12 Juli 2016

Europäische Momente in den 90er-Jahren

Unlängst startete via Twitter eine schöne Intiative. Unter dem Titel »Mein europäischer Moment« sollten einzelne Menschen über Dinge schreiben, die sie positiv mit Europa verbinden. Da fiel mir einiges ein, allerdings noch viel mehr, was ich nicht in 140 Zeichen packen kann.

Deshalb gibt's heute einen kurzen Text dazu, was mir Europa zweimal in den 90er-Jahren bedeutete. Das Schöne dabei: Der Text umfasst die beiden Seiten meines Lebens – einmal geht's um Science Fiction, einmal um Punkrock.

Ich werde nie den FreuCon '92 vergessen. Durch einen »Wink des Schicksals« und vor allem den kurz davor ausgebrochenen Krieg in Jugoslawien wurde Freudenstadt zum Schauplatz eines sogenannten EuroCons. Der Europäische Science-Fiction-Kongress wurde also im Frühjahr 1992 im beschaulichen Schwarzwald veranstaltet – die Einheimischen bekamen davon so gut wie nichts mit.

Wir hatten auf einmal rund 800 Leute aus zwanzig verschiedenen Ländern in Freudenstadt. Ungarn und Rumänen unterhielten sich auf Russisch, Briten kommunizierten nachts via Fax mit Weißrussen, Ukrainer, Polen, Spanier, Italiener und Niederländer waren da, Rumänen kamen mit einem Reisebus ... es war ein unglaublich positives Europa.

Ganz im Gegensatz dazu standen die Chaostage '95 im August 1995 in Hannover. Einige tausend Punks aus Portugal und Polen, aus Großbritannien und den Niederlanden, aus Frankreich und Italien und sonstwoher wollten miteinander feiern.

Dummerweise hatte die Polizei etwas dagegen, und es entwickelten sich heftige Straßenschlachten. Die internationale Punkrock-Szene hielt der Polizei tage- und nächtelang stand, bis sie sich der Übermacht geschlagen geben musste. (Mich würde echt interessieren, was aus den damaligen Punk-Kids geworden ist, fünfzehn Jahre alte Jungs und Mädels, die mit Hass im Herzen und Steinen in der Hand auf die Polizei losgerannt sind.)

Für mich waren es europäische Momente, und ich möchte sie in meiner Erinnerung nicht missen. Wie man neudeutsch zu sagen pflegt: »never ever« ...

1 Kommentar:

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