Zum dritten oder vierten Mal ignorierte ich die Anweisungen meines Navigationssystems. Zumindest hatte ich es vor. Es wollte, dass ich eine Straße nach links nahm, um vielleicht 200 Meter zu sparen. »Das kommt davon, wenn man ›schnellste Strecke‹ eingegeben hat«, murrte ich, »da rechnet das Navi offenbar allerlei Unfug.«
Wir waren in Quimper, der kleinen Stadt in der Bretagne, und wir hatten eben den Parc de la Providence verlassen, auf dem wir in den vergangenen Tagen einige Male unser Auto abgestellt hatten. Es wurde Zeit, dass wir ins Hotel zurückfuhren.
Ich war gut darin, das Navi zu ignorieren. Manchmal hielt ich es für sinnvoll, den Anweisungen der Frauenstimme zu folgen, die aus den Lautsprechern meines Autos drang. Sie hatte mich erfolgreich in kleine Gemeinden in der Bretagne geführt, und ich war auch in Deutschland meist sehr gut damit gefahren.
Aber manche Vorschläge empfand ich als Unfug: Was sollte es bringen, vor einem Kreisverkehr in eine Seitenstraße einzubiegen, einen Berg hochzufahren und dann oben an einer größeren Straße zu landen, keine hundert Meter von der Stelle entfernt, wo ich normalerweise ohnehin herausgekommen wäre?
Ich mochte Quimper sehr, ich liebte vor allem die schöne Altstadt mit den kleinen Geschäften, der Markthalle, der entspannten Stimmung entlang des Flusses Odet. Was ich ebenso mochte, war die gute Anbindung des öffentlichen Parkplatzes an die Innenstadt.
Spontan entschloss ich mich, doch links abzubiegen. Die Straße – sie hieß Venelle du Cosquer – war nicht eng, sie war sehr eng. Sie schlängelte sich den Berg hoch. Rechts und links standen immer wieder Autos am Straßenrand, was dazu führte, dass ich mich zwischen den Autos hindurchquälen musste. Es war eine echte Anstrengung, und ich musste aufpassen, dass ich nicht ein parkendes Fahrzeug rammte.
Als ich oben ankam, blickte ich auf die Straße, die vor mir lag. Am liebsten hätte ich mein Navigationsgerät geschlagen. Ich hatte zwar einen kürzeren Weg zurückgelegt, aber dafür gut doppelt so lange gebraucht. »Beim nächsten Mal lieber der Kreisverkehr«, schwor ich mir.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Leider ist es auch in diesem Blog nötig geworden, Kommentare vorher zu »filtern« und sie erst danach freizuschalten. Ich bedauere das sehr, möchte diese »Sicherungsfunktion« aber beibehalten. Dieser Blog soll keinen Menschen für Beleidigungen und anderes zur Verfügung stehen, die im Zweifelsfall tagelang online sein könnten.
Bitte habt dafür Verständnis - und nötigenfalls auch mal 24 Stunden oder länger Geduld.