Ich gestehe, dass ich von »25 km/h« nicht viel erwartet hatte. Wir hatten Lust auf einen Kinoabend und hatten uns spontan für eine deutsche Komödie entschieden. Dass so etwas schiefgehen kann, wussten wir. Aber um es gleich im Voraus zu verraten: »25 km/h« ist ein sehr witziger Film, aber weit davon entfernt, eine völlig flache Geschichte zu erzählen. Es ist ein Film, der zudem schöne Blicke auf das Deutschland des Jahres 2018 wirft.
Hauptdarsteller sind Lars Eidinger, der einen durchgeknallten Angestellten aus dem höheren Management spielt, und Bjarne Mädel, der als dörflich lebender Schreiner arbeitet. Die beiden sind Brüder, haben sich jahrzehntelang nicht mehr gesehen und kommen erst wieder bei der Beerdigung ihres Vaters zusammen. Danach geht erst einmal einiges schief, bis die beiden im Suff beschließen, mit zwei uralten Mofas quer durch die Republik zu fahren.
Das machen sie mit einer einzigen Garnitur Klamotten, vielen Pannen und allerlei skurrilen Abenteuern. Man darf über die ernsthafte Logik des Filmes nicht zu lang nachdenken, sondern sollte sich an der gelungenen Abfolge aus Slapstick und ernsthaften Dialogen erfreuen. Die beiden Brüder zanken sich, sie brüllen sich an, und sie erfahren dabei mehr über sich und ihr Leben, als sie sich vorher vorstellen konnten.
Das ist richtig gut gemacht, ich war völlig baff. Die Idee ist nicht schreiend neu, aber das machen sowohl die Hauptdarsteller, als auch die vielen prominenten Nebendarsteller ziemlich klasse. Ich fühlte mich großartig unterhalten, ich lachte viel, und ich hatte hinterher nicht das Gefühl – wie bei manchem »Blockbuster« –, mein Geld für Fastfood aus dem Fenster gepfeffert zu haben.
Die wichtigste Hauptperson scheint mir übrigens Deutschland zu sein: Man sieht den Schwarzwald von einer Seite, die mir als gebürtigem Schwarzwälder sehr gut gefällt. Eine Avia-Tankstelle, die handlungsrelevant ist, kenne ich noch aus meiner Jugendzeit; da stand ich auch schon beim Trampen. Die Kleinstadt, in der alles anfängt, liegt zwischen der Stadt, in der ich arbeite, und der, in der ich großgeworden bin. Und so weiter …
Gezeigt werden verschiedene Ecken des Landes, der Rhein, ein schöner See, ein Atomkraftwerk, Berlin-Kreuzberg, ein Hippie-Festival in der Nähe von Paderborn, wunderschöne Weinberge – es müsste das Rebland hinter Baden-Baden sein, ich würde sagen, direkt hinter Neuweier – und immer wieder allerlei Menschen aus allen möglichen Schichten. (Okay, man könnte einwenden, dass der Film wenig Diversität zeigt; dunkelhäutige Menschen kommen praktisch keine vor. Aber das kann man angesichts einer Geschichte, die zwei Männer in ihre Jugend in den frühen 80er-Jahren zurückführt, sicher gut aushalten.)
Alles in allem: ein Film, der prächtig unterhält und eine rasante Geschichte erzählt.
Ich war am Wochenende in »Bohemian Rapsody«. Genialer Streifen! Tolle Darsteller und grandiose Musik.
AntwortenLöschenhttps://www.christina-hacker.de/2018/11/koenigin-des-rock-im-kino/