26 Februar 2016

Ich werde nie Mathematiker

Als Schüler stand ich mit der Mathematik auf Kriegsfuß. Zwar hatte ich als Kind gut rechnen können, als es aber kompliziert wurde, scheiterte ich ständig. Für mich war damit klar: Rechnen kann ich nicht.

Doch Dietmar Dath sah das anders. Vor etwa zehn Jahren schenkte mir der Autor die Taschenbuchausgabe seines Buches »Höhenrausch«. Der Untertitel schreckte mich eigentlich ab: »Die Mathematik des 20. Jahrhunderts in zwanzig Gehirnen« ... das klang hart.

Aber er war anderer Ansicht: Er habe versucht, in zwanzig Geschichten die wichtigen mathematischen Erkenntnisse zu erzählen, sagte er mir. Ich solle es einfach mal versuchen, vielleicht könnte ich meine Abneigung gegenüber der Mathematik überwinden.

Vor zehn Jahren – ich weiß es noch wie heute – begann ich gleich mit der Lektüre des Buches. Nach unserem Treffen in Frankfurt las ich während der Rückfahrt darin. Ich verstand kein Wort ... und legte das Buch zur Seite.

Für den Mallorca-Urlaub hatte ich es mir wieder vorgenommen. Es wäre doch gelacht, so meine Überlegung, wenn ich nicht – genügend Freizeit in petto – es schaffen würde, ein Interesse am Thema zu finden.

Schriftstellerisch fand ich die zwanzig Texte alle interessant. Dath schaffte es, unterschiedlichste Richtungen zu gehen: ein Theaterstück, eine Kurzgeschichte, eine Art Märchen, ein Essay – jeder Mathematiker bekommt eine eigene literarische Form. Das ist richtig klasse und belegt, wie gut Dath schreiben kann.

Nur: Ich kapierte nicht, um was es ging. Zwar las ich die Worte, aber mir wurde nicht klar, wo das mathematische Thema war. Und das ging mir bei jedem der zwanzig Texte so. Ich las ihn an, und ich scheiterte kläglich.

Es hilft wohl alles nichts: Mit der Mathematik werde ich in meinem Alter auch nicht mehr warm. Ich werde wohl weiterhin mit »Lesen und Schreiben« mein Auskommen finden müssen.

1 Kommentar:

  1. Sali, Klaus.
    Ich verstand in den Zehnten schon nicht mehr das Formel- & Zahlenkonvolut vorne an der Tafel; zwar kann ich der Abstraktion in der Kunst inhaltlich folgen, aber der im Wolkenheim der Mathematik in keinster Weise.
    Vermutlich so wie es den Mathe-Liebhabern mit der abstrakten Kunst geht... :-)

    Weswegen ich vermute, daß Mathematiker in einem ähnlich "separierten" Gedankenkosmos wie Juristen arbeiten.

    bonté

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