Was einen immer wieder wundert, wenn man sich mit Comics im deutschsprachigen Raum beschäftigt, ist die Tatsache, dass dieses Medium hierzulande nie so richtig erfolgreich war. Bis in die 70er-Jahre hinein galten Comics als etwas, mit dem sich Kinder beschäftigten oder eben sehr schlichte Leute. In den späten 70er-Jahren änderte sich das langsam, wie man heute gut nachvollziehen kann.
Ein Heft namens »Quark« war ein früher Versuch, hierzulande französische Comic-Kultur bekannt zu machen. Die erste Ausgabe erschien unter dem Untertitel »Bildstreifen für Erwachsene« bereits im Jahr 1977, veröffentlicht von einem in Paris ansässigen Verlag, in Frankreich gedruckt und von Hamburg aus vertrieben. Das Heft umfasste 36 Seiten im Schwarz-Weiß-Druck, und es war mit 2,50 Mark für die damalige Zeit ganz schön teuer.
Wenn ich das Heft heute durchblättere, ist mir schleierhaft, nach welchem Konzept es zusammengestellt wurde. Der erste Comic mit dem schöänen Titel »Wachtraum« fällt vor allem durch die Zeichnungen von Voss positiv auf, erzählt ansonsten aber eine krude Fantasy-Geschichte. Später wurden solche Geschichten im »Schwermetall« veröffentlicht.
»Sonniger Morgen« ist eine typische Geschichte von Gotlib – sie wurde später mehrfach nachgedruckt –, in der Gotlib in seiner bekannten Art die bürgerliche Welt verhöhnt; später erschienen solche Storys in »Pilot«. Ebenfalls von Gotlib stammen zwei Seiten mit »Witzbold«-Comics, die hierzulande später als eigene Publikation veröffentlicht wurden.
Und dann gibt es noch die Geschichte ohne Titel, bei der mir nicht klar ist, wer sie gezeichnet und erzählt hat – keinerlei Angaben sind dazu veröffentlicht worden. Es gibt sowieso kein vernünftiges Impressum in diesem Heft, weder ein Inhaltsverzeichnis noch ein Vorwort. Die Geschichte lässt sich am besten als »SM-Porno« zusammenfassen: leicht bekleidete Frauen mit kurvenreichen Körpern, die mit allerlei Schnüren gefesselt, ausgepeitscht und sonstwie gequält werden (ohne Blut, dafür mit extrem klar gezeichneten Körperformen).
»Quark 1« glänzte mit einer seltenen und seltsamen Mixtur aus Witz, Porno und Fantasy. Das galt im Jahr 1977 wahrscheinlich pauschal als »Erwachsenen-Comic« und wurde in ein Heft gepackt. Wer es las, fühlte sich womöglich sogar als Anhänger einer Gegen- oder Alternativkultur. Schaue ich mir das heute an, fühlte es sich an, als müsste ich mich dauernd für das Durchblättern schämen …
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