Ich weiß nicht, was so viele Leute neuerdings gegen Jens Spahn haben. Er hat sich ein wenig großkotzig zum Thema »Hartz IV« geäußert. Aber damit tut er doch das, was im Prinzip in seinem Karriereplan verzeichnet ist; er verhält sich also regelkonform.
Der Mann will doch Bundeskanzler werden, er hat – so denkt er – eine große Karriere vor sich. Er ist jung, da kann noch viel kommen. Außer einer kurzfristigen Tätigkeit als Bankkaufmann hat er sein Leben als Politiker verbracht – da kann Minister nur ein Zwischenjob sein.
Also was macht man? Man sorgt dafür, dass einen die Leute kennen. Das schafft man, in dem man Themen erzeugt oder hochkocht, die vielen auffallen. Die hohe Zahl an »Harzern« fällt schließlich jedem auf. Den einen ist es ein Zeichen dafür, dass in der Gesellschaft die Ungleichheit gewachsen ist, den anderen ein Zeichen für den kulturellen Niedergang oder sonstwas.
Wer wie Jens Spahn nach unten tritt und mit den Fingern auf die »Hartzer« zeigt, weiß doch letztlich, dass ihm nichts passieren kann. Viele Leute aus der Unterschicht wählen nicht, das ist bekannt. Wenn er nach unten tritt, zeigt er einem gewissen Teil der Wählerschaft aber, wie wichtig ihm der soziale Stand ist – und das wird viele Leute begeistern.
Auch wenn es kaum noch jemand öffentlich sagen dürfte: Vor allem im Bereich des bürgerlichen Mittelstandes ist eine herablassende Haltung gegenüber armen Leuten üblich. Ein alter Mann, der in Mülleimern wühlt, eine alte Frau, die nach Pfandflaschen sucht, Bettler in der Innenstadt, alleinerziehende Mütter, die kaum über die Runden kommen – das sind keine Menschen, die vielleicht Hilfe benötigen, sondern in mancherlei Augen eben Leute, die es vielleicht »selbst verdient« haben.
»Die sollen sich nicht so anstellen, ich muss auch schauen, wo ich mein Geld herbekomme«, dürfte kein seltener Spruch sein. Wer so denkt, ist keine radikale Minderheit, sondern wählt die Parteien, die im Bundestag zu finden sind. Und ist damit ein potenzielles Stimmvieh für Jens Spahn.
Warum also regen sich die Leute über Jens Spahn auf? Der Mann tut doch nur das, was viele Politiker tun. Und damit wird er erfolgreich sein, fürchte ich.
Hoi, Klaus.
AntwortenLöschenMan/frau könnte auch resümieren, dass "Karrierepläne", die auf solcherart Heischereien gründen, reich an Schäbikeiten sind.
Was einen "kulturellen Niedergang" nun weitaus eher darstellt.
Und wie ist doch gleich die Grundeinstellung des abendländischen Christentums der Armut gegenüber!? Oder läuft dies für manche eher unter sonntäglichen Pflichtschuldigkeiten?!
Apropos...
Das große "C" steht nocheinmal für w a s genau im Namen der Partei des obigen Karrieristen?
Was Wunder, dass der Engel Aloisius weiter im Hofbräuhaus in Deckung bleibt...
bonté