02 März 2019

Wieder einmal Jingo

In den späten 80er-Jahren, als die Hardcore-Welt noch in Ordnung war und unsereins sich selbst zu einer kleinen, verschworenen Gemeinschaft gehörte, zählten auch Jingo de Lunch aus Berlin zu den Helden – nicht zuletzt durch die beeindruckende Stimme und Live-Präsenz der Sängerin. Ich sah die Band in dieser Phase einmal und war begeistert; beim zweiten Mal war das in den 90er-Jahren, und da wandelte die Band bereits auf metallischen Pfaden.

In den Nuller-Jahren veröffentlichte Rookie Records eine CD mit dem schönen Titel »The Independent Years«, was sich schon mal wie ein klares Statement anhört. Die Platte präsentiert 21 Stücke aus den Jahren 1987 bis 1989, die noch mal zeigen, warum Leuten wie mir damals die Band so gut gefiel.

Die Stücke haben stets eine metallische Kante, was sich vor allem an der Gitarre zeigt. Sie bleiben aber stets melodisch und klingen vor allem sehr eigenständig, nicht nur wegen der Stimme, die für damalige Verhältnisse einfach sensationell klang.

Seien wir ehrlich: Heute hätte so ein Sound wahrscheinlich gar keine Chance mehr, weil er nicht in eine Szene-Schublade passt. Ich würde womöglich wegen der Metal-Anteile abwinken und sagen, dass mir das nicht gefalle. Den »echten« Metal-Fans dürfte es zu schrubbig sein, wer Punkrock mag, wird mit der Musik auch wenig anfangen können, und für »Indie«-Fans ist das alles eh zu uncool.

Heute würde sich Jingo de Lunch mit diesen Stücken zwischen alle Stühle setzen. Wahrscheinlich tat die Band das damals ebenfalls, weshalb sie ja auch nur der »harten Szene« gefiel. Die CD ist eine schöne Erinnerung daran. Und ganz klar: Wer die Band bislang nicht kannte oder nur ihre Metal-Phase in den 90er Jahren im Kopf hat, sollte mal nach dieser Platte Ausschau halten.

1 Kommentar:

  1. Hoi, Klaus.
    Jingo de Lunch sind einfach wow!
    Wegen der Schubladen habe ich mir noch nie eingrenzende Gedanken gemacht. Gute Musik ist gute Musik - egal wer sie wie macht. :-)
    bonté

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