Das Fanzine »Anabis« war zu Beginn der 60er-Jahre die einflussreichste Fan-Publikation Deutschlands; zumindest würde ich das heute so sehen. In regelmäßigen Abständen publizierten die Redakteure des Heftes auch Sonderdrucke, die besondere Inhalte präsentierten.
Besonders interessant ist der »Anabis Sonderdruck 4«, der im Dezember 1963 erschien, als eine spezielle Ausgabe zu Weihnachten also. Das Fanzine enthielt keine Artikel, keinen fannischen Kleinkram, keine Leserbriefe – sondern es veröffentlichte vier Kurzgeschichten auf seinen 22 Seiten, die im Umdruck-Verfahren hergestellt wurden.
Als wichtigste Geschichte wurde einer der besten Texte des amerikanischen Schriftstellers Robert A. Heinlein präsentiert. »Die grünen Hügel der Erde« besteht aus trockenen Dialogen und hymnischen Gedichten, aus einer Raumfahrer-Geschichte, die sich fast wie ein Western liest. Übersetzt wurde sie von Rolf C. Gindorf, der leider schon verstorben ist und zu jener Zeit zu den aktivsten Fans der deutschsprachigen Szene gehörte.
Sehr kurz und knapp sind die Geschichten der amerikanischen Autoren Richard Sternbach und Mack Reynolds. Beide Autoren sind heute so gut wie vergessen; für die damalige Zeit waren die Texte in ihrer Kürze auch fast unnormal.
Mit Henry Kuttner und C. L. Moore hatte der »Anabis Sonderdruck 4« allerdings noch ein prominentes Autorenpaar an Bord. Die beiden schlossen damit einen ungewöhnlichen Reigen an Texten ab.
1963 dürfte eine solche Sammlung beeindruckend gewesen sein; Science Fiction wurde vor allem in Form von Heftromanen veröffentlicht. Ob die Rechte für die Geschichten eingeholt wurden oder es sich bei dem Fanzine um eine Sammlung von Raubdrucken handelt, lässt sich heute kaum noch nachvollziehen – Geld wurde damit auf jeden Fall nicht verdient …
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