16 Juli 2019

Ein wichtiges Buch zu einem wichtigen Thema

Um es vorwegzunehmen: Man muss kein Wirtschaftswissenschaftler sein, um das Thema zu verstehen, um das es hier geht – ich bin ja auch keiner. Man sollte aber ein grundsätzliches Interesse an den Themen mitbringen, die unsere Welt umtreiben. In diesem Fall geht es um die Wirtschaft, um die Art und Weise also, wie Geld und Waren alle Menschen dieser Erde verbinden.

Aaron Sahr ist übrigens auch kein Wirtschaftswissenschaftler. Der Mann ist Soziologe. Und er kommt aus dieser Richtung auf sein Thema – er schreibt über den »Keystroke-Kapitalismus«, so auch der Titel seines extrem lesenswerten Sachbuches. Es geht darum, dass Banken gewissermaßen »aus dem Nichts« neues Geld erschaffen können, das letztlich nur den Reihen zugute kommt.

Was ich in den 80er-Jahren in der Schule gelernt habe, ist auch das, was die Mitglieder unserer Regierung im Kopf haben, wenn sie von der Wirtschaft und den Banken reden. Das ist aber falsch. Ich habe noch geglaubt, dass eine Bank nur dann Kredite vergeben kann, wenn sie genügend Einlagen hat. Spätestens bei der großen Krise im Jahr 2008 war mir klar, dass das nicht stimmt …

In seinem Buch zeigt Aaron Sahr, wie private Vermögen und Schulden zusammenhängen, vor allem aber, wie Banken praktisch ununterbrochen neues Geld schaffen können, ohne auf die wirkliche Ökonomie Rücksicht nehmen zu müssen. Geld wird per Tastendruck erzeugt, also mit einem »Keystroke«.

Wenn man das mal kapiert hat, macht die Lektüre des Buches allerdings noch weniger Spaß als am Anfang … Sahr legt dar, wie bei den Banken das Geld aus dem Nichts erschaffen wird, wie die Banken damit jonglieren, wie sie dafür sorgen, dass es immer mehr Geld gibt.

Er zeigt, wie sich der Kapitalismus in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat: Immer mehr Geld wird von der Finanzwirtschaft geschaffen, nicht von der eigentlichen Arbeitswelt. Dieses neue Geld konzentriert sich natürlich nicht bei den arbeitenden Menschen, sondern bei den Wohlhabenden.

Insgesamt ist das Buch »Keystroke-Kapitalismus« vor allem als Diskussionsband zu verstehen, nicht unbedingt als grundlegendes Sachbuch zu Finanzfragen. Der Autor kennt sich aus, und er liefert Gedankenanstöße. Das ist bei so einem Thema wichtig und richtig – danach kann ich als Lesender ja eh entscheiden, wie ich mich weiter verhalten möchte.

Spannend!

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