06 Juli 2021

80er-Jahre-Verkaufstaktiken

Irgendwann in den späten 80er-Jahren, das »Z« in Filderstadt-Bernhausen. Das Punk-Konzert löste sich in Partystimmung auf. Heidi, eine aufgeweckte Punkette, hielt mich für einen schlechten Fanzine-Verkäufer und lachte mich aus.

»So kriegst du deine Hefte nicht los«, meinte sie, während ich noch versuchte, einige aktuelle ENPUNKT-Hefte zum Killerpreis von einer Mark an den Mann oder an die Frau zu bringen. »Gib mir mal einen Packen ab.«

Ich willigte ein, drückte ihr einige Hefte in die Finger, und sie zog allein los. Sie sprach die Leute direkt an: »Kauf mir ein Heft ab, sonst verprügelt er mich wieder.« Oder: »Kauf mir ein Heft ab, sonst schickt er mich wieder auf den Strich.«

Es gab viel Gelächter, sie verkaufte einige Hefte, ich gab ihr ein Bier aus, und der Abend endete sehr fröhlich. Eine schöne Erinnerung!

Das war in den 80er-Jahren, alle verstanden das als mehr oder weniger gelungenen Spaß. Es waren ja auch keine »szenefremden« Leute anwesend. In den 90er-Jahren hätte man mir für diese Verfehlung, die in Filderstadt begangen worden war, dann ein Strafplenum in Karlsruhe aufgebrummt.

In den Nuller-Jahren waren alle so ironisch, und niemand hätte das auch nur ansatzweise witzig gefunden. Und heute bekäme ich einen massiven Shitstorm bei Twitter. So ändern sich die Zeiten …

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