Samstag, 17 Uhr, mitten in Karlsruhe – es ist keine günstige Zeit, um sich mit dem Fahrrad durch den Verkehr zu bewegen. Gestresste Autofahrer und unaufmerksame Fußgänger erfordern sehr viele schnelle Reaktionen. Ich bin ein wenig außer Atem, als ich die Fußgängerzone erreiche und mit dem Rad die Kaiserstraße überqueren möchte.
Ein Inferno von Weihnachtskitsch umfängt mich. Die Dekoration glitzert über der Einkaufsstraße, die Straßenbahnen sind voll besetzt, unzählige Menschen drängen sich zwischen den Häuserfronten hindurch. Der Geruch von Bratwurst zieht vom Weihnachtsmarkt her in meine Richtung, und überall dudelt Weihnachtsmusik aller Art. Ich verziehe das Gesicht und will nur weiter, so schnell es geht.
Doch dann dringt ein Geräusch an meine Ohren, das ich unter anderen Umständen sicher nicht als toll oder angenehm empfunden hätte. Ich höre die Musik eines Akkordeons, dazu singt jemand. Als ich genauer lausche, erkenne ich, dass es zwei Männer sind, die hier singen.
Vorsichtig fahre ich über die Straße, zwänge mich mit dem Rad zwischen den Menschenmassen hindurch. An einer Straßenecke stehen sie: zwei Männer mit dunklen Haaren, die in einer Sprache singen, die ich nicht verstehe, die aber irgendwie slawisch klingt; sie spielen Akkordeon, und es sind keine Weihnachtslieder. Im weitesten Sinne ist es irgendein Balkan-Sound, den sie fabrizieren, und normalerweise mag ich das gar nicht.
Weil so viel Verkehr ist, muss ich stehenbleiben, bevor ich weiterfahren kann. Als ich wieder auf dem Rad sitze und in Richtung Stephanskirche rolle, spüre ich, dass ich ein Lächeln auf den Lippen habe.
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