Warum sollte das im Comic nicht auch gut funktionieren: Die Jagd nach dem Heiligen Gral fasziniert die Leser von Verschwörungs-Thrillern à la Dan Brown, sie hat im Kino für große Erfolge gesorgt. Dazu kommt das Judas-Geheimnis, es gibt halbwegs bekannte Schauplätze wie den Irak oder den Vatikanstaat, und es treten diverse religiöse Orden auf – fertig ist ein Gebräu, das bei entsprechender Dosierung einfach funktionieren muss. Und es funktioniert selbstverständlich auch im Comic ...
Bereits sechs Bände sind von der Comic-Serie »Cross Fire« erschienen; Grund genug, zumindest mal einen Blick darauf zu werfen. Hauptfiguren sind ein junger Killer der Mafia sowie eine junge, sehr attraktive Frau, die als Geheimagentin für einen Kardinal arbeitet. Beide müssen zusammen arbeiten, beide kümmern sich künftig um Geheimnisse der Kirche, die teilweise seit 2000 Jahren bestehen und die eifersüchtig gehütet werden.
Dabei wird viel geballert und gebombt, ständig herrscht Action. Als ernsthafter Krimi funktioniert das Ganze ebensowenig wie als ernsthafte Science Fiction. Das war sicher auch nicht die Absicht des Kreativduos Jean-Luc Sala als Autor und Pierre-Mony Chan und Zeichner. Die beiden wollten offenbar vor allem eine rasante Geschichte erzählen, die bewusst mit Elementen von Dan Brown spielt, aber die Verwandtschaft mit Indiana Jones und Lara Croft nicht verneinen kann.
Die Frauen in diesem Comic sind alle extrem langbeinig, großbrüstig und schmalhüftig; dazu kommen riesengroße Augen. Vor allem hier zeigt sich deutlich der Manga-Einfluss, ebenso bei den Speedlines, die alle Action-Szenen mit übertriebener Dynamik illustrieren. Wer damit ein Problem hat – und das wäre durchaus nachvollziehbar –, muss die Finger von »Cross Fire« lassen.
Wer auf Verschwörungstheorien steht, rein fiktional natürlich, sollte einen Blick wagen. Auf der Internet-Seite des Splitter-Verlages stehen ja haufenweise Leseproben zur Verfügung; das gibt einen guten Einblick. Und wer Lust darauf hat, eine schnell erzählte Comic-Geschichte kennenzulernen, die sich schon sehr stark von den klassischen frankobelgischen Geschichten unterscheidet, sollte auf jeden Fall einen Blick riskieren.
Ich finde »Cross Fire« cool – ein Comic, der aktuell und modern ist, ohne sich zu sehr an den Zeitgeschmack anzubiedern.
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