Alle paar Jahre wird das Subgenre des Steampunk als »das neue große Ding« aufgerufen, um dann doch wieder nicht die »breite Masse« zu erreichen. Ich mag Steampunk, und ich kann mich vor allem immer wieder über Comics freuen, in der die Technik eines Steampunk-Universums besonders gut gezeigt werden kann. Zuletzt las ich »Captain Swing und die elektrischen Piraten von Cindery Island«; die Miniserie erschien in einem schönen Paperback-Band im Dantes-Verlag.
Grundlage ist eine aus vier Heften bestehende Miniserie mit dem Titel »Captain Swing and the Pirates of Cindery Island«. Erzählt wird aus der Sicht eines Londoner Polizisten, der im Jahr 1830 mit ungewöhnlichen Dingen konfrontiert wird: Er sieht ein fliegendes Schiff, das am Nachthimmel kreuzt, und er verfolgt einen Mann, der offensichtlich Sprungfedern in seinen Stiefeln trägt und sich damit in riesenhaften Sprüngen vorwärtsbewegen kann. Am Ende gelangt er auf das fliegende Schiff, und sein Weltbild verändert sich völlig.
Der Polizist lernt die Welt des Captain Swing kennen, erfährt von der wunderbaren Kraft der Elektrizität und den Gegnern, die Captain Swing und seine fröhlichen Piraten haben. Im Rahmen einer turbulenten Geschichte kommt er sogar zu der Flussinsel, auf der die Piraten ihren Stützpunkt unterhalten, und am Ende zieht er mit einer Mission von dannen …
Warren Ellis ist der Autor der Geschichte, die ich grell und bunt erzählt fand. Sie spielt bewusst mit knalligen Dialogen und schrägen Figuren. Dabei versucht Ellis nicht einmal ansatzweise, die Geschichte intellektuell mit Bedeutung aufzuladen; sie ist rasant, aber alles andere als intellektuell, und soll halt gut unterhalten.
Die Aufladung findet eher durch die historisierenden Seiten statt, die den zeitgeschichtlichen Hintergrund für den Roman erläutern. Diese Seiten nehmen Tempo aus der Geschichte und ergänzen sie zugleich; sie binden technische Zeichnungen des 19. Jahrhunderts mit ein. Damit bilden sie ein Bindeglied zwischen der Geschichte und den Zeichnungen.
Für diese zeichnet Raulo Cáceres verantwortlich. Seine Bilder sind realitätsnah und geradezu rabiat. Blut und Gedärme spritzen, die nächtlichen Ansichten von London oder das Piratenschiff sind in geradezu aggressivem Stil gezeichnet. Es hat seinen eigenen Charme – aber es ist mir manchmal zu derb. Aber natürlich passt es zum generell rabiaten Stil des gesamten Comic-Bandes.
»Captain Swing und die elektrischen Piraten von Cindery Island« hat mich sehr gut unterhalten, die Geschichte ist ungewöhnlich und hat vor allem einen krassen Gesamtcharakter aufzuweisen. Man sollte für diesen Comic allerdings wohl schon ein Fan von Warren Ellis sein …
Auf der Internet-Seite des Dantes-Verlages gibt es einige Informationen zu Captain Swing und seinen Gesellen, darunter auch eine Leseprobe. Hier:
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