(Um es vorwegzunehmen: Ich weiß nicht, warum diese Rezension hier so spät erscheint. Der Comic, um den es geht, wurde bereits 2016 veröffentlicht. Man kann ihn aber immer noch kaufen, und ich möchte ihn zumindest kurz empfehlen.)
In den 70er-Jahre setzte die deutschsprachige Science-Fiction-Serie »Mark Brandis« echte Maßstäbe. Die Geschichten spielten nicht – wie etwa bei PERRY RHODAN – in den Tiefen der Milchstraße, sondern zwischen den Welten und Monden des Sonnensystems; Außerirdische tauchten nicht auf, und an überlichtschnelle Raumfahrt dachte niemand. Verfasst wurden die Romane von Nikolai von Michalewski, sie faszinierten damals zahlreiche Jugendliche.
Mittlerweile gibt es die Serie in neuer Form: Als Paperback liegt sie beim Mohlberg-Verlag vor, die Hörspiele erscheinen bei Universal und sind eine zeitgemäße Umsetzung des Klassikers. Seit Ende 2016 existiert eine Comic-Umsetzung. Es gibt bereits mehrere Bände, ich las bisher nur den ersten Band.
Die Texte orientieren sich am ersten Roman, der den Titel »Bordbuch Delta VII« trägt, und setzen diesen ziemlich genau um. (Wer also die Original-Geschichte kennt, wird keine Überraschungen erleben.) In einer nahen Zukunft hat sich die Menschheit ins All ausgebreitet; es gibt Kolonien auf dem Mond, dem Mars und der Venus. Während sich auf der Erde die Machtblöcke kritisch gegenüberstehen, stoßen abenteuerlustige Raumfahrer wie Mark Brandis immer tiefer ins All vor.
Es kommt zu einem Putsch auf der Erde, Brandis schließt sich dem Widerstand gegen die Militärmachthaber an. Demokratische Raumfahrer kämpfen also gegen faschistische Usurpatoren – so lässt sich die Handlung der frühen »Mark Brandis«-Serie zusammenfassen. Das war spannend, das ist immer noch spannend, und das transportiert der Comic in gelungener Weise.
Michael Vogt versteht sein Handwerk; er hat die klassische Science-Fiction-Geschichte sehr gut in die heutige Zeit transportiert. Künstlerisch finde ich ihn nicht immer überzeugend: Seine Darstellungen von Raumschiffen und futuristischen Gebäuden sind großartig. Bei Personen hat er seine Schwierigkeiten, vor allem die Gesichter sind nicht gerade optimal. Aber darüber kann ich angesichts der gelungenen Story locker hinwegsehen.
Der erste Teil des »Mark Brandis«-Comics ist gut gelungen, mit Luft nach oben. Weitere Teile sind bereits erschienen, diese muss ich mir wohl dringend besorgen. Wer Comics und Science Fiction mag, sollte hier auf jeden Fall mal einen Blick reinwerfen!
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