Der Platz war perfekt. Ich saß mit dem Rücken zum Restaurant, in einem Bereich, der im Verhältnis zur Straße leicht abgesenkt war, hatte von hier aus einen idealen Blick auf die Umgebung und vor allem auf die wunderschöne Kathedrale von Metz. Auch wenn ich nicht religiös war, fand ich Kathedralen immer wieder eindrucksvoll – und in Metz hatten mich vor allem die teilweise modernen Kirchenfenster beeindruckt.
Das Restaurant mit dem Namen »Le Pampre« fiel von außen nicht sonderlich auf; die Speisenfolge begeisterte mich allerdings. Ich hatte mich für ein vegetarisches Menü entschieden, trank dazu einen Chardonnay aus Beaune – man gönnt sich ja sonst nichts, also gleich einen Grand Cru –, genoss das warme Wetter und die positive Abendstimmung.
Wie es sich für ein französisches Restaurant gehörte, gab es zuerst ein bisschen Brot mit einem Aufstrich aus Olivenpampe, was sehr lecker schmeckte, und danach ein »Amuse« aus verschieden Kleinigkeiten aus der Küche. Ich mochte alles, blickte immer wieder auf die Kathedrale, die in der Spätnachmittagssonne immer heller zu glühen schien.
Meine eigentliche Vorspeise fand ich originell; ich bekam Erdbeeren auf einem Quark-Joghurt-Gemisch, eine interessante Geschmacksmixtur. Auch beim Hauptgericht wurde ich überrascht: Graupen hatte ich schon lange keine mehr gegessen, sie wurden mit Spargel serviert. Ich ließ mir jeden Bissen auf der Zunge zergehen, während ich vorbeigehenden Passanten nachschaute.
Wie so oft, wunderte ich mich an diesem Abend, wie es manche Frauen schafften, mit ewighohen und unfassbar dünnen Absätzen auf dem Kopfsteinpflaster zu gehen, ohne ständig umzustürzen. Vielleicht musste ich einfach mehr Wein trinken, um das nachvollziehen zu können.
Die Kellnerin brachte mir einen Zwischengang mit Käse. Es sei »veganer Käse« aus Frankreich, wie sie mehrfach betonte, was ich einigermaßen skurril fand: Franzosen und veganes Essen empfand ich schon als kleinen Widerspruch, und dann noch veganen Käse – aber es schmeckte toll.
Währenddessen ging langsam die Sonne unter, sie wurde rot, und unter ihrem Schein verwandelte sich auf die Außenfront der Kathedrale in ein rötliches Schimmern. Mein Nachtisch wurde serviert, eine ausgesprochen delikate Mischung aus Zitrone, Karamell und ein wenig Brot, alles sehr leicht und so lecker, dass ich nur kleinste Bissen zu mir nahm und sie auf der Zunge zergehen ließ.
Ich war anschließend zufrieden und gesättigt. Als es dunkel wurde, hing ich im Stuhl, ein seliges Lächeln im Gesicht und ein richtig tolles Essen im Bauch. Die Kathedrale wurde von außen angestrahlt, durch einige Kirchenfenster schimmerte das Licht von innen.
Irgendwann stand ich auf, um zur Unterkunft zu gehen. Mein Wille stand fest: Das würde nicht mein letzter Besuch in Metz sein, vielleicht auch nicht mein letzter Besuch bei »Le Pampre«.
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