31 August 2020

Mein Phantastik-Haiku

Warum wir in Wolfenbüttel auf einmal den Gedanken hatten, unbedingt Haikus zu phantastischen Themen schreiben zu wollen, weiß ich gar nicht. Ich schrieb tatsächlich mehrere davon, weil ich die Übung sehr witzig fand.

Damit das nicht komplett untergeht, möchte ich hier und heute meinen Phantastik-Haiku präsentieren: Wie beschreibe ich meine Gedanken an Phantastik in fünf, sieben und fünf Silben?

Ich mag diesen kurzen Text sehr, kein Witz! Und hoffe, dass man mein Gekrakel lesen kann ...

Südamerikanischer Sound mit Punk-Wurzeln

Nachdem ich im Sommer 2019 die argentinische Band Kumbia Queers in Karlsruhe gesehen hatte, kaufte ich mir gleich mehrere CDs. Die Musik war live sehr energiegeladen, auf Platte brauchte ich aber manchmal zwei Anläufe oder gar drei, bis ich sie mir beim Autofahren gut anhören konnte. Die Band ist live klasse, auf Platte fehlt einfach die Stimmung, die von der Bühne ins Publikum geschleudert wird und dann von dort zurückschwappt.

Die aktuelle Platte, die ich mir kaufte, trägt den schönen Titel »La Oscuridad Bailable«, erschien als CD in einer hübschen Papphülle und enthält zehn Stücke. Wer der spanischen Sprache mächtig ist, kann sich die Texte der Band auch anhand der abgedruckten Zeilen erschließen – bei mir scheitert es dann doch.

Aber mal ernsthaft: Das hat alles echt Charme.

Wenn aus dem alten Dead Kennedys-Stück »California Uber Alles«, das nach wie vor eine großartige Pogo-Nummer ist, das verschleppt klingende »Viral« wird, ist das eine Verneigung der Ex-Punketten vor ihrem großen Vorbild und gleichzeitig eine kulturelle Aneignung: Eine Gruppe südamerikanischer Frauen greift ein Lied auf, das eine Gruppe nordamerikanischer Männer vor einigen Jahrzehnten aufgenommen hat, und macht ihr eigenes Ding daraus.

Ich bin kein Experte für Cumbia-Sound, habe in jenem Jahr diesen Sound zum ersten Mal live gesehen und ansonsten einiges via YouTube und Bandcamp angehört. Mir scheint aber, dass bei den Kumbia Queers die Orgel noch stärker quäkt als bei den anderen. Der Rhythmus der Stücke ist oftmals zäh, er wirkt verschleppt, um dann auf einmal zu explodieren und so richtig hektisch zu werden. Das ist denn die Hüpfmusik, die von der Band live gezeigt wurde.

Die Platte ist gut, streckenweise sehr gut. Ich kann mir sie immer wieder anhören, nicht an jedem Tag und nicht zu jeder Gelegenheit. Aber als modernen Einstieg in das Universum der Kumbia Queers ist sie super!

29 August 2020

Das Jahr 2020 im Seminar

Der Titel des diesjährigen Seminars in Wolfenbüttel ist in mancherlei Hinsicht vielsagend: »Das Jahr 2020 – wie es sein könnte.« Als wir den Titel festlegten, dachte niemand auch nur entfernt an eine Pandemie, und das Wort Corona bezog ich ausschließlich auf die Sonne. Unser Schwerpunkt ist diesmal so etwas wie »kontrafaktische Historie« oder eben Alternativwelten-

Wir machen diesmal vergleichsweise viele Vorträge in diesem Wochenende. Am Freitag hielt ich einen kleinen, eher improvisierten Einführungsvortrag zum Thema Alternativwelten: Seit wann gibt es diese Literaturrichtung, welche wichtigen Romane und Themengruppen gibt es eigentlich? Am Samstagmorgen ergänzte ich das Ganze durch einen kleinen Vortrag zu drei wichtigen Science-Fiction-Romanen, die von der Prämisse ausgehen, dass die Deutschen den Zweiten Weltkrieg gewonnen haben.

Kathrin Lange erzählte am Samstagmittag in einem Vortrag, wie sie einen ihrer aktuellen Romane – ein Fantasy-Jugendbuch – konzipiert hatte. Das zeigte den Autorinnen und Autoren dann auch, welche Richtungen sie beim Weltenbau und bei der Figurenfindung einschlagen konnten. Und am Abend ergänzte die Autorin ihre heutige Präsenz durch eine Einführung in das Autoren-Schreibprogramm Papryus.

28 August 2020

Wolfenbüttel mit Maske

Ich bin schon sehr lange als Dozent an der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel tätig. Dieses Jahr werden es sage und schreibe 25 Jahre; das ist für mich selbst sehr überraschend und macht mich auch stolz. Doch bei dem Seminar, das am heutigen Freitag angefangen hat, ist sehr vieles anders als sonst.

Der Grund liegt auf der Hand: Wegen Corona gelten einige andere Regeln. Überall im Haus sind Möglichkeiten vorhanden, sich die Hände zu desinfizieren. Im Seminar sitzen die Dozenten und die teilnehmenden Autorinnen und Autoren weit voneinander entfernt und an Einzeltischen. Wir lüften, wir sitzen aber ohnehin bei offenen Fenstern da.

Beim Essen gelten ebenfalls besondere Regeln, die ich hier nicht im Detail auflisten will. Man gibt sich allergrößte Mühe, dass die Hygieneregeln so genau umgesetzt werden wie möglich. Das lässt sich gut machen – das Gebäude ist recht groß, und wir sind diesmal nicht so viele Leute wie bei anderen Gelegenheiten. Man kann sich also auch gut aus dem Weg gehen.

Das Seminar im Mai fiel aus, das war richtig so. Das Seminar im August findet nun statt, das ist auch richtig so. Wir versuchen, irgendwie mit dem Virus umzugehen. Und wenn das heißt, dass man mit Masken und mit genügend Abstand miteinander kommuniziert, dann ist das eben so.

27 August 2020

Die diesjährige Buchmesse in Frankfurt

Ich beobachte seit Wochen mit großem Interesse, wie sich die Frankfurter Buchmesse zu retten versucht. Das meine ich ohne jegliche Ironie: Ich liebe die Frankfurter Buchmesse, und ich bedauere es sehr, dass ich sie in diesem Jahr nicht besuchen werde – seit den 80er-Jahren fahre ich auf die Messe, und sie zählt seit damals zu den jährlichen Höhepunkten.

2020 war irgendwann klar, dass alles anders wird. Ich kann mir angesichts der Corona-Entwicklung nach wie vor nicht vorstellen, mich durch Messehallen zu drängen, egal, wie gut oder wie schlecht das Sicherheitskonzept sein mag. Ich fahre auf gar keinen Fall zur Buchmesse, das ist klar. Aber natürlich würde ich mir wünschen, es würde sie weiterhin geben.

Wie es aussieht, bin ich nicht der einzige, der so skeptisch ist. In den Branchenblättern spricht man davon, dass sich 750 Aussteller angemeldet haben. Das ist ein Zehntel der bisherigen Zahl. Wie viele Besucher kommen werden – oder überhaupt auch kommen dürfen –, weiß offenbar noch keiner so richtig.

Vielleicht bleiben die Hallen bei so wenigen Ausstellern sehr geräumig und vor allem auch recht leer. Vielleicht wird es für die Menschen, die im Oktober nach Frankfurt fahren, eine berauschende und beglückende Veranstaltung. Ich würde es mir wünschen – trotz aller Befürchtungen, die ich hege.

26 August 2020

Montalbano und Riccardino

Die Romane des italienischen Schriftstellers Andrea Camilleri habe ich immer gern gelesen. Von seinen populären Krimis um den Commissario Montalbano kenne ich etwa zehn Stück; darüber hinaus habe ich von dem Autor historische Romane, einen Briefroman, Kurzgeschichten und den einen oder anderen unabhängigen Krimi gelesen. 

Camilleri, der im Juli 2019 gestorben ist – er wurde 93 Jahre alt –, schrieb gern über seine sizilianische Heimat und kritisierte die politische Situation seines Landes. Er sparte auch nicht an Angriffen auf die Mafia oder die katholische Kirche, zumeist mit einem schönen Humor verbunden.

Schon vor vielen Jahren hatte der Autor angekündigt, er wollte den abschließenden Montalbano-Roman erst veröffentlichen lassen, nachdem er selbst verstorben ist. Konsequenterweise schrieb er das Werk schon in den Nuller-Jahren, überarbeitete es in den Zehner-Jahren und ließ es bei seinem Verlag liegen. Im Juli ist »Riccardino« nun bei Sellerio Editore Palermo veröffentlicht worden.

Ich vermute, dass man sich in Köln bei Bastei-Lübbe schon darauf freut, die deutsche Version zu veröffentlichen. Und ich freue mich darauf, diese dann lesen zu können. Auf dieses abschließende Werk des Autors bin ich sehr gespannt!

Lesenswerte Sammlung starker Texte

Er war ein streitbarer Autor, meinungsstark und zugleich voller Humor: Martin Büsser schrieb seit den späten 80er-Jahren bis zu seinem frühen Tod im Jahr 2010 zahlreiche Texte über Musik. In dem Sammelband »Für immer in Pop« werden viele dieser Texte noch einmal zusammengefasst. Damit ergibt sich ein Reigen starker Texte aus zwei Jahrzehnten, die verschiedene Aspekte aktueller Musik zusammenfassen.

Der Untertitel ist völlig berechtigt: »Texte, Artikel und Rezensionen aus zwei Jahrzehnten« ... Veröffentlicht wurde das Werk im Ventil-Verlag, den Büsser mitgegründet hatte und für den er in all den Jahren immer tätig war.

Fairerweise muss man vorausschicken: Wer sich mit Musik nicht auskennt oder wer Musik nur als Standardware aus dem Radio wahrnimmt, der wird mit diesem Buch seine Probleme haben. Wer aber immer mal wieder an den Rändern guckt oder sich von überraschenden Musikern oder Bands begeistern lassen kann, findet in diesem Buch viel Bestätigung und zugleich viel Neues.

Es ist in Themenbereiche gegliedert: Zuerst kommen autobiografische Texte, dann geht's um die Krise des Musikjournalismus, es folgen Beiträge über Punk im weitesten Sinne, bevor Texte zur aktuellen deutschsprachigen Musik-Szene oder dem »Fan-sein« das Buch abschließen. In diesen Texten wird also der Autor Martin Büsser vorgestellt. Diese Sammlung zeigt, wie er sich positionierte und in klaren bis scharfen Worten seinen Standpunkt präsentierte.

Bekannte Bands wir Nirvana oder Musiker wie Henry Rollins werden erwähnt, darüber hinaus aber auch unbekannte Perlen der Popkultur abgefeiert. Oft verbinden sich die Artikel mit persönlichen Entwicklungen; Büsser wuchs auf dem Land auf und wohnte in einer kleinen Großstadt, war also keiner, der sich in den Metropolen herumtrieb. Dass er nicht in der »Berliner Blase« unterwegs war, empfinde ich im Nachhinein bei der Lektüre seiner Texte als sehr positiv; damit hatte er eine gute Distanz zur aufgeregten Art mancher Popjournalisten.

Die Texte beschäftigen sich oft mit Punk und seinen Folgen; das sind dann auch die Texte, die Büsser für das Fanzine »Zap« geschrieben hat, für das ich ebenfalls mehrere Jahre lang tätig war. Ebenso widmete er sich aber dem Rechtsrock und schrieb schon früh über die patriotischen Ausfälle etwa von Xavier Naidoo.

»Für immer in Pop« ist ein echtes Lesebuch. Man kann es immer wieder in die Hand nehmen und darin blättern, mal einen Artikel lesen und es dann zur Seite legen. Für die Menschen, die Martin Büsser und seine Ansichten zu Pop mochten, ist es ein sehr gelungenes Werk.

Empfehlenswert für alle, die sich ernsthaft für Musik interessieren!

25 August 2020

Zum Fußballgucken in den Keller

In meinem Urlaub flatterte mir die aktuelle Ausgabe des OX-Fanzines ins Haus. Auf der Nummer 151 der Zeitschrift für Punkrock, Hardcore und artverwandte Klänge sind die mittlerweile auch schon alten Herren von Napalm Death zu sehen. Da passt ein alter Herr wie ich gut in den Inhalt des Magazins ...

Von mir ist in dieser Ausgabe die Folge 26 meines Fortsetzungsromans enthalten. In »Der gute Geist des Rock'n'Roll« geht es diesmal vor allem um Fußball; der Ich-Erzähler sitzt in einem Kellerlokal und will sich das Halbfinalspiel zwischen den Deutschen und den Engländern anschauen – gemeint ist die Europameisterschaft im Fußball im Sommer 1996.

Um den persönlichen Hintergrund kurz herzustellen: Ich war während dieser EM tatsächlich oft in diversen Lokalen von Karlsruhe unterwegs, um die Spiele anzuschauen. In dem genannten Kellerlokal, das natürlich ein reales Vorbild hat, habe ich allerdings nie Fußball geguckt; dort spielten in den fünfziger Jahren wirklich Jazz-Kapellen auf, und dort sah ich irgendwann auch Bands wie Razzia. Aber das ist ein anderes Thema ...

24 August 2020

Typisches Urlaubsbild

Aus der Serie »Ein Bild und seine Geschichte«

»Herr Frick, was haben Sie eigentlich im Urlaub gemacht?« Diese Frage wurde mir in diesen Tagen nicht nur einmal gestellt.

Ich eierte dann immer ein wenig herum, erzählte etwas von einer Corona-Pandemie und dass ich deshalb nicht weggefahren sei, dass wir viel Zeit auf dem heimischen Balkon verbracht hätten und dass man auch in Baden-Württemberg mit gutem Wein und gutem Essen sein Geld ausgeben kann, das man eigentlich für den Urlaub angespart hat. Aber gut, die meisten Leute verstanden das.

Trotzdem fiel mir auf, dass ich in diesem Jahr dann natürlich auch kein Urlaubsfoto hatte. Weder gab es spannende fremde Städte noch exotische Tiere zu fotografieren, Strandbilder oder sonstige Naturaufnahmen fielen zumeist ebenso flach.

Bis mir einfiel, dass man sehr wohl den heimischen Wald würdigen könnte. Manchmal hüpfen da Menschen durchs Gebüsch, schon klar. Das Bild hier zeigt mich in der Nähe der Uracher Wasserfälle, die ich nun endlich auch mal gesehen habe. (Es lohnt sich nicht sonderlich, vor allem dann nicht, wenn man als Kind einmal im Jahr an den Wasserfällen von Allerheiligen spazieren gegangen ist.)

22 August 2020

Ray Bradbury wäre hundert Jahre alt

Fragt man mich, wer mein absoluter Lieblingsautor ist, kommt eigentlich immer eine Antwort: Es ist Ray Bradbury. Seit ich seine »Mars-Chroniken« gelesen habe, fesseln mich die Kurzgeschichten, Erzählungen und Romanen dieses Schriftstellers.

Ich habe beileibe nicht alles von ihm gelesen, was hierzulande veröffentlicht worden ist. Ich kenne höchstens die Hälfte seines Werkes. Aber mich haben vor allem seine Kurzgeschichten immer wieder beeindruckt.

Ray Bradbury verstand es, phantastische Ideen in schlicht wirkenden Sätzen so zu vermitteln, dass ich sie mit Staunen las. Seine Texte spielten mit den Motiven der gesamten phantastischen Literatur, waren nicht nur Science Fiction oder nur Fantasy. Kurzgeschichtensammlungen wie »Der illustrierte Mann« nehme ich immer wieder zur Hand, »Die Mars-Chroniken« laden mich immer wieder dazu ein, das eine oder andere Kapitel zu lesen. Und jedes Mal bin ich aufs Neue davon angetan.

Ray Bradbury wäre heute hundert Jahre alt geworden. Ich habe ihn einziges Mal live erlebt: auf einem Science-Fiction-WorldCon, als er eine Rede hielt. Ohne Manuskript, voller Energie. Ich war von ihm ebenso beeindruckt wie von seinen Texten.

21 August 2020

Fasnet in Zeiten der Pandemie?

Ich kann mit der organisierten Fröhlichkeit, die sich alljährlich auf Deutschlands Straßen abspielt, ohnehin nicht viel anfangen. Ob Karneval oder Fasching, Fasnet oder sonstwas – ich fremdle damit sehr. Aber klar: Es ist das Vergnügen von vielen Menschen, und sie sollen ja ihren Spaß haben.

In Zeiten der Pandemie ist alles ein wenig anders. Offensichtlich haben einige Leute schon vergessen, dass eine Karnevalsveranstaltung in Heinsberg zu einem der ersten großen Corona-Ausbrüche geführt hat. Anders kann ich mir manche aktuelle Diskussion nicht erklären: Ernsthaft wird darüber gesprochen, wie der Karneval ab November ablaufen könnte.

Ich versuche mir das vorzustellen: Schunkeln mit einem Abstand von eineinhalb Metern? Straßenumzug mit Masken- und Hästrägern, die sich zurückhalten? Publikum, das sich auf die Abstandsregeln einlässt? Prunkveranstaltungen in geschlossenen Räumen, bei denen nicht gesungen werden darf? Es ist absurd.

Einerseits kann ich mir vorstellen, dass eine Absage des Karnevals oder der Fasnet für viele Beteiligte ein persönliches Problem ist – sie freuen sich ein Jahr lang darauf. Ebenso ist klar, dass es zu finanziellen Einbußen bei Gastwirten, Hotels und Vereinen kommt. Aber diese Einbußen haben seit März 2020 auch Sportvereine, Konzertveranstalter oder viele Gastronomen.

Fasnet in Zeiten der Pandemie halte ich für fahrlässig und gefährlich. Fasching ist eine Zeit, in der Regeln bewusst außer Kraft gesetzt werden. Warum sollte das nicht auch für die Abstands- und Hygieneregeln gelten? Eine seltsame Diskussion derzeit ...

20 August 2020

Die Überfahrt nach Yambe

Aus der Serie »Ein Bild und seine Geschichte«


Die Reise durch Tansania zum Beginn des Jahres 1998 war vom Wetter und den damit zusammenhängenden Problemen geprägt. Es regnete teilweise stark, es kam zu Erdrutschen und Überschwemmungen. Viele Ziele, die ich erreichen wollte, waren nicht zugänglich, und der Abstecher ins Landesinnere fiel kürzer aus als geplant.

Immerhin reichte es zu einem Besuch der Küstenstadt Tanga. Dort gab es eine seltsame Konfrontation mit der Polizei, aber auch viele schöne Begegnungen mit den Einheimischen; wir wohnten mitten in einem sehr einfachen Viertel in einem sehr einfachen Zimmer. Tanga erwies sich als eine Stadt, in der sich nicht so viel abspielte, die aber interessant war.

Eines Tages fuhren wir an den Strand und ließen uns von einem jungen Mann zur Insel Yambe übersetzen. Das Boot, das er benutzte, war winzig, und mir war nicht gerade wohl dabei, als ich mich auf dem hölzernen Sitz niederließ. Der Aufenthalt auf der Insel selbst war spannend; wir stromerten einige Zeit über den Strand, erklommen Felsen und gingen auch in den Wald, der das Innere der Insel bedeckte.

Ich fand Yambe auch deshalb spannend, weil mir beim Spazierengehen haufenweise Ideen für Geschichten kamen. »Auf einer solchen Insel kannst du auch einen Horror-Roman anfangen lassen«, dachte ich mir nicht nur einmal. Aber leider schrieb ich keine einzige Zeile darüber, und die vielen Ideen für Geschichten verkümmern seit Jahrzehnten auf zerknitterten Notizzetteln – falls diese überhaupt noch existieren.

19 August 2020

Klare Hausregeln

Darüber amüsierte ich mich ein wenig, als ich im beschaulichen Herrenberg unterwegs war: Im Innenhof eines Mehrfamilien- und Geschäftshauses – also eines dieser Dinger, wo vorne ein Laden und ein Frisörgeschäft sind und hinten die Wohnungen kommen – fand ich eine klar definierte Hausordnung, bestehend aus sauberen Zeichen mit ebenso sauberen Anweisungen. Da weiß jeder, wo er dran ist. 

Jemand hatte das grüne Ding mit einem schicken Aufkleber verziert. Der passte hervorragend dazu, da konnte ich nicht meckern. Und so reiht sich in Herrenberg die Antifa ein zwischen »Zelten verboten« und »Fußballspielen verboten«. Schön!

18 August 2020

Zweieinhalb Wochen Heimurlaub

Eigentlich war der Plan für die ersten Wochen der Schulferien sehr einfach: Wir fahren mit dem Auto nach Südfrankreich, quartieren uns in einem Ferienhaus in den Weinbergen der Corbières-Region ein, trinken viel Wein, essen gut, gucken uns alte Städte an. Dann düsen wir für einige Tage an den Atlantik, streifen Bordeaux und eiern über Mittelfrankreich zurück in die Heimat.

 Aber aus Gründen, die nicht weiter diskutiert werden müssen, wurde diese Tour bereits im April final gestrichen. Also war die heimische Region angesagt: Ich bummelte durch das Kraichgau und am Rand der Schwäbischen Alb herum, ich wanderte – zum ersten Mal seit Jahrzehnten! – im Schwarzwald, und ich guckte mir Städte wie Baden-Baden, Bad Urach oder Herrenberg ein wenig genauer an.

Schwimmbäder und Baggerseen wurden gemieden. Lust auf überfüllte deutsche Feriengebiete wie den Bodensee oder den Alpenrand hatte ich nicht.

Das war gar nicht schlecht. Der »boah ey«-Effekt stellte sich nicht ein: Bad Urach ist nicht so spannend wie Narbonne, denke ich. Aber gut essen und trinken kann man auch in Süddeutschland. Trotzdem werde ich jetzt nicht damit anfangen, nachträglich die aktuelle Pandemie irgendwie gutzufinden …