Aus der Serie »Ein Bild und seine Geschichte«
Im Frühsommer 1988 wurde ich auf eine Weise, die ich irgendwann noch erzählen muss, zum Redakteur des Anzeigenblattes mit dem schönen Titel »Anzeiger Freudenstadt«. Mein Chef hatte vor, eine »richtige Redaktion« einzurichten. Dass man dafür einen jungen Mann verpflichtete, der gerade mal 24 Jahre alt geworden war, hatte sicher einen wichtigen Doppel-Grund: Ich war »billig« zu haben, und man kannte mich.
Und so bezog ich mein Büro in einem Wohnhaus in Freudenstadt. Ich hatte einen ganz gewöhnlichen Küchentisch und einen billigen Schreibtischstuhl; darauf stellte ich meine elektrische Schreibmaschine und legte los. In einem Schrank baute ich mir ein Archiv auf, in dem ich alle möglichen Dinge zum Landkreis Freudenstadt, zu diversen Autohäusern und anderen Themen ablegte.
Jede Woche erschien eine Zeitung, jede Woche hatte ich zwischen zwei und sechs Seiten zu füllen, dazu die sogenannten Kollektive. Ich hatte einen Stall von freien Mitarbeitern, die meist aus den Vereinen kamen, aber nicht schreiben konnten. Und so schrieb und redigierte ich von morgens bis abends, stand jeden Dienstag in der Druckerei und machte an den riesigen Leuchttischen mein Layout, um mich dann am Mittwoch über eine fertige Zeitung zu freuen.
Es waren spannende eineinhalb Jahre, die ich nicht missen möchte. Ich lernte viel in dieser Zeit, vor allem lernte ich aber, schnell zu schreiben. Über seltsame Vorschläge aus der Chefetage – das war damals das Nachbarzimmer – lernte ich ebenfalls viel, aber das ist eine andere Geschichte.
Dia dhuit, Klaus.
AntwortenLöschenDas lokale Anzeigenblatt...hält sich erstaunenderweise auch im digitalen Zeiten hartnäckig. Damals oder heute inhaltlich keine berauschende Arbeit, allerdings passend um sich brauchbare Fertigkeiten & Erfahrungen anzueignen.
Im Hintergrund die seltsam wirkende Einrichtung des Büro-Waschbeckens... ;-)
Nicht einmal drei Jahrzehnte her, das Foto.
bonté