
Was sie allerdings auch nicht ist: eine Gruppierung, die ihre Ziele mit Gewalt durchsetzen möchte. Klar kann man das Herumsitzen auf Straßen als eine Art von Gewalt betrachten, aber man verharmlost die echte Gewalt. Und Begriffe wie »Terror« sind indiskutabel.
»Straßenterror« ist, wenn Leute mit Knüppeln durch die Straßen ziehen und Andersdenken und Andersaussehende rücksichtslos krankenhausreif oder gleich tot prügeln. Wer sich auf der Straße festklebt, begeht meinetwegen Nötigung oder einen Eingriff in den Straßenverkehr – dafür gibt es ja eindeutige Gesetze –, ist aber meilenweit entfernt von jeglichem Terrorbegriff.
Mir kommt die ganze Diskussion derzeit vor, wie der hysterische Kampf alter Leute gegen die Jungen. Alte Leute wie ich, die seit Jahr und Tag ihre Benzinkutschen über die Straßen rollen lassen, fühlen sich von jungen Leuten herausgefordert, die ihnen klarmachen, dass es ihrer Ansicht nach so nicht weitergehen kann. Wer heute 50 oder 60 Jahre alt ist, wird die Auswirkungen der Klimakatastrophe vielleicht noch miterleben, hofft aber schlicht darauf, das Meiste nicht mehr mitzubekommen.
Das klingt zynisch, ich weiß, aber so sieht es aus. Die Ängste vor allem junger Menschen vor der drohenden Katastrophe muss man ernstnehmen. Indem man aber die Letzte Generation in die Nähe von Terroristen rückt, macht man jegliche ernsthafte Diskussion zu diesen Themen kaputt. Das ist – so denke ich – allerdings beabsichtigt.
Wer das radikale Vorgehen gegen die Letzte Generation und ihre Angehörigen abfeiert, sollte dann halt so ehrlich sein und sagen: »Mir doch egal, was nach meinem Ende mit der Erde passiert.« Ob und wie diese Person dann ihr Verhalten betrachtet – vielleicht auch als kriminell? –, kann ich wiederum nicht bewerten. Das muss jeder Mensch selbst tun.
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