01 März 2020

Wenn eine Institution verschwindet ...

Ich weiß nicht, ob man mich als einen Stammgast in der Pizzeria Centrale hätte bezeichnen können. Gilt man, wenn man im Schnitt zehn Mal im Jahr in ein Restaurant kommt, als Stammgast oder nicht? Ich fühlte mich auf jeden Fall als solcher. Die »Chefs« kannten mich, wenngleich wir uns weder duzten noch sonstwie miteinander einen auf Freundschaft machten.

Als ich 1994 nach Karlsruhe zog, wohnte ich »ums Eck«, keine fünfzig Meter von der Pizzeria Centrale entfernt. Ich ging oft hin, ich aß Salate und Pizza, ich trank Bier und Wein, ich ging mit Freund_innen und Bekannten dorthin. Sogar ernsthafte Gespräche mit Autoren führte ich dort.

Ich zog mehrfach in Karlsruhe um, ich blieb ein Gast in der Pizzeria Centrale. Allerdings kam ich nicht mehr so oft dorthin. Das Essen und die Getränke mochte ich weiterhin, für mich war's das Idealbild einer »ordentlichen Pizzeria« ohne allerlei Schnickschnack. Ich sah den Sohn des Besitzers heranwachsen, sah ihn als Kind durch das Restaurant flitzen und zuletzt als Mann mit Bart – wie alle derzeit – den Laden schmeißen.

In diesem Monat schloss die Pizzeria Centrale, nach gut fünfzig Jahren. Ich werde die Pizza dort vermissen, die schlichte Atmosphäre in dem Restaurant, den ordentlichen Wein, die sympathische Atmosphäre. Ob ich nun Stammgast war oder nicht, ist dabei egal ...

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