Gelegentlich klagen Menschen in meinem sozialen Umfeld darüber, dass die »Musik von heute« so langweilig und berechenbar sei. Seit Jahren habe es keine Innovation mehr gegeben, alles stehe still, und nichts sei mehr neu und frisch. Dass das eine sehr eigene Sicht der Dinge ist, brauchen wir nicht zu diskutieren …
Aber spätestens, wenn ich mir die Platte »You Are Lost Anyway« von Excessive Visage anhöre, weiß ich, dass es originelle Musik gibt. Die klingt zwar manchmal wie in den 70er-Jahren, als man schon mal originelle Musik machte, und häufig kann ich mir das gar nicht anhören – aber insgesamt ist die schräge Mischung aus Jazz und Pop und irgendwelchen Experimenten ansprechend.
Schaue ich mir an, wie die Stücke entstehen, leuchtet mir einiges ein: Zuerst nahm die Band das Schlagzeug auf, ohne vorher komponiert zu haben, und darauf schichtete man den Bass, die Gitarre und das Keyboard, wodurch sich erst eine Komposition formte. Zuletzt schrieb man gemeinsam die Texte, die dann darüber gesungen wurde – erst am Ende wurden die Texte und die Komposition finalisiert.
Das klingt nicht nur in der Beschreibung spannend, das ist auch in der Musik spannend. Ein fiebriges Schlagzeug, eine hektische Gitarre, die manchmal sehr ätherische Stimme der Sängerin. Man kann die Musik im Auto hören, man muss sich darauf einlassen.
Wenn es poppig wird wie in »Buried in Gold«, schwingt sich die Stimme der Sängerin gewissermaßen auf das hektische Schlagzeug. Bei »Polished Eyes« zeigt die Band auch ein Gespür für Melodien. Aber Hitqualitäten im poppigen Sinn entwickelt sie nie – das ist auch sichtlich nicht das Ziel.
Auch eine Band wie Excessive Visage hat ihre Stücke auf Bandcamp eingestellt; da könnt ihr euch informieren, wie ich »You Are Lost Anyway« anhört … ungewöhnlich, finde ich! Hier:
AntwortenLöschenhttp://www.excessive-visage.de/