Eigentlich hat sich der Splitter-Verlag in den ersten Jahren seiner Existenz vor allem einen Namen als Spezialist für Science Fiction und Fantasy erworben. Durch andere Unterhaltungs-Genres hat der Verlag seine Bandbreite vergrößert; mit »Liebe auf Iranisch« kam vor einiger Zeit eine Sammlung von Comic-Reportagen hinzu. Angesichts der Tatsache, dass der Iran immer wieder im Zentrum des Interesses steht, ist das ein Comic, der unter politischen Gesichtspunkten ebenso zu bewerten ist wie unter optisch-inhaltlichen.
Die Reportagen zeigen Menschen, die versuchen, trotz aller Schwierigkeiten ihr Leben zu führen. Sie erzählen von ihrem Leben und ihrer Liebe, sie reden nicht von ihren politischen Meinungen oder ihrem Verhältnis zur Islamischen Republik. Wie hat man sich als Westeuropäer denn vorzustellen, in einem Land zu leben, in dem augenscheinlich vor allem private Dinge stark reglementiert werden?
Die Fragen werden von Jean Deuxard gestellt; unter diesem Namen sind die Texte dieses ungewöhnlichen Comics veröffentlicht worden. Und das ist auch der Name, den sich ein Journalisten-Duo gegeben hat. Die beiden sind ein Mann und eine Frau, die auch im wirklichen Leben ein Paar sind und die als Eheleute durch den Iran reisen. In ihren Texten bleiben sie anonym, auch alle Begegnungen werden anonymisiert, damit die Menschen geschützt werden, die sie in ihren Reportagen vorstellen.
In »Liebe auf Iranisch« gelingt das sehr gut. Die einfühlsamen Reportagen sind textlich eher schlicht, aber sehr intensiv. Die Dialoge präsentieren Menschen mit ihren Problemen, die Journalisten bleiben angenehm im Hintergrund und kommentieren nicht. Sie erläutern höchstens die Hintergründe für manches Verhalten der Figuren, das sich ein »Westler« womöglich kaum erklären kann.
Ohne Zac Deloupy, den Zeichner, würde der Comic allerdings kaum funktionieren. Die Zeichnungen des Illustrators sind ebenso zurückhaltend wie die Texte. Details werden hervorgehoben, Hintergründe verschwimmen meist. Menschen sind das zentrale Thema, also auch in den Bildern, doch kulturelle Eigenschaften des Iran werden immer wieder nach vorne geschoben.
Dadurch ergibt sich eine gelungene Einheit aus Bild und Text, die eine solche Comic-Reportage auch für solche Menschen interessant macht, die sonst mit Bildgeschichten wenig anfangen können. Wer sich mit dem Iran noch nie beschäftigt hat, bekommt hier wichtige Einblicke. Wer sich ein wenig auskennt, erfährt sicher nichts grundsätzliches Neues, das aber in interessanten Bildern und Reportagen.
Ein starkes Buch, ein inhaltlich auch wichtiges Buch!
Weitere Informationen zu »Liebe auf iranisch« sowie eine Leseprobe gibt es auf der Internet-Seite des Splitter-Verlages. Hier:
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