Manchmal bekomme ich nostalgische Anfälle, was am Alter liegen muss. Dann sehe ich mir auf Google Maps an, wo ich mich als Kind herumgetrieben habe. Was damals riesenhafte Dimensionen hatte, wirkt heute so klein. Das merke ich ebenfalls, wenn ich – selten genug! – mein Heimatdorf besuche und beispielsweise mit meiner Schwester zum Friedhof spaziere und von dort »hinten raus« auf die Felder.
Das war alles unser »Revier«. Während der Ferien tagsüber oder während der Schulzeit nachmittags waren wir Kinder der Kontrolle der Eltern entzogen. Wir gingen aus dem Haus, wir trafen uns mit Freundinnen und Freunden – Mädchen und Jungs waren insofern gleichberechtigt, dass sie alle gleichermaßen »den Arsch voll« bekamen, wenn sie mit zerrissenen Klamotten heimkamen – und streunten durch die Gegend.
Das Gelände der Lehmgrube, die heute als Landschaftsschutzgebiet Benzinger Berg bei Google Maps zu finden ist, war unser Zentrum. Wir stromerten ebenso durch die Wälder der Umgebung, bauten Hütten an Bächen und unter Bäumen, trugen unsere Konflikte mit anderen Banden aus und kamen erst Stunden später wieder heim. Wir waren oft zersaust und dreckig, hungrig und durstig sowieso – aber irgendwie glücklich.
Im Nachhinein bin ich oft fassungslos, wenn ich darüber nachdenke, wie wenig uns die Eltern beaufsichtigten. Man verließ sich wohl darauf, dass schon nichts passieren würde. Bei irgendwelchen Klettereien in Lehmgruben und Steinbrüchen, an Bächen und auf Bäumen hätte sehr wohl einiges passieren können. Aber als Kind glaubt man in gewisser Weise ja, unsterblich zu sein.
Es war mir damals sicher nicht bewusst. Aber heute weiß ich, wie dankbar ich meinen Eltern sein müsste, eine so schöne Kindheit, auf den Wiesen und in den Wäldern rings um Dietersweiler gehabt zu haben!
Unser ungewollter Gewinn war, dass unsere Eltern keine Helikopter fliegen konnten. Und uns konnte ja auch gar nichts passieren, weil wir nicht Angst vor jeder Kleinigkeit eingeimpft bekamen.
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