17 November 2017

Der Fischer, das Kind und die Bahn

In der Straßenbahn konzentriere ich mich meist auf meine Zeitung und blende die Geräusche um mich aus. An diesem Morgen ist es anders, und ich brauche einige Zeit, um zu verstehen, was eigentlich abgeht.

Links von mir sitzen eine Frau und ein Mädchen, beide haben einen dunklen Teint und sehen aus, als ob sie aus Südostasien kämen. Zuerst haben sie sich in einer Sprache unterhalten, die ich gut ausblenden kamm, weil ich keine einzige Silbe verstehe. Doch jetzt benutzt das Mädchen immer mehr deutsche Wörter.

Da erkenne ich sie. »Fischer Fritz frische Fische« sagt das Kind in einem recht ordentlichen Deutsch. Die Frau sagt etwas in ihrer Sprache, das Kind lacht und wiederholt leise, aber so, dass ich es noch verstehe: »Fischer Fritz frische Fische.«

Einen Augenblick lang zuckt der urdeutsche Instinkt in mir hoch, das Kind zu verbessern, mich zu ihm hinüberzubeugen und ganz ruhig den alten Zungenbrecher »Fischer Fritz fischt frische Fische« herunterzurappen. Aber ich lasse es. Nicht nur deshalb, weil ich nicht als Besserwisser dastehen möchte, sondern auch deshalb, weil ich mich garantiert versprechen würde. Und blamieren will ich mich nun mal nicht.

Ich stecke den Kopf wieder in meine Zeitung und lese Artikel über das aktuelle Weltgeschehen mit all seinem Wahnwitz. Und rechts von mir übt das Kind weiter, »Fischer Fritz frische Fische«, immer wieder unterbrochen von leisen Bemerkungen der Frau.

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