Es gibt Dinge, die muss ein Mann einfach tun, dachte ich, als ich an der Gracht anhielt. Ich brauche ein Mantra, es musste etwas mit dieser Stadt zu tun haben, und es muss sich ebenso reimen. Ich war in Amsterdam, es war ein frischer Abend im Herbst.
Hausboote reihten sich aneinander, Touristen standen in Trauben herum und fotografierten, kreischende Möwen flogen im Pulk über das Wasser hinweg. Der fiese Wind, der von der Nordsee hereingeblasen wurde, pfiff zwischen den Häusern hindurch, wirbelte Blätter auf und schuf kleine Wellen auf der Gracht.
»Fällt Frau Antje in die Gracht, treibt ein Käse durch die Nacht«, murmelte ich vor mich hin. Es war mein Mantra in dieser Nacht.
Mit diesem Satz auf den Lippen ließ ich mich durch die Straßen der Stadt treiben. Ich roch den Dampf, der aus allerlei Bars ins Freie drang, und wurde schon vom Einatmen ein wenig bekifft. Ich fühlte mich wie ein Tagträumer, ich hatte Frau Antje im Sinn, und ich fühlte mich nicht fremder als in einer durchschnittlichen Stadt in Norddeutschland.
Ich spazierte um Fahrräder herum, die an den unmöglichsten Stellen standen; irritiert betrachtete ich Frauen, die sich in Schaufenstern feilboten; ich trank ein Bier im Stehen und einen Kaffee im Sitzen; ich lauschte dem Stimmengewirr um mich herum. Und ich hatte immer mein Mantra im Kopf: »Fällt Frau Antje in die Gracht, treibt ein Käse durch die Nacht.«
Es war der Moment, in dem ich erkannte, dass Amsterdam und ich die dicksten Käsefreunde aller Zeiten werden würden ...
Sehr schön! (Breites Grinsen)
AntwortenLöschenDu solltest diese Kürzestgeschichten in einem Buch veröffentlichen. An die schwindende Aufmerksamkeitsspanne der Leser angepasst.