30 Januar 2018

Schon klassische Western-Kurzgeschichten

Ohne Zweifel zählt Louis L'Amour zu den Autoren des Western-Genres, die zumindest in den Vereinigten Staaten ernstgenommen werden. Auf irgendeinem Science-Fiction-WorldCon sah ich mit staunenden Blicken die schöne Hardcover-Ausgabe, die seine Romane präsentiert. Im deutschsprachigen Raum wurde der Autor in verschiedenen Taschenbuchreihen publiziert, und heute dürfte er außerhalb der »harten« Fan-Szene vergessen sein.

Ich fand in einer Kiste das Taschenbuch »Der falsche Killer«, das 1983 im Heyne-Verlag veröffentlicht worden war. Es enthält neun Kurzgeschichten, die allesamt die bekannten Western-Elemente servieren: einsame Männer, die sich gegen eine Übermacht stellen, Pioniere an der Grenze, Frauen mit Mut im Herzen und einer Schusswaffe in der Hand.

Leider fehlt jeglicher Hinweis darauf, wann die Geschichten ursprünglich veröffentlicht worden sind. Aber das interessierte damals die Leser kaum; ich fände es heute spannend. Aber wahrscheinlich muss ich noch lange auf eine vernünftige Ausgabe der L'Amour-Werke warten. Die Geschichten sind trotzdem alle klasse.

Gleich die Titelgeschichte wartet mit einem Inhalt auf, der hart an der Grenze zur Western-Ironie steht: Ein Schauspieler verkleidet sich als bekannter Revolverheld – damit beeinflusst er ein Duell, bei dem ansonsten ein eher harmloser Mann keine Chance gehabt hätte ... Der Autor nimmt die aus zahlreichen Filmen bekannten Duelle hier als Grundlage für eine Geschichte über Schauspielerei und Mut; schön!

»Die Geisterstadt« ist im Prinzip ein Western-Roman, der auf wenigen Seiten gerafft wird, eine Geschichte über eine Goldgräbersiedlung, um Banditen und einen Mann, der sich gegen sie auf die Straße stellt. Der Text ist schlicht erzählt und kommt ohne Firlefanz aus, wirkt dabei erstaunlicherweise sogar glaubhaft.

Klar – auch dieser Autor variiert nur die bekannten Western-Klischees. Aber wie er das macht, das beeindruckte. Seine Beschreibungen sind klar und ufern nie aus, die Dialoge bleiben oftmals trocken, die Action hält sich im Rahmen. Das ist nicht effekthascherisch, sondern eine Text-Ökonomie, die ich bewundere. Toll!

Eigentlich hatte ich nicht vor, »Der falsche Killer« ins Bücherregal zu stellen, sondern es gleich weiter zu verschenken. Aber jetzt bewahre ich die Sammlung von Kurzgeschichten und Erzählungen doch auf – ich denke, daraus kann ich künftig die eine oder andere Lehre ziehen.

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