Eine Pension in einem kleinen Dorf in der Champagne, auf halbem Weg zwischen Karlsruhe und dem Endpunkt der Reise gelegen: Meine Erwartungen waren nicht so hoch, ich wollte vor allem gut schlafen, und – wenn man schon mal in der Gegend ist – einen besonderen Ort kennenlernen. Das wurde im »Bonheur à la Campagne« sehr klar und sehr treffsicher erreicht.
Wir hatten uns im Internet informiert, bevor wir das Zimmer gebucht hatten. Wir wussten also, dass uns eine Anlage erwarten würde, die es so kein zweites Mal gab. Als wir den kleinen Ort Lesmont erreichten, nicht weit entfernt von der schönen Stadt Troyes gelegen, waren die Internet-Bilder aber bereits wieder aus meiner Gedankenwelt verschwunden.
Fast wären wir an dem Tor vorbeigefahren. Gerade noch rechtzeitig bogen wir ab, verließen die Landstraße, die in einem weiten Bogen durch das Dorf führte, und standen dann in einem Hof zwischen Wohngebäuden, die alle recht alt wirkten. Zwischen zwei parkenden Autos stellten wir unseren Wagen ab, die Sonne schien, und es roch überall nach Pflanzen und Blüten.
Die Besitzerin der Pension – sie hatte in ihrem Anbau drei Zimmer zu vermieten – hieß Evelyn, erwies sich als unfassbar freundlich und überschüttete uns mit einem Schwall in französischer Sprache. Da mein Französisch leider schlecht ist und ihr Englisch kaum existierte, brauchten wir einige Zeit, bis wir uns »eingegroovt« hatten. Dann konnten wir gut kommunizieren.
Sie zeigte uns die Anlage. Es gab einen wunderbaren Garten, in dem man auf Stühlchen und unter Büschen sitzen konnte; alles wunderbar angelegt. Sowohl im Garten als auch in dem Gastgebäude waren überall Dekorationsgegenstände angebracht.
Blumen, Statuen, Bilder – ein Sammelsurium an unterschiedlichsten Dingen empfing uns. Man kam sich vor wie in einem Museum, das einen verwirrenden Charakter hatte und sicher den einen oder anderen Schatz beherbergte.
Wir erhielten ein Zimmer, das vor allem durch den überladenen Prunk beeindruckte. Große Bilder, Statuen, Leuchter, ein altmodisches Sofa und ein unfassbares Himmelbett: Man kann nicht sagen, dass ich begeistert war, aber ich guckte völlig verblüfft. Alles war sauber, wenngleich der Geruch ein wenig muffig war, wie in einem Museum eben, das von haufenweise Zeugs angefüllt ist.
Das Frühstück war auch ein Erlebnis. Wir saßen in einem hellen Raum, überladen mit allerlei Krimskrams, bekamen Brioche und Marmelade, helle Brötchen und Honig, leckeren Kaffee und Obst. Evelyn sah aus, als ob sie uns am liebsten gestopft hätte.
Als wir aus dem Hof fuhren, hatten wir fast das Gefühl, eine Freundin zurückzulassen. Mir war alles ein wenig »too much«, aber ich war gleichzeitig unglaublich fasziniert.
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