29 Dezember 2015

Chinesisches Futter

Ich kann kaum von mir behaupten, ein Experte für die chinesische Küche zu sein. Bei meinen Aufenthalten in Singapur und Malaysia, wo es chinesische Minderheiten gibt, habe ich mich zwei-, dreimal durch chinesische Food Courts gefuttert und weiß seitdem, wie vielfältig das Essen in diesem riesigen Land und bei den chinesischen Minderheiten in den Nachbarländern ist. In Deutschland habe ich in den China-Restaurants leider selten eine kulinarische Offenbarung erlebt.

Auch das China-Restaurant, das sich in Laufnähe zu meinem Arbeitsplatz befindet, hat sich bislang nicht gerade als Highlight erwiesen. Da unsere Kantine zwischen den Feiertagen geschlossen hat, beschloss ich an diesem Tag, einen Spaziergang zu unternehmen, um ein wenig zu essen und dabei ein Exposé zu lesen. Ich steuerte »den Chinesen« an.

Weil es schnell und preisgünstig sein sollte, tat ich das, was offensichtlich die meisten Besucher der gastronomischen Einrichtung machten: Ich setzte mich an einen Tisch, bestellte das All-You-Can-Eat-Menü und ein Getränk. Dann begann ich damit, das Exposé zu lesen, das mir die fleißigen Autorenkollegen geschickt hatten, und fühlte mich ganz wohl.

Bis ich zum Büffet ging ... Ich erinnerte mich schlagartig daran, warum ich in dem Gebäude seit über einem Jahr nicht mehr gewesen war: Es gab genau ein vegetarisches Gericht – und das war eine Beilage. Ansonsten fand ich viel Fleisch und Überbackenes, das undefinierbar aussah.

Ich fischte mir ein Mittagessen aus Nudeln mit Gemüse und Beilagen zusammen; es schmeckte nicht besonders gut und war nur halbwarm. Was möglicherweise auch daran gelegen haben könnte, dass meine Laune nicht mehr besonders gut war.

Als ich fertig war, fühlte ich mich zwar gesättigt, aber nicht gerade glücklich. Zumindest nicht vom Essen. Das Exposé mit seinen vielen Ideen hatte mir gefallen, das war cool. Aber ich beschloss, so schnell nicht mehr dieses chinesische Restaurant anzusteuern.

Dass es mir nicht geschmeckt hat, ist übrigens eine Minderheitenmeinung. Während meiner Anwesenheit brodelte der Laden geradezu, und als ich ging, wurde mein Tisch auch gleich von einem älteren Paar belegt. Stammkunde muss ich dort trotzdem nicht werden ...

1 Kommentar:

  1. Latah math, Klaus.
    Ich denke nicht, daß einem bei dem Geschaftsmodel "Fressen bis zum Erbrechen" auch nur irgend etwas kulinarisches auf den Tisch kommen könnte. Dafür ist die Besucherdichte ein vorzeigbarer Indikator für die Geizgeilheit vieler Leute; oder sollte man/frau Raffgier dazu sagen...

    Ein Glück, daß die Lektüre die Würze beibringen konnte. :-)

    bonté

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