Zu Beginn des 19. Jahrhunderts: Frankreich verkaufte die riesigen Ländereien seiner Kolonie Louisiana – im Prinzip das Zentrum der heutigen Vereinigten Staaten – an die jungen USA. Die Bewohner dieser Region wurden nicht gefragt, diese nahm man nicht einmal ernst. Auf einen Schlag verdoppelte sich die Fläche des neuen amerikanischen Staatenbundes.
Vor dem Hintergrund dieser historischen Entwicklung erzählt Patrick Prugne seine Geschichte in »Frenchman«, einem dicken Graphic-Novel-Band. Auch wenn der Comic in der Region spielt, in der üblicherweise Western angesiedelt werden, ist er damit nicht vergleichbar. Im Prinzip handelt es sich um ein sauber recherchiertes historisches Abenteuer vor einer grandiosen Kulisse.
Kurz zusammengefasst: Ein junger Bauernsohn aus der Normandie wird in dem nun amerikanischen Gebiet als »Frenchman« zu einem Waldläufer. Er wird in Konflikte verwickelt und reist an der Seite eines erfahrenen Trappers durch die Gegend. Die beiden stoßen auf Indianer vom Volk der Pawnees und erreichen irgendwann die spätere Metropole St. Louis, zu dieser Zeit nur eine Siedlung aus Holzhäusern.
Eindrucksvoll ist die Grafik: Während die Geschichte von »Frenchman« zumeist ruhig verläuft, um dann auf einmal explosionsartig in Gewalt umzuschlagen, sind die Bilder einfach großartig. Prugne hat einen Stil, der feine Linien mit einer Farbgebung verbindet, die ich als Aquarell betrachten würde. Seine Farben sind blass, aber sie strahlen auf ihre Weise trotzdem.
Die tiefen Wälder, die Pawnee-Krieger, das Wild und die Natur, die normannische Heimat und die hohe See – das alles gestaltet Prugne in starken Bildern, von denen jedes für sich ein kleines Kunstwerk ist. Es lohnt sich in diesem Fall wirklich, das Album ein zweites Mal durchzublättern. Auch den Anhang finde ich spannend: Er zeigt Skizzen und weitere Bilder, allerlei Studien des Künstlers, mit denen er demonstriert, wie er sich die Welt der ehemals französischen Kolonie erschloss.
»Frenchman« ist ein starker Comic, obwohl er so still und ruhig daherkommt. Er ist zugleich eines der Bücher, die man gern ein zweites und drittes Mal zur Hand nimmt. (Erschienen beim Splitter-Verlag. Ich empfehle, die Leseprobe zu betrachten.)
Weitere Informationen zu »Frenchman«, darunter eine Leseprobe, gibt es auf der Internet-Seite des Splitter-Verlages.
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